Nervenschmerzen im Arm können eine erhebliche Belastung darstellen und den Alltag stark einschränken. Sie äußern sich oft als stechende, brennende oder ziehende Schmerzen, begleitet von Kribbeln, Taubheitsgefühlen oder Missempfindungen. Die Ursachen für Nervenschmerzen im Arm sind vielfältig und reichen von harmlosen Muskelverspannungen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen des Nervensystems. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung sind entscheidend, um chronische Schmerzen und Folgeschäden zu vermeiden.
Was sind Nervenschmerzen im Arm?
Nervenschmerzen, auch neuropathische Schmerzen genannt, entstehen durch eine Schädigung oder Reizung von Nervenfasern oder Nervenzellen. Diese Schädigung kann das periphere oder zentrale Nervensystem betreffen. Im Armbereich äußern sich Nervenschmerzen typischerweise im Oberarm, seltener im Unterarm, wobei beide Arme gleichermaßen betroffen sein können.
Nervenschmerzen werden von den Betroffenen oft als extrem, durchdringend und kaum aushaltbar beschrieben. Sie können sich als stechend, brennend, schneidend, ziehend oder einschießend äußern und sind oft schwer zu lokalisieren. Im Gegensatz zu Muskel- oder Bindegewebsschmerzen sind Nervenschmerzen meist intensiver und werden bei Belastung oft stärker.
Ursachen von Nervenschmerzen im Arm
Die Ursachen für Nervenschmerzen im Arm sind vielfältig und können in verschiedene Kategorien unterteilt werden:
Erkrankungen des Bewegungsapparates
- Nervenkompressionssyndrome: Hierbei werden Nerven durch Engstellen eingeengt oder gereizt. Bekannte Beispiele sind das Karpaltunnelsyndrom (Kompression des Medianusnervs am Handgelenk) und das Kubitaltunnelsyndrom (Einengung des Ulnarnervs am Ellenbogen).
- Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule: Drückt ein Bandscheibenvorfall auf Nervenwurzeln in der Halswirbelsäule, können ausstrahlende Schmerzen und Taubheitsgefühle entlang des Arms bis in die Finger auftreten.
- Engpasssyndrome: Strukturelle Engpässe im Bereich des Nervenverlaufs, wie das Thoracic-Outlet-Syndrom, können ebenfalls zu Nervenschmerzen im Arm führen.
- Muskelverspannungen: Verspannte Muskeln im Schulter-Nacken-Bereich können auf Nerven drücken und Schmerzen in Schultern, Arme und Rücken ausstrahlen. Ursächlich hierfür sind oft Fehlhaltungen und Überlastungen.
- Fehlbelastungen: Auch Fehlbelastungen können zu Nervenreizungen führen, die Schmerzen am Arm verursachen. Oft bleiben Fehlbelastungen lange unbemerkt, bevor plötzlich Beschwerden auftreten.
Neuropathische Schmerzen
Bei neuropathischen Schmerzen sind die Nerven selbst oder die sie versorgenden Blutgefäße erkrankt. Man unterscheidet zwischen zentralen und peripheren Neuropathien.
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- Zentrale Neuropathien: Diese entstehen durch Schädigungen des zentralen Nervensystems (ZNS), also von Gehirn oder Rückenmark. Ursachen können beispielsweise Schlaganfall, Multiple Sklerose, Epilepsie, Verletzungen des Rückenmarks oder Tumoren sein.
- Periphere Neuropathien: Hier sind die Nerven außerhalb des ZNS betroffen, die unter anderem Kopf, Gesicht, Augen, Nase, Ohren und Muskeln mit dem Gehirn verbinden. Ursachen können Gürtelrose, Diabetes mellitus (diabetische Neuropathie), Metastasen oder Polyneuropathien sein.
Weitere Ursachen
- Stoffwechselbedingte Ursachen: Ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus ist eine häufige stoffwechselbedingte Ursache für Nervenschmerzen am Arm.
- Toxische oder medikamenteninduzierte Neuropathie: Einige Medikamente und toxische Substanzen können Nervenschäden verursachen.
- Verletzungen oder Traumata: Direkte Traumata, wie Frakturen oder Prellungen, können Nervenschäden verursachen, wenn Nerven durch Knochenfragmente oder Schwellungen unter Druck geraten.
- Vitaminmangel: Ein Mangel an bestimmten Vitaminen, insbesondere Vitamin B12, kann zu neuropathischen Schmerzen führen.
Seltene Ursachen
- Neuralgische Amyotrophie: Bei dieser seltenen Erkrankung ist ein Nervengeflecht in der Nähe des Schlüsselbeins entzündet, was zu reißenden Schmerzen und Lähmungen im Arm und in der Schulter führt. Die Ursache ist weitgehend unbekannt, man vermutet jedoch eine Immunreaktion.
Symptome von Nervenschmerzen im Arm
Nervenschmerzen im Arm können sich durch verschiedene Symptome äußern:
- Art des Schmerzes: Stechend, brennend, schneidend, ziehend, einschießend
- Intensität: Stark bis unerträglich
- Lokalisation: Oberarm, Unterarm, Hand, Schulter, Nacken
- Begleitende Symptome: Kribbeln, Taubheitsgefühle, Missempfindungen, Muskelschwäche, Lähmungen, Bewegungseinschränkungen
- Besonderheiten: Plötzliches Auftreten, Verstärkung bei Belastung, Besserung in Ruhe, nächtliche Schmerzen
Warum treten Nervenschmerzen im Arm häufig nachts auf?
Viele Betroffene klagen über verstärkte Nervenschmerzen im Arm in der Nacht. Dies liegt daran, dass der ohnehin schon enge Raum im Bereich der Halswirbelsäule oder der Schulter durch die Schlafposition oft noch kleiner wird. Insbesondere das Schlafen in Seitenlage mit angewinkeltem Arm kann die Engstellen zusätzlich verkleinern und die Nerven reizen.
Ziehende Schmerzen im Arm bei Ruhe
Ziehende Schmerzen im Arm in Ruhe können verschiedene Ursachen haben:
- Nervenreizungen oder -kompressionen: Eine Reizung oder Einengung der Nerven, wie beim Karpaltunnel- oder Kubitaltunnelsyndrom, kann ziehende Schmerzen verursachen.
- Bandscheibenvorfall oder Nervenwurzelkompression in der Halswirbelsäule: Gereizte oder komprimierte Nervenwurzeln der Halswirbelsäule können Schmerzen entlang der Nervenbahn bis in den Arm ziehen.
- Muskuläre Überlastung oder Verspannungen: Intensive oder wiederholte Belastungen können zu muskulären Verspannungen führen, die ziehende Schmerzen verursachen.
- Durchblutungsstörungen: Begleiten Kälteempfindlichkeit, Blässe oder Taubheitsgefühle die Schmerzen, könnte eine Durchblutungsstörung vorliegen.
- Gelenkentzündungen oder andere entzündliche Prozesse: Gelenkentzündungen, Sehnenreizungen oder Schleimbeutelentzündungen können ebenfalls ziehende Schmerzen verursachen.
- Herz-Kreislauf-Probleme: Insbesondere ziehende Schmerzen im linken Arm, die in Ruhe auftreten, können ein Anzeichen für Herzprobleme sein und sollten umgehend ärztlich abgeklärt werden.
Stromschläge im Arm
Plötzliche, einschießende und stromschlagartige Schmerzen im Arm deuten auf eine Reizung der Nerven im Bereich der Nervenwurzel nahe der Bandscheibe hin. Hier sollte ein akuter Bandscheibenvorfall oder eine Spinalkanalstenose ausgeschlossen werden.
Diagnose von Nervenschmerzen im Arm
Die Diagnose von Nervenschmerzen im Arm umfasst in der Regel folgende Schritte:
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- Anamnese: Der Arzt erfragt die genaue Art der Beschwerden, den Zeitpunkt des Auftretens, mögliche Auslöser und Begleitsymptome.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht den Arm, die Schulter, den Nacken und die Wirbelsäule, um mögliche Ursachen der Schmerzen zu identifizieren. Dabei werden Beweglichkeit, Reflexe, Sensibilität und Muskelkraft geprüft.
- Neurologische Untersuchung: Diese dient dazu, die Funktion der Nerven zu überprüfen und Schädigungen festzustellen.
- Bildgebende Verfahren:
- Röntgen: Kann knöcherne Veränderungen, wie Arthrose oder Frakturen, darstellen.
- Ultraschall: Kann Engstellen im Bereich der Schulter oder des Arms sichtbar machen.
- MRT (Magnetresonanztomographie): Ermöglicht die Beurteilung von Weichteilen, wie Bandscheiben, Nerven und Muskeln, und kann Bandscheibenvorfälle, Nervenkompressionen oder Entzündungen darstellen. Ein MRT von Arm und Halswirbelsäule wird insbesondere dann durchgeführt, wenn ein Bandscheibenvorfall als Ursache ausgeschlossen werden soll.
- MR-Neurographie: Ein spezielles MRT-Verfahren, das das Arm-Nervengeflecht (Plexus brachialis) detailliert darstellt und Schädigungen der Nervenfasern erkennen lässt.
- Elektrophysiologische Untersuchungen:
- Elektroneurographie (ENG): Misst die Nervenleitgeschwindigkeit und kann Nervenschädigungen aufdecken.
- Elektromyographie (EMG): Misst die Muskelaktivität und kann Rückschlüsse auf Nervenversorgungsstörungen zulassen.
Behandlung von Nervenschmerzen im Arm
Die Behandlung von Nervenschmerzen im Arm richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und dem Schweregrad der Beschwerden. Ziel ist es, die Schmerzen zu lindern, die Nervenfunktion wiederherzustellen und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.
Konservative Behandlung
- Schmerzmittel:
- Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR): Ibuprofen, Diclofenac können zur kurzzeitigen Schmerzlinderung eingesetzt werden.
- Spezielle Schmerzmittel gegen Nervenschmerzen: Gabapentin und Pregabalin können die Erregbarkeit der Nerven mindern.
- Opioide: Können bei sehr starken Schmerzen vorübergehend eingesetzt werden, sind aber aufgrund des Suchtpotenzials nicht für die Dauertherapie geeignet.
- Entzündungshemmende Medikamente: Kortikosteroide können Entzündungen reduzieren und die Heilungsdauer verkürzen.
- Muskelrelaxantien: Können bei Muskelverspannungen helfen.
- Lokalanästhetika: Können den Schmerzkreislauf vorübergehend unterbrechen.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen können die Muskulatur stärken, die Beweglichkeit verbessern und die Nervenfunktion fördern.
- Manuelle Therapie: Kann Blockaden lösen und die Wirbelsäule mobilisieren.
- Ergotherapie: Kann helfen, den Alltag trotz Schmerzen besser zu bewältigen.
- Psychotherapie: Kann bei chronischen Schmerzen helfen, mit den Schmerzen umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.
- Alternative Therapien: Akupunktur, Neuraltherapie oder TENS (transkutane elektrische Nervenstimulation) können bei manchen Patienten Linderung verschaffen.
- Pohltherapie: Behandelt verspannte Muskeln und das Bindegewebe/Faszien, um die Nerven zu entlasten.
Invasive Behandlung
- Injektionen: Kortikosteroide oder Lokalanästhetika können direkt in den betroffenen Nerv oder die betroffene Region injiziert werden, um Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu reduzieren.
- Operation: In manchen Fällen, z.B. bei einem Bandscheibenvorfall oder einem Karpaltunnelsyndrom, kann eine Operation erforderlich sein, um den Nerv zu entlasten.
- Schmerztherapie: Bei chronischen, therapieresistenten Nervenschmerzen kann eine spezielle Schmerztherapie mit Medikamenten, Injektionen oder anderen Verfahren erforderlich sein.
Hausmittel und Selbsthilfe
Zusätzlich zu den ärztlichen Maßnahmen können auch verschiedene Hausmittel und Selbsthilfe-Strategien zur Linderung von Nervenschmerzen im Arm beitragen:
- Wärme- oder Kälteanwendungen: Je nach Bedarf können Wärme- oder Kälteanwendungen die Schmerzen lindern.
- Entspannungsverfahren: Stress kann Nervenschmerzen verstärken. Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen und die Schmerzen zu lindern.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann die Durchblutung fördern und die Muskulatur stärken. Allerdings sollte man bei akuten Schmerzen eher schonen und bei chronischen Schmerzen die Belastung langsam steigern.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann die Nervenfunktion unterstützen.
- Nahrungsergänzungsmittel: Magnesium und Vitamin B-Komplex können die Nervenfunktion unterstützen und Krämpfe lindern.
- Massagen: Sanfte Massagen mit ätherischen Ölen (z.B. Pfefferminz- oder Lavendelöl) können entspannend und schmerzlindernd wirken.
- Wechselduschen: Wechselduschen können die Durchblutung fördern und Muskelverhärtungen lösen.
- Retterspitz-Auflagen: Retterspitz-Auflagen können entzündungshemmend wirken und die Schmerzen lindern.
Übungen gegen Nervenschmerzen im Arm
Es gibt verschiedene Übungen, die man zur Linderung von Nervenschmerzen im Arm durchführen kann:
- Dehnübungen: Dehnübungen können helfen, verspannte Muskeln zu lockern und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Muskellockernde Übungen: Diese Übungen können helfen, Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich zu lösen.
- Nervengleitübungen: Diese Übungen können helfen, die Beweglichkeit der Nerven zu verbessern und Kompressionen zu lösen.
Eine Beispielübung:
- Stellen Sie sich dicht vor eine Wand, sodass Ihre rechte Schulter Kontakt zur Wand hat.
- Legen Sie den rechten Arm horizontal an die Wand.
- Drehen Sie den Oberkörper langsam nach links, um eine Dehnung in der rechten Schulter zu spüren.
- Drücken Sie den rechten Arm 10 Sekunden lang mit voller Kraft gegen die Wand, während Sie den Oberkörper weiter nach links drehen.
- Wiederholen Sie die Übung mit dem Arm oberhalb der Schulterhöhe.
Das Schulter-Arm-Syndrom (Zervikobrachialgie)
Das Schulter-Arm-Syndrom ist ein Symptomkomplex, der Schmerzen im Nacken, der Schulter und dem Arm umfasst. Die Ursachen können vielfältig sein, häufig sind muskulär-fasziale Probleme an der Halswirbelsäule, muskuläre Dysbalancen oder erhöhte Spannungen im Bindegewebe verantwortlich. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und kann konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, Schmerzmittel und Entspannungsverfahren umfassen.
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