Nervenschmerzen im Gesicht durch Zugluft: Ursachen und Behandlung

Nervenschmerzen im Gesicht, auch als neuropathische Schmerzen bezeichnet, können verschiedene Ursachen haben. Eine häufige Ursache, die oft unterschätzt wird, ist Zugluft. Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Zugluft und Gesichtsnervenschmerzen, insbesondere im Hinblick auf die Trigeminusneuralgie und die Fazialisparese, und gibt einen Überblick über mögliche Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze.

Ursachen von Nervenschmerzen im Gesicht

Nervenschmerzen im Gesicht können verschiedene Ursachen haben, von denen einige direkt mit Umwelteinflüssen wie Zugluft in Verbindung stehen. Es ist wichtig, zwischen den Ursachen der Erkrankung selbst und den auslösenden Reizen, den sogenannten Triggern, zu unterscheiden, die Schmerzattacken provozieren können.

Trigeminusneuralgie

Die Trigeminusneuralgie ist eine der häufigsten Ursachen für Gesichtsnervenschmerzen. In Deutschland leiden etwa 10 von 100.000 Menschen an dieser Erkrankung, wobei Frauen fast doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Die Schmerzen treten meist einseitig und nach dem 50. Lebensjahr auf.

Klassische Trigeminusneuralgie

Die klassische Trigeminusneuralgie wird wahrscheinlich durch elektrische Ladungsübersprünge zwischen einem Blutgefäß, das eng am Nervus trigeminus (fünfter Hirnnerv) anliegt, und dem Nerv selbst verursacht. Dieser Konflikt zwischen Gefäß und Nerv kann zu einer Art "Kurzschluss" führen und im Zusammenhang mit anderen Faktoren eine Fehlfunktion auslösen.

Symptomatische Trigeminusneuralgie

Die symptomatische Trigeminusneuralgie wird meist durch eine Grunderkrankung ausgelöst, wie z.B. Multiple Sklerose oder eine Tumorerkrankung. Im Gegensatz zur klassischen Form sind die Schmerzen bei der symptomatischen Form meist dauerhaft.

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Triggerreize bei Trigeminusneuralgie

Unabhängig von der eigentlichen Ursache können bestimmte Triggerreize Schmerzattacken auslösen. Diese Trigger können sehr unterschiedlich sein und oft alltägliche Dinge betreffen, wie z.B.:

  • Berühren des Gesichtes
  • Lächeln oder Lachen
  • Kauen oder Essen (insbesondere kalte oder heiße Speisen)
  • Trinken
  • Zähneputzen
  • Waschen des Gesichtes
  • Sprechen
  • Auftragen von Make-up
  • Rasieren
  • Zugluft

Die stechenden Schmerzen können aber auch spontan ohne erkennbaren Anlass auftreten. Sie strahlen meist in einen, selten in mehrere der drei Hauptäste des Nervus trigeminus aus:

  1. Augenast (Nervus ophthalmicus)
  2. Oberkieferast (Nervus maxillaris)
  3. Unterkieferast (Nervus mandibularis)

Am häufigsten ist der Bereich des Unterkieferastes betroffen, seltener der Bereich des Oberkieferastes und sehr selten der Bereich des Augenastes.

Fazialisparese (Gesichtslähmung)

Die Fazialisparese, auch Gesichtslähmung genannt, ist eine weitere Ursache für Nervenschmerzen im Gesicht. Sie entsteht durch eine Schädigung des Nervus facialis (Gesichtsnerv), der für die Steuerung der Gesichtsmuskulatur verantwortlich ist.

