Nervenstimulation mit Strom: Eine umfassende Information

Die Nervenstimulation mit Strom, insbesondere die Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS), ist eine etablierte medizinische Therapie, die seit den 1970er Jahren zur Behandlung verschiedener Schmerzzustände eingesetzt wird. Bei der Elektrotherapie werden Elektroden auf die Haut geklebt, die die Stromimpulse weiterleiten. Die Elektrotherapie ist ein Verfahren aus dem Bereich der physikalischen Therapie, das elektrischen Strom zu therapeutischen Zwecken einsetzt. Das Verfahren und der Ablauf bei einer PNFS sind sehr ähnlich wie bei der bereits beschriebenen PNS. Bei der PNFS werden ebenfalls Elektroden zur Schmerzbehandlung eingesetzt, die elektrische Impulse abgeben. Bei diesem Verfahren werden diese jedoch nur ca. 1cm unter der Haut (subkutan) platziert. Die elektrischen Impulse werden von einem Generator erzeugt, welcher am Gesäß implantiert wird. Dieser Artikel beleuchtet die Grundlagen, Anwendungsbereiche, Wirkungsweisen und Aspekte der Sicherheit und Wirksamkeit dieser Therapieform.

Grundlagen der Transkutanen Elektrischen Nervenstimulation (TENS)

TENS steht für Transkutane Elektrische Nerven-Stimulation. Die transkutane elektrische Nervenstimulation, kurz TENS, wird bereits seit den 70er Jahren angewendet und ist eine medizinische Therapie mit Reizstrom. Die elektrische Reizung von Hautarealen erfolgt über Oberflächenelektroden. Dabei unterbindet der elektrische Reiz die Schmerzübertragung der Nerven zwischen Gehirn und Entstehungsort des Schmerzes. Die Behandlung erfolgt zuhause in Selbstanwendung mit handlichen, mobilen Geräten nach Erprobung und Einweisung durch den Arzt. Er zeigt Ihnen genau, wo Sie die Elektroden aufkleben müssen und erklärt Ihnen die Funktionsweise des TENS-Gerätes.

Wirkungsweise von TENS

Der Reizstrom, der durch das elektrische Gerät erzeugt wird, blockiert je nach gewählter Frequenzhöhe die Schmerzweiterleitung der Nervenfasern oder aktiviert die Bildung von schmerzlindernden Botenstoffen im Gehirn. Beides lindert Schmerzen. Elektrische Impulse, die durch die Haut in die betroffenen Körperregionen geleitet werden, können gezielt zur Schmerzlinderung beitragen. Einzelne Parameter (Frequenz, Impulsbreite, Stromstärke) sowie verschiedene Stimulationsmuster (kontinuierliche, Burst-, amplituden- oder frequenzmodulierte Stimulation) bestimmen die unterschiedliche Wirkweise und die daraus resultierenden schmerzlindernden Effekte.

Die Wirkung der elektrischen Signale wird teils mit der sogenannten Gate-Control-Theorie erklärt: Die Impulse stimulieren Nervenfasern, die eigentlich Berührungsreize weiterleiten und im Rückenmark mit den Schmerzfasern verschaltet sind. „Das Signal der Berührungsnerven kann so die Weiterleitung der Schmerzen an das Gehirn hemmen“, erläutert Schmerzmedizinerin und Neurochirurgin Dr. Kristin Kieselbach, die das Interdisziplinäre Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Freiburg leitet. Elektrostimulation bedient sich eines physikalischen Prinzips, bei dem elektrische Signale entweder die gewohnten Nervensignale ersetzen oder deren Wirkung ergänzen. Dadurch kann beispielsweise die überaktive Weiterleitung von Schmerz gemindert und schwache Muskeln gezielt aktiviert werden.

Parameter und Modi der TENS-Behandlung

An dem TENS-Gerät können die Parameter Frequenz, Intensität und Pulsbreite eingestellt werden. Die Behandlung mit einem TENS-Gerät kann mit unterschiedlichen Frequenzen durchgeführt werden.

