Schlaganfall-Regeneration: Gehirntherapie und innovative Ansätze

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen grundlegend verändern kann. Die neurologischen Ausfälle, die unmittelbar nach einem Schlaganfall auftreten, können schwerwiegend sein, doch in den meisten Fällen bessern sie sich innerhalb weniger Monate. Das Ausmaß der Verbesserung und der Zeitpunkt, an dem funktionelle Beeinträchtigungen verschwinden, variieren jedoch stark von Person zu Person. Während einige Menschen trotz anfänglicher Einschränkungen alle ihre Fähigkeiten wiedererlangen, behalten andere dauerhafte Behinderungen zurück.

Grundsätzlich leiden etwa drei von vier Betroffenen zwei bis drei Wochen nach dem Schlaganfall noch an neurologischen Symptomen mit funktioneller Beeinträchtigung. Lähmungserscheinungen sind besonders häufig, sowohl in der akuten Phase als auch danach. Bei mehr als der Hälfte aller Schlaganfallbetroffenen bleibt eine teilweise Lähmung (Parese), insbesondere von Arm und Hand, dauerhaft bestehen. Die Schwere der Ausfälle spielt eine große Rolle für die Geschwindigkeit der Erholung. Personen mit leichten oder mäßigen Beeinträchtigungen können innerhalb der ersten Wochen nach dem Schlaganfall mit einer deutlichen Verbesserung rechnen, während Personen mit schweren Beeinträchtigungen auch noch bis zu sechs Monate nach dem Schlaganfall deutliche Fortschritte machen.

Ein Viertel der Schlaganfallbetroffenen hat ein halbes Jahr nach dem Schlaganfall keine Funktionsverluste mehr. Diese Marke von sechs Monaten ist für Mediziner wichtig, da Ausfälle, die nach drei bis sechs Monaten noch andauern, in vielen Fällen dauerhaft bestehen bleiben. Dies bedeutet jedoch nicht, dass nach einem halben Jahr keine Chance mehr auf Besserung besteht. Es gibt immer wieder Fälle, in denen auch später als sechs Monate nach dem Schlaganfall noch eine Erholung möglich war. Die Heilung ist ein individueller, kontinuierlicher Prozess, und es gibt kein allgemeingültiges Datum, bis wann Verbesserungen noch möglich sind und ab wann nicht mehr.

Neuroplastizität: Die Fähigkeit des Gehirns zur Selbstheilung

Während sich Schlaganfallpatienten regenerieren, findet in ihrem Gehirn eine massive Reorganisation statt. Diese Fähigkeit des Gehirns, sich selbst zu heilen, wird als Neuroplastizität bezeichnet. Das Gehirn ist in der Lage, verloren gegangene Verbindungen zwischen einzelnen Nervenzellen neu zu bilden, sodass Schlaganfallpatienten längst verloren geglaubte Fähigkeiten wieder erlernen können.

In der Schlaganfall-Rehabilitation ist die Neuroplastizität einer der wichtigsten Bausteine, um Fertigkeiten neurologischer Patienten wiederherzustellen oder zu verbessern. Der Begriff Neuroplastizität umfasst die vielen Möglichkeiten, wie sich Gehirn und Nervensystem verändern können - sowohl im täglichen Leben als auch in der Rehabilitationsphase nach einem Schlaganfall.

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Die Geschichte der Neuroplastizität

Das Wort „Plastizität“ wurde erstmals 1890 in einem Lehrbuch mit dem Titel „The Principles of Psychology“ erwähnt, das vom Philosophen und Psychologen William James geschrieben wurde. Darin beschreibt er das Gehirn als eine Ansammlung von Bahnen, durch die Informationen wandern müssen. Wenn dieser Pfad durch eine Verletzung oder einen Schlaganfall blockiert wird, muss die Information von Punkt A sich einen anderen Weg zu Punkt B bahnen.

