Nervenentzündung im Nacken: Ursachen, Kopfschmerzen und Behandlung

Nackenschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden, von dem Schätzungen zufolge etwa jeder dritte Mensch in Deutschland einmal im Jahr betroffen ist. Häufig entstehen sie durch Verspannungen und Verkrampfungen der Halsmuskulatur. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Dieser Artikel informiert umfassend über die Ursachen von Nackenschmerzen, ihre vielfältigen Erscheinungsformen, Behandlungsmöglichkeiten und wirksame Vorbeugungsmaßnahmen.

Vielfältige Beschwerden bei Nackenschmerzen

Nackenschmerzen können sich durch unterschiedliche Beschwerden äußern. Die Schmerzen können auf den Nacken beschränkt bleiben oder in die Schulter, den Hinterkopf oder die Arme ausstrahlen. Letzteres ist oft der Fall, wenn Nervenwurzeln, beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall, gereizt sind. In diesem Fall können auch Empfindungsstörungen wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder ein Gefühl des "Ameisenlaufens" sowie eine eingeschränkte Muskelkraft in Händen und Fingern auftreten. In manchen Fällen gehen Nackenbeschwerden auch mit Ohrensausen (Tinnitus) einher. All diese Beschwerden, die ihren Ursprung in der Halswirbelsäule haben, werden unter dem Begriff HWS-Syndrom (Halswirbelsäulen-Syndrom) zusammengefasst. Andere Bezeichnungen für Nackenschmerzen sind "Zervikalsyndrom", "Zervikalgie" oder "steifer Hals".

Schon gewusst? Verspannte und verhärtete Muskeln im Nacken können Nerven im Kopfbereich beeinträchtigen und auf Blutgefäße einwirken, die den Kopf versorgen. Unter Umständen vernehmen Betroffene dadurch ein Rauschen, Pfeifen oder Klingeln im Ohr. Somit ist es nicht ungewöhnlich, wenn zu verspannungsbedingten Nackenschmerzen ein Tinnitus hinzukommt.

Ursachen von Nackenschmerzen

Verkrampfungen, Verspannungen und schmerzhafte Beschwerden im Nackenbereich können zahlreiche Ursachen haben. Diese liegen zum Teil im Bereich der Halswirbelsäule oder Schulter, zum Teil sind sie aber auch Begleiterscheinungen anderer Erkrankungen.

Häufigste Ursache ist eine Überlastung der Muskulatur durch Fehlhaltungen, zum Beispiel durch lange Bildschirmarbeit. Generell begünstigt eine ungünstige Haltung des Halses und/oder Kopfes Nackenschmerzen, so auch bei einer schlechten Schlafposition oder einer häufigen Nutzung des Smartphones mit gebeugtem Kopf.

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Weitere Ursachen können sein:

  • Verschleißerscheinungen der Halswirbelsäule, z. B. an den Wirbelgelenken oder Bandscheiben
  • Eine Verengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose) oder ein Bandscheibenvorfall
  • Mikroverletzungen im Muskel- und Bindegewebe durch einen Unfall

Schon gewusst? Die Nutzung eines Smartphones verlangt unserem Nacken Höchstleistungen ab. Wenn wir auf das Handy schauen, ist unser Kopf um etwa 60 Grad nach unten geneigt. Dieser extreme Winkel lässt die fünffachen Kräfte auf die Halswirbelsäule wirken: Während der Kopf eines durchschnittlichen Erwachsenen bei aufrechter Haltung mit 6 Kilogramm Gewicht auf der Nackenwirbelsäule aufliegt, wirken aufgrund des Winkels nunmehr 30 Kilogramm auf Wirbel und Bandscheiben. Eine häufige und lange Nutzungsdauer des Smartphones bedeutet somit für die Wirbel, Bandscheiben und Muskeln in diesem Bereich eine enorme Belastung. Muskelverspannungen und Schmerzen - umgangssprachlich „Handy-Nacken“- bis hin zum Bandscheibenvorfall können die Folge sein.