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  • Hohe Frequenzen: Hohe TENS-Frequenzen bewirken eine Unterbrechung der Schmerzsignalweiterleitung in das Gehirn. Hohe Frequenzen, mit schneller, elektrischer Impulsfolge, unterbinden die Signalweiterleitung des Schmerzes an das Gehirn und unterbrechen dadurch das Schmerzempfinden.
  • Niedrige Frequenzen: Niedrige Frequenzen haben eine andere Wirkweise als hohe Frequenzen. Niedrige Frequenzen setzen im Gehirn Glückshormone frei: Endorphin, Serotonin und Dopamin. Niedrige Frequenzen, liegen im Frequenzbereich von 1 bis 5 Hertz. Die elektrische Impulsfolge ist langsam, bei gleichzeitig hoher Intensität bzw.

Welche Impulsdauer, auch als Pulsweite bekannt, gewählt werden soll, hängt von den Nervengruppe ab, die bei der TENS-Behandlung angesprochen werden soll. Die Impulsdauer wird in Mikrosekunden gemessen. Motorische Nerven werden mit einer längeren Impulsdauer angesprochen, sensible Nerven mit einer kurzen Impulsdauer. Motorische Nerven liegen im zentralen Nervensystem (ZNS) und sind für die Muskelkontraktion und -bewegung zuständig. Sensible Nervenfasern leiten die Wahrnehmungen des Tastens an das Gehirn weiter, wie z.B.

Die Intensität sollte von denen, die ein TENS-Gerät anwenden, so gewählt werden, dass diese noch als angenehmes Kribbeln und nicht als Schmerz wahrgenommen wird. Die von uns angebotenen TENS- und EMS-Geräte verfügen über voreingestellte Modi, die nicht mehr konfiguriert werden müssen. Lediglich die Intensität sollte individuell angepasst werden.

Es gibt verschiedene Stimulationsmuster:

  • CONT (kontinuierlich): CONT steht für kontinuierlich. Die Stromimpulse fließen dauerhaft und unverändert. Auf diese Weise werden die schmerzleitenden Nervenbahnen unterbrochen und kein Schmerzsignal mehr an das Gehirn weitergeleitet. Der Stimulationsreiz wird als kontinuierliches Kribbeln auf der Haut wahrgenommen.
  • Burst Modus: Im Burst Modus wird mit niedrigen Frequenzen gearbeitet, bei gleichzeitig hoher Intensität. Zweimal pro Sekunde werden jeweils 9 Impulse mit 2 Hertz (Hz) Frequenz sowie fest eingestellter Pulsweite abgegeben.
  • Dense-Disperse-Stimulation: Dense-Disperse-Stimulation nach Professor Han. In diesem Modus verändern sich automatisch und in regelmäßigen Abständen die Einstellparameter Frequenz, Pulsweite und/oder Intensität. Der Reizstrom fließt wellenförmig im Wechsel zwischen an- und abschwellend.

Anwendungsbereiche der TENS-Therapie

Das TENS-Verfahren eignet sich zur Therapie von akuten und chronischen Schmerzen verschiedenster Ursache. Die besten Erfolge sind bei akuten und subakuten Schmerzen zu erwarten. Bei chronischen Schmerzen ist die Wirksamkeit anfangs oft gut, lässt jedoch nicht selten nach einigen Wochen nach. Die Transkutane Elektrische Nervenstimulation ist ein konservatives Verfahren zur Behandlung akuter und chronischer Schmerzen.

Orthopäden unterscheiden zwei Arten von Schmerz: Akute Schmerzen und chronische Schmerzen. Akute Schmerzen dienen dem Körper als Warnsignal und weisen auf einen vor kurzem entstandenen Schaden oder eine Verletzung hin. Chronische Schmerzen dagegen haben sich im Schmerzgedächtnis über längere Zeit verfestigt. Chronische Schmerzen sind vom Körper erlernte Zustände, die länger als drei Monate dauern. Schmerzen als Folge eines HWS-Syndroms bzw.

