Homöopathie zur Nervenregeneration: Hypericum und andere natürliche Ansätze

Nervenschmerzen können sehr belastend sein und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Glücklicherweise gibt es verschiedene homöopathische und natürliche Ansätze, die bei der Nervenregeneration helfen können. In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit dem homöopathischen Mittel Hypericum und anderen Optionen zur Unterstützung der Nervenregeneration befassen.

Was ist Hypericum?

Das homöopathische Mittel Hypericum basiert auf der Heilpflanze Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum). Es ist nicht zu verwechseln mit Hypericum calycinum, dem Kelchigen Johanniskraut. Echtes Johanniskraut besitzt eine milde antidepressive Wirkung. Medizinisch anerkannt ist deshalb seine Anwendung bei leichten bis mittelschweren depressiven Episoden. Für das homöopathische Mittel wird die Ursprungssubstanz des Echten Johanniskrauts stark bis extrem stark verdünnt (potenziert). Es unterscheidet sich deshalb deutlich von der naturheilkundlichen und schulmedizinischen Anwendung.

Wann wird Hypericum eingesetzt?

Typische Erkennungszeichen dafür, dass Hypericum der homöopathischen Lehre zufolge das passende Mittel sein kann, sind stechende und einschießende Schmerzen. Diese Schmerzen können dem Verlauf von Nerven folgen oder besonders nervenreiche Körperregionen betreffen. Typische Beispiele hierfür sind gequetschte Finger oder die Folgen eines Sturzes auf das Steißbein. Auch bei Wunden soll Hypericum das richtige homöopathische Mittel sein. Dabei ist es nicht von Bedeutung, ob die Wunde durch einen Unfall oder durch eine Operation entstanden ist. Zeigen sich die typischen Hypericum-Symptome, soll das homöopathische Mittel die Schmerzen reduzieren und die Heilung fördern.

Typische Hypericum-Anwendungsgebiete

  • Schnitt-, Biss- und Stichwunden
  • Quetschungen, Prellungen, Stauchungen
  • Steißbeinschmerzen
  • Wirbelsäulenprellungen
  • Bandscheibenvorfall mit Nervenbeteiligung
  • Zahnschmerzen
  • Schmerzen nach Operationen
  • Insektenstiche
  • Verletzungen der Genitalien

Typische Symptome und Beschwerden, die auf Hypericum hinweisen

  • Starke stechende oder schneidende Schmerzen
  • Einschießende Schmerzen entlang von Nerven
  • Kopfschmerzen nach einem Sturz oder Schlag auf den Hinterkopf
  • Wunden sind ungewöhnlich schmerzhaft und berührungsempfindlich

Die Beschwerden werden besser:

  • Durch Stillhalten
  • Durch Rückwärtsneigen des Kopfes

Die Beschwerden werden schlimmer:

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  • Bei kaltem, feuchtem Wetter
  • Bei Nebel
  • Vor einem Sturm
  • Durch Berührung und Bewegung

Diese Symptome können entweder die eigentlichen Krankheitszeichen sein oder die Verletzungen oder Unfallfolgen begleiten. In der Homöopathie gelten sie als Hinweise darauf, dass Hypericum-Globuli für den Kranken hilfreich sein können.

Hypericum für Baby und Kind

Kinder haben viele kleine und manchmal auch größere Verletzungen. Hypericum soll sich hier besonders bei eingeklemmten Fingern, Stürzen auf das Gesäß mit anhaltenden Steißbeinschmerzen eignen oder wenn sich das Kind auf die Zunge gebissen hat. Aber auch, wenn ein Kind auf den Kopf gefallen ist, soll Hypericum den Unfallschock mildern können und nachfolgende Kopfschmerzen bessern. Bevor man bei Unfällen ein homöopathisches Mittel einsetzt, muss selbstverständlich eine ernsthafte Verletzung durch einen Arzt ausgeschlossen sein. Daneben wird Hypericum bei Kindern auch bei verletzten Zähnen (besonders Schneidezähnen), Stichverletzungen und Insektenstichen angewendet. Muss ein Kind operiert werden, soll mit einer vorsorglichen Gabe am Vortag und einer Gabe direkt nach der Operation die Gefahr von nachfolgenden Nervenproblemen reduziert werden.

Was charakterisiert den Hypericum-Typ?