Studien zur Fähigkeit des Gehirns, sich selbst zu regenerieren, sind noch verhältnismäßig jung, da sie erst vor 50 Jahren begonnen wurden. Zuvor waren Ärzte und Wissenschaftler davon überzeugt, dass es dem Gehirn nach einer Schädigung nicht möglich ist, sich selbst zu regenerieren oder umzustrukturieren. Körperliche und kognitive Einschränkungen nach Schlaganfall galten gemeinhin als irreparabel.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen jedoch immer wieder, dass sich das Gehirn verändern und von einer Schädigung erholen kann. Auch noch Jahre oder gar Jahrzehnte nach der Verletzung ist es in der Lage zu lernen, indem beispielsweise neue Verbindungen zwischen einzelnen Nervenzellen (Synapsen) gebildet werden. Studien zeigten auch, dass die Nerven ihren Aufbau verändern und somit verlorengegangene Funktionen übernehmen können.

Therapeutische Behandlungsverfahren, die sich die Neuroplastizität zunutze machen:

  • Bobath
  • Computergestütztes Hirnleistungstraining
  • Spiegeltherapie
  • Neuromotorisches Training

Wann wirkt die Neuroplastizität am besten?

Das Gehirn entwickelt neue Bahnen am besten kurz nach einer Schädigung durch einen Schlaganfall oder eine anderweitige Verletzung. Daher ist es auch so wichtig, zeitnah mit den Rehabilitationsmaßnahmen zu beginnen. Dennoch hat das Gehirn das Potenzial, auch langfristig Ergebnisse bei der Wiederherstellung zu erzielen. Studien haben gezeigt, dass Patienten auch noch Jahre nach der Hirnverletzung ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten verbessern können.

Neue neuronale Verbindungen entstehen als Reaktion auf alles, was wir tun und jede Erfahrung, die wir machen - ein Leben lang. Somit kann die Neuroplastizität in jeder Phase der Schlaganfall-Therapie wirken.

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Schlussfolgerungen für die Schlaganfall-Rehabilitation:

  • Es ist möglich, Jahre und sogar Jahrzehnte nach dem Schlaganfall oder der Hirnverletzung physische Verbesserungen herbeizuführen.
  • Für ein effektives Training ist die Quantität der Wiederholungen einer aufgabenbezogenen Bewegung wichtiger als ihre Qualität.
  • Patienten benötigen weitaus mehr Trainingswiederholungen während der Reha-Sitzungen, um eine maximale funktionelle Verbesserung nach einem Schlaganfall zu erreichen, als oft veranschlagt wird.

Rehabilitation: Der Weg zurück ins Leben

Die Rehabilitation ist die unabkömmliche und wichtigste Therapie nach dem Schlaganfall. Sie bewirkt, dass man den einst gelähmten Arm wieder zu einem Glas Wasser führen kann, um es zu greifen, oder dass man einige Schritte am Rollator schafft. Damit entscheidet der Erfolg der Rehabilitation darüber, ob nach einem Hirninfarkt wieder ein eigenständiges Leben gelingt - oder ob die Betroffenen Tag für Tag auf Hilfe angewiesen sind.

Mehrere randomisierte Studien belegen, dass ein Bündel von Reha-Maßnahmen die Sterblichkeit, das Ausmaß an körperlicher und geistiger Beeinträchtigung und den Pflegebedarf vermindert. Bewegungstherapie hilft, die Balance, das Schritttempo und die allgemeine Beweglichkeit zu verbessern.

Warum Rehabilitation so wichtig ist

Der Neurologe Dirk Hermann vom Universitätsklinikum Essen betont, dass der Stellenwert der Rehabilitation für die Schlaganfallerholung häufig unterschätzt wird. Forscher beginnen nun auf neurologischer und immunologischer Ebene zu verstehen, warum Physio- und Ergotherapie, Logopädie und Bewegung in den Rehabilitationskliniken Wochen später den Unterschied machen.

Obwohl Nervenzellen, die während des Infarkts von der Blutzufuhr abgeschnitten waren, unwiederbringlich verloren sind und im Gehirn nur in ganz geringem Umfang neue Zellen entstehen können, können Nervenzellen aus den verbliebenen intakten Hirnarealen in die untergegangene Region einsprossen. Dabei wachsen neue Zellfortsätze, die schließlich mit gesunden Nervenzellen in Kontakt treten und sich mit ihnen verknüpfen. Ist das verletzte Areal klein, gelingt es den umliegenden Nervenzellen schneller und besser, die „Todeszone“ neu zu innervieren.