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  • Schmerzlinderung bei Arthrose: Die Transkutane Elektrische Nervenstimulation kann den Schmerzmittelbedarf bei Arthroseschmerzen (z. B. im Knie) deutlich senken oder sogar ganz ersetzen.
  • Polyneuropathien: „TENS kann etwa dann versucht werden, wenn Medikamente oder andere etablierte Methoden nicht ausreichen bei Polyneuropathien und anderen chronischen Schmerzen“, erklärt Prof. Dr. Christina Haubrich, niedergelassene Neurologin aus Düsseldorf.
  • Weitere neurologische Beschwerden: Elektrostimulation hat als schonende, nicht-medikamentöse Therapieform bei neurologischen Beschwerden in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Bei Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Zerebralparese oder Fibromyalgie können damit Schmerzen gelindert, Muskeln gestärkt und die Beweglichkeit verbessert werden.
  • Fußheberschwäche: Einer Fußheberschwäche können verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Aufgrund einer gestörten Übertragung der Nervenimpulse vom Gehirn auf den Wadenmuskel (Musculus peroneus) kommt es zu Lähmungserscheinungen im Bereich des Fußes. Die mit der TENS verwandte funktionelle Elektrostimulation (FES) stimuliert den nicht mehr angesprochenen Nerven, wodurch es zu einer Muskelkontraktion des Wadenmuskels kommt. Das Gerät wird dabei in Form einer Manschette um das betroffene Bein gelegt. So verhindert es Stürze und trägt zu einem normalen Gangbild bei.
  • Schmerzen in einem umschriebenen Areal: Die periphere Nervenfeldstimulation (PNFS) ist vor allem bei älteren Patienten bestens indiziert, da sie weniger invasiv ist, die Operationsdauer kürzer ist und keine Gefahr besteht, die Nerven zu verletzen.Indikationen zur peripheren Nervenfeldstimulation (PNFS)Schmerzen in einem umschriebenen Areal mit einem Durchmesser von ca.

Neurostimulation (Rückenmarkstimulation)

Als Neurostimulation bezeichnet man die elektrische Stimulation von Nerven, in der Regel durch einen implantierten Impulsgenerator. Dieses Verfahren kommt bei verschiedenen Krankheitsbildern im Rahmen unterschiedlicher Therapien zum Einsatz, zum Beispiel auch über einen Blasen- oder Darmschrittmacher bei Harn- oder Stuhlinkontinenz.Dieser Artikel bezieht sich auf die Rückenmarkstimulation (auch Spinal Cord Stimulation, SCS), bei welcher die Neurostimulation zur Behandlung chronischer Schmerzen angewendet wird.

Funktionsweise der Neurostimulation im Detail

Bei der Rückenmarkstimulation werden Elektroden im Bereich des Rückenmarks implantiert. Über einen Impulsgenerator, der entweder unter die Haut ins Fettgewebe implantiert, oder am Körper getragen wird, werden elektrische Impulse gebildet, die die Nervenzellen des Rückenmarks stimulieren. Sie beeinflussen die schmerzleitenden Bahnen über Mechanismen, die bisher noch nicht vollständig geklärt sind.Man unterscheidet zwei Formen der Rückenmarkstimulation.

  • Niederfrequente Rückenmarkstimulation: Diese Form der Neurostimulation mit niederfrequentem Strom wirkt vermutlich durch die Überstimulation sensibler Nervenfasern, die sensorische Impulse aus der Peripherie zum Gehirn leiten. Da diese auf die gleichen Rückenmarksneurone projizieren, wie die Schmerzfasern, verhalten sich die beiden Signale kompetitiv und die Schmerzen werden unterdrückt. Anstelle der Schmerzen wird allerdings ein Kribbelgefühl im betroffenen Areal wahrgenommen.Durch die Überstimulation der sensiblen Nervenzellen werden außerdem inhibitorische Interneurone aktiviert, die die, bei chronischen Schmerzen krankhaft überaktiven, schmerzleitenden Nervenzellen teilweise inaktivieren und so Schmerzempfindungen reduzieren.
  • Hochfrequente Rückenmarkstimulation: Weiter verbreitet als die niederfrequente ist heute die hochfrequente Stimulation. Hier wird Strom mit hohen Frequenzen appliziert, der vermutlich eine selektive Aktivierung der inhibitorischen Interneurone bewirkt, welche die Aktivität der Schmerzfasern verringern. Bei der hochfrequenten Stimulation kommt es nicht zu Kribbelempfindungen, sodass diese Methode auch nachts angewendet werden und so die Schlafqualität verbessern kann.