Für den Zusammenhang von Hypericum und der Psyche gilt: Das Mittel wird in der homöopathischen Behandlung zum größten Teil bei akuten Verletzungen und deren Folgen eingesetzt. Deshalb ist eine Charakterisierung und Zuordnung zu einem bestimmten Typus nur anhand der Verwendung in der Naturheilkunde möglich. Dort wird der Hypericum-Typ als nervös, depressiv und mit schlechtem Gedächtnis beschrieben. Besonders häufig soll er das vergessen, was er gerade sagen wollte. Verletzt er sich, ist er ängstlich und weinerlich.

Wie wird Hypericum angewendet?

Das homöopathische Einzelmittel wenden Sie klassisch in Form von kleinen Streukügelchen (Hypericum-Globuli) an. Eine weitere Art es als Einzelmittel einzusetzen, sind homöopathische Tropfen oder Tabletten. Aufgrund der spezifischen Wirkung von homöopathisch potenziertem Johanniskraut, finden Sie es allerdings in sehr vielen Kombinationsmitteln, die zur Behandlung von Verletzungen angewendet werden. Diese können Sie in Form von Globuli oder Tabletten einnehmen. Aber auch Injektionslösungen, Salben, Spülungen oder Öle zur Wund- und Verletzungsbehandlung enthalten potenziertes Johanniskraut. Johanniskrauthaltige Präparate, die zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden, enthalten nichtpotenziertes Johanniskraut oder Hypericum in sehr niedrigen Potenzen. Bei ihnen wird die pflanzliche Wirkung genutzt und nicht die homöopathische. Treten Verletzungen mit den typischen Hypericum-Symptomen auf, sollte Sie unverzüglich mit der Behandlung beginnen. Es empfiehlt sich eine wiederholte Einnahme von Hypericum D6 oder D12. Eine zusätzliche Salbenbehandlung oder Auflagen mit der entsprechenden Tinktur kann die Hypericum-Wirkung verstärken. Hypericum C30 sollte bei schwerwiegenderen Verletzungen angewendet werden. Höhere Potenzen, wie beispielsweise Hypericum C200, sollten Sie nur nach Verordnung durch einen Homöopathen einnehmen. Sie kommen bei sehr schweren Verletzungen oder bei den Folgen lange zurückliegender Verletzungen zum Einsatz. In beiden Fällen sollten Sie keine Selbstbehandlung vornehmen, sondern fachkundigen Rat einzuholen. Homöopathische Arzneimittel haben keine Nebenwirkungen, beim Auftreten von Erstverschlimmerungen muss aber die Einnahme von Hypericum unterbrochen werden. Bei Selbstmedikation sollen sich die Beschwerden rasch bessern.

Typische Hypericum-Anwendungsgebiete und Dosierung

  • Wunden:
    • Wunden mit Gewebeschäden
    • Stich- und Schnittwunden (besonders mit glatten Wundrändern)
    • Nach zahnärztlichen Eingriffen
    • Dosierung: 3 Globuli Hypericum D6 bis zu sechsmal täglich oder 3 Globuli Hypericum D12 zweimal täglich. Bei tieferen Wunden Hypericum D30 oder Hypericum C30 täglich jeweils 2 Globuli. Zusätzlich Auflagen mit Hypericum-Tinktur.
  • Quetschungen:
    • An nervenreichen Körperstellen (besonders Fingerspitzen)
    • Blutungen unter dem gequetschten Nagel
    • Viel schmerzhafter als es aussieht
    • Dosierung: 3 Globuli Hypericum D6 bis zu sechsmal täglich oder 3 Globuli Hypericum D12 zweimal täglich. Zusätzlich äußerliche Anwendung von Hypericum Salbe, Tinktur oder Öl.
  • Prellungen:
    • Besonders bei Prellungen der Wirbelsäule und des Steißbeins
    • Geprellte Finger oder Zehen
    • Dosierung: 3 Globuli Hypericum D6 bis zu sechsmal täglich oder 3 Globuli Hypericum D12 zweimal täglich. Zusätzlich äußerliche Anwendung von Hypericum-Salbe, -Tinktur oder -Öl.
  • Zahnschmerzen:
    • Besonders nach Verletzungen der Schneidezähne
    • Ausstrahlende Schmerzen
    • Dosierung: 3 Globuli Hypericum D6 bis zu sechsmal täglich oder 3 Globuli Hypericum D12 zweimal täglich.
  • Insektenstiche, -bisse:
    • Entzündet
    • Sehr berührungsempfindlich
    • Dosierung: 3 Globuli Hypericum D6 bis zu sechsmal täglich oder 3 Globuli Hypericum D12 zweimal täglich. Bei starken Entzündungen Hypericum D30 oder Hypericum C30 täglich jeweils 2 Globuli. Zusätzlich Auflagen mit Hypericum-Tinktur.
  • Genitalverletzungen:
    • Nach Schlag oder Tritt
    • Sehr schmerzhaft, fühlt sich wund an
    • Berührungsempfindlich, sogar gegen Kleidung
    • Bewegung ist sehr schmerzhaft
    • Dosierung: 3 Globuli Hypericum C30 einnehmen. Bei Bedarf alle 12 Stunden wiederholen.
  • Operationen:
    • Grundsätzlich vorbäugend gegen postoperativen Nervenschmerzen
    • Besonders bei Operationen an nervenreichem Gewebe
    • Dosierung: 3 Globuli Hypericum C30 am Tag vor der Operation einnehmen. Sobald als möglich nach der Operation wiederholen.

