Schmerzen im Handgelenk können vielfältige Ursachen haben. Oftmals entstehen sie durch Überlastung, Verletzungen oder Entzündungen. Eine Nervenentzündung (Neuritis) im Handgelenk kann ebenfalls eine schmerzhafte Ursache sein. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Nervenentzündungen im Handgelenk.
Anatomie des Handgelenks und der Sehnen
Das Handgelenk ist ein komplexer Apparat aus Sehnen, Muskeln, Bändern und Knochen, der vielfältige Funktionen ermöglicht. Die Sehnen verbinden die Muskeln mit den Knochen und übertragen die Kraft für Bewegungen. Damit die Sehnen reibungslos über Knochenvorsprünge und Gelenke gleiten können, sind sie an besonders beanspruchten Stellen von Sehnenscheiden umgeben. Diese Sehnenscheiden bestehen aus einer äußeren Bindegewebsschicht und einer inneren Synovialhaut, die eine zähe Flüssigkeit (Synovia) produziert, um die Reibung zu minimieren.
Ursachen von Nervenentzündungen im Handgelenk
Eine Nervenentzündung im Handgelenk kann verschiedene Ursachen haben:
- Überlastung: Wiederholte, monotone Bewegungen oder eine dauerhafte Überlastung des Handgelenks können zu Reizungen und Entzündungen der Nerven führen. Vor allem Menschen mit Bürotätigkeit sind durch die immer wiederkehrenden Bewegungsmuster beim Arbeiten mit einer Computermaus betroffen. Eine ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes kann Handgelenksschmerzen vorbeugen.
- Einengung des Nervus medianus (Karpaltunnelsyndrom): Im Bereich des Handgelenks verläuft der Mittelarmnerv (N. medianus) durch den Karpaltunnel, eine Engstelle, die von den Handwurzelknochen und dem Ligamentum flexorum gebildet wird. Eine übermäßige Verdickung des Bandes oder des Bindegewebes um den Karpaltunnel kann zu einer Einengung und Irritation des Nervs führen. Ursächlich sind neben Stoffwechselstörungen oder Traumata (Verletzungen) auch Überlastungen der Hand und des Handgelenks.
- Einengung des Nervus ulnaris (Ulnarisnervsyndrom): Der Nervus ulnaris verläuft an der Außenseite des Handgelenks und versorgt die äußeren Finger und die Beugemuskulatur der Hand. Wiederholte Bewegungen oder eine verkrampfte Arbeitshaltung können den Nerv dauerhaft überlasten und zu einer Einklemmung führen.
- Traumatische Verletzungen: Unfälle, Stürze oder Prellungen können zu direkten Nervenschädigungen führen und Entzündungen auslösen.
- Erkrankungen: Bestimmte Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis, Diabetes mellitus oder Gicht können Entzündungen der Sehnen und Sehnenscheiden fördern und somit auch die Nerven in Mitleidenschaft ziehen.
- Infektionen: In seltenen Fällen können bakterielle Infektionen nach Stich- oder Schnittverletzungen zu Nervenentzündungen führen.
- Druck: Mechanischer Druck auf den Nerv, beispielsweise durch Tumoren oder einen Bandscheibenvorfall, kann ebenfalls eine Entzündung verursachen.
Symptome einer Nervenentzündung im Handgelenk
Die Symptome einer Nervenentzündung im Handgelenk können vielfältig sein und hängen vom betroffenen Nerv und dem Ausmaß der Entzündung ab. Typische Symptome sind:
- Schmerzen: Stechende, brennende oder ziehende Schmerzen im Handgelenk, die in die Hand, die Finger oder den Unterarm ausstrahlen können.
- Taubheitsgefühle: Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Fingern, insbesondere im Daumen, Zeige- und Mittelfinger (beim Karpaltunnelsyndrom) oder im Ring- und kleinen Finger (beim Ulnarisnervsyndrom).
- Missempfindungen: Missempfindungen wie ein pelziges Gefühl oder ein Gefühl von "Ameisenlaufen" in der Hand oder den Fingern.
- Kraftverlust: Schwäche oder Kraftverlust in der Hand, was zu Schwierigkeiten bei alltäglichen Tätigkeiten wie dem Schließen eines Hosenknopfes oder dem Drehen des Autolenkrads führen kann.
- Bewegungseinschränkungen: Eingeschränkte Beweglichkeit des Handgelenks aufgrund von Schmerzen und Schwellungen.
- Muskelschwund: In fortgeschrittenen Fällen kann es zu Muskelschwund am Daumenballen kommen (beim Karpaltunnelsyndrom).
- Nächtliche Beschwerden: Die Beschwerden treten häufig nachts oder morgens auf und können den Schlaf stören.
- Knotige Verdickungen: Bei chronischen Entzündungen können knotige Verdickungen über dem Grundgelenk an der Handinnenseite auftreten.
Diagnose einer Nervenentzündung im Handgelenk
Um eine Nervenentzündung im Handgelenk zu diagnostizieren, wird der Arzt zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten führen, um die Krankengeschichte (Anamnese) zu erheben. Dabei werden Fragen zu den genauen Beschwerden, dem Zeitpunkt des Auftretens, möglichen Auslösern und Vorerkrankungen gestellt.
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Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt das Handgelenk abtastet, auf Schwellungen, Rötungen oder Fehlstellungen achtet und die Beweglichkeit prüft. Spezielle Tests wie der Finkelstein-Test (beim De Quervain’s Tendovaginitis) oder der Phalen-Test (beim Karpaltunnelsyndrom) könnenAdditional information zur Diagnose liefern.
Zur weiteren Abklärung können bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen eingesetzt werden, um Sehnen, Muskeln, Bänder und Knochen genauer zu beurteilen. Bei Verdacht auf eine Nervenschädigung kann eine Elektroneurographie (ENG) durchgeführt werden, um die Nervenleitgeschwindigkeit zu messen und die Funktion der Nerven zu überprüfen.
Behandlung einer Nervenentzündung im Handgelenk
Die Behandlung einer Nervenentzündung im Handgelenk richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung. In den meisten Fällen kommen konservative Therapiemaßnahmen zum Einsatz:
- Schonung und Ruhigstellung: Das Handgelenk sollte geschont und bei Bedarf mit einer Schiene (Orthese) ruhiggestellt werden, um die Entzündung zu reduzieren und den Nerv zu entlasten. Die Schiene kann vor allem bei nächtlichen Schmerzen helfen, indem sie den Druck auf das Handgelenk reduziert.
- Kühlung: Lokale Kühlung mit Eispackungen oder Kühlgels kannEntzündungen dämpfen und Schmerzen lindern.
- Entzündungshemmende Medikamente: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac oder Ibuprofen können als Tabletten, Salben oder Gels eingenommen oder aufgetragen werden, um Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
- Kortisoninjektionen: In manchen Fällen kann der Arzt Kortison direkt in den Karpaltunnel oder in die betroffene Region injizieren, um die Entzündung zu hemmen und die Schmerzen zu lindern. Diese Maßnahme wirkt schmerzstillend, entzündungshemmend und abschwellend.
- Physiotherapie: Physiotherapeutische Maßnahmen wie Dehnungsübungen, Koordinationsübungen oder das Training mit einer Faszienrolle können die Beweglichkeit verbessern, die Muskeln stärken und die Beschwerden lindern.
- Ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes: Eine ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes mit der richtigen Höhe des Schreibtisches und des Stuhls sowie die Verwendung einer ergonomischen Computermaus (z. B. Vertikalmaus) können helfen, Überlastungen zu vermeiden und die Handgelenke zu entlasten.
- PRP-Therapie (Plättchenreiches Plasma): Bei der PRP-Therapie wird dem Patienten Blut entnommen, das Plasma gewonnen und in das betroffene Gebiet injiziert. Die darin enthaltenen Wachstumsfaktoren sollen die Regeneration anregen und die Heilung unterstützen.
- Lasertherapie: Die Lasertherapie kann durch lokale Reizung bestimmter Punkte den Schmerz abschwächen, die Rezeptoren desensibilisieren und die Wundheilung fördern.
Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichend helfen oder die Nervenentzündung chronisch wird, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Beim Karpaltunnelsyndrom wird beispielsweise das Karpalband durchtrennt, um den Nerv zu entlasten (Neurolyse). Die Operation kann entweder offen oder endoskopisch (minimalinvasiv) durchgeführt werden.
Prävention von Nervenentzündungen im Handgelenk
Um Nervenentzündungen im Handgelenk vorzubeugen, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:
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- Vermeidung von Überlastung: Monotone und andauernde Belastungen des Handgelenks sollten vermieden oder reduziert werden. Bei beruflichen Tätigkeiten mit wiederholten Handbewegungen sollten regelmäßige Pausen eingelegt werden.
- Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Der Arbeitsplatz sollte ergonomisch eingerichtet sein, um eine optimale Körperhaltung und eineEntlastung der Handgelenke zu gewährleisten.
- Aufwärmen vor sportlicher Betätigung: Vor sportlicher Betätigung sollten die beanspruchten Bereiche aufgewärmt werden, um sie optimal auf die Belastung vorzubereiten.
- Regelmäßige Dehnungsübungen: Regelmäßige Dehnungsübungen für Handgelenk und Unterarm können die Muskeln entspannen und die Beweglichkeit verbessern.
- Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung und Stressreduktion kannEntzündungen vorbeugen und die allgemeine Gesundheit fördern.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Risikofaktoren wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und Übergewicht sollten vermieden werden.
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