Eignung für Neurostimulation

Die Neurostimulation eignet sich zur Behandlung verschiedener Arten von chronischen Schmerzen:

  • Neuropathische Schmerzen (Schmerzen, die durch eine Erkrankung der Nerven, oder der sie versorgenden Blutgefäße bedingt sind bzw. aufrechterhalten werden; zum Beispiel durch Multiple Sklerose, Alkoholmissbrauch oder Diabetes mellitus)
  • Ischämische Schmerzen (Schmerzen die durch Durchblutungsstörungen bedingt sind, bzw. aufrechterhalten werden; beispielsweise im Rahmen einer pAVK (peripheren arteriellen Verschlusskrankheit)
  • Vegetativ-sympathische Schmerzen (Schmerzen, die durch eine Fehl- bzw. Überaktivierung des sympathischen Nervensystems bedingt sind, bzw. aufrechterhalten werden; zum Beispiel bei CRPS (chronic regional pain syndrome)

Bei nozizeptiven Schmerzen, also Schmerzen, die durch eine entweder tatsächlich stattfindende oder drohende Gewebsschädigung ausgelöst werden, ist die Behandlung nicht indiziert.Allerdings setzt sich in Fachkreisen zunehmend die Meinung durch, dass es sich bei chronischen Schmerzen im Rahmen vieler Krankheitsbilder, wie zum Beispiel Krebserkrankungen, rheumatischen Erkrankungen oder nach Operationen, um ein sogenanntes Mixed-Pain-Syndrom handelt, das sowohl eine nozizeptive, als auch eine neuropathische Komponente besitzt. Die Neurostimulation könnte in Zukunft also möglicherweise auch hier Anwendung finden. Für einige spezielle Krankheitsbilder, bei denen ein Mixed-Pain-Syndrom vorliegt, zeigen sich in Studien bereits gute Erfolge. Dazu gehört das Postnukleotomie-Syndrom, bei dem nach einer Operation an den Bandscheiben oder anderen Eingriffen im Bereich des Spinalkanals persistierende Schmerzen bestehen.

Patienten, die eines oder mehrere der folgenden Kriterien erfüllen, sind für die Behandlung nicht geeignet:

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  • Nicht behandelte psychiatrische Erkrankungen
  • Substanzmissbrauch bzw. -abhängigkeit
  • Schwere Gerinnungsstörungen
  • Andere Implantate, die elektrische Impulse generieren (z.B. Herzschrittmacher)
  • Krebserkrankung im späten Stadium
  • Infektionen im Implantationsbereich

Ablauf der Behandlung einer Neurostimulation

Da das Verfahren nur bei bestimmten Schmerzentitäten erfolgreich ist, steht am Beginn der Behandlung eine umfassende Anamnese und Untersuchung, um herauszufinden, ob die Patientin oder der Patient zu einer Gruppe gehört, die von einer Neurostimulations-Therapie profitieren kann.Weiterhin erfolgt eine Aufklärung über das gesamte Verfahren, auch darüber, dass in vielen Fällen zwar eine Schmerzreduktion, aber keine völlige Schmerzfreiheit erreicht werden kann. Dieses Erwartungsmanagement ist besonders wichtig, da sich enttäuschte Erwartungen negativ auf den Verlauf einer chronischen Schmerzerkrankung auswirken können.Die Elektroden werden in einem kleinen operativen Eingriff auf die Rückenmarkshaut implantiert. Bei der niederfrequenten Stimulation muss der Eingriff in lokaler Betäubung erfolgen, da zur Lagekontrolle der Elektroden testweise elektrische Impulse abgegeben werden und der Patient bestätigen muss, ob der Bereich, in dem er ein Kribbeln spürt, mit dem schmerzhaften Bereich übereinstimmt. Für hochfrequente Neurostimulation kann die Implantation in Vollnarkose erfolgen, da die Lokalisation hier weniger genau sein muss.Im Anschluss an die Operation wird eine Testphase von mehreren Tagen bis Wochen durchgeführt. Durch einen Impulsgenerator außerhalb des Körpers findet die Neurostimulation statt. Können die Schmerzen während der Testphase um mindestens die Hälfte reduziert werden, gilt dies als Ansprechen auf die Behandlung. Dann wird der Impulsgenerator in der Regel unter die Haut des Unterbauchs oder des Gesäßes implantiert.Die weitere Behandlung sollte in Anbindung an eine fachärztliche Betreuung mit regelmäßigen Vorstellungen stattfinden.

