Die Anatomie der Gesichtsnerven: Ein umfassender Überblick

Die Anatomie ist die Lehre vom Aufbau eines Organismus. In der Medizin wird zwischen makroskopischer (grober Aufbau von Organen und Geweben) und mikroskopischer Anatomie (Strukturen, die mit Hilfe von Mikroskopen beurteilt werden) unterschieden. Die Nerven des Gesichts spielen eine entscheidende Rolle für sensorische Wahrnehmung, motorische Funktionen und die allgemeine Funktionalität des Kopf- und Halsbereichs. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Einblick in die Anatomie der Gesichtsnerven, ihre Funktionen und klinische Relevanz.

Einführung in die Hirnnerven

Es gibt 12 Paare von Hirnnerven, die vom Gehirn zu verschiedenen Teilen des Kopfes, des Halses und des Rumpfes verlaufen. Die Hirnnerven werden entsprechend ihres Ursprungs im Gehirn von rostral nach kaudal mit römischen Ziffern nummeriert. Einige Hirnnerven sind an speziellen Sinnen wie dem Sehen, Hören und Schmecken beteiligt. Andere wiederum sind wichtig für die Muskelkontrolle des Gesichts. Die Hirnnerven können sensorische, motorische oder auch beide Faserqualitäten gleichzeitig führen.

Die Durchnummerierung der 12 Hirnnerven-Paare entspricht ihrer Anordnung am Gehirn von kranial (schädelwärts) zu kaudal (schwanzwärts, also zu den Füßen hin).

Die Hirnnerven 1, 2 und 8 sind rein sensorische Nerven, leiten also Reize von Sinnesorganen:

  • Der 1. Hirnnerv, Nervus olfactorius (Riechnerv), leitet die von den Sinneszellen der Riechschleimhaut in der Nase aufgenommenen Impulse zum Bulbus olfactorius - dem Riechkolben unterhalb des Frontalhirns. Hier werden die Geruchsinformationen verarbeitet, bewertet und an das Limbische System und den Neocortex (Teil der Großhirnrinde) weitergeleitet.

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  • Das 2. Hirnnerven-Paar, Nervus opticus (Sehnerv), leitet die Signale der Netzhaut weiter zum Gehirn: Bilder, die auf der Netzhaut des Auges entstehen, werden von der Sehbahn weitergeleitet. Hinter der Sehnervenkreuzung (Chiasma opticum) wird die rechte Gesichtshälfte beider Augen in der linken Gehirnhälfte abgebildet und die linke spiegelbildlich in der rechten Gehirnhälfte. Aufgrund der Bildumkehr bei der optischen Abbildung werden durch die nasalen (in Richtung Nase gelegenen) Fasern der Netzhaut die äußeren Bereiche des Gesichtsfelds dargestellt und durch die temporalen (in Richtung Schläfe gelegenen) Fasern die inneren.

  • Das 8. Hirnnerven-Paar, Nervus vestibulocochlearis, ist ein zweiteiliger Nerv: Der sensible Gleichgewichtsnerv, Nervus vestibularis, leitet Sinneserregungen vom Vorhof im Felsenbein zum Gehirn. Der Hörnerv, der Nervus cochlearis, leitet die Erregungen von der Hörschnecke im Innenohr zum Gehirn. AugenmuskelnervenDie Hirnnerven 3, 4 und 6 werden als Augenmuskelnerven bezeichnet:

Die Hirnnerven 3, 4 und 6 werden als Augenmuskelnerven bezeichnet:

  • Das 3. Hirnnerven-Paar, Nervus oculomotorius, versorgt mit seinem oberen Ast den Muskel, der das Oberlid hebt und den Muskel, der den Augapfel nach oben wendet und ihn dabei leicht nach innen zieht. Mit seinem unteren Ast versorgt der Nervus oculomotorius den Muskel, der an der inneren Seite des Auges ansetzt und für die Einwärtsbewegung des Augapfels notwendig ist. Weitere Augenmuskeln, die vom Nervus oculomotorius versorgt werden, sind zuständig für das Senken des Augapfels und den Zug nach innen und für die Drehung des Augapfels nach außen und oben, womit der Blick nach oben gerichtet werden kann.

    Die parasympathischen Fasern des Nervus oculomotorius verlaufen durch die Radix oculomotoria zum Ganglion ciliare, wo sie umgeschaltet werden und dann weiter zum Corpus ciliare, wo sie den Muskel versorgen, der für die Akkommodation (Anpassung des Auges an Nah- oder Fernsicht) verantwortlich ist und den, der die Pupille verengt.

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  • Das 4. Hirnnerven-Paar, Nervus trochlearis, versorgt den Augenmuskel, mit dem die Drehung des Augapfels nach unten innen möglich wird und der Blick nach unten gesenkt werden kann.

  • Das 6. Hirnnerven-Paar, Nervus abducens, versorgt den äußeren geraden Augenmuskel, der den Augapfel von der Mittellinie wegführt.

Die folgende Tabelle bietet eine Übersicht über die Hirnnerven und ihre jeweiligen Qualitäten:

HirnnervBezeichnungQualität
1. HirnnervNervus olfactorius (Riechnerv)sensorisch
2. HirnnervNervus opticus (Sehnerv)sensorisch
3. HirnnervNervus oculomotorius (Augenmuskelnerv)parasympathisch-motorisch
4. HirnnervNervus trochlearis (Augenmuskelnerv)motorisch
5. HirnnervNervus trigeminus (Drillingsnerv, Trigeminus)sensibel-motorisch
6. HirnnervNervus abducens (Augenmuskelnerv)motorisch
7. HirnnervNervus facialis (Gesichtsnerv, Fazialis)sensorisch-parasympathisch-motorisch
8. HirnnervNervus vestibulocochlearis (Hör- und Gleichgewichtsnerv)sensorisch
9. HirnnervNervus glossopharyngeus (Zungen-Rachen-Nerv)sensorisch-parasympathisch-motorisch
10. HirnnervNervus vagus („umherschweifender“ Nerv, Vagus)sensorisch-parasympathisch-motorisch
11. HirnnervNervus accessorius (Hals- oder Beinerv)motorisch
12. HirnnervNervus hypoglossus (Zungennerv)motorisch

Nervenstruktur und Funktion

Nerven sind parallel verlaufende Nervenfasern, die von Bindegewebe umhüllt werden und elektrochemische Impulse an periphere Organe, Muskeln und das zentrale Nervensystem leiten können. Eine Nervenzelle besteht grundsätzlich aus dem Soma (Zellkörper, Zellkern mit Dendriten), dem Axon und den Synapsen (Axonterminale). Eine einzelne Nervenfaser wird durch das "Endoneurium" umfasst. Mehrere Nervenfasern sind vom "Perineurium" umgrenzt und bilden zusammen ein Nervenfaszikel. Nervenfaszikel werden wiederum vom "Epineurium" zur anatomischen Struktur eines peripheren Nervs zusammengefasst.

Um eine Information von einer Zelle zur nächsten zu leiten, muss der sog. "synaptische Spalt" überbrückt werden. Dieser stellt einen ca. 20 bis 30 nm breiten Zwischenraum zwischen zwei Zellen dar. Der synaptische Spalt bildet gemeinsam mit dem Axon-Endknöpfchen der Senderzelle und dem Dendriten der Empfängerzelle die Synapse.

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Im Axon-Endknöpfchen befinden sich kleine Bläschen (Vesikel), die im Falle von chemischen Synapsen Botenstoffe, wie z. B. die Neurotransmitter Adrenalin und Dopamin enthalten. Gelangt ein elektrischer Impuls zum Endknöpfchen, so verschmelzen die Vesikel mit der präsynaptischen, d. h. vor dem synaptischen Spalt liegenden, Zellmembran und die Botenstoffe werden in den synaptischen Spalt ausgeschüttet. Der elektrische Impuls wird dadurch zunächst in ein chemisches Signal umgewandelt.

An der Zellmembran der Empfängerzelle, also der postsynaptischen Membran, befinden sich Andockstellen (Rezeptormoleküle) für die Botenstoffe. Bindet ein Transmitter an ein Rezeptormolekül, wird in der Empfängerzelle wieder ein elektrisches Signal ausgelöst, das sich entlang der Zelle fortpflanzen kann. So werden Nervenimpulse von Zelle zu Zelle fortgeleitet. Es werden Austauschgeschwindigkeiten von 1 bis zu 100 m/s erreicht. Dabei ist die Nervenleitgeschwindigkeit u. a. davon abhängig, ob der Nerv von einer fettreichen Biomembran (Myelinscheide) umgeben ist.

Es werden multipolare (für sensorische und motorische Aufgaben), unipolare (nur sensorische Wahrnehmung), bipolare (Aufnahme und Weiterleiten der Signale von Stäbchen und Zäpfchen in der Hornhaut des Auges) und pseudounipolare (mit nur einem Fortsatz aus dem Soma) Nervenzellen unterschieden. Ferner werden afferente (leiten Signale von sensorischen Zellen zum zentralen Nervensystem) und efferente (leiten Signale vom zentralen Nervensystem an Muskeln und Drüsen) Neurone differenziert. Außerdem lassen sich zentrale (ZNS) von peripheren Anteilen (PNS) des Nervensystems abgrenzen. Das Hirnnervensystem ist dabei eine Sonderform des PNS. Das PNS wiederrum ist in somatische (willkürliche) und autonome (vegetative) Bereiche zu untergliedern.

Die Hauptnerven des Gesichts

Die Innervation des Gesichts erfolgt hauptsächlich durch den Nervus trigeminus (V) und den Nervus facialis (VII). Der Nervus trigeminus ist für die sensible Innervation der Gesichtshaut verantwortlich, während der Nervus facialis die mimische Muskulatur steuert.

Nervus trigeminus (V)

Der Nervus trigeminus (V), auch Drillingsnerv genannt, ist ein gemischter Nerv mit sowohl sensiblen als auch motorischen Anteilen. Er ist der größte der Hirnnerven und teilt sich in drei Hauptäste auf:

  • Nervus ophthalmicus (V1): Versorgt die Stirn, die Kopfhaut, das obere Augenlid, die Nase und die vordere Kopfhaut sensibel. Rami palpebrales aus dem N. lacrimalis (N. ophthalmicus) innervieren die Haut am lateralen Augenwinkel und am angrenzenden Teil des Oberlides. Der mittlere Teil des Oberlides wird vom Ramus lateralis und medialis des N. supraorbitalis innerviert. Die Haut im Bereich des medialen Teils des Oberlides und des medialen Augenwinkels wird von den Nn. supra und infratrochleares versorgt, die ebenfalls aus dem Innervationsgebiet des N. ophtalmicus (N. V/1) stammen.
  • Nervus maxillaris (V2): Versorgt die Wange, das untere Augenlid, die Oberlippe, die Zähne des Oberkiefers, das Gaumendach und die seitliche Nasenwand sensibel. Die Haut des Unterlides wird über die Rr. palpebrales inferiores aus dem N. infraorbitalis (N. maxillaris, N. V/2) versorgt.
  • Nervus mandibularis (V3): Versorgt die Unterlippe, das Kinn, die Zähne des Unterkiefers, die Zunge und die Wangenschleimhaut sensibel. Zudem innerviert er die Kaumuskulatur motorisch.

Der Nervus trigeminus ist für die sensible Innervation der Gesichtshaut durch die drei Äste des N. trigeminus verantwortlich. Mit seinem motorischen Anteil (N. masticatorius) innerviert er zusätzlich die Kaumuskulatur.

Nervus facialis (VII)

Der Nervus facialis (VII), auch Gesichtsnerv genannt, ist ein gemischter Nerv, der hauptsächlich für die Steuerung der mimischen Muskulatur verantwortlich ist. Er steuert demnach sowohl Muskeln, die für das Lächeln und Stirnrunzeln, als auch die Bewegung der Augen verantwortlich sind.

Der Aufbau des Nervus facialis setzt sich aus motorischen (Bewegung), gustatorischen (Geschmack) und parasympathischen Fasern zusammen. Der Nervus facialis stammt aus dem Hirnstamm und tritt dabei direkt im Kleinhirnbrückenwinkel aus diesem aus. Danach zieht der Hirnnerv im Felsenbein weiter, wobei sich hier einige Nervenfasern in diesem Bereich abzweigen. Hierunter fallen unter anderem gustatorische und parasympathische Fasern, welche verschiedene Aufgaben übernehmen. An einer knöchernen Öffnung im Schädel, dem sogenannten Foramen stylomastoideum, tritt der Nervus facialis letztlich aus und zweigt sich innerhalb der Ohrspeicheldrüse in seine Endäste für die mimische Muskulatur auf.

Der Nervus facialis besitzt eine ganze Reihe an Funktionen. So ist eines seiner Kerngebiete die Steuerung der mimischen Muskulatur des Gesichts. Sein Wirken auf die Geschmacksempfindung des menschlichen Körpers bezieht sich fast ausschließlich auf die vorderen zwei Drittel der Zunge.

Der Nervus facialis ist aufgrund verschiedener Krankheitsbilder für die medizinische Klinik interessant. Die Diagnose einer Schädigung des Nervus facialis erfolgt in der Regel durch eine klinische Untersuchung des Gesichts sowie eine neurologische Untersuchung. Bei Letzterer prüft man in erster Linie die Beweglichkeit und die Sensibilität des Gesichts.

Anatomische Strukturen im Bereich der Stirn und der Augenlider

Im Bereich der Stirn finden sich folgende anatomische Strukturen:

  • Unmittelbar unter der Haut liegt der Venter frontalis des M. occipitofrontalis mit seiner Sehne, der Galea aponeurotica. In der gleichen Schicht liegt der M. procerus, der sich im Verlauf nach kranial mit dem Venter frontalis des M. occipitofrontalis verflechtet.
  • Muskeln findet man den M. corrugator supercilii, der teilweise die ihn bedeckende Muskulatur durchsetzt, um in der Haut zu inserieren. Die Pars orbitalis des M. orbicularis oculi bedeckt den seitlichen Anteil des M. corrugator supercilii.
  • Oberflächliches Fettgewebe ist in der Stirnregion nur spärlich vorhanden, nämlich in Form des Galea-Fetts, das den Venter frontalis bedeckt, und im Bereich der Glabella das Glabella-Fett, das auf dem M. procerus liegt.
  • Region in Form des Retro-orbicularis-oculi-Fetts (ROOF) vor, das sich hinter dem M. orbicularis oculi befindet, an dessen Oberrand zum Vorschein kommt und somit den Venter frontalis im lateralen Bereich etwas bedeckt. Zwischen dem Periost und der Galea befindet sich der frontale Gleitspalt (Subgaleatischer Raum).Die mimische Muskulatur wird von den sensiblen Nerven und den Blutgefäßen durchsetzt, während die motorischen Äste des N. facialis tief zur Muskulatur liegen. Im Bereich des Margo supraorbitalis erscheinen am Foramen supraorbitale der sensible R. lateralis des N. supraorbitalis in Begleitung der A. supraorbitalis, etwas medial davon in der Incisura frontalis der R. medialis des N. supraorbitalis, der von der A. supratrochlearis begleitet wird und ganz medial der N. supratrochlearis. Die sensiblen Äste und die Blutgefäße treten am oberen Augenhöhlenrand an der Verwachsungsstelle der Galea aponeurotica in die Kopfschwarte ein. Zusätzlich erscheinen motorische Äste, die Rr. temporales des N. facialis.

Lider:

In der anatomischen Beschreibung wird das obere Augenlid (Palpebra superior) durch eine Furche, den Sulcus frontopalpebralis, gegen den oberen Augenhöhlenrand abgegrenzt. Diese befindet sich etwas unterhalb des Margo supraorbitalis. Das Unterlid (Palpebra inferior) ist von der Wange durch den Sulcus palpebromalaris getrennt.

Die Grundlage des Ober- und Unterlides bilden 2 Platten aus dichtem Bindegewebe aus kollagenen und elastischen Fasern, der Tarsus superior und der Tarsus inferior („Lidknorpel“). In die beiden Tarsi strahlt das Septum orbitale ein. Dieses entspringt vom Periost der Orbita (Periorbita) und verschließt so den Eingang in die Orbita.

Da sich im Bereich der Tarsi der Lider im subkutanen Gewebe kaum Fett einlagert, folgt auf die Haut und eine dünne Schicht von lockerer Subkutis der M. orbicularis oculi. Dieser bedeckt daher mit seiner Pars palpebralis den Tarsus superior und inferior und mit seiner Pars orbitalis das Septum orbitale und die knöcherne Umrandung der Orbita. Hinter der Pars orbitalis des Muskels, also vor dem Septum orbitale und der knöchernen Umrandung der Orbita, befindet sich das extraorbitale oder preseptale Fett. Im oberen Bereich der Regio orbitalis wird dieses als Retroorbicularis-oculi-Fett (ROOF) bezeichnet. Im unteren Bereich der Orbitalregion wird das extraorbitale Fett als Sub-orbicularis-oculi-Fett (SOOF) bezeichnet.

Hinter dem Septum orbitale befindet sich das intraorbitale oder postseptale Fett. Dieses gestaltet sich am Ober- und Unterlid etwas unterschiedlich. Während das postseptale Fett im Bereich des Oberlides aus 2 Kompartimenten besteht, setzt sich dieses im Bereich des Unterlides aus 3 Kompartimenten zusammen. Die beiden Fettkompartimente des Oberlides werden als zentrales und mediales Kompartiment bezeichnet und werden durch die Sehne des M. obliquus superior voneinander getrennt. Die 3 Fettkompartimente des Unterlides sind ein laterales, ein zentrales und ein mediales (= nasales). Das laterale und das zentrale Kompartiment werden durch die kapsulopalpebrale Faszie (= Retinaculum bulbi inferius nach Hesser) voneinander getrennt. Diese ist eine Fortsetzung der Muskelfaszie an der Kreuzungsstelle des M. obliquus inferior und des M. rectus inferior zum lateralen Unterrand der Orbita. Die Grenze zwischen dem zentralen und dem medialen Kompartiment bildet der M. obliquus inferior.