Dennoch ist auch die Neuverschaltung über weite Strecken möglich. Dann übernehmen Funktionen, die vorher die linke Hirnhälfte übernahm, wie das Sprechen, teils von der rechten Hirnhälfte neu ausgeführt werden. Dieses Phänomen der Aufgabenübernahme wird als Kompensation bezeichnet.

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Wie Rehabilitation funktioniert

Gewöhnlich unterdrücken verschiedene Eiweiße im Gehirn, dass Nerven Zellfortsätze ausbilden und schließlich neue Verschaltungen eingehen. Nach einem Schlaganfall senken die Gliazellen, die Immunabwehr des Gehirns, den Spiegel dieser Moleküle. Dadurch bekommen Nervenzellen Eigenschaften, die sie schon in der Embryonalphase hatten: Sie sprossen aus. Dies bedingt die verbesserte Plastizität nach einem Schlaganfall und ist die Basis für Erholung.

Die Nervenzellen wiederum setzen Wachstumsfaktoren frei, die die Blutgefäße zur Regeneration anregen. In der Folge bildet sich das Blutversorgungsystem im Kopf neu. Das Wachstum der Gefäße ist somit ebenso zentral für die Erholung. Und die jungen Gefäßzellen beschleunigen wiederum die Nervenzellregeneration, indem sie den Nervenwachstumsfaktor BDNF ausschütten.

Die Rolle der Bewegungstherapie

Rehabilitationsprogramme umfassen oft unspezifische Bewegungstherapien wie Wassergymnastik und Gerätetraining. Die Aktivierung von Herz und Kreislauf regt die Gefäßneubildung an und schafft erst einmal die Grundlage zur Reorganisation im Gehirn. Spezifische Physiotherapie, etwa Lauftraining in einem Gangroboter bei einer Beinlähmung oder Hand-Koordinationstraining bei motorischen Problemen mit einer Hand, ergänzen dies. Durch Üben werden die frisch gebildeten Nervenzellverknüpfungen verstärkt. Die ständige Wiederholung ist dabei zentral. Je häufiger eine wiedererlernte Bewegung oder Tätigkeit ausgeführt wird, desto besser gelingt sie. Die frisch geknüpften Nervenzellverbindungen werden so intensiviert.

Reha-Kliniken nutzen auch Roboter und Geräte, die Patienten gezielt anspornen, ihre Leistung immer weiter zu steigern. Patienten stützen etwa bei einer Armlähmung beide Unterarme auf ein Polster und drücken einen metallenen Schlitten von sich weg und ziehen ihn wieder zu sich heran. Ein kleines Display zeigt ihnen an, wie oft sie die Bewegung schon ausgeführt haben. Jeden Tag sollen sie ihr Pensum steigern. Damit die gelähmten Finger nicht versteifen, kommen sie anschließend in ein Gerät von der Größe einer Küchenpapierrolle, das die Gelenke der Finger mobilisiert.

Das Reha-Loch vermeiden

Oft sind die Kuren nach dem Hirninfarkt auf drei oder sechs Wochen begrenzt. Dies wird dem Stand der Wissenschaft nicht gerecht. Es gibt kein bestimmtes Zeitfenster für die Erholung. Das Potenzial ist auch danach noch da, mindestens zwölf Monate. Größter Feind der Regeneration ist das berüchtigte Reha-Loch - wenn Patienten nach kurzer Rehabilitation nicht mehr trainieren. Wer nicht regelmäßig übt, riskiert also Rückschritte. Generell länger und intensiver müsste das Training sein, mahnen immer mehr Ärzte.

Pharmakologisch unterstützte Reha: Die Zukunft der Schlaganfalltherapie

Das Verständnis der Regeneration im Gehirn lässt die Forscher nunmehr auch an eine pharmakologisch unterstützte Reha denken. Medikamente könnten die Erholung des Gehirns fördern und so die Kur noch effektiver machen. Es ist denkbar, die schädliche langanhaltende Entzündung zu dämpfen und die Wachstumsprozesse anzuregen.