Kosten und Spezialisten für Neurostimulation

Bei entsprechender medizinischer Indikation werden die gesamten Kosten der Neurostimulation von gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen.Die Rückenmarkstimulation erfolgt unter schmerzmedizinischer Betreuung. Darauf können sich Fachärztinnen und Fachärzte verschiedener Bereiche durch entsprechende Weiterbildung im Bereich der speziellen Schmerztherapie spezialisieren.Die Implantation der Elektroden wird durch eine Neurochirurgin oder einen Neurochirurgen durchgeführt.Häufig wird die Therapie daher in interdisziplinären Praxen oder Kliniken angeboten.

Elektrotherapie: Grundlagen und Anwendungen

Bei der Elektrotherapie werden spezielle Stromformen genutzt, um gezielt am menschlichen Organismus eine Erwärmung des Gewebes zu erreichen, Schmerzen zu reduzieren, Nerven zu reizen, Abbau von Schwellungen im Gewebe zu fördern oder Muskulatur zu aktivieren. Grundsätzlich gilt, dass Elektrotherapie ergänzend zu aktiven Maßnahmen (Bewegungsübungen, Training) angewendet werden sollte.Schon seit dem 19. Jahrhundert weisen medizinische Lehrbücher die Anwendung des elektrischen Stroms zu Heilzwecken aus. Die Elektrotherapie gehört zu den passiven Behandlungsmaßnahmen und zur Reiz-Serien-Therapie. Das heißt, durch die direkte, elektrische Einwirkung über die Haut auf das Zellmilieu werden das Ruhepotential der Zelle und die Zellhülle (Membran) verändert. Dies führt zu einer gewünschten Reaktion (Schmerzstillung, stärkere Durchblutung, Erhöhung oder Senkung der Muskelspannung, Auslösen einzelner Muskelzuckungen sowie das Einbringen von Medikamenten über die intakte Haut). Die Wirkung des Stroms ist abhängig von der Stromdichte, also von der Stromstärke in mA pro Fläche in cm². Die Dosierung erfolgt nach der individuellen Verträglichkeit „gerade wahrnehmbar“, „gerade nicht mehr wahrnehmbar“, „deutlich, aber nicht schmerzhaft wahrnehmbar“. Um den Strom auf den Patienten/die Patientin zu übertragen, werden Elektroden (Klebeelektroden oder Metallplatten in feuchten Schwammtaschen) direkt auf der Haut angebracht. Zudem ist es möglich, Wasser als Leitmedium zu nutzen (z. B. bei Stangerbad oder das Vier-Zellenbad). Eingesetzt werden elektrische Ströme mit verschieden hohen Frequenzen, also der Schwingungszahl pro Sekunde (zum Teil zu spüren als Vibration, Impuls), die in Hertz gemessen wird. Für die Eigenbehandlung zu Hause mit TENS und/oder Muskelstimulation (EMS) stehen PatientInnen nach Anleitung durch die PhysiotherapeutIn batteriebetriebene Kleingeräte zur Verfügung, die unkompliziert am Hosen- oder Rockbund befestigt werden können.

Spezielle Formen der Reizstromtherapie

Reizstromtherapie dient in der Regel der Schmerzbehandlung, der Durchblutungsförderung und der Kräftigung der Muskulatur.