Die Gefäßversorgung der Lider erfolgt durch den Arcus palpebralis superior und inferior, die nahe dem Lidrand verlaufen und vom M. orbicularis oculi bedeckt werden. Diese beiden Arterienbögen entstehen durch Anastomosen der Aa. palpebrales lateralis und medialis. Die A. palpebralis lateralis stammt aus der A. lacrimalis (aus der A. ophthalmica), die A. palpebralis medialis aus der A. ophthalmica selbst oder aus der A. dorsalis nasi. Auch hier sind zahlreiche Anastomosen vorhanden, vor allem mit der A. supraorbitalis, dem R. frontalis der A. temporalis superficialis und der A. angularis. Die Venen der Lider sind zahlreicher und größer als die Arterien und folgen diesen auch nicht unmittelbar. Die Venen bilden ein oberflächliches Netzwerk und transportieren das Blut in zwei Richtungen ab: einerseits oberflächlich zu den Gesichtsvenen, andererseits in die Tiefe zur V. ophthalmica superior. Die mediale Abflussbahn zieht entlang der A. und V. facialis zu den Lnn. submandibulares und submentales, während die laterale Bahn die Lymphe zu den Lnn. parotidei superficiales transportiert.

Die sensible Innervation der Lider erfolgt über Verzweigungen des 1. und des 2. Astes des N. trigeminus.

Klinische Relevanz

Die Kenntnis der Anatomie der Gesichtsnerven ist entscheidend für die Diagnose und Behandlung verschiedener Erkrankungen. Schädigungen der Gesichtsnerven können zu einer Vielzahl von Problemen führen, darunter:

  • Fazialisparese: Eine Lähmung einzelner oder auch aller Muskeln, die vom Gesichtsnerv innerviert werden. Betroffen ist hierbei allerdings nur eine Seite des Kopfes. Die häufigste Ursache ist eine Durchblutungsstörung des Nervus facialis oder eine Raumeinengung in Bereich des Felsenbeins. Üblicherweise äußert sich eine derartige Lähmung der Gesichtsmuskulatur durch ein Herabhängen des Augenunterlids, einen unvollständigen Verschluss des Lids sowie eine Steigerung des Hörempfindens. Eine recht bekannte Infektionskrankheit, die zu einer Lähmung des Gesichtsnervs führen kann, ist die Lyme-Borreliose. Es kann jedoch auch durch eine Infektion mit dem Varicella-Zoster-Virus zu einem Ausschlag im Ohrbereich und letztlich einer einseitigen Lähmung des Gesichtsnervs kommen. Der siebte Hirnnerv kann jedoch auch durch Tumore bei Menschen oder andere Wucherungen sowie verschiedene Trauma im Gesicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
  • Trigeminusneuralgie: Eine chronische Schmerzerkrankung, die den Trigeminusnerv betrifft. Trigeminusneuralgie kann auf eine Kompression der A. cerebellaris superior, Tumore, Aneurysmen oder Infarkte zurückzuführen sein.
  • Akustikusneurinom (Schwannoma): Ein gutartiger Tumor von Schwann-Zellen, die die Nerven innerhalb des Schädels betreffen. Betrifft am häufigsten den Nervus vestibulocochlearis (VIII), kann aber aufgrund seiner Lage im Kleinhirnbrückenwinkel auch den N. facialis (VII) betreffen. Die Erkrankung zeigt sich oft mit Hörverlust und Tinnitus.
  • Herpes Zoster (Gürtelrose): Eine Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus (VZV), die den Trigeminusnerv befallen kann. Nach der Exposition verbleibt VZV latent im Spinalganglion, wo es im Gleichgewicht mit dem gesunden Immunsystem lebt.

Fazit

Die Anatomie der Gesichtsnerven ist komplex und vielschichtig. Der Nervus trigeminus und der Nervus facialis spielen eine zentrale Rolle bei der Innervation des Gesichts, wobei der Nervus trigeminus für die sensible Wahrnehmung und der Nervus facialis für die motorische Steuerung der mimischen Muskulatur zuständig sind. Ein detailliertes Verständnis dieser anatomischen Strukturen ist für die Diagnose und Behandlung verschiedener neurologischer Erkrankungen von entscheidender Bedeutung.

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