Nervenschmerzen im Mund: Ursachen und Behandlung

Nervenschmerzen im Mund- und Gesichtsbereich können eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität darstellen. Die Ursachen für diese Schmerzen sind vielfältig und reichen von lokalen Entzündungen bis hin zu komplexen neurologischen Erkrankungen. Eine sorgfältige Diagnostik ist daher unerlässlich, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren und eine gezielte Therapie einzuleiten.

Ursachen von Nervenschmerzen im Mund

Nervenschmerzen im Mund können verschiedene Ursachen haben, die in zahnärztliche und neurologische Ursachen unterteilt werden können.

Zahnärztliche Ursachen

  • Zahnmarkentzündung (Pulpitis): Eine Entzündung des Zahnmarks, meist durch Karies oder Reizung durch zahnärztliche Eingriffe, kann zu intensiven, ausstrahlenden Schmerzen führen. Der Schmerz wird oft als drückend, klopfend und pulsierend beschrieben und kann auch nachts auftreten.
  • Entzündung an der Wurzelspitze (apikale Parodontitis): Eine Entzündung im Knochen an der Wurzelspitze eines Zahnes, oft als Folge einer unbehandelten Pulpitis, kann ebenfalls Schmerzen verursachen.
  • Ungewöhnlicher Zahnschmerz (atypische Odontalgie): Ein lang anhaltender Nervenschmerz, der oft an einem Zahn oder in einem Gebiet, wo ein Zahn gezogen wurde, empfunden wird. Der Zahnarzt findet jedoch bei der Untersuchung und in Röntgenbildern keine mögliche Ursache.
  • Syndrom der brennenden Zunge/des brennenden Mundes (Burning-Mouth-Syndrom): Brennende Schmerzen im Bereich des Mundes und der Zunge, die überwiegend Frauen im höheren Lebensalter betreffen. Die Ursache ist nicht vollständig geklärt, es wird jedoch eine Schädigung dünner Nervenfasern vermutet.
  • Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD): Eine Funktionsstörung des Kiefergelenks oder der Kaumuskulatur, die zu Schmerzen im Gesicht, den Zähnen und dem Kiefergelenk führen kann. Ursachen können Zähnepressen, -knirschen oder stressbedingte Verspannungen sein.
  • Kieferostitis (FDOK) oder NICO: Chronische Entzündungen im Kieferknochen, bei denen sich knöcherne Strukturen auflösen und Hohlräume bilden. Diese Entzündungen sind oft schwer zu erkennen und können den Trigeminusnerv reizen.

Neurologische Ursachen

  • Trigeminusneuralgie: Eine chronische Schmerzerkrankung des Trigeminusnervs, der für die Gefühlswahrnehmung des Gesichts sowie der Schleimhäute von Mund und Nase und der Hornhaut verantwortlich ist. Die Schmerzen treten plötzlich einschießend, stechend und blitzartig auf und können durch leichte Berührungen, Kauen, Sprechen oder Wind ausgelöst werden.
  • Atypischer Gesichtsschmerz: Ein Gesichtsschmerz, der nicht dem Nervenschmerz (Neuralgie) zugeordnet werden kann. Die Schmerzen werden oft im Gesicht im Bereich des Oberkiefers oder unterhalb des Auges empfunden und sind meist dumpf, drückend und in der Tiefe nicht genau einzugrenzen.
  • Sekundäre Trigeminusneuralgie: Die Schmerzen einer sekundären Trigeminusneuralgie gehen auf Erkrankungen wie Multiple Sklerose, einen Tumor oder Fehlbildungen von Gefäßen zurück.
  • Idiopathische Trigeminusneuralgie: Lassen sich trotz typischer Symptome keine konkreten Ursachen finden, sprechen Mediziner von einer Neuralgie ohne erkennbare Ursache.

Symptome von Nervenschmerzen im Mund

Die Symptome von Nervenschmerzen im Mund können je nach Ursache variieren. Typische Symptome sind:

  • Plötzlich einschießende, stechende, blitzartige Schmerzen
  • Dauerhafte, dumpfe, drückende Schmerzen
  • Brennende Schmerzen
  • Schmerzen, die durch Berührung, Kauen, Sprechen oder Wind ausgelöst werden
  • Schmerzen, die sich auf eine Gesichtshälfte beschränken
  • Schmerzen, die sich im Bereich des Ober- oder Unterkiefers befinden

Diagnose von Nervenschmerzen im Mund

Die Diagnose von Nervenschmerzen im Mund erfordert eine sorgfältige Anamnese und Untersuchung durch einen Zahnarzt und/oder Neurologen. Folgende diagnostische Maßnahmen können eingesetzt werden:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte, einschließlich der Art, Dauer, Lokalisation und Auslöser der Schmerzen.
  • Körperliche Untersuchung: Untersuchung des Mund- und Gesichtsbereichs, einschließlich der Zähne, des Zahnfleischs, der Schleimhäute, des Kiefergelenks und der Kaumuskulatur.
  • Neurologische Untersuchung: Überprüfung der Nervenfunktionen im Gesichtsbereich.
  • Röntgenaufnahmen: Anfertigung von Röntgenbildern der Zähne und des Kiefers, um zahnärztliche Ursachen auszuschließen.
  • Digitale Volumentomographie (DVT): Eine dreidimensionale Röntgenaufnahme, die einen detaillierten Einblick in die Strukturen des Mund- und Kieferbereichs ermöglicht.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Eine bildgebende Untersuchung, die zur Beurteilung der Weichteile im Gesichtsbereich und zum Ausschluss neurologischer Ursachen eingesetzt werden kann.
  • Schmerztagebuch: Dokumentation der Schmerzen über einen bestimmten Zeitraum, um Muster und Auslöser zu identifizieren.

Behandlung von Nervenschmerzen im Mund

Die Behandlung von Nervenschmerzen im Mund richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

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Zahnärztliche Behandlungen

  • Behandlung von Zahnmarkentzündungen: Entfernung der Karies und Füllung des Zahnes oder Wurzelkanalbehandlung.
  • Behandlung von Entzündungen an der Wurzelspitze: Wurzelkanalbehandlung oder Wurzelspitzenresektion.
  • Behandlung von atypischer Odontalgie: Medikamentöse Schmerztherapie, Physiotherapie oder psychologische Betreuung.
  • Behandlung des Burning-Mouth-Syndroms: Ausschluss und Behandlung von Vitaminmangel und Schleimhautveränderungen, medikamentöse Schmerztherapie.
  • Behandlung von CMD: Aufbissschiene, Physiotherapie, Entspannungsübungen oder psychologische Betreuung.
  • Behandlung von Kieferostitis (FDOK) oder NICO: Chirurgische Entfernung des entzündeten Knochengewebes.

Neurologische Behandlungen

  • Medikamentöse Therapie: Antiepileptika (z.B. Carbamazepin, Oxcarbazepin, Gabapentin) zur Reduzierung der Nervenaktivität und Schmerzlinderung.
  • Mikrovaskuläre Dekompression (Jannetta-Operation): Ein chirurgischer Eingriff, bei dem ein Blutgefäß, das auf den Trigeminusnerv drückt, durch eine Schlinge oder künstliches Material so gelagert und fixiert wird, dass der Nerv dauerhaft entlastet wird.
  • Perkutane Operationsverfahren: Verfahren, bei denen der Nervus Trigeminus im Bereich des Ganglion Gasseri thermisch, chemisch oder mechanisch geschädigt wird.
  • Radiochirurgische Behandlung (Gamma-Knife-Behandlung): Bestrahlung des Trigeminusnervs am Abgang mit einer hohen Strahlendosis, um eine Teilschädigung des Nervs zu erreichen.
  • Atypischer Gesichtsschmerz: Medikamentöse Schmerztherapie, Physiotherapie, psychologische Betreuung oder multimodale Schmerztherapie.

Ergänzende Maßnahmen

  • Stressbewältigung: Techniken wie tiefe Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Meditation können helfen, das Stressniveau zu senken, da Stress die Symptome verstärken kann.
  • Ausgewogene Ernährung: Eine gesunde Ernährung mit ausreichend Omega-3-Fettsäuren kann das allgemeine Wohlbefinden fördern.
  • Sanfte Gesichtspflege: Milde, nicht reizende Reinigungsprodukte und Feuchtigkeitscremes können helfen, die Haut zu beruhigen und Triggerpunkte zu vermeiden.
  • Regelmäßige Zahnpflege: Eine gute Zahnpflege kann dazu beitragen, das Risiko von zahnärztlichen Eingriffen zu senken, die manchmal Trigeminusneuralgie auslösen können.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität: Kann das allgemeine Wohlbefinden steigern und dazu beitragen, Stress zu reduzieren.
  • Psychologische Unterstützung: Bei Anzeichen von Depression oder Angst, die häufig mit chronischen Schmerzen einhergehen, ist es wichtig, professionelle Hilfe zu suchen.
  • Alternative Behandlungsmethoden: Einige Patienten berichten von positiven Erfahrungen mit Akupunktur oder der Einnahme von Baldrian oder Johanniskraut zur Linderung der psychischen Belastungen.

Prävention von Nervenschmerzen im Mund

Einige Maßnahmen können dazu beitragen, das Risiko von Nervenschmerzen im Mund zu reduzieren:

  • Gute Mundhygiene: Regelmäßiges Zähneputzen und die Verwendung von Zahnseide können Karies und Entzündungen im Mundraum verhindern.
  • Stressmanagement: Stress kann ein Auslöser für Nervenschmerzen sein, daher ist es wichtig, Stress abzubauen und Entspannungstechniken zu erlernen.
  • Vermeidung von Triggerfaktoren: Patienten mit Trigeminusneuralgie sollten versuchen, Triggerfaktoren wie Zugluft, Berührungen im Gesicht oder bestimmte Lebensmittel zu vermeiden.
  • Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen: Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt können helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

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