Der Neurowissenschaftler Martin Schwab von der ETH Zürich nutzte einen Antikörper, um den Pegel des Eiweißes Nogo-A herunterzufahren. Das löst die Bremse in den Nervenzellen und diese beginnen auszusprossen und neue Verknüpfungen zu bilden. Behandelte er Ratten nach einem Schlaganfall über einen Zeitraum von Wochen mit dem Antikörper und verpasste ihnen anschließend genauso lange eine Reha, dann erholten sich die Nager zu 80 bis 100 Prozent. Derzeit plant der Forscher eine klinische Studie an Schlaganfallpatienten.

Innovative Therapieansätze

Neben der Rehabilitation und der pharmakologisch unterstützten Reha gibt es weitere innovative Therapieansätze, die das Potenzial haben, die Behandlungsergebnisse nach einem Schlaganfall zu verbessern.

Transkranielle Magnetstimulation (TMS)

Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) ist eine nicht-invasive Hirnstimulation, die die betroffenen Hirnnetzwerke nach einem Schlaganfall modulieren und neurologische Störungen über den Effekt von Trainingsmethoden hinaus lindern könnte. Die Kombination von bildgebenden Verfahren und Neurostimulationstechniken wie der TMS hat vielversprechende Ergebnisse bei der Reorganisation neuronaler Netzwerke gezeigt. Die funktionelle Bildgebung mittels Magnetresonanztomographie (MRT) oder Elektroenzephalographie (EEG) macht die Hirnareale sichtbar, die am meisten von einer TMS-Neurostimulation profitieren können.

Künstliche Intelligenz (KI)

Künstliche Intelligenz (KI) könnte künftig maßgeblich dazu beitragen, die Behandlungsergebnisse nach einem Schlaganfall zu verbessern. Durch die Nutzung einer stetig wachsenden Menge an patientenbezogenen Daten mithilfe der KI können Algorithmen-basierte Ergebnisvorhersagen zum individuellen Verlauf eines Schlaganfalls berechnet werden. Das gilt für Schlaganfall-Patienten im akuten aber auch im chronischen Stadium. Die Präzisionsmedizin profitiert zunehmend von immer genaueren KI-Ansätzen, die Faktoren offenlegen, welche eine schnelle Regeneration oder einen komplizierten Verlauf begünstigen können. Diese Informationen ermöglichen es, die Therapien individuell anzupassen und die Rehabilitationszeit zu verkürzen, ohne dabei Abstriche bei den Behandlungsergebnissen machen zu müssen.

Stammzelltherapie

Forscher arbeiten daran, die vorhandenen Hirnstammzellen mit Wirkstoffen dazu anzuregen, neue Nervenzellen zu bilden. Und sie verfolgen die Idee, neurale Stammzellen außerhalb des Körpers zu erzeugen und in die zerstörten Areale des Gehirns zu transplantieren. Solche künstlich erzeugten neuralen Stammzellen werden aus fötalem Gewebe oder aus einer Hautprobe gewonnen. In Tiermodellen integrierten sich solche menschlichen neuralen Stammzellen in das Gehirn und Forscher beobachteten nach künstlich gesetzten Schlaganfällen positive Effekte der Zelltherapie.

Musiktherapie

Musik und Rhythmus beflügeln die Regeneration vieler Schlaganfallpatienten, wie verschiedene Studien nahelegen. Eine schwedische Erhebung zeigte etwa, dass Patienten, die im Takt der Musik Hände und Füße bewegt hatten, danach besser greifen und die Balance halten konnten. Und wenn die Betroffenen ihre Lieblingsmusik hören dürfen, verlängert das nachfolgend die Aufmerksamkeitsspanne und die Merkfähigkeit für Wörter, wie eine finnische Studie ergab. Andere Forscher wiederum demonstrierten, dass rhythmische Musik das Gangtraining von Schlaganfallpatienten unterstützt. Sie laufen dann schneller und schaffen längere Wegstrecken.

Was Sie nach einem Schlaganfall erwartet

Nach einem Schlaganfall wird Ihr behandelnder Arzt mit Ihnen bzw. Ihren Angehörigen die weitere Behandlung besprechen. Ein großer Teil der Schlaganfall-Patienten absolviert nach der Akutklinik eine Rehabilitation. Die Rehabilitation findet meistens stationär, also in einer Rehabilitationsklinik, statt und wird in der Regel vom zuständigen Kostenträger für drei Wochen bewilligt. Sollten Ihre behandelnden Ärzte zum Ende dieser Zeit weiteren Bedarf sehen, kann die Maßnahme auf Antrag verlängert werden.

