Nervenschmerzen in der äußeren Wade: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Wadenschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft. Die Ursachen können vielfältig sein und reichen von harmlosen Muskelverspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Nervenschmerzen in der äußeren Wade, die diagnostischen Möglichkeiten und die entsprechenden Behandlungsansätze.

Anatomie der Wadenmuskulatur

Die Wadenmuskulatur besteht hauptsächlich aus dem Musculus gastrocnemius (Zwillingswadenmuskel) und dem Musculus soleus (Schollenmuskel). Diese Muskeln ermöglichen die Plantarflexion des Fußes, also das Abdrücken des Fußes vom Boden beim Gehen, Laufen und Springen. Alle Wadenmuskeln zusammen heben beim Gehen die Ferse des hinteren Fußes mitsamt dem Körpergewicht hoch und leiten damit die Abrollbewegung ein. Ausserdem sind sie zum Teil bei der Beugung des Knies mitbeteiligt.

Ursachen von Wadenschmerzen

Wadenschmerzen können vielfältige Ursachen haben, die sich grob in folgende Kategorien einteilen lassen:

  1. Muskuläre Ursachen:
    • Verspannungen: Eine dauerhaft erhöhte Muskelspannung kann zu Schmerzen führen. Muskelverspannungen können durch Fehlhaltungen, Stress oder Kälte entstehen.
    • Krämpfe: Plötzliche, unwillkürliche Kontraktionen der Wadenmuskulatur, oft durch Elektrolytmangel oder Dehydration verursacht.
    • Zerrungen und Faserrisse: Diese entstehen durch abrupte Bewegungen oder Überlastung, insbesondere bei Sportarten mit schnellen Richtungswechseln.
    • Muskelkater: Schmerzen, die nach ungewohnten oder intensiven Belastungen auftreten.
  2. Überlastung:
    • Fehlbelastungen: Falsch ausgeführte Bewegungen, Fußfehlstellungen oder Hüftfehlstellungen können die Wadenmuskulatur überlasten.
    • Äußere Faktoren: Witterungsbedingte Kühle, Nässe, ungeeignetes Schuhwerk oder tiefe Böden können ebenfalls zu Überlastungen führen.
  3. Nervenkompressionssyndrome:
    • Segmentale Störungen: Nervenkompressionen, insbesondere im untersten Segment der Lendenwirbelsäule, können Schmerzen in die Wade ausstrahlen. Hierbei handelt es sich, wie höchst wahrscheinlich bei Boateng, um Nervenkompressionssyndrome insbesondere im untersten Segment der Lendenwirbelsäule.
    • Bandscheibenvorfälle oder Spinalkanalstenose: Diese Erkrankungen können die peripheren Nerven des unteren Rückens beeinträchtigen und Wadenschmerzen verursachen.
  4. Durchblutungsstörungen:
    • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Verengung der Arterien, die die Beine versorgen, führt zu Sauerstoffmangel in der Muskulatur, insbesondere bei Belastung. Die Betroffenen sind zum Stehenbleiben gezwungen - als würden sie in Schaufenster schauen. Daher hat die Erkrankung ihren Namen. Charakteristisch für den Schmerz durch die pAVK ist ein Ausstrahlen von unten nach oben, also von der Wade in den Oberschenkel.
    • Tiefe Beinvenenthrombose (TVT): Ein Blutgerinnsel in einer tiefen Vene des Beins kann den Blutfluss behindern und Schmerzen verursachen. Eine tiefe Beinvenenthrombose (TVT) ist ein medizinischer Notfall.
  5. Weitere Ursachen:
    • Baker-Zyste: Eine mit Gelenkflüssigkeit gefüllte Zyste in der Kniekehle kann auf die umliegenden Strukturen drücken und Wadenschmerzen verursachen.
    • Achillessehnenentzündung: Eine Entzündung der Achillessehne kann ebenfalls zu Wadenschmerzen führen.
    • Medikamente: Bestimmte Medikamente, wie Statine, können Muskel- und Wadenschmerzen verursachen.
    • Infektionskrankheiten: Manchmal treten Wadenschmerzen auch bei Infektionskrankheiten auf. Dies wird auf einen katabolen Zustand der Muskulatur zurückgeführt.
    • Venöse Insuffizienz / Krampfadern: Eine Veneninsuffizienz ist eine Erkrankung, bei der die Venen in den Beinen Schwierigkeiten haben, das Blut zurück zum Herzen zu transportieren.

Symptome von Wadenschmerzen

Wadenschmerzen können sich auf unterschiedliche Weise äußern:

  • Art des Schmerzes: Taub, stechend, kribbelnd, brennend oder krampfartig.
  • Zeitpunkt des Auftretens: In Ruhe, bei Belastung oder nachts.
  • Begleitende Symptome: Schwellungen, Rötungen, Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Blässe der Haut.

Es ist wichtig, die Symptome genau zu beobachten und dem Arzt zu beschreiben, um die Diagnose zu erleichtern.

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Diagnose von Wadenschmerzen

Die Diagnose von Wadenschmerzen umfasst in der Regel die folgenden Schritte:

  1. Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte, die genauen Beschwerden, Vorerkrankungen und eingenommene Medikamente. Bei der Anamnese und Untersuchung werden zunächst Spontan- von Bewegungsschmerzen unterschieden sowie Schmerzen, die ausschließlich bei Palpation auftreten.
  2. Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Wade auf Schwellungen, Rötungen, Druckschmerzhaftigkeit und Bewegungseinschränkungen. Es schließt sich die körperliche Untersuchung an, bei der der Behandler die Wade betastet und begutachtet, um zu sehen, ob Schwellungen vorhanden sind und auch ob es zu Schmerzen bei der Betastung kommt. Anschließend wird der Patient gebeten bestimmte Bewegung durchzuführen, die zeigen sollen, ob der Bewegungsgradius beeinträchtigt ist.
  3. Bildgebende Verfahren:
    • Doppler-Ultraschall: Zur Beurteilung der Durchblutung der Gefäße. Häufig kommen bildgebende Verfahren wie der Doppler-Ultraschall zum Einsatz, um die Durchblutung der Gefäße zu prüfen.
    • MRT (Magnetresonanztomographie): Zur Darstellung von Muskeln, Sehnen, Nerven und anderen Weichteilstrukturen. Für die erweiterte Untersuchung werden oft MRT- oder CT-Untersuchungen durchgeführt. Ein MRT der Wade wird immer dann notwendig, wenn man eine Wadenverletzung und eine Muskelverletzung schlussendlich beweisen will.
    • CT (Computertomographie): Kann in bestimmten Fällen zur Beurteilung von Knochenstrukturen oder Gefäßen eingesetzt werden.
    • Röntgen: Röntgenbilder sind bei Schmerzen der Wade dann notwendig, wenn sich eine Ultraschalluntersuchung als unauffällig gezeigt hat oder wenn man ausschließen will, dass eine Verletzung des Knochens die Ursache für die angegebenen Schmerzen ist. Eine Röntgenaufnahme wird dann immer in zwei Ebenen durchgeführt, d.h.
  4. Weitere Untersuchungen:
    • Bluttests: Zur Überprüfung von Elektrolytwerten, Entzündungszeichen, Schilddrüsenwerten und anderen Parametern. Bluttests helfen dabei, Elektrolytstörungen, Schilddrüsenprobleme oder Entzündungswerte zu erkennen.
    • Nervenleitgeschwindigkeitsmessung: Bei Verdacht auf neurologische Ursachen. Besteht der Verdacht auf neurologische Ursachen, kann eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit weitere Aufschlüsse geben.
    • Elektromyogramm (EMG): Eine neurologische Untersuchung von Muskeln, die ebenfalls eine Fehlbelastung herausfinden können. Hierbei werden die elektrischen Impulse in einem Muskel untersucht. Elektroden werden an den zu untersuchenden Muskel angelegt und die Ströme gemessen, die bei Ruhe und auch bei Belastung in den Wadenmuskeln vorhanden sind. Kommt es zu einem deutlichen Spannungsabfall ist von einer Fehlbelastung auszugehen, die dann durch eine ausgleichende Therapie behandelt werden sollte.
    • Laufanalyse: Zur Beurteilung von Fehlbelastungen beim Gehen oder Laufen. Hier sollte eine Laufanalyse durchgeführt werden, die zeigen soll, ob eine Fehlbelastung vorhanden ist. Bei der Laufanalyse wird der Patient barfuß auf ein Laufband gestellt, während eine Kamera den Stand des Patienten aufnimmt. Dann wird der Patient gebeten zu gehen, anschließend zu laufen. Die Daten werden an einen Rechner übermittelt, der mittels der gewonnen Daten eine entsprechende Fehlbelastung herausfinden kann. Im Falle einer Fehlbelastung sollte dann mit einer ausgleichenden Behandlung begonnen werden.

Behandlung von Wadenschmerzen

Die Behandlung von Wadenschmerzen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache:

  1. Konservative Maßnahmen:

    • PECH-Regel: Pause, Eis, Compression, Hochlagern bei akuten Muskelverletzungen. Bei der Therapie der Wadenzerrung sollte in der Akutphase die sogenannte PECH-Regel angewendet werden: Pause, Eis, Compression, Hochlagern.
    • Schmerzmittel: Entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac. Neben der Behandlung der eigentlichen Ursache können entzündungshemmende Medikamente, wie Ibuprofen oder Diclofenac als Gel auf die schmerzende Wade aufgetragen werden. Hier sollte ein bis zweimal das Gel auf die Haut aufgetragen werden.
    • Muskelentspannende Mittel: Bei Muskelverspannungen.
    • Wärme- oder Kälteanwendungen: Je nach Bedarf zur Muskelentspannung oder Entzündungshemmung. Empfehlenswert sind Wärmeapplikationen und gegebenenfalls die Stoßwellenbehandlung. In aller Regel wird bei Wadenschmerzen eine kühlende Behandlung mit Eispack bevorzugt. Eispackbehandlungen sollten 3 mal täglich für ca. 10 Minuten erfolgen.
    • Physiotherapie: Dehnübungen, Kräftigungsübungen und manuelle Therapie. Helfen kann auch die manuelle Therapie oder die therapeutische Lokalanästhesie der schmerzhaften Muskelzonen, kombiniert mit Physiotherapie und oraler Schmerzmedikation.
    • Kompressionsbehandlung: Bei Schwellungen und Entzündungen, sofern keine Durchblutungsstörung vorliegt. Eine Kompressionsbehandlung ist immer dann sinnvoll, wenn Schwellungen und auch Schmerzen den Patienten im Bereich der Wade deutlich beeinträchtigen. Wichtig ist, dass eine Kompressionsbehandlung nicht erfolgen soll, wenn es sich um eine Durchblutungsstörung handelt. Bei Überlastungen und auch entzündlichen Veränderungen kann mit einer Kompressionsbehandlung eine schnelle Linderung der Beschwerden erreicht werden. Hierzu sollte eine Kompressionsbinde mehrmals leicht überlappend vom Fuß her nach oben bis unter das Knie gewickelt werden.
    • Elektrolytausgleich: Bei Krämpfen durch Elektrolytmangel. Zusätzlich kann die gezielte Einnahme von Magnesium oder Kalium Elektrolytmängel ausgleichen.
    • Osteopathie: Die ärztliche Osteopathie nutzt einen ganzheitlichen Ansatz, um verschiedenste Erkrankungen zu behandeln. Gerade bei chronischen Erkrankungen kann es überaus nützlich sein, diese Art der Behandlung in Anspruch zu nehmen, um die Wadenschmerzen zu lindern.
  2. Spezifische Therapien:

    • Behandlung der Grunderkrankung: Bei pAVK, TVT, Bandscheibenvorfällen oder anderen spezifischen Ursachen. Sind Durchblutungsstörungen wie die pAVK verantwortlich, können Medikamente zur Verbesserung der Durchblutung oder Blutverdünner eingesetzt werden. Bei Thrombosen ist eine gerinnungshemmende Behandlung erforderlich, während bei neurologischen Ursachen wie Polyneuropathien oder Bandscheibenvorfällen entzündungshemmende Schmerzmittel oder Physiotherapie hilfreich sein können.
    • Operative Eingriffe: In schweren Fällen, z. B. bei fortgeschrittener pAVK oder Bandscheibenvorfällen. In schweren Fällen, etwa bei fortgeschrittener pAVK, kann ein operativer Eingriff wie die Gefäßrekonstruktion notwendig werden. Solche Eingriffe führt das gefäßchirurgische Team rund um Chefarzt Dr. med. Ahmed Koshty auch am Diakonie Klinikum Jung-Stilling durch.
  3. Übungen bei Wadenschmerzen:

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    • Muskelaufbauende Übungen: Zehengang zur Kräftigung der Wadenmuskulatur. Eine Übung in diesem Zusammenhang wäre der Zehengang, den man 4-5 Minuten in der Wohnung durchführen sollte. Hierbei ist wichtig, dass die Ferse nie ganz auf den Boden abgestellt und kurz vor Bodenkontakt wieder angehoben wird. Man wird ein entsprechendes Ziehen in der Wadenmuskulatur spüren, das Hinweis auf ein Auftrainieren der Wadenmuskeln ist. Man kann den Zehengang 1-2 mal am Tag für ca. eine Woche oder auch vorbeugend für längere Zeit durchführen.
    • Muskeldehnende Übungen: Ausfallschritt zur Dehnung der Wadenmuskulatur. Eine klassische Dehnübung für die Wade wäre der Ausfallschritt nach vorne den man abwechselnd an beiden Beinen durchführen kann. Die Ausfallschrittbewegung sollte man einige Sekunden halten und dann das Bein entspannen. Auch kann man das eine Bein über das andere schlagen und dann mit der einen Hand den lockeren Fuß Richtung Knie ziehen, bis man ebenfalls ein Ziehen in der Wadenmuskulatur spürt.
    • Faszienrolle: Zur Lösung von Verklebungen des Bindegewebes. Ein weiterer Behandlungsansatz ist die Behandlung mit einer Faszienrolle. Eine Faszienrolle ist eine feste Rolle, mit der man mit einem deutlichen Druck über die Wadenmuskulatur rollen kann. Man sollte die Rollbewegung von der Kniehkehle langsam Richtung Fuß durchführen. Dort angekommen, sollte man dann langsam wieder zurückrollen.

Prävention von Wadenschmerzen

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Wadenschmerzen vorzubeugen:

  • Regelmäßige Bewegung: Fördert die Durchblutung und stärkt die Muskulatur. Regelmäßige Bewegung ist besonders wichtig, um die Durchblutung zu fördern und die Muskulatur zu stärken.
  • Ausgewogene Ernährung: Hilft, Elektrolytmängel zu vermeiden. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr unterstützt den Elektrolythaushalt, während eine ausgewogene Ernährung hilft, einen Mangel an Magnesium, Kalzium und Kalium zu verhindern.
  • Geeignetes Schuhwerk: Schuhe mit starren Sohlen schaden aus dem gleichen Grund. Am allerbesten für die Waden ist Barfußlaufen, am zweitbesten das Gehen in absatzlosen, einlagenfreien Schuhen mit biegsamen Sohlen.
  • Dehnübungen: Regelmäßiges Dehnen der Wadenmuskulatur, insbesondere vor und nach dem Sport. Vor dem Sport am besten vorbereiten und aufwärmen.
  • Vermeidung von Fehlbelastungen: Achten Sie auf eine korrekte Körperhaltung und vermeiden Sie einseitige Belastungen.
  • Gesunder Lebensstil: Verzicht auf Rauchen und rechtzeitige Behandlung von Grunderkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck. Ein gesunder Lebensstil, der den Verzicht auf Rauchen und die rechtzeitige Behandlung von Grunderkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck umfasst, trägt ebenfalls zur Vorbeugung bei. Insbesondere Menschen mit erhöhtem Risiko für pAVK sollten darauf achten, frühzeitig medizinischen Rat einzuholen.

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