  • TENS (Transcutane elektrische Nervenstimulation): Dieses Verfahren wird insbesondere bei chronischen Schmerzzuständen angewandt. Ziel ist es, Nervenzellen im Rückenmark so anzuregen, dass sie die körpereigene Schmerzhemmung beeinflussen und so die Fortleitung des Schmerzes zu verhindern („Schmerztor schließen“). Man spricht auch vom Verdeckungseffekt. Der Effekt kann auch Stunden nach der Behandlung noch anhalten. Wichtig ist die längerfristige Anwendung.
  • Iontophorese: Mit der Iontophorese können Medikamente in den Körper gebracht werden. Dazu wird unter einer Elektrode die Salbe oder das Gel aufgetragen, wodurch die Ionen in Richtung der Gegenelektrode fließen. Die Polung ist daher abhängig von dem verwendeten Medikament. Die Einweisung und Kontrolle erfolgt durch den Physiotherapeuten/die Physiotherapeutin und den Arzt/die Ärztin.
  • Stangerbad: Das Stangerbad ist auch als hydroelektrisches Voll- oder Teilbad bekannt. In einer speziellen Wanne werden Metallplatten als Elektroden angebracht. Je nach Anordnung dieser Elektroden und Schaltung des Stroms kann eine Ganzkörper- oder Teildurchströmung einzelner Körperteile durchgeführt werden. Ebenso wird der Stromfluss kopfwärts (anregend) oder absteigend (beruhigend, ausleitend), fußwärts eingestellt. Durch Salze kann eine bessere Leitfähigkeit erzielt werden. Die Dosierung des Stromes erfolgt durch den/die Physiotherapeuten/-in über einen Stromstärkeregler. Beim Ausstieg aus dem Vollbad kann es zu Schwindel kommen. Daher sollte die Wanne erst verlassen werden, wenn das Wasser vollständig abgelaufen ist und ein Unterschenkelguss (Kneippsche Güsse) erfolgte.
  • Vier-Zellenbad: Das Vier-Zellenbad folgt dem gleichen Prinzip. Hier werden Unterarme und/oder Unterschenkel in kleinere Wannen getaucht. Bäder werden auf Grund der hohen Anschaffungs- und Betriebskosten nur selten ambulant angeboten. Weit häufiger erfolgt die Anwendung im Krankenhaus oder im Rahmen der Rehabilitation.

Verordnung und Risiken der Elektrotherapie

Elektrotherapie zählt zu den Heilmitteln, deren Wirksamkeit nachgewiesen wurde und daher von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen wird. PatientInnen haben lediglich den festgelegten Eigenanteil von 10 Prozent der Kosten für die Heilmitteltherapie sowie 10 Euro je Verordnung selbst zu tragen. Darüber hinaus greifen die Möglichkeiten der Zuzahlungsbefreiung. Der Arzt/die Ärztin kann Elektrotherapie nach den gesetzlichen Regelungen, den Heilmittelrichtlinien, verordnen. Hierfür gibt es einen speziellen Verordnungsvordruck. Vor der erstmaligen Verordnung und möglichen Folgeverordnungen von Elektrotherapie erfolgt die Befunderhebung durch den Arzt/die Ärztin.

Bei folgenden Erkrankungen oder Befunden sollten andere Therapieform der Elektrotherapie vorgezogen werden:

  • Metalle im Körper des Patienten (zum Beispiel Gelenkprothesen)
  • Akute Entzündungen
  • Blutgerinnsel (Thrombose)
  • Offene Hautstellen
  • Schwere Durchblutungsstörungen der Arterien (Arteriosklerose)
  • Herzrhythmusstörungen oder vorhandener Herzschrittmacher
  • Bösartige Tumorerkrankungen
  • Fieberhafte Krankheitsprozesse
  • Erhöhte Blutungsneigung

Wirksamkeit der Elektrotherapie

Beobachtungen nach der Anwendung bestätigen eine schmerzlindernde Wirkung dieses Heilmittels. So zeigten sich auch schmerzreduzierenden Effekt von TENS gegenüber Placebo bei Kniegelenksarthrose. Nach Stangerbad konnten schmerzlindernde Effekte bei Fibromyalgie und bei PatientInnen mit Bechterew festgestellt werden.

Anwendungshinweise und Sicherheit

Im günstigsten Fall können Patienten nach einer TENS-Behandlung ihre Schmerzmitteleinnahme reduzieren oder sogar ganz absetzen. Besonders bei Schmerzmittelunverträglichkeiten wie den weit verbreiteten Magen-Darm-Beschwerden in Verbindung mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) kann TENS den Patienten eine gute Alternative in der Schmerzbehandlung bieten. Allerdings sollten Sie auf Verhärtungen des Gewebes achten und im Zweifel Ihren behandelnden Arzt konsultieren. TENS-Geräte sind mittlerweile frei käuflich, sie werden jedoch am besten für Ihre speziellen Ansprüche vom Arzt verordnet.

Hinweise zur Anwendung

  • In der Regel fangen Patienten mit 20- bis 30-minütigen TENS-Anwendungen 3 bis 4 Mal am Tag an. Je nach individueller Situation und Verträglichkeit können Dauer und Häufigkeit auf 5 - 6 Mal 1 Stunde pro Tag gesteigert werden.
  • Achten Sie auf saubere, trockene Haut vor dem Anlegen der Elektroden. Vermeiden Sie öl- oder lotionhaltige Substanzen, die die Leitfähigkeit stören. Wechseln Sie die Klebepads bei Verschleiß.
  • Sitzende Trainingseinheiten zu Hause können Sie leicht in den Tagesablauf integrieren (z.B. 2×30 Minuten pro Tag).
  • Halten Sie Elektroden und Anschlusskabel sauber, um eine konstante Leitfähigkeit zu gewährleisten.
  • Als Richtwert gelten meist 20-30 Minuten pro Sitzung. Je nach Therapieziel können Sitzungen mehrfach täglich oder mehrmals pro Woche stattfinden.
  • Überprüfen Sie vor jeder Anwendung den Ladezustand (bzw. die Batterien) des Geräts. Schwache Batterien können die Reizstärke verringern.
  • Starten Sie mit sehr niedriger Stromstärke und erhöhen Sie die Intensität nur allmählich, bis ein deutliches, aber keinesfalls schmerzhaftes Kribbeln wahrgenommen wird.
  • Kleben Sie die Pads genau nach Anleitung auf. Ein kleiner Versatz kann die Wirkung erheblich verändern. Reinigen und trocknen Sie die Haut vor dem Anlegen. Vermeiden Sie aufgekratzte Haut, entzündete Areale oder frische Narben.

Sicherheitshinweise und Kontraindikationen

Die Schmerztherapie durch TENS ist nicht ganz frei von unerwünschten Nebenwirkungen und muss - ebenso wie die medikamentöse Schmerztherapie - genau erwogen werden. Eine dauerhafte TENS-Behandlung darf eine kausale Klärung von Schmerzursachen nicht ersetzen. Langfristig kann die TENS-Behandlung zu Verspannung und Verhärtung von Geweben und Muskulatur führen. TENS sollte nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden. Als Wellness-Gerät für den Freizeitbereich ist ein TENS-Reizstromgerät nicht zu empfehlen. Die Transkutane Elektrische Nervenstimulation ist ein konservatives Therapieverfahren, das praktisch nebenwirkungsfrei ist. In wenigen Fällen kann es zum sogenannten Überstimulationssyndrom kommen. Dabei verstärkt das TENS-Gerät aufgrund einer schlecht eingestellten Intensität die Schmerzen. Wenn Sie derartige Symptome beobachten, wenden Sie sich an Ihren Arzt, um die Stimulationsparameter anzupassen.

Von einer TENS-­Behandlung abraten würde Christina Haubrich Menschen mit einem Herzschrittmacher oder einer Epilepsie. „In Deutschland ist sie auch für Schwangere nicht empfohlen“, so die Neurologin. „Im englischsprachigen Raum wird TENS allerdings teilweise eingesetzt, um Geburtsschmerzen zu lindern.“

  • Regelmäßige Betreuung: Lassen Sie Ihren Therapieplan von Fachleuten begleiten. Da sich Beschwerden über die Zeit verändern können, ist es sinnvoll, Reizparameter (Frequenz, Pulsbreite, Stimulationsdauer) bei Bedarf anzupassen.
  • Nebenwirkungen: Elektrostimulation ist sehr gut verträglich. Gelegentlich kann es zu Hautrötungen oder leichtem Kribbeln unter den Elektroden kommen.
  • Kontraindikationen beachten: Personen mit Herzschrittmacher, Defibrillator oder bestimmten Herzrhythmusstörungen sollten vor Anwendung ärztlichen Rat einholen. Auch bei Epilepsie, akuten Entzündungen oder in der Schwangerschaft wird Vorsicht empfohlen.
  • Verwenden Sie kein E-Stimulationsgerät in nasser Umgebung (z.B.
  • Dranbleiben: Elektrostimulation entfaltet ihre Wirkung meist erst nach mehreren Wochen konsequenter Anwendung. Seien Sie geduldig und setzen Sie die Therapie gemäß der Empfehlung fort. Bei fortschreitender Besserung können Intervalle angepasst werden.

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