Diagnose von Nackenschmerzen

Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird Sie zunächst zu Ihren akuten Beschwerden und Ihrer Krankengeschichte befragen. Bei der körperlichen Untersuchung wird der Nacken abgetastet und die Beweglichkeit von Kopf, Hals und Schultern geprüft. Zudem werden Muskelkraft, Sensibilität sowie Reflexe geprüft. Nackenschmerzen sind häufig unspezifisch, das heißt, es lassen sich keine genauen Ursachen erkennen. Meist beruhen sie auf Überlastungen und Verspannungen der Nackenmuskulatur.

Behandlung von Nackenschmerzen

Oftmals ist bei Nackenschmerzen keine spezielle Behandlung erforderlich und die Schmerzen verschwinden nach einigen Tagen von selbst wieder. Eine Schonung ist in der Regel nicht angebracht, vielmehr hilft leichte Bewegung, um Verspannungen zu lösen und die Schmerzen zu reduzieren. Viele Betroffene profitieren von Wärmeanwendungen (z. B. Wärmekissen, Rotlicht, Wärmesalbe). Oft kann schon ein warmes Bad oder eine heiße Dusche gegen die Beschwerden helfen. Salben mit pflanzlichen Wirkstoffen wie Arnika können ebenfalls schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken. Besonders in der Akutphase können Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac Entlastung bringen. In hartnäckigen Fällen kann auch ein Schmerzmittel in die Umgebung der gereizten Nerven injiziert werden.

Neben Hausmitteln und Medikamenten können als Therapie auch physiotherapeutische Maßnahmen, Akupunktur oder Manuelle Therapie zum Einsatz kommen. Wenn psychische Belastungen die Ursache der Nackenschmerzen sind, können Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung sowie eine Psychotherapie angebracht sein. Je nach Ursache der Nackenschmerzen werden in einigen Fällen auch operative Eingriffe durchgeführt.

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Vorbeugung von Nackenschmerzen

Um unspezifische Nackenschmerzen zu verhindern, ist es wichtig, einseitige Belastungen und Fehlhaltungen zu vermeiden. Zudem wird empfohlen, die Nacken- und Rückenmuskulatur durch Bewegung und gezieltes Training zu kräftigen.

Achten Sie bei Ihrem Büro-Arbeitsplatz auf ergonomisches Arbeiten: Die Position von Stuhl, Tisch, Monitor, Tastatur und Maus sollten ein rückengesundes Arbeiten ermöglichen. Beispielsweise sollte der Monitor auf Augenhöhe oder leicht darunter sein. Vergessen Sie regelmäßige Entspannungs- und Bewegungspausen nicht.

Wenn Sie viel telefonieren müssen, sollten Sie besser ein Headset statt Telefon benutzen. So können Sie den Kopf aufrecht halten und haben außerdem die Hände frei. Lassen Sie sich ggf. im Rahmen einer Physiotherapie Übungen zur Dehnung und Kräftigung der Nacken- und Rückenmuskulatur zeigen. Achten Sie auf eine für Sie geeignete Matratze und ergonomisch geformte Nackenkissen oder Nackenrollen.

Schon gewusst? Beim Schlafen sollte der Kopf etwas tiefer liegen als der Nacken. Im Idealfall bildet die Halswirbelsäule mit dem restlichen Teil der Wirbelsäule eine gerade Linie. Rücken- und Seitenschläfern wird daher ein Kopfkissen empfohlen, das Kopf und Nacken stützt und die Wirbelsäule entlastet, z. B. ein Kissen aus Memory-Schaum. Bauchschläfer schlafen am besten ohne Kissen. Grundsätzlich ist die Bauchlage allerdings weniger zu empfehlen. Sie kann dazu führen, dass die Nackenmuskulatur überstreckt wird und so weitere Verspannungen entstehen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Bitte begeben Sie sich umgehend in ärztliche Behandlung, wenn

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  • Sie vor dem Auftreten der Nackenschmerzen eine Verletzung oder einen Unfall hatten
  • Die Schmerzen in die Schulter oder den Arm ausstrahlen
  • Sie „Ameisenlaufen“, Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den Händen spüren
  • Ihre Arme oder Beine plötzlich kraftlos sind, wenn Sie z. B. Gegenstände auf einmal schlecht greifen können oder fallen lassen
  • Sie plötzlich Lähmungserscheinungen haben oder beim Gehen hinken
  • Sie Ihre Blase oder den Darm nicht mehr kontrollieren können (Inkontinenz oder auch Harnverhalt, d. h. Verkrampfungen, Verspannungen und schmerzhafte Beschwerden im Nackenbereich können zahlreiche Ursachen haben.

Das Halswirbelsäulensyndrom (HWS-Syndrom)

Das Halswirbelsäulensyndrom (HWS-Syndrom oder Zervikalsyndrom genannt) ist ein Sammelbegriff für Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule. Sie können beispielsweise durch Verspannungen entstehen und dabei bis in Schultern, Arme und Kopf ausstrahlen. Viele Betroffene berichten von Nackenschmerzen, einer verspannten Muskulatur und eingeschränkter Beweglichkeit. Begleitend können auch Schwindel, Kopfschmerzen oder Kribbeln in den Armen auftreten.

Was ist ein HWS-Syndrom?

Das Halswirbelsäulen-Syndrom, auch Zervikalsyndrom genannt, zählt zu den häufigsten Problemen rund um die Wirbelsäule. Als beweglichster Teil unserer Wirbelsäule ermöglicht sie dir, den Kopf in fast alle Richtungen zu drehen und zu neigen. Gleichzeitig muss sie deinem etwa 4-5 Kilogramm schweren Kopf zuverlässig tragen und stabilisieren. Die sieben Halswirbel sind kleiner und leichter als die übrigen Wirbel. Zwischen den Wirbelkörpern befinden sich elastische Bandscheiben, die meistens wie kleine Stoßdämpfer agieren können. Dabei unterstützt dich ein komplexes System aus Muskeln, Sehnen und Bändern, das für Stabilität sowie kontrollierte Bewegungen sorgen soll. Besonders wichtig sind die Nervenwurzeln entlang der Halswirbelsäule. Hier verlassen die Spinalnerven den Wirbelkanal und versorgen die gesamte Schulter-Nacken-Partie, die oft Ursachen für Probleme sein könnten, die bis in deinen Arm oder die Finger reichen. Teile deiner Gesichtsmuskulatur sowie wichtige Sinnesorgane sind über die Wirbelsäule miteinander verbunden, sodass dadurch unterschiedliche potentielle, neurologische Störungen in dem Bereich begünstigt werden könnten.

Die Halswirbelsäule wird in verschiedene funktionelle Abschnitte unterteilt, die jeweils spezifische Aufgaben erfüllen sollten, aber auch charakteristische Beschwerdebilder verursachen können.

  • Oberer Abschnitt (Atlas und Axis): Beschwerden in diesem sensiblen Bereich können häufig mit Kopfschmerzen einhergehen, die vom Nackenbereich bis zur Stirn ausstrahlen. Viele Betroffene berichten von Schwindelgefühlen, da die hier austretenden Nerven eng mit dem Gleichgewichtssystem verbunden sind. Diesen Schwindel könntest du insbesondere dann verspüren, wenn du nickst oder den Kopf drehst.
  • Mittlerer Abschnitt (C3-C5): Betroffene können oft Verspannungen in diesem Bereich spüren, da hier die Muskulatur von Nacken sowie Schultern zusammenlaufen, sodass Schmerzen zwischen den Schulterblättern entstehen könnten. Vielleicht bemerkst du auch eine verhärtete, druckempfindliche Muskelpartie oder Bewegungseinschränkungen, sobald du den Arm heben möchtest.
  • Unterer Abschnitt (C6-C7): Hierbei können Schmerzen bis in die Fingerspitzen ausstrahlen und Gefühlsstörungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle sowie Muskelschwäche in den Händen oder Armen fördern. Die Symptome könnten sich häufig bei bestimmten Armbewegungen oder längerem Arbeiten über Kopf intensivieren.

In einigen Fällen könnten sich neurologische Störungen aus dem einen Bereich auch in die anderen übertragen. Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Probleme sich mit der Zeit ergeben können. Denk einmal an deinen Alltag: Wie viele Stunden verbringst du mit vorgebeugtem Kopf am Schreibtisch? Wie oft scrollst du durch dein Smartphone? Vielleicht neigst du sogar zu einem sogenannten Smartphone-Nacken. Genau diese alltäglichen Gewohnheiten können deine Halswirbel vor große Herausforderungen stellen und in Kombination mit Bewegungsmangel die natürliche Biomechanik deiner Wirbelsäule beeinträchtigen. Deine Nackenmuskeln könnten sich daraufhin verspannen. Bleiben diese Belastungen über längere Zeit bestehen, könnten Bandscheiben, Wirbelgelenke und das umliegende Gewebe ihre Struktur verändern. In manchen Fällen kann sich daraus sogar ein Bandscheibenvorfall (lat. Prolaps) entwickeln.

Neben den zuvor beschriebenen Ursachen könnte die Arbeit selbst für einige Berufsgruppen ebenfalls zum Risikofaktor werden. Wissenschaftliche Untersuchungen legen einen engen Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und Nackenbeschwerden nahe. Das heißt, wenn du unter Stress stehst, könnte sich die Muskelspannung im Nacken- und Schulterbereich erhöhen, sodass Verhärtungen begünstigt werden, die wiederum die Reizung der Schmerzrezeptoren fördern. Daraus kann ein sich verstärkender Kreislauf resultieren.

Die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern wirken als natürliche Stoßdämpfer und ermöglichen die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule stellt eine weitere, mögliche strukturelle Ursache des HWS-Syndroms dar. Durch alltägliche Belastungen sowie natürliche Alterungsprozesse kann die äußere Hülle der Bandscheibe an Stabilität verlieren. Insbesondere zwischen dem fünften und siebten Halswirbel können Bandscheibenvorfälle der Halswirbelsäule auftreten, da dieser Bereich in der Regel stärkeren mechanischen Belastungen standhalten soll und die Bandscheibe infolgedessen mehr belastet wird. Bildgegebende Verfahren wie das MRT könnten hierbei die Diagnose sichern. Im Gegensatz zum klassischen HWS-Syndrom können beim Bandscheibenvorfall entlang der Nervenbahnen auch neurologische Symptome auftreten. Eine genaue Diagnose sowie Analyse der potentiellen Ursachen sind daher wichtig für die Wahl der geeigneten Behandlung.

Wann ist ein Arztbesuch sinnvoll?

Vielleicht verspürst du morgens einen besonders steifen Nacken, aber auch innerhalb des Tagesverlaufs können sich deine Symptome verändern. Nachts können unangenehme Liegepositionen den Schlaf beeinträchtigen. Eine ärztliche Untersuchung kann in bestimmten Situationen sinnvoll sein. Nach Unfällen oder Stürzen sollte immer eine medizinische Abklärung erfolgen, um strukturelle Verletzungen auszuschließen. Plötzlich einsetzende, sehr starke Schmerzen unterscheiden sich deutlich vom üblichen Verlauf beim HWS-Syndrom. Fieber in Kombination mit Nackenschmerzen solltest du ebenfalls zeitnah medizinisch abklären lassen. Selbiges gilt bei neu auftretenden, neurologischen Symptomen wie Taubheitsgefühlen oder Kribbeln. Diese können auf eine Beteiligung von Nervenstrukturen hinweisen. Die Hausarztpraxis ist dabei meist die erste Anlaufstelle. Bei Bedarf erfolgt eine Überweisung zu Fachärzten für Orthopädie oder Neurologie. Neben der körperlichen Untersuchung sollte auch deine persönliche Krankengeschichte näher beleuchtet werden.

Therapie des HWS-Syndroms

Ärztinnen und Ärzte sind sich heute weitestgehend einig, dass die Therapie eines Halswirbelsäulensyndroms multimodal ausgerichtet sein sollte. Das heißt, es sollen verschiedene Behandlungen miteinander kombiniert werden, um die Ursachen anzugehen. Das eigentliche Problem hinter deinem HWS-Syndrom können muskulär-fasziale Überspannungen sein, die in deinem Oberkörper eine unnatürlich hohe Zugkraft nach vorne entfachen. Wenn du das Ziel verfolgst, diese Zugkraft zu senken, „[…] müssen die Rückenstrecker weniger ziehen und die Belastung der Wirbelsäule unter die Intensität, bei der etwas kaputtgehen könnte“ abnehmen. Mit Übungen kann man dazu beitragen, Schmerzen zu reduzieren, indem man Sehnen, Bänder und Muskeln versuchst, zu flexibilisieren.

Falls dein Beschwerdebild gerade so stark ist, dass du dich vor Schmerzen kaum noch bewegen kannst, ist ein Besuch bei einem Zertifizierten Liebscher & Bracht Therapeuten ratsam. Die von Therapeuten angewandte Drück-Technik der Osteopressur kann man in einer Light-Variante aber auch zuhause nutzen. Mit einem Drücker-Set kann man dann die wichtigsten Schmerzfrei-Punkte zur Muskelentspannung im Kopf-Nacken-Bereich selbst drücken. Wie man diese Punkte exakt findet und auf welche Weise man sie drücken sollte, wird in der Liebscher & Bracht App gezeigt.

Genau wie überspannte Muskeln tragen auch verfilzte und verklebte Faszien entscheidend zu deinen Beschwerden bei einem HWS-Syndrom bei. Daher ist die Faszien-Rollmassage zur Lösung der Verklebungen ein wichtiger Bestandteil der Selbsthilfe.

In der konventionellen Behandlung von HWS-Syndromen kommt ein breites Spektrum an Methoden zum Einsatz. Wie bei anderen Schmerzzuständen auch sind Medikamente (Schmerzmittel) zur Akut-Hilfe sehr beliebt. Allerdings gilt es zu beachten, dass Schmerzmittel als langfristige Therapie bei chronischen HWS-Schmerzen in der Regel nicht dauerhaft verwendet werden sollten.

Externe Hilfsmittel wie Orthesen können dazu beitragen, dass dein Körper sich an die bequeme Stütze gewöhnt, anstatt Muskeln, Bänder und Faszien zu flexibilisieren. Diese Orthesen kennt man wahrscheinlich in Form von Halskrausen, die Unfallopfern mit Schleudertrauma verordnet werden. Solche Schaumstoffkragen oder Kopfstützen sind nach Traumata sicher sinnvoll, aber beim Halswirbelsäulensyndrom sollte es nicht ohne ärzlichte Anweisung eingesetzt werden.

Zahlreiche Studien belegen, dass Akupunktur bei Bewegungsschmerzen an der Halswirbelsäule zur Schmerzreduktion beitragen könnten. In einigen Fällen können Betroffene versuchen, mit ätherischen Öle aus Eukalyptusblättern, Fichten- oder Kiefernadeln, die Durchblutung zu fördern und die Muskulatur zu entspannen. Im Rahmen der physikalischen Therapie könntest du beispielsweise Schulter-Arm-Wickel, heiße Bäder und Saunagänge setzen. Elektrotherapeutisch vertrauen einige Patienten auf Rotlicht, Ultraschall, NSM (Neurostimulation = die Stimulation von Nerven mittels Stromimpulsen) oder Iontophorese (die Aufnahme von Arzneimitteln durch die Haut unter Anwendung eines schwachen elektronischen Gleichstroms).

In der klinischen Praxis ist die Quaddeltherapie bei der Behandlung eines hartnäckigen HWS-Syndroms besonders beliebt. Bei dieser Maßnahme spritzt der Arzt geringe Mengen eines Betäubungsmittels unter die Haut einer schmerzhaft überspannten Stelle. Die minimal-invasive Injektionstherapie (MIT) geht noch einen Schritt weiter. Sie gilt bei chronischen HWS-Syndromen als Herzstück der multimodalen Therapie.

Wäre eine Injektionstherapie auch etwas für dich? Fest steht: Wenn die MIT bei schweren Verläufen des HWS-Syndroms dazu führen kann, eine Operation zu verhindern, können wir sie befürworten. Dennoch sollten Injektionen mit Betäubungs- und Schmerzmitteln - genau wie OPs - stets die allerletzte Option sein. Selbst bei technisch korrektem Vorgehen und großer Sorgfalt können nämlich schwere Komplikationen auftreten: Infektionen an der Einstichstelle sind genauso möglich wie Schwindel, Erbrechen, Hör-, Seh- und Sprachstörungen, Muskelkrämpfe oder sogar eine zentrale Atemlähmung. Auch wenn die genannten Komplikationen selten auftreten, bergen Übungen noch weniger Risiken. Mit Übungen kann man sein Ziel verfolgen, selbst aktiv zu werden und versuchen, Faszien und Muskelgruppen zu flexibilisieren und Verklebungen rund um deine Halswirbelsäule zu lösen.

Übungen zur Reduzierung von Beschwerden bei einem HWS-Syndrom

Schmerzspezialist Roland Liebscher-Bracht zeigt in diesem Video, mit welchen Übungen du deine Beschwerden bei einem HWS-Syndrom reduzieren kannst - auch zur Vorbeugung geeignet.

Übung 1:

  1. Setze dich auf einen Stuhl und mache den Rücken ganz gerade.
  2. Greife jetzt mit deiner rechten Hand bis zum linken Ohr über den Kopf. Diesen ziehst du nun nach vorne und unten rechts in die Dehnung, wobei du deine linke Faust im Blick behältst.
  3. Bleibe in dieser Dehnung für zwei bis zweieinhalb Minuten.
  4. Drehe deinen Kopf um 45 Grad nach rechts, winkelst den rechten Arm an, ballst die Faust und drückst deine rechte Schulter nach unten.
  5. Greife jetzt mit deiner linken Hand bis zum rechten Ohr über den Kopf. Ziehe den Kopf nun nach vorne und unten links in die Dehnung, wobei du deine rechte Faust im Blick behältst.

Übung 2:

  1. Setze dich für die zweite Übung zur Lösung der Nackenverspannungen wieder aufrecht hin und greife mit beiden Händen an deinen Hinterkopf.
  2. Dein Kinn ziehst du nun mit Hilfe deiner Arme möglichst weit in Richtung Brust.
  3. Im verkürzten Bereich rund um deine Halswirbelsäule solltest du jetzt eine kräftige Dehnung spüren, vielleicht auch ein Brennen. Das ist kein Grund zur Sorge, sondern ein Indiz für dich, dass du den Verspannungen genau an der richtigen Stelle entgegenwirkst.
  4. Zum Abschluss richtest du dich auf deinem Stuhl wieder gerade aus.
  5. Deinem Kopf gönnst du nun die Gegenbewegung zu Schritt eins dieser Übung. Wir empfehlen dir dabei, deinen Kopf mit einer Hand sanft nach hinten zu drücken.

Checkliste für die Übungen

Damit bei den Übungen nichts schiefgeht, haben wir die wichtigsten Infos in einer Checkliste zusammengefasst.

  • Übe immer in der richtigen Intensität und im Zweifelsfall lieber mit etwas geringerer Intensität. Du spürst dabei einen intensiven Schmerz, kannst aber während der Dehnung noch ruhig atmen.
  • Bewege dich bei den Übungen so, dass du deinen Körper zu jedem Zeitpunkt beobachten und einschätzen kannst. Sei beispielsweise sehr achtsam, wenn du abrutschen oder das Gleichgewicht verlieren könntest.
  • Verzichte so weit wie möglich auf die Einnahme von Schmerzmitteln. Übungen nutzen deinen Schmerz als Ausgangspunkt und täglichen Vergleichswert.
  • Führe an 6 Tagen pro Woche die Übung mindestens einmal täglich aus. Für jeden Übungsschritt solltest du 2 bis 2,5 Minuten investieren. Bist du schon geübter, baue nach und nach auch das Gegenspannen und das aktive Dehnen ein.

Nackenschmerzen und Kopfschmerzen

Kopfschmerzen und Nackenschmerzen treten häufig gemeinsam auf. Nackenschmerzen mit Kopfschmerzen werden medizinisch als oberes Zervikalsyndrom bezeichnet. Es betrifft vor allem Menschen, die viel Zeit am Computer verbringen. Umgekehrt können Nackenschmerzen als Folge von Kopfschmerzen auftreten.

Bei Verspannungen im Nacken kann der Schmerz bis in den Kopf ausstrahlen und Kopfschmerzen verursachen, die den Kopf helmartig bis zur Stirn umfassen. Die verkrampfte Muskulatur drückt auf Nerven, die das Hinterhaupt (Os occipitale) versorgen. Bei einer Reizung des Trigeminusnervs entstehen meist einseitige Schmerzen, die sich bis hin zu den Augen, den Zähnen und dem Kiefer ziehen.

Zervikogene Kopfschmerzen

Mit dem Ausdruck „zervikogene Kopfschmerzen“ werden Kopf- und Nackenschmerzen bezeichnet, die ihre Ursache in Veränderungen der Halswirbelsäule oder auch muskulären Verspannungen im Hals- und Nackenbereich haben.

Der zervikogene Kopfschmerz tritt in Form von meist einseitigen Attacken über mehrere Stunden auf, aber auch als Dauerschmerz von wechselnder Intensität. Die Drehbewegung des Kopfes ist durch eine Verspannung der Nackenmuskulatur und der oberen Halswirbelsegmente beeinträchtigt, von denen Schmerzen zum Hinterkopf, mitunter bis Stirn, Schläfe und Gesicht, gelegentlich bis zum Auge ausstrahlen. Die genannten Regionen werden von den Nervenbahnen aus den oberen Halswirbeln mitversorgt. Oft bewegt sich der Patient auch bereits in einer ausgeprägten Schonhaltung, zu einer Seite neigend. Nicht selten schmerzen auch Schultern und Arme. Die Symptome verstärken sich durch Druck auf die entsprechenden Muskeln und Dornfortsätze im Gebiet des zweiten und dritten Halswirbels. Tastet man diesen Bereich mit den Fingern ab, während der Patient sich bewegt, so kann man sehr leicht Blockaden feststellen, denen Entzündungen zugrunde liegen. Zusätzlich gibt der Patient Schmerzen beim Drehen und Neigen des Kopfes nach rechts oder links sowie beim Bewegen nach vorne und nach hinten an.

Abklärung durch den Orthopäden

Wie andere Kopfschmerzarten auch, sollte der zervikogene Kopfschmerz interdisziplinär behandelt werden. Wichtiger erster Ansprechpartner ist der Orthopäde. Er kann mit bildgebenden Verfahren Veränderungen an der Halswirbelsäule nachweisen und beurteilen, ob vorliegende Veränderungen tatsächlich schmerzauslösend sind. Umgekehrt kann er beurteilen, ob die Kopfschmerzen trotz röntgenologisch intakter Halswirbelsäule vom Halsbereich ausgehen. Therapeutisch verfügen spezialisierte Orthopäden über sehr effektive Methoden der Manualtherapie.

Abklärung durch den Zahnarzt

Für Verspannungen der Nackenmuskulatur können auch Fehlfunktionen der Zähne und Überlastungen und Entzündungen im Bereich der Kiefergelenke verantwortlich sein. Starkes Zähneknirschen-Bruxismus kann die Kau- Kopf- und Nackenmuskulatur massiv anspannen. Der auftretende Kopfschmerz entsteht infolgedessen auch im Nackenbereich.

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