Ursachen der Fazialisparese

Die Ursachen für eine Fazialisparese können vielfältig sein:

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  • Infektionen: Bakterielle oder virale Infektionen können zu einer Schwellung des Nervus facialis führen und dadurch eine Schädigung verursachen.
  • Entzündungen: Entzündungen, die durch Zugluft oder andere Faktoren ausgelöst werden, können ebenfalls den Nervus facialis schädigen.
  • Tumore: Tumore, die auf den Nervus facialis drücken, können eine Lähmung verursachen.
  • Schlaganfall: Eine Fazialisparese kann auch ein Symptom für einen Schlaganfall sein.
  • Diabetes: Schlecht eingestellte Zuckerwerte können die Nerven generell schädigen und auch den Gesichtsnerv betreffen.
  • Psychische Faktoren: Extremer Stress kann eine Entzündung des Nervus facialis auslösen.
  • Umgebungsfaktoren: Zugluft im Gesicht kann eine Entzündung des Nervus facialis auslösen.

Symptome der Fazialisparese

Typische Symptome einer Fazialisparese sind:

  • Herabhängender Mundwinkel
  • Unvollständig schließendes Auge
  • Verminderte Speichelproduktion
  • Schmerzen im Bereich des Ohres
  • Veränderte Geschmacksempfindung
  • Erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen

Die Beschwerden treten in der Regel innerhalb von wenigen Stunden auf und erreichen nach ein bis zwei Tagen ihren Höhepunkt.

Andere Ursachen für Gesichtsschmerzen

Neben der Trigeminusneuralgie und der Fazialisparese gibt es noch weitere Ursachen für Nervenschmerzen im Gesicht:

  • Zahnprobleme: Entzündungen im Bereich der Zahnwurzel oder des Zahnmarks können zu Gesichtsschmerzen führen.
  • Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD): Eine CMD betrifft das Kiefergelenk oder die Kaumuskulatur und kann zu ausstrahlenden Schmerzen in andere Gesichtsbereiche und die Zähne führen.
  • Atypischer Gesichtsschmerz: Ein dauerhafter, dumpfer Schmerz im Gesicht, für den keine eindeutige Ursache gefunden werden kann.
  • Burning-Mouth-Syndrom: Ein brennender Schmerz im Bereich des Mundes und der Zunge, der vor allem Frauen im höheren Lebensalter betrifft.
  • Post-Zoster-Neuralgie: Starke Nervenschmerzen auf der Haut nach einer Gürtelrose, die auch im Gesicht auftreten können.

Diagnose von Nervenschmerzen im Gesicht

Die Diagnose von Nervenschmerzen im Gesicht erfordert eine sorgfältige Anamnese und körperliche Untersuchung durch einen Arzt. Dabei werden die Art, Dauer, Lokalisation und Auslöser der Schmerzen erfragt.

Neurologische Untersuchung

Eine neurologische Untersuchung dient dazu, die Funktion der Gesichtsnerven zu überprüfen und andere mögliche Ursachen für die Schmerzen auszuschließen.

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Bildgebende Verfahren

In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT) erforderlich sein, um die Ursache der Nervenschmerzen zu identifizieren. Insbesondere bei Verdacht auf eine symptomatische Trigeminusneuralgie oder eine Fazialisparese sollte eine Bildgebung erfolgen.

Zahnärztliche Untersuchung

Bei Schmerzen im Bereich des Ober- oder Unterkiefers sollte auch eine zahnärztliche Untersuchung durchgeführt werden, um Zahnprobleme als Ursache auszuschließen.

Behandlung von Nervenschmerzen im Gesicht

Die Behandlung von Nervenschmerzen im Gesicht richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

Medikamentöse Therapie

Bei der Trigeminusneuralgie werden in erster Linie Medikamente eingesetzt, sogenannte Antikonvulsiva, die auch zur Behandlung der Epilepsie verwendet werden. Diese Medikamente vermindern die Nervenaktivität und "beruhigen" so den Schmerz. Häufig verwendete Wirkstoffe sind Carbamazepin und Oxcarbazepin.

Bei der Fazialisparese kann Kortison eingesetzt werden, um Entzündungen zu bekämpfen und die Schwellung des Nervus facialis zu reduzieren. In einigen Fällen werden auch antivirale Medikamente oder Antibiotika eingesetzt, wenn eine Infektion als Ursache vermutet wird.

Bei anderen Ursachen von Gesichtsschmerzen können Schmerzmittel, Antidepressiva oder Muskelrelaxantien eingesetzt werden, um die Beschwerden zu lindern.

Operative Eingriffe

Wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirksam ist oder zu starke Nebenwirkungen verursacht, können operative Eingriffe in Erwägung gezogen werden.

Trigeminusneuralgie

Bei der Trigeminusneuralgie gibt es verschiedene operative Verfahren:

  • Mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta: Dabei wird ein Teflonpolster zwischen das Blutgefäß und den Nervus trigeminus eingelegt, um den Nerven zu schützen.
  • Thermokoagulation oder Ballonkompression: Dabei wird der Nervenknoten (Ganglion trigeminale) durch Erhitzung oder Druck geschädigt.
  • Gammaknife-Behandlung: Dabei wird der Nerv mit einer hohen Strahlendosis bestrahlt, um eine Teilschädigung zu verursachen.

Fazialisparese

Bei der Fazialisparese können operative Eingriffe in Erwägung gezogen werden, wenn die Lähmung chronisch ist und beispielsweise der Lidschluss des Auges gestört ist. In diesem Fall kann eine rekonstruktive, plastische Operation durchgeführt werden, um das Augenlid zu korrigieren.

Weitere Therapien

Neben der medikamentösen und operativen Therapie gibt es noch weitere Behandlungsansätze, die bei Nervenschmerzen im Gesicht eingesetzt werden können:

  • Physiotherapie: Krankengymnastische Übungen der Gesichtsmuskulatur können bei der Fazialisparese helfen, die Muskelfunktion wiederherzustellen.
  • Psychotherapie: Eine psychotherapeutische Mitbehandlung kann bei chronischen Gesichtsschmerzen sinnvoll sein, insbesondere wenn psychische Begleitbeeinträchtigungen wie Depressionen oder Angststörungen vorliegen.
  • Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie progressive Muskelrelaxation nach Jacobson oder Meditation können helfen, Stress abzubauen und die Schmerzwahrnehmung positiv zu beeinflussen.
  • Hausmittel: Kühle Kompressen, warme Auflagen oder Bäder können bei Nervenschmerzen im Gesicht lindernd wirken.

Prävention und Alltagstipps

Auch wenn die Behandlung von Nervenschmerzen im Gesicht in erster Linie ärztlich erfolgen sollte, gibt es einige Maßnahmen, die Betroffene selbst ergreifen können, um die Beschwerden zu lindern und Schmerzattacken vorzubeugen:

  • Vermeidung von Triggerreizen: Bekannte Triggerreize wie Zugluft, Berührungen im Gesicht oder bestimmte Bewegungen sollten möglichst vermieden werden.
  • Stressbewältigung: Stress kann die Symptome von Nervenschmerzen verstärken. Daher ist es wichtig, effektive Maßnahmen zur Stressbewältigung zu erlernen, wie z.B. tiefe Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Meditation.
  • Guter Schlaf: Ein guter Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Nervensystems. Betroffene sollten auf regelmäßige Schlafenszeiten und eine ausreichende Schlafdauer achten.
  • Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Omega-3-Fettsäuren kann das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit fördern.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann das allgemeine Wohlbefinden steigern und dazu beitragen, Stress zu reduzieren.
  • Sanfte Gesichtspflege: Sanfte Gesichtspflege mit milden, nicht reizenden Reinigungsprodukten und Feuchtigkeitscremes kann dazu beitragen, die Haut zu beruhigen und Triggerpunkte zu vermeiden.
  • Gute Zahnpflege: Da zahnärztliche Eingriffe manchmal Nervenschmerzen auslösen können, ist eine gute Zahnpflege wichtig, um dieses Risiko zu senken.
  • Psychologische Unterstützung: Bei Anzeichen von Depression oder Angst ist es wichtig, professionelle Hilfe zu suchen.

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