Allergien sind weit verbreitet und können sich auf vielfältige Weise äußern. Häufig treten Symptome wie juckende Augen, eine verstopfte Nase oder Hautausschläge auf. Allerdings können Allergien auch Nervenschmerzen verursachen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Nervenschmerzen im Zusammenhang mit Allergien, die verschiedenen Symptome, die auftreten können, und die verfügbaren Behandlungsoptionen.
Allergien: Eine Übersicht
Allergien entstehen, wenn das Immunsystem auf eigentlich harmlose Substanzen, sogenannte Allergene, überreagiert. Das Immunsystem bildet Antikörper gegen diese Allergene und setzt bei erneutem Kontakt Histamin und andere Entzündungsstoffe frei. Diese Stoffe lösen die typischen allergischen Symptome aus.
Häufige Allergene
Zu den häufigsten Allergenen gehören:
- Pollen von Gräsern, Sträuchern, Kräutern, Bäumen oder Getreidesorten
- Hausstaubmilben
- Tierhaare
- Schimmelpilze
- Bestimmte Nahrungsmittel
Allergische Reaktionen und ihre Vielfalt
Die Symptome einer Allergie können vielfältig sein und von leichten Beschwerden bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen reichen. Häufige Symptome sind:
- Juckende, gerötete Augen
- Verstopfte oder laufende Nase
- Niesattacken
- Husten
- Atembeschwerden
- Hautausschläge
- Magen-Darm-Beschwerden
Nervenschmerzen durch Allergie: Wie entstehen sie?
Nervenschmerzen, auch Neuralgien genannt, können im Zusammenhang mit Allergien auf verschiedene Weisen entstehen.
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Entzündungsprozesse
Allergische Reaktionen führen zu Entzündungsprozessen im Körper. Diese Entzündungen können Nerven reizen oder schädigen und dadurch Schmerzen verursachen.
Schleimhautschwellungen
Bei Allergien kommt es häufig zu Schleimhautschwellungen, insbesondere in den Atemwegen. Diese Schwellungen können Druck auf Nerven ausüben und Schmerzen verursachen. Eine allergische Reaktion kann eine anhaltende Schleimhautschwellung und vermehrte Schleimproduktion auslösen. Dadurch kann es zur Verlegung von Kanälen kommen, die der Belüftung beispielsweise der Nasennebenhöhlen, aber auch des Ohres dienen.
Muskelverspannungen
Allergische Reaktionen können auch zu Muskelverspannungen führen, beispielsweise durch häufiges Husten oder Niesen. Diese Verspannungen können ebenfalls Nervenschmerzen verursachen.
Spezifische Nervenschmerzen im Zusammenhang mit Allergien
Allergien können verschiedene Arten von Nervenschmerzen auslösen, abhängig davon, welche Nerven betroffen sind.
Trigeminusneuralgie
Die Trigeminusneuralgie ist eine Erkrankung des Trigeminusnervs, der für die Sensibilität im Gesichtsbereich zuständig ist. Die Symptome der klassischen Trigeminusneuralgie entstehen wahrscheinlich durch elektrische Ladungsübersprünge zwischen dem Blutgefäß, welches eng am Nervus trigeminus (fünfte Hirnnerv) anliegt, und dem Nerv selbst. Allergien können die Symptome einer Trigeminusneuralgie verstärken oder neue Schmerzattacken auslösen.
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Triggerreize bei Trigeminusneuralgie
Während die symptomatische Trigeminusneuralgie meist durch eine Grunderkrankung ausgelöst wird, gibt es bei der klassischen Form sogenannte Triggerreize. Diese beziehen sich nicht auf die Ursache der Erkrankung selbst, sondern auf den Auslöser der jeweiligen Schmerzattacke. Die Trigger können bei der Trigeminusneuralgie sehr unterschiedlich sein. Oft rufen ganz alltägliche Dinge den Schmerz hervor, wie zum Beispiel:
- Berühren des Gesichtes
- Lächeln oder Lachen
- Kauen oder Essen kalter oder heißer Speisen
- Trinken
- Zähneputzen
- Waschen des Gesichtes
- Sprechen
- Auftragen von Make-up
- Rasieren
- Zugluft
Unabhängig von Triggerreizen können die stechenden Schmerzen auch spontan auftreten, das heißt ohne Anlass. Sie strahlen meist in eines, selten in mehrere der drei Territorien der Gesichtshälfte aus, die durch die Äste des Nervus trigeminus versorgt werden. Am häufigsten ist der Gesichtsbereich betroffen, der vom Unterkieferast versorgt wird, seltener der Bereich des Oberkieferastes und in sehr seltenen Fällen der Bereich des Augenastes.
Symptome der Trigeminusneuralgie
Patienten berichten von folgenden Symptomen, die einzeln oder in Kombination auftreten können:
- Schwere blitzartige Schmerzen, die sich wie ein Elektroschock anfühlen
- Spontane starke Schmerzen, die durch Berührung des Gesichtes oder Kauen und Sprechen ausgelöst werden
- Serien hintereinander einschießender, starker Schmerzen, die wenige Sekunden bis Minuten anhalten
- Episoden schwerer Schmerzattacken über Wochen oder Monate, die sich mit Perioden abwechseln, in denen Betroffene keine Schmerzen haben
- Ein andauerndes, brennendes Gefühl kann bereits vor dem eigentlichen Auftreten des Gesichtsschmerzes vorhanden sein
- Schmerzen in der Region, die vom Trigeminusnerv versorgt werden, beispielsweise Augen, Wange, Lippen, Kiefer, Zähne, Zahnfleisch
Während bei der klassischen Trigeminusneuralgie zwischen den bis zu 100 Schmerzattacken am Tag in der Regel Beschwerdefreiheit besteht, sind bei Patient:innen mit der symptomatischen Form die Schmerzen meist dauerhaft. Denkbar sind zudem auch Gefühlstörungen oder motorische Ausfälle im Versorgungsbereich des Nervus trigeminus. Nicht zuletzt ist der Augenast bei der symptomatischen Form häufiger betroffen, als bei der klassischen Form.
Ohrenschmerzen
Die Eustachische Röhre (auch Tuba auditiva) verbindet das Ohr mit der Nase. Wenn du gähnst oder schluckst, öffnet sie sich automatisch, um den Druckaustausch zwischen Mittelohr und Nasenrachenraum zu regulieren und zu verhindern, dass sich Flüssigkeit in deinem Ohr ansammelt. Die Eustachische Röhre ist mit Schleimhautgewebe ausgekleidet, welche während einer allergischen Reaktion oder eines Infektes anschwellen kann, und so einen Druckausgleich bzw. die Belüftung des Mittelohrs behindert. Der hieraus entstehende Unterdruck begünstigt eine Flüssigkeitsansammlung (Mittelohrerguss, Tubenkatarrh) oder bakterielle Superinfektionen (Mittelohrentzündung, Otitis media), was sehr schmerzhaft sein kann.
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Nasennebenhöhlenschmerzen
Allergische Entzündungen in deinen Nasennebenhöhlen können ebenfalls Gesichtsschmerzen, Zahn- und Kopfschmerzen verursachen. Reagierst du allergisch auf Tierhaare oder Hausstaubmilben, können dich Nasennebenhöhlenschmerzen das ganze Jahr über beschäftigen. Bei einer saisonalen Allergie treten die Schmerzen insbesondere dann auf, wenn die Pollenkonzentration in der Luft hoch ist.
Halsschmerzen
Durch eine Allergie kommt es durch gereizte Schleimhäute zur vermehrten Sekretproduktion, der Hals kann dauerhaft jucken oder auch kratzen und erkältungsbedingten Halsschmerzen ähneln. Der übermäßige Schleim fließt entlang der Rachenwand und kann zu einem ständigen Hustenreiz führen. Eine Unterscheidungsmöglichkeit zwischen allergischen und erkältungsbedingten Halsschmerzen ist, dass bei Allergien neben den Halsschmerzen kein Fieber auftritt.
Brustschmerzen
Allergien können auf verschiedene Weise Brustschmerzen verursachen.
- Allergischer Schnupfen: Durch die vermehrte Schleimproduktion und ständigen Sekretfluss kann häufiges Husten und Niesen zu Muskelkater im Bereich der Rippen führen.
- Allergisches Asthma: Inhalative Atemwegsallergien (z.B. Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Tierhaare) können durch ständiges und starkes Husten und keuchende Atmung infolge vermehrter Aktivität der Atemmuskulatur Brustschmerzen entstehen lassen.
- Rippenknorpelentzündung (Costochondritis): Eine ständige Reizung deiner Atemwege durch z.B. Pollen und Hustenattacken kann zur Reizung mit Schmerzen im Bereich deines Brustbeins führen, wo deine Rippen ansetzen. Diese Entzündung wird als Rippenknorpelentzündung bezeichnet und kann stechende Schmerzen auf deiner Brust verursachen.
- Hypersensitivitätspneumonitis: Ist eine Entzündung der Lungenbläschen (Alveolen) als Folge inhalierter Allergene und betrifft meistens Menschen, die bei der Arbeit hohen Konzentrationen an Schimmelpilzsporen ausgesetzt sind. Mögliche Symptome sind Engegefühl und Schmerzen in der Brust.
Bauchschmerzen
Sowohl IgE- als auch nicht-IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergien können schmerzhafte Magen- und Bauchkrämpfe verursachen.
Muskel- und Gelenkschmerzen
Wenn du aufgrund einer Allergie Niesattacken hast, ziehen sich deine Rückenmuskeln oft ruckartig zusammen, was zu Schmerzen im Nacken oder unteren Rückenbereich führen kann.
Diagnose von Allergien und Nervenschmerzen
Um festzustellen, ob Nervenschmerzen durch eine Allergie verursacht werden, ist eine sorgfältige Diagnose erforderlich.
Anamnese
Der Arzt wird zunächst eine ausführliche Anamnese erheben, um die Krankengeschichte des Patienten zu erfassen und mögliche Auslöser zu identifizieren. Wichtige Fragen sind:
- Welche Symptome treten auf?
- Wann treten die Symptome auf?
- Gibt es einen Zusammenhang mit bestimmten Allergenen?
- Gibt es Vorerkrankungen oder Allergien in der Familie?
- Werden regelmäßig Medikamente eingenommen?
Allergietests
Verschiedene Allergietests können helfen, die auslösenden Allergene zu identifizieren.
- Hauttests: Beim Pricktest werden Allergenlösungen auf die Haut aufgetragen und leicht eingeritzt. Reagiert die Haut mit Rötung und Quaddelbildung, liegt eine Sensibilisierung vor. Der Epikutantest wird bei Verdacht auf eine Allergie eingesetzt, bei der sich die Symptome erst nach Stunden oder Tagen zeigen.
- Bluttests: Im Blut können spezifische IgE-Antikörper gegen bestimmte Allergene nachgewiesen werden.
- Provokationstests: Unter ärztlicher Aufsicht werden die Schleimhäute des Patienten mit dem Allergen konfrontiert, um eine Reaktion auszulösen.
Neurologische Untersuchung
Bei Verdacht auf eine Trigeminusneuralgie oder andere Nervenerkrankungen kann eine neurologische Untersuchung durchgeführt werden, um die Funktion der Nerven zu überprüfen.
Behandlung von Nervenschmerzen durch Allergie
Die Behandlung von Nervenschmerzen im Zusammenhang mit Allergien zielt darauf ab, die allergischen Reaktionen zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.
Allergenvermeidung
Der wichtigste Schritt ist, die auslösenden Allergene zu meiden. Dies ist jedoch nicht immer möglich.
Medikamentöse Therapie
Verschiedene Medikamente können zur Linderung der allergischen Symptome und der Nervenschmerzen eingesetzt werden.
- Antihistaminika: Sie blockieren die Wirkung von Histamin und reduzieren dadurch allergische Symptome wie Juckreiz, Niesen und eine laufende Nase.
- Kortikosteroide: Sie wirken entzündungshemmend und können bei schweren allergischen Reaktionen eingesetzt werden.
- Abschwellende Nasensprays: Sie befreien die Nasengänge und reduzieren den Druck auf die Nasennebenhöhlen.
- Schmerzmittel: Paracetamol und Ibuprofen können leichte bis mäßig starke Schmerzen lindern. Bei starken Schmerzen können Opioide eingesetzt werden.
- Spezifische Medikamente gegen Trigeminusneuralgie: Carbamazepin oder Oxcarbazepin können die Schmerzattacken bei Trigeminusneuralgie reduzieren.
Allergie-Immuntherapie (Hyposensibilisierung)
Die Hyposensibilisierung ist eine Behandlung, bei der der Körper langsam an das Allergen gewöhnt wird, um die allergische Reaktion zu reduzieren. Bei dieser Therapie bekommen Allergiepatienten Extrakte mit den spezifischen Allergenen, auf die sie reagieren, in sehr geringen Dosen zugeführt, um den Körper allmählich daran zu gewöhnen. Die Behandlung erstreckt sich normalerweise über einen Zeitraum von etwa 3 Jahren und erfolgt in der Regel durch Spritzen, ist aber auch in Tropfen- oder Tablettenform möglich.
Weitere Maßnahmen
- Nasendusche: Die Anwendung einer Nasendusche kann helfen, Pollen und andere Reizstoffe aus der Nase zu spülen.
- Gurgeln: Das Gurgeln mit einer Salzlösung oder einem lauwarmen Kräutertee kann helfen, Pollen und andere Reizstoffe aus dem Rachen zu spülen und die Schleimhaut zu beruhigen.
- Entspannungstechniken: Stress kann die Schmerzen verstärken. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und die Schmerzen zu lindern.
- Physiotherapie: Bei Muskelverspannungen kann Physiotherapie helfen, die Muskeln zu entspannen und die Schmerzen zu reduzieren.
- Psychotherapie: Bei chronischen Schmerzen kann eine Psychotherapie helfen, die Schmerzen besser zu bewältigen und die Lebensqualität zu verbessern.
Histaminintoleranz als mögliche Ursache
Eine Histaminintoleranz kann ähnliche Symptome wie eine Allergie verursachen und ebenfalls Nervenschmerzen auslösen.
Was ist Histaminintoleranz?
Histamin ist ein Botenstoff, der im Körper vorkommt und an verschiedenen Prozessen beteiligt ist, unter anderem an allergischen Reaktionen. Bei einer Histaminintoleranz kann der Körper Histamin nicht ausreichend abbauen, was zu einem Überschuss an Histamin und verschiedenen Symptomen führen kann.
Ursachen der Histaminintoleranz
Experten vermuten, dass eine erworbene oder (seltener) angeborene Störung des Histaminabbaus die Histaminintoleranz auslöst. Im Körper der Betroffenen fällt dann durch die körpereigene Produktion und/oder durch den Verzehr histaminreicher Nahrung mehr Histamin an, als vom Körper abgebaut werden kann. Sobald eine gewisse Schwelle überschritten wird, kommt es zu Beschwerden.
Symptome der Histaminintoleranz
Die Symptome einer Histaminintoleranz sind vielfältig und können unspezifisch sein. Dazu gehören:
- Hautausschläge
- Juckreiz
- Magen-Darm-Beschwerden
- Kopfschmerzen
- Herzrasen
- Nervenschmerzen
Diagnose der Histaminintoleranz
Die Diagnose einer Histaminintoleranz kann schwierig sein, da es keinen eindeutigen Test gibt. Verschiedene aufeinander aufbauende Diagnoseschritte helfen jedoch, eine Histaminintoleranz als Ursache zu identifizieren.
- Ernährungstagebuch: Betroffene können mithilfe eines Ernährungs- und Symptomtagebuchs beobachten, welche Lebensmittel und/oder Medikamente bei ihnen Beschwerden hervorrufen.
- Ernährungsumstellung: Eine testweise Ernährungsumstellung kann den Verdacht auf Histaminintoleranz bestätigen oder entkräften.
- Titrierte Provokation: Unter ärztlicher Aufsicht werden dem Patienten in zweistündigem Abstand steigende Mengen an Histamin verabreicht, um die individuelle Schwellendosis zu ermitteln.
- Messung der DAO-Aktivität im Blutserum: Eine verminderte Aktivität des Histamin-abbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO) kann auf eine Histaminintoleranz hindeuten.
Behandlung der Histaminintoleranz
Die Behandlung der Histaminintoleranz besteht in erster Linie darin, histaminreiche Lebensmittel zu meiden.
- Histaminarme Ernährung: Betroffene sollten auf Lebensmittel verzichten, die viel Histamin enthalten, wie z.B. gereifter Käse, geräucherte Wurst, Sauerkraut, Rotwein und bestimmte Obst- und Gemüsesorten.
- DAO-Enzympräparate: Die Einnahme von DAO-Enzympräparaten vor dem Essen kann helfen, Histamin im Darm abzubauen.
- Antihistaminika: Antihistaminika können die Symptome der Histaminintoleranz lindern.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Wenn Sie unter Nervenschmerzen leiden und vermuten, dass diese durch eine Allergie oder Histaminintoleranz verursacht werden, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Insbesondere bei folgenden Symptomen ist ein Arztbesuch ratsam:
- Starke oder anhaltende Schmerzen
- Neu auftretende Symptome
- Einschränkung der Lebensqualität
- Verdacht auf eine allergische Reaktion oder Histaminintoleranz
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