Für ältere Schlaganfall-Patienten kommen grundsätzlich zwei medizinische Fachrichtungen in Frage, die neurologische und die geriatrische Rehabilitation. Neurologen werden in aller Regel die Rehabilitation in einer neurologischen Fachklinik empfehlen. Hier erhalten Patienten deutlich mehr Therapie-Einheiten als in der geriatrischen Rehabilitation. Wissenschaftliche Studien konnten nachweisen, dass hiervon auch ältere Patienten profitieren.

Neben der stationären Rehabilitation gibt es ambulante Rehabilitationszentren. Diese haben den Vorteil, dass Patienten abends und am Wochenende Zuhause sind und im heimischen Umfeld erproben können, ob das Training mit den Therapeuten sie gut auf die Aktivitäten ihres täglichen Lebens vorbereitet. Ambulante Zentren sind seltener als Kliniken, häufig befinden sie sich in größeren Städten oder Ballungszentren. Für die ambulante Rehabilitation müssen Patienten in der Lage sein, sich selbst zu versorgen oder die Versorgung im heimischen Umfeld muss durch Angehörige und/oder einen Pflegedienst gesichert sein.

Die meisten Schlaganfall-Patienten durchlaufen eine stationäre neurologische Rehabilitation. Der Ablauf einer solchen Rehabilitation ist in allen Kliniken vergleichbar. Nach einer Eingangsuntersuchung und einem Aufnahmegespräch werden Therapieziele formuliert und ein Therapieplan erstellt. Das Ziel der Rehabilitation ist, verlorengegangene Funktionen so weit wie möglich wiederherzustellen oder - wo das nicht möglich erscheint - mit dem Patienten Kompensationsstrategien einzuüben, z.B. die linke Hand als „Ersatzhand“ zu trainieren. Die Ziele sollten sich jedoch immer am Lebensalltag des Patienten orientieren, d.h.

Ein weiteres Ziel der Reha ist es, Patienten bei einer notwendigen Umstellung des Lebensstils zu unterstützen, um einen wiederholten Schlaganfall zu vermeiden. Zum Ende der Rehabilitation wird das Behandlungsteam mit Ihnen bzw. Ihrem Angehörigen die weitere, ambulante Versorgung besprechen und ggfs. erste Schritte in die Wege leiten.

Neurologische Rehabilitation passiert leider nicht von allein, sie ist in der Regel harte Arbeit für den Patienten. Die körperliche Rehabilitation erfordert viel Fleiß, Willen und ständige Wiederholung, damit das Gehirn lernt. Die Therapie-Einheiten allein sind in der Regel nicht ausreichend.

Akutbehandlung: "Time is brain"

Je schneller und effizienter ein Patient nach einem Schlaganfall behandelt wird, desto mehr Nervenzellen im Gehirn können „gerettet“ werden. Sofern ein Schlaganfall-Patient schnelle ärztliche Versorgung bekommt und in speziellen klinischen Schlaganfall-Stationen untergebracht wird, ist das Spektrum an Therapie- und Rehamaßnahmen glücklicherweise sehr groß. Bei einem akuten Schlaganfall gilt der Leitsatz „Time is brain“ (Zeit ist Gehirn). Das heißt, jede Minute zählt!

Bei der Schlaganfall-Diagnose wird diese Frage unter anderem mittels der bildgebenden Verfahren CT und MRT in wenigen Minuten beantwortet. Steht die Ursache des Apoplex / Schlaganfalls fest, folgt die weitere Behandlung. Nach einem akuten Schlaganfall versuchen Ärzte zunächst die Schäden im Gehirn des Patienten möglichst zu minimieren. In vielen Kliniken gibt es spezielle Abteilungen für Schlaganfall-Patienten, sogenannte „Stroke Units“, die auf die multidisziplinäre Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert sind.

Hat ein Blutgerinnsel den Apoplex ausgelöst, erfolgt - wenn möglich - die sogenannte Thrombolyse oder „Lyse-Therapie“. Dabei werden dem Schlaganfall-Patienten Medikamente verabreicht, die das Blutgerinnsel auflösen sollen. Diese Therapie ist in Einzelfällen bis zu neun Stunden nach dem Auftreten ersten Symptome möglich. Als weitere Methode steht die sogenannte Thrombektomie zur Verfügung, wenn größere Blutgefäße im Gehirn verschlossen sind. Hierbei handelt es sich um ein katheterbasiertes Verfahren, bei dem ähnlich wie bei einer Herzkatheteruntersuchung versucht wird, das verschlossene Gefäß wieder zu eröffnen. Hierzu wird der Katheter über die Leistenarterie eingeführt. Wenn möglich, versuchen Ärztinnen und Ärzte, beide Verfahren (Thrombolyse und Thrombektomie) zu kombinieren. Die Erfolgsaussichten sind umso größer, je früher nach Auftreten der Symptome die Behandlung erfolgen kann.

Ist der Apoplex Folge einer Hirnblutung, so wird der Patient möglicherweise am offenen Gehirn operiert. Dieses Verfahren kommt jedoch nicht bei allen Hirnblutungen zur Anwendung, sondern hängt von der Art und Lokalisation der Blutung ab. In der Regel erfolgt die Überwachung auf der „Stroke Unit“, um den Blutdruck rasch zu senken und Komplikationen früh zu erkennen und zu behandeln. Bewusstlose oder beatmungspflichtige Patienten kommen direkt auf die Intensivstation und werden ganzheitlich überwacht. Blutdruck und Blutzucker des Schlaganfall-Patienten müssen exakt eingestellt werden. Ist ein Blutgefäß verstopft, versuchen Ärzte, das Gerinnsel aufzulösen und/oder zu entfernen.

Leben nach dem Schlaganfall

Es gibt durchaus Schlaganfall-Patienten, die sich vollkommen erholen und keine schweren Folgeschäden davontragen. Tatsächlich haben jüngere Patienten (unter 70 Jahren) eine größere Chance, einen Schlaganfall vollkommen auszuheilen beziehungsweise etwaige Einschränkungen durch eine Rehabilitation vollkommen zu beseitigen. Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist stets individuell, denn letztlich gleicht kaum ein Schlaganfall dem anderen.

Der Krankenhausaufenthalt nach einem Schlaganfall dauert etwa sieben bis zehn Tage an. Nach diesem Krankenhausaufenthalt sind weiterführende Reha-Maßnahmen sinnvoll. Eine besondere Form der Rehabilitation ist die neurologische Reha. Frühreha nach SchlaganfallOberstes Ziel der Frührehabilitation (kurz: Frühreha) nach einem Schlaganfall ist es, die körperlichen Funktionen wiederherzustellen. Besonderes Augenmerk gilt hierbei den Körperfunktionen, die durch den Schlaganfall womöglich geschädigt wurden. Je früher geeignete Therapiemaßnahmen und Übungen umgesetzt werden, desto eher können die Schlaganfall-Symptome behandelt und schwerere Folgeschäden verringert werden.

Viele Reha-Maßnahmen werden heute bereits ambulant, aber auch in stationären geriatrischen oder neurologischen Reha-Kliniken angeboten. Seit 2007 haben viele ältere Patienten einen Rechtsanspruch auf eine geriatrische Rehabilitation. Fragen Sie Ihren Arzt beziehungsweise den Ihres Angehörigen gezielt nach der Verordnung einer „geriatrischen Rehabilitation“. Außerdem können Sie ihn darum bitten, dass er alle akuten und chronischen Krankheiten und Einschränkungen von Ihnen beziehungsweise Ihrem Angehörigen auflistet. Häufig koordinieren auch die Hausärzte von Schlaganfall-Patienten die weitere Behandlung nach der Klinik-Entlassung.