Weitere homöopathische Mittel bei Nervenschmerzen

Neben Hypericum gibt es weitere homöopathische Mittel, die bei Nervenschmerzen eingesetzt werden können. Die Wahl des passenden Mittels richtet sich nach der jeweiligen Schmerzqualität und -intensität. Daher sind eine genaue Anamnese sowie eine Zuordnung und Gewichtung der Symptome und Begleitumstände wichtig.

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Einige Beispiele für homöopathische Komplexmittel, die bei Nervenschmerzen infrage kommen, sind:

  • neuroLoges®: Eine einzigartige homöopathische 3-fach Kombination bei Nervenschmerzen mit den Wirkstoffen Colocynthis, Spigelia anthelmia und Toxicodendron querifolicum (auch bekannt als Rhus toxicodendron).
  • Pflügerplex Neuralgie L 189 H: Ein homöopathisches Komplexmittel zur Besserung von Nervenschmerzen.

Natürliche Unterstützung der Nervenregeneration

Neben der Homöopathie gibt es auch andere natürliche Ansätze, die die Nervenregeneration unterstützen können:

  • Uridinmonophosphat (UMP): UMP ist ein Nukleotid, das eine wichtige Rolle bei der Regeneration und dem Schutz der Myelinscheide spielt. Es fördert die Synthese von Phospho- und Glykolipiden sowie Glykoproteinen und unterstützt den Wiederaufbau der Myelinschicht. UMP ist in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, kann aber auch als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.
  • Vitamin B12 und Folsäure: Diese Vitamine sind essenziell für die Funktion und Regeneration der Nerven. Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu Mangelneuropathien führen.
  • Magnesium: Magnesium blockiert physiologisch die Schmerzreiz-Weiterleitung und kann so Schmerzen lindern.
  • Alpha-Liponsäure: Alpha-Liponsäure hat sich vor allem bei diabetischer Neuropathie als wirksam erwiesen.
  • Omega-3-Fettsäuren: Omega-3-Fettsäuren tragen aufgrund ihrer antientzündlichen und analgetischen Wirkung zu einer Regeneration der geschädigten Nerven bei.
  • Aromatherapie: Einreibungen mit ätherischen Ölen wie Pfefferminzöl oder Johanniskrautöl können einen positiven Effekt bei Nervenschmerzen haben. Schmerzlindernde Öle sind z.B. Cajeput und Rosmarin, entspannend wirken Lavendel und Majoran, stimmungsausgleichend sind u.a. Lemongras und Melisse.

Weitere Tipps bei Nervenschmerzen

  • Rechtzeitig handeln: Beginnen Sie frühzeitig mit der Behandlung, um die Ausbildung eines „Schmerzgedächtnisses“ zu verhindern.
  • Ursachen bekämpfen: Behandeln Sie die auslösenden Ursachen der Nervenschädigung.
  • Multimodale Therapie: Kombinieren Sie verschiedene Behandlungsbausteine wie Schmerzmittel, Physiotherapie, Psychotherapie und alternative Therapien.
  • Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Mikronährstoffen.
  • Psyche unterstützen: Vernachlässigen Sie nicht die psychische Gesundheit und suchen Sie bei Bedarf professionelle Hilfe.

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