Nervenschmerzen an der Innenseite des Oberschenkels: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Nervenschmerzen an der Innenseite des Oberschenkels können vielfältige Ursachen haben und das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen, Symptome, Diagnosemethoden und Behandlungsansätze, um Betroffenen ein umfassendes Verständnis dieser oft komplexen Beschwerden zu ermöglichen.

Einführung

Schmerzen an der Innenseite des Oberschenkels, insbesondere wenn sie als Nervenschmerzen auftreten, können auf verschiedene zugrunde liegende Probleme hinweisen. Diese Schmerzen können von einem leichten Kribbeln bis hin zu stechenden, brennenden Empfindungen reichen und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich mindern. Um eine effektive Behandlung einzuleiten, ist es entscheidend, die genaue Ursache der Schmerzen zu identifizieren.

Ursachen von Nervenschmerzen an der Innenseite des Oberschenkels

Die Ursachen für Nervenschmerzen an der Innenseite des Oberschenkels sind vielfältig. Sie reichen von Muskelverspannungen und -verletzungen über Nervenkompressionen bis hin zu systemischen Erkrankungen. Im Folgenden werden einige der häufigsten Ursachen detailliert beschrieben.

Adduktoren-Tendopathie (Sehnenentzündung am Innenschenkel)

Eine Adduktoren-Tendopathie ist eine schmerzhafte Entzündung der Sehnenansätze an der Innenseite des Oberschenkels, meist im Bereich der Leiste. Diese Erkrankung tritt häufig bei Leistungssportlern, insbesondere Fußballern, auf. Über- und Fehlbelastungen führen zu Entzündungen der Sehnenansätze. Symptome sind Schmerzen an der Innenseite des Oberschenkels, die bis zur Leiste oder zum Sitzknochen ausstrahlen können. Die Beschwerden treten besonders während sportlicher Belastung auf, können aber in fortgeschrittenen Stadien auch beim Gehen auftreten.

Muskelverletzungen und -verspannungen

Muskelschmerzen im Oberschenkel, die oft als ziehend beschrieben werden, können durch verschiedene Ursachen bedingt sein. Sportbedingte Ereignisse wie Muskelfaserrisse, Zerrungen oder starker Muskelkater sind häufige Auslöser. Auch langes Sitzen kann zu Verkürzungen, Verspannungen und Verklebungen innerhalb des Musculus quadriceps femoris an der Vorderseite des Oberschenkels oder der ischiokruralen Muskulatur ("Hamstrings") an der Beinrückseite führen.

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Muskelschmerzen an der Innenseite des Oberschenkels sind häufig auf Probleme mit der Adduktorengruppe zurückzuführen. Diese Muskeln sind beim Schießen des Balls enormen Kräften ausgesetzt, was bei ungenügendem Aufwärmen oder bestehenