Nervenentzündung im Gesicht: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Nervenschmerzen im Gesicht, oft als Gesichtsnervenentzündung oder Trigeminusneuralgie bezeichnet, können eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität darstellen. Diese Schmerzen, die oft als stechend, brennend oder elektrisierend beschrieben werden, können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, wobei Stress eine bedeutende Rolle spielen kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Nervenentzündung im Gesicht, insbesondere im Zusammenhang mit Stress.

Was sind Nervenschmerzen?

Nervenschmerzen, auch neuropathische Schmerzen genannt, sind weit verbreitet und zählen neben Rücken- und Kopfschmerzen zu den häufigsten Ursachen für chronische Schmerzen. Sie entstehen durch eine Schädigung im Nervengewebe, die zu Fehlfunktionen im Nervensystem führt. Diese Schädigung kann durch Erkrankungen, Infektionen, Verletzungen oder die Einwirkung von Nervengiften (Neurotoxinen) verursacht werden.

Die Schmerzwahrnehmung bei Nervenschmerzen ist typischerweise verändert. Schon harmlose Reize wie leichte Berührung, Wärme, Kälte oder Druck auf der Haut können Schmerzen auslösen (Allodynie).

Ursachen von Nervenschmerzen im Gesicht

Die Ursachen für Nervenschmerzen im Gesicht sind vielfältig. Eine häufige Form ist die Trigeminusneuralgie, bei der der fünfte Gesichtsnerv (Nervus trigeminus) gereizt ist. Dieser Nerv versorgt den Großteil des Gesichts und leitet Sinneseindrücke wie Berührungen, Temperatur und Schmerz an das Gehirn weiter.

Trigeminusneuralgie

Die Trigeminusneuralgie ist eine seltene Schmerzerkrankung, die durch den Trigeminusnerv ausgelöst wird und heftige Schmerzen verursacht. Blitzschnell einschießende, unerträgliche stechende Schmerzen in der unteren Gesichtspartie sind ein typisches Symptom. Die Schmerzen können durch alltägliche Dinge wie Berühren des Gesichts, Lächeln, Kauen, Sprechen, Waschen des Gesichts oder Zugluft ausgelöst werden.

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Ursachen der Trigeminusneuralgie

  • Klassische Trigeminusneuralgie: Hierbei drückt ein benachbartes Blutgefäß auf den Nerv und schädigt die Umhüllung des Nervs (Myelinscheide). Eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) erhöht das Risiko, da die Wände der Schlagadern verdickt und starr sind.
  • Sekundäre Trigeminusneuralgie: Diese Form wird durch andere Erkrankungen verursacht, wie z.B. Multiple Sklerose (MS), Gehirntumoren, Schlaganfall oder Gefäßmissbildungen.
  • Idiopathische Trigeminusneuralgie: In diesem Fall lässt sich keine eindeutige Ursache für die Beschwerden feststellen.

Atypischer Gesichtsschmerz

Für den atypischen Gesichtsschmerz ist ein schwer lokalisierbarer, mittelstarker Dauerschmerz charakteristisch, welcher die vorgegebene sensible Versorgung nicht respektiert. Die Patienten beschreiben ihn als bohrend, brennend, stechend, drückend oder pulsierend. Anfangs sind die Schmerzen auf eine umschriebene Region des Gesichts begrenzt (Auge, Nase, Wange, Schläfe), später können sie sich auf Ober- und Unterkiefer sowie auf größere Regionen des Gesichts bis hin zum Hals und Nacken ausdehnen.

Stress als Auslöser

Nervenschmerzen können nicht nur körperliche Auslöser haben. Eine Angststörung, eine Depression oder ständiger Stress können körperliche Symptome zur Folge haben. Dann ist die Spannung im Körper erhöht, die Schmerzempfindlichkeit steigt. Diese Form von Schmerzsyndromen wird als somatoforme Störung bzw. somatoforme Schmerzstörung oder auch psychosomatische Erkrankung bezeichnet. Emotionaler Stress kann die Symptome der Trigeminusneuralgie verstärken.

Weitere mögliche Ursachen

  • Infektionen: Gürtelrose (Herpes Zoster) kann nach Abheilung der Hautausschläge zu einer Post-Zoster-Neuralgie führen, die sich durch starke Nervenschmerzen auf der Haut äußert, vor allem am Rumpf, an einem Arm oder im Gesicht.
  • Diabetes: Überhöhte Zuckerwerte können die Nerven schädigen und zu Schmerzen im Fußbereich (diabetische Polyneuropathie) führen.
  • Bandscheibenvorfall: Im Rücken kann ein Bandscheibenvorfall auf einen Nerv drücken und ihn reizen, was zu Schmerzen führen kann, die bis in Gesäß und Bein ausstrahlen (Ischias).
  • Piriformis-Syndrom: Der Piriformis-Muskel drückt auf den Ischias-Nerv und irritiert ihn, was zu Schmerzen im unteren Rücken und Po führen kann.
  • Zahnärztliche Eingriffe: In einigen Fällen können schmerzhafte Neuropathien nach zahnärztlichen Eingriffen auftreten.

Symptome von Nervenschmerzen im Gesicht

Die Symptome von Nervenschmerzen im Gesicht können vielfältig sein und hängen von der jeweiligen Ursache ab. Typische Symptome sind:

  • Blitzartig einschießende, stechende Schmerzen, die sich wie ein Elektroschock anfühlen
  • Spontane starke Schmerzen, die durch Berührung des Gesichtes oder Kauen und Sprechen ausgelöst werden
  • Serien hintereinander einschießender, starker Schmerzen, die wenige Sekunden bis Minuten anhalten
  • Episoden schwerer Schmerzattacken über Wochen oder Monate, die sich mit Perioden abwechseln, in denen Betroffene keine Schmerzen haben
  • Ein andauerndes, brennendes Gefühl
  • Schmerzen in der Region, die vom Trigeminusnerv versorgt werden (Augen, Wange, Lippen, Kiefer, Zähne, Zahnfleisch)
  • Empfindungsstörungen im Gesichtsbereich (Schwellungsgefühl, Prickeln, Überwärmung oder Taubheitsgefühl)
  • Vermeidungsverhalten (z.B. nicht mehr nach draußen gehen bei kalter Luft)

Bei der klassischen Trigeminusneuralgie besteht zwischen den Schmerzattacken in der Regel Beschwerdefreiheit, während bei der symptomatischen Form die Schmerzen meist dauerhaft sind.

Diagnose von Nervenschmerzen im Gesicht

Die Diagnose von Nervenschmerzen im Gesicht erfordert eine sorgfältige Anamnese und körperliche Untersuchung durch einen Arzt, idealerweise einen Neurologen oder Neurochirurgen. Es gilt, die Trigeminusneuralgie gegen andere Formen von Kopf- und Gesichtsschmerzen abzugrenzen, wie z.B. Kiefergelenksprobleme, Zahnerkrankungen oder Clusterkopfschmerz.

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Anamnese

Der Arzt befragt den Patienten ausführlich zu seinen Beschwerden:

  • Wo genau haben Sie Schmerzen?
  • Wie lange dauern die Schmerzen jeweils an?
  • Wie empfinden Sie den Schmerz (stechend, drückend, stromstoßartig)?
  • Haben Sie neben den Schmerzen andere Beschwerden (Gefühlsstörungen, Sehstörungen, Übelkeit, Erbrechen)?
  • Machen Ihnen die Schmerzattacken seelisch sehr zu schaffen?

Körperliche Untersuchung

Der Arzt achtet auf das Empfindungsvermögen (Sensibilität) im Gesichtsbereich.

Weitere Untersuchungen

  • Magnetresonanztomografie (MRT): Zum Ausschluss von Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Hirntumor, Schlaganfall oder Gefäßmissbildung.
  • Entnahme und Analyse des Nervenwassers (Liquorpunktion): Zum Ausschluss von Multipler Sklerose.
  • Computertomografie (CT): Zur Begutachtung der knöchernen Strukturen des Schädels.
  • Angiografie oder Kernspin-Angiografie (MRA): Zur Erkennung von Gefäßmissbildungen.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Überprüfung der Funktionsfähigkeit sensibler Nervenbahnen.
  • Zahnärztliche Untersuchung: Zum Ausschluss von Zahnerkrankungen als Ursache.

Therapie von Nervenschmerzen im Gesicht

Die Therapie von Nervenschmerzen im Gesicht ist oft schwierig, da rezeptfreie Schmerzmittel in der Regel nicht wirken. Die Behandlung zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Medikamentöse Therapie

  • Antiepileptika: Mittel der ersten Wahl zur Vorbeugung von Schmerzanfällen. Sie senken die Erregbarkeit und Leitungsfähigkeit der schmerzempfindlichen Nervenbahnen.
  • Andere Medikamente: In der Schmerztherapie werden häufig Medikamente mit Physiotherapie oder Psychotherapie kombiniert. Auch Pflaster mit Capsaicin oder Spritzen mit Botulinumtoxin werden zur Therapie von Nervenschmerzen eingesetzt.

Operative Therapie

Wenn Medikamente nicht den gewünschten Erfolg bringen oder mit zu vielen Nebenwirkungen verbunden sind, kann eine Operation erwogen werden. Operative Maßnahmen zielen vor allem darauf ab, den Nerv zu entlasten oder die Schmerzleitung zu unterbrechen.

  • Mikrovaskuläre Dekompression (MVD): Bei dieser Operation wird der Nerv vom drückenden Blutgefäß befreit.
  • Läsionelle Eingriffe am Ganglion Gasseri: Hierbei werden schmerzleitende Fasern geschädigt, z.B. durch Hitze (Thermokoagulation).
  • Radiochirurgische Behandlung (CyberKnife): Diese hochpräzise Bestrahlungsmethode kann in einer einzigen Sitzung ambulant durchgeführt werden und zu einer Narbenbildung im Trigeminusnerv und damit einhergehend zur Schmerzlinderung bzw. völligen Schmerzfreiheit führen.

Weitere Therapieansätze

  • Nervenblockaden: Infiltrationen, transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS).
  • Physiotherapie: Kann helfen, Verspannungen zu lösen und die Muskulatur zu stärken.
  • Psychotherapie: Bei chronischen Schmerzen ist oft eine psychologische oder psychotherapeutische Behandlung sinnvoll, um den Umgang mit den Schmerzen zu erlernen und depressive Verstimmungen zu behandeln.
  • Entspannungstechniken: Maßnahmen zur Stressbewältigung, wie tiefe Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Meditation, können helfen, das Stressniveau zu senken.

Hausmittel

Hausmittel können Nervenschmerzen nicht beseitigen, aber bisweilen gut tun. Dazu zählen kühle Kompressen, warme Auflagen oder Bäder. Sanfte Gesichtspflege kann dazu beitragen, die Haut zu beruhigen und Triggerpunkte zu vermeiden.

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Prävention

Auch wenn bei einer Trigeminusneuralgie die ärztliche Abklärung der Ursachen und die zielgerichtete Behandlung im Vordergrund steht, gibt es für Betroffene auch Möglichkeiten zur Vorbeugung:

  • Stressbewältigung: Erlernen effektiver Maßnahmen zur Stressbewältigung (tiefe Atemübungen, progressive Muskelentspannung, Meditation).
  • Guter Schlaf: Regelmäßige Schlafenszeiten einhalten und eine Schlafdauer von sieben bis acht Stunden pro Nacht erreichen.
  • Ausgewogene Ernährung: Täglich mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse essen und ausreichend Omega-3-Fettsäuren in den Speiseplan integrieren.
  • Vermeidung von Triggern: Aktivitäten oder Einflüsse vermeiden, die Schmerzattacken auslösen können (Zugluft, Berührungen des Gesichts, Kauen).
  • Sanfte Gesichtspflege: Milde, nicht reizende Reinigungsprodukte und Feuchtigkeitscremes verwenden.
  • Gute Zahnpflege: Zähne zweimal täglich für zwei Minuten putzen und Zahnseide einmal täglich verwenden.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität: Steigert das allgemeine Wohlbefinden und reduziert Stress.
  • Professionelle Hilfe bei Depression oder Angst: Bei Anzeichen von Depression oder Angst, die häufig mit chronischen Schmerzen einhergehen, ist es wichtig, professionelle Hilfe zu suchen.

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