Wenn die Nerven blank liegen, fühlen sich Betroffene oft überfordert, reizbar und innerlich unruhig. Dieser Zustand kann verschiedene Ursachen haben und sich auf unterschiedliche Weise äußern. In diesem Artikel werden wir die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten beleuchten, um ein umfassendes Verständnis für dieses weit verbreitete Problem zu schaffen.
Ursachen für blank liegende Nerven
Die Ursachen für überreizte Nerven sind vielfältig und können sowohl psychischer als auch physischer Natur sein. Häufig spielen traumatische Erlebnisse in der Kindheit eine Rolle.
Schwierige Kindheit und mangelndes Urvertrauen
Viele Betroffene berichten von einer schwierigen Kindheit, in der sie Vernachlässigung oder mangelndes Vertrauen erfahren haben. Sie haben nicht gelernt, konstruktiv mit Problemen und Konflikten umzugehen. Dadurch verharren sie oft in einer Hab-Acht-Stellung, in ständiger Erwartung schlimmer Ereignisse, denen sie nicht gewachsen sind. Es fehlt ihnen an Vertrauen in sich selbst und in andere Menschen. Sie geraten leicht aus dem Gleichgewicht und fühlen sich verwundbar.
Belastende Lebensereignisse und Traumata
Schwere Belastungen über einen längeren Zeitraum, wie schwere Erkrankungen, Missbrauch, emotionale Erpressung in Partnerschaften, Naturkatastrophen oder Schicksalsschläge, können ebenfalls dazu führen, dass die Nerven blank liegen. Solche Erfahrungen können als bedrohlich wahrgenommen werden und die psychische Widerstandsfähigkeit schwächen.
Mangelnde Bewältigungsstrategien und negative Selbstwahrnehmung
Betroffene sehen sich oft als weniger stabil und unfähig, angemessen mit Problemen umzugehen. Diese Einschätzung führt zu Ängsten und Minderwertigkeitsgefühlen, die sich wiederum auf ihr Leben auswirken. Sie haben ein starkes Bedürfnis nach Unterstützung und Ermutigung, verfügen aber oft nicht über ein ausreichendes soziales Netzwerk oder geeignete Bewältigungsstrategien.
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Aktuelle Überlastung und Stress
Ein vollgepackter Terminkalender mit Verpflichtungen gegenüber Kindern, Partnern und Beruf, verbunden mit dem Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, kann auf Dauer zu viel werden und die Nerven überstrapazieren.
Vitamin B12-Mangel
Ein Mangel an Vitamin B12 kann ebenfalls eine Ursache für blank liegende Nerven sein. Vitamin B12 ist wichtig für die Funktion des Nervensystems, die Bildung roter Blutkörperchen und die Energieproduktion. Symptome eines B12-Mangels können Muskelschwäche, Müdigkeit, Haarausfall, Blässe, Nervenstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und depressive Verstimmungen sein.
Stillende, Schwangere und ältere Personen haben einen erhöhten Bedarf an Vitamin B12. Auch Menschen, deren Körper Vitamin B12 nicht richtig aufnehmen oder verwerten kann, sind anfällig für einen Mangel.
Burn-out und Nebennierenschwäche
Ein alter Begriff für die Überreizung des Nervensystems, die zu rascher Ermüdung und Überlastung führt, ist Neurasthenie. Der moderne Begriff dafür ist Burn-out oder in der Naturheilkunde Nebennierenschwäche. Patientinnen berichten in der Praxis immer mehr von Angstzuständen, seelischer Anspannung und anhaltendem Stress. Alles reagiert überempfindlich - überreizt. Das kostet den Körper viel Energie, die rasch zur Neige geht, wenn Entspannungsphasen und die extra Portion Nährstoffe fehlen. Die Über-Belastung führt zu starken Stimmungsschwankungen mit plötzlichen Wechseln von übermäßiger Freude in Schwermut, Kummer oder Trauer. Eine eben noch spürbare Ausgelassenheit schlägt um in Panik oder Angst. Die nervösen Symptome, sind Zeichen dafür, dass die Selbstheilungskräfte des Körpers durch die Anforderungen von außen geschwächt sind. Allen voran warnen Schlafstörungen gefolgt von nervösen Tics, Kopfschmerzen, Herzbeschwerden und Verdauungsproblemen. In der Frauenheilkunde sehen wir diverse Beschwerden an den Genitalorganen, den Wurzel der Ich-Identität und des kreativen Lebens. Schmerzen, Ziehen, Schwäche und Menstruationsbeschwerden sind nur einige davon. Das Hormonsystem reagiert sehr empfindlich auf Druck von Innen und/oder Außen. Der Regelkreis zwischen Hypophyse, Schilddrüse und Eierstöcken verändert sich. Manchmal reagiert die Schilddrüse entzündlich oder sogar selbstzerstörerisch (Morbus Hashimoto).
Akute Belastungsreaktion
Ein Nervenzusammenbruch, in der Fachsprache als akute Belastungsreaktion bezeichnet, ist eine vorübergehende, aber extreme Reaktion auf ein extremes Ereignis. Diese Reaktion tritt meist wenige Minuten nach dem Auslöser ein. Andere Bezeichnungen für diese Reaktion sind zum Beispiel auch psychischer oder seelischer Schock. Die Belastungsreaktion ist ein natürlicher Bestandteil des Bewältigungsprozesses unseres Körpers, der uns dabei hilft, in dem Moment mit dem schockierenden Erlebnis umzugehen. Damit der Bewältigungsprozess von Anfang an möglichst gut funktioniert, ist es zugleich auch wichtig, dass anwesende Personen angemessen reagieren.
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Allgemein unterscheidet man zwischen einer akuten und einer längerfristigen Reaktion. Je nach zeitlicher Dauer der Symptome wird der Nervenzusammenbruch unterschiedlich definiert:
- Treten die Symptome kurz nach dem traumatischen Ereignis bis 48 Stunden danach auf, spricht man von einer akuten Belastungsreaktion.
- Dauern die Symptome ab 48 Stunden nach dem Erlebnis bis zu vier Wochen, spricht man von einer akuten Belastungsstörung.
- Überschreiten die Symptome die vier Wochen und treten bis zu drei Monate nach dem schockierenden Erlebnis weiterhin auf, liegt eine akute posttraumatische Belastungsstörung vor.
- Von einer chronischen posttraumatischen Belastungsstörung spricht man dann, wenn die Symptome drei Monate nach dem Ereignis weiterhin auftreten.
Es gibt auch einen stillen Zusammenbruch, der mit einer langsamen, schleichenden Verschlechterung des psychischen Zustands einhergeht. Im Gegensatz zum akuten Nervenzusammenbruch, entwickelt sich ein "stiller Nervenzusammenbruch" im Zuge eines kontinuierlichen Stresslevels oder anderer psychisch belastenden Situationen.
Innere Unruhe
Innere Unruhe bedeutet, beinahe ständig unter Anspannung zu stehen. Dieses oft grundlose Aufgeregtsein begleitet einige Menschen permanent, bei anderen zeigt es sich nur hin und wieder. In welcher Intensität sich die unangenehme Spannung äußert, ist individuell unterschiedlich. Betroffene beschreiben den Zustand „als würden die Nerven blank liegen“. Der innere Druck wird als sehr belastend und teilweise als ausweglos empfunden. In der Kommunikation mit anderen Menschen und im täglichen Tun fehlen die nötige Ruhe und Gelassenheit. Zudem kommen häufig auch körperliche Beschwerden dazu wie Schweißausbrüche, Herzklopfen oder Zittern.
Häufige Ursachen, die innere Unruhe auslösen, sind:
- Ein zu hoher Konsum von Kaffee, Nikotin oder Alkohol.
- Hypoglykämie (Unterzuckerung).
- Hypotonie (niedriger Blutdruck).
- Vegetative Dystonie (psychovegetative Allgemeinstörungen).
- Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion).
- Eine Lungenembolie.
- Hormonumstellungen in den Wechseljahren.
- Eine Herzneurose (funktionelle Herzbeschwerden).
- Depressionen.
- Persönlichkeitsstörungen.
- Eine schizophrene Ersterkrankung.
- Der Konsum verschiedener Drogen.
- Bestimmte Medikamente wie beispielsweise einige Antidepressiva, Grippe- und Asthmamittel können als Nebenwirkung innere Unruhe verursachen. Auch der Entzug bei einer Medikamentenabhängigkeit (wie von Schlaf- oder bestimmten Beruhigungsmitteln) löst häufig Unruhe aus.
Symptome blank liegender Nerven
Die Symptome blank liegender Nerven können vielfältig sein und sich sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene äußern.
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Psychische Symptome
- Angstzustände: Betroffene erleben häufig Angstzustände, die sich in Panikattacken oder allgemeiner Besorgnis äußern können.
- Seelische Anspannung: Ein Gefühl der ständigen Anspannung und Unruhe ist ein häufiges Symptom.
- Stimmungsschwankungen: Plötzliche Wechsel von übermäßiger Freude zu Schwermut, Kummer oder Trauer können auftreten.
- Reizbarkeit: Betroffene reagieren oft gereizt und sind leicht aus der Fassung zu bringen.
- Überempfindlichkeit: Eine erhöhte Sensibilität gegenüber äußeren Reizen wie Lärm oder Licht kann auftreten.
- Konzentrationsschwierigkeiten: Es fällt schwer, sich zu konzentrieren und Aufgaben zu erledigen.
- Gedächtnisprobleme: Betroffene haben Schwierigkeiten, sich Dinge zu merken.
- Schlafstörungen: Ein- und Durchschlafprobleme sind häufige Begleiterscheinungen.
- Innere Unruhe: Ein Gefühl der inneren Unruhe und Getriebenheit ist ein typisches Symptom.
- Sprachlosigkeit.
- Veränderte Wahrnehmung.
- Einengung des Bewusstseins.
- Nacherleben der Situation in Form von Alpträumen und Flashbacks.
- Lücken in der Erinnerung.
Körperliche Symptome
- Nervöse Tics: Unkontrollierte Muskelzuckungen oder Tics können auftreten.
- Kopfschmerzen: Spannungskopfschmerzen sind häufige Begleiterscheinungen.
- Herzbeschwerden: Herzrasen, Herzklopfen oder Brustschmerzen können auftreten.
- Verdauungsprobleme: Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung können auftreten.
- Muskelverspannungen: Verspannungen im Nacken-, Schulter- und Rückenbereich sind häufig.
- Schwindel.
- Schweißausbrüche.
- Herzrasen.
- Blässe.
- Übelkeit.
- Zittern.
- Benommenheit und Schwächegefühle.
- Atembeschwerden.
- Beklemmungsgefühle.
- Hitzewallungen.
Folgen von innerer Unruhe
Häufig führen länger anhaltende Unruhezustände auch zu nicht erholsamer Nachtruhe. Die Anspannung vom Tag ist dann Ursache für Schlafstörungen. Und unter diesem Schlafmangel leiden Betroffene dann wiederum tagsüber.
Jeder Anspannungssituation folgt in der Regel eine Entspannungsphase. Körper und Geist können sich dann wieder regenerieren. Die Atmung beruhigt sich, die Herzfrequenz reguliert sich herunter und die Kreislaufleistung wird vermindert. Wenn diese Erholung jedoch länger nicht stattfindet, kann das Folgen für den gesamten Organismus haben. So wird beispielsweise die körpereigene Abwehr gegenüber Viren und Bakterien geschwächt und man erkrankt häufiger an Infektionskrankheiten. Ständige Anspannung und ausbleibende Entspannung können aber auch Langzeitfolgen hervorrufen und zu physischen und psychischen Beeinträchtigungen führen. So kann zum Beispiel die Entwicklung einer Depressionen oder Angsterkrankungen begünstigt werden. Aufgrund eines lang andauernden Schlafmangels erhöht sich zudem das Risiko, an Fettleibigkeit oder Typ-2-Diabetes zu erkranken.
Innere Unruhe und daraus resultierender Schlafmangel wirken sich negativ auf Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit aus. Aufgaben im Beruf, die bislang leicht zu bewerkstelligen waren, fallen nun schwer oder können nicht mehr gemeistert werden. Betroffene arbeiten nicht mehr effizient und geraten schneller in Konfliktsituationen mit Kollegen, Vorgesetzten und auch Freunden. Auf Dauer können sich innere Unruhe und ständige Gereiztheit negativ auf berufliche und private Beziehungen auswirken. Häufig ziehen sich Freunde und Familie auch zurück.
Was tun, wenn die Nerven blank liegen?
Es gibt verschiedene Strategien und Behandlungsmöglichkeiten, um die Nerven zu beruhigen und die psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken.
Sofortmaßnahmen
- Einen Gang herunterschalten: Betroffene sollten zunächst einmal einen Gang herunterschalten und Entspannungsphasen einlegen, um sich wieder zu regenerieren.
- Unterstützung suchen: Es ist wichtig, sich Unterstützung von Freunden, Familie oder professionellen Helfern zu suchen.
- Vitamin B12-Spiegel überprüfen: Ein Vitamin B12-Mangel sollte ausgeschlossen oder behandelt werden.
- Auszeit nehmen: Um die Nerven zu stärken, hilft es natürlich auch, sich einfach mal bewusst eine Auszeit zu nehmen - ohne Rechtfertigung oder schlechtem Gewissen.
- Positive Aktivitäten: Ärgere dich nicht darüber, was gerade alles nicht geht, sondern nimm die Situation an und wende dich dem zu was möglich ist: sei es ein Spaziergang, Joggen im Wald, ein virtuelles Treffen oder Telefonat mit Freunden und Familie, kreativ zu sein, ein gutes Buch zu lesen, ein Wohlfühlbad… Tu dir selbst etwas Gutes!
Längerfristige Strategien
- Psychotherapie: Eine individuell abgestimmte Verhaltenstherapie kann helfen, Muster zu erkennen, die die Störung begünstigt haben.
- Stressmanagement: Erlernen von Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Meditation oder Yoga.
- Ernährung: Achten Sie auf eine vitamin- und nährstoffreiche Ernährungsweise sowie auf eine gesunde Darmflora, damit Ihr Körper das wertvolle Vitamin B12 optimal verwerten kann.
- Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere in der Natur, kann helfen, Stress abzubauen und die Stimmung zu verbessern.
- Schlafhygiene: Achten Sie auf ausreichend Schlaf und eine regelmäßige Schlafroutine.
- Soziale Kontakte pflegen: Der Austausch mit Freunden und Familie kann helfen, belastende Situationen besser zu bewältigen.
- Selbsthilfegruppen: Der Besuch einer Selbsthilfegruppe kann helfen, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und Unterstützung zu finden.
- Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva oder angstlösenden Medikamenten sinnvoll sein.
- Homöopathie: In der Homöopathie kann man innere Unruhe mit verschiedenen Mitteln bekämpfen. Die Behandlung richtet sich nach der Grunderkrankung des Patienten und nach der Ausprägung der individuellen Symptomatik.
- Akupunktur: Durch Akupunktur und eine angemessene Lebensweise lässt sich innere Unruhe, sofern sie nicht Symptom einer schweren Erkrankung ist, wirkungsvoll lindern. Betroffenen wird zudem empfohlen, sich viel Ruhe zu gönnen, ausreichend zu schlafen und auf eine ausgewogene Ernährung zu achten.
10 Tipps für starke Nerven
- Den Körper spüren: Bewegen bringt Segen - das gilt auch bei nervösen Unruhezuständen.
- Die Nerven mit Nahrung versorgen: Lebensmittel sind Nahrung für Körper und Geist.
- Zur Ruhe kommen: Ein ausgeglichener Geist und ein leistungsfähiger Körper brauchen ausreichend Ruhepausen.
- Auslöser kennen: Die Ursachen für kreisende Gedanken sind vielfältig.
- Achtsamkeit lernen: Regelmäßige Atemübungen und Meditation helfen dabei, achtsamer zu leben.
- Gedankenkontrolle üben: Menschen sind ihren Gedanken aber nicht hilflos ausgeliefert. Sie können lernen, diese bewusst auszuwählen und manipulative, ängstigende Gedanken loszulassen.
- Gefühle annehmen lernen: Wie im Umgang mit den Gedanken lohnt es sich Gefühle, bewusst wahrzunehmen und nicht wegzuschieben. Durch die aktive Auseinandersetzung können Empfindungen auf positiv beeinflusst werden.
- Die eigenen Ressourcen kennen: Quälende Ängste und Sorgen, zehren auf Dauer an den Kräften. Um dennoch leistungsfähig zu bleiben, sollten die Batterien regelmäßig aufgeladen werden.
- Mit einem Arzt oder Therapeuten sprechen: Betroffene sollten mit einem Arzt sprechen, wenn sie sich dauerhaft unruhig und gereizt fühlen.
- Begleitende Maßnahmen nutzen: Gewohnheiten zu ändern und Erkrankungen abzuklären, sind wichtige Schritte auf dem Weg der Besserung.