Ziel hierbei ist es, das gewohnte Alltagsleben - so weit wie möglich - wiederherzustellen. Vor allem in den ersten sechs Monaten nach einem Schlaganfall sollte besonders viel trainiert werden. Je nach Bedarf beziehungsweise dem Ausmaß der verbliebenden Schäden können dabei verschiedene Maßnahmen sowie Therapien zur Anwendung kommen, die ärztlich verordnet werden können. Je nach Bedarf kann Ihnen Ihr Arzt auch geeignete Hilfsmittel verschreiben, die Ihren Alltag unter Umständen erleichtern. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und Ihrem Umfeld möglichst offen über alle Herausforderungen in Ihrer Alltagsgestaltung, die Sie seit Ihrem Schlaganfall begleiten. Nur so erhalten Sie an entsprechender Stelle die so wichtige Unterstützung. Wichtig aus dem Grund, weil verlorengegangene Fähigkeiten unter Umständen wieder vollständig erlernt werden können. Schlaganfall-Patienten müssen auf jeden Fall eine Menge Geduld aufbringen. Viele Betroffene müssen das Gehen und Sprechen wieder neu lernen und das dauert einfach seine Zeit. Wie lange der Reha-Aufenthalt nach einem Schlaganfall dauert, richtet sich nach mehreren Faktoren. Welcher Kostenträger für die Rehabilitation nach einem Schlaganfall zuständig ist, richtet sich nach bestimmten Faktoren im Einzelfall.

Ein Schlaganfall ist für Betroffene und deren Umfeld zunächst häufig ein großer Schock. Der Weg zurück ins normale Alltagsleben kann je nach Schwere des Schlaganfalls ganz unterschiedlich aussehen und alle Beteiligten auf andere Art und Weise herausfordern. Gerade nach einem schweren Schlaganfall kann die Situation sowohl mental als auch körperlich sehr belastend sein. Es ist wichtig, dass Sie füreinander da sind. Halten Sie an allen Erfolgen fest - so klein diese manchmal auch scheinen. Scheuen Sie sich nicht davor, ärztlichen Rat einzuholen und nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen. Prüfen Sie auch Ihren möglichen Anspruch auf Pflegeleistungen der Pflegeversicherung. Grundvoraussetzung hierfür ist ein anerkannter Pflegegrad.

Jeder Schlaganfall ist ein kritisches Lebensereignis. Nach einem Schlaganfall leiden Betroffene häufig an einer Harninkontinenz. Wenn Sie selbst betroffen sind, sprechen Sie also am besten mit Ihrem Arzt über Ihre Beschwerden und denken Sie dabei immer daran: Sie sind mit Ihren Kontinenzproblemen nicht allein. Gemeinsam können Sie über die Behandlungsmöglichkeiten sprechen.

Sowohl für Schlaganfall-Patienten selbst als auch für deren Angehörige können Schlaganfall-Selbsthilfegruppen eine große Unterstützung sein, um mit den Folgen und Auswirkungen eines Schlaganfalls zu leben. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ist eine gute Adresse, wenn es darum geht, Kontakt zu Selbsthilfegruppen aufzunehmen. Trainieren Sie mit dem Betroffenen, seine Gedächtnisleistung zu verbessern.

Eine besondere Ernährung nach einem Schlaganfall kann eine gute Prävention sein, um einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. Mit einer gesunden Ernährung im Alter können Risikofaktoren wie zu hohe Cholesterin- oder Zuckerwerte durchaus in Schach gehalten werden, die als Ursache für einen Schlaganfall gelten können. Orientieren Sie sich an den Grundregeln der „mediterranen Diät“: Eine Mischkost aus viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch sowie wenig rotem Fleisch.

Ein Schlaganfall führt bei etwa der Hälfte der Betroffenen zu einer akuten Schluckstörung, rund ein Viertel der Betroffenen leidet an einer chronischen Schluckstörung (Dysphagie). Ein gestörter Schluckreflex muss immer behandelt werden. Zum einen, weil der Betroffene sonst Gefahr läuft, mangelernährt zu werden. Zum anderen, weil Nahrungsreste in die Lunge gelangen können.

Ob Sie nach einem Schlaganfall wieder Auto fahren können, sollten Sie zunächst mit Ihrem Arzt besprechen. Zur Überprüfung Ihrer Eignung können Sie sich bei der zuständigen Fahrerlaubnisbehörde Ihrer Kommune melden. Die Behörde wird dann entscheiden, welche Untersuchung für Sie in Frage kommt. Sofern Personen mobil sind und der zuständige Arzt die Erlaubnis gegeben hat, dürfen sie nach einem Schlaganfall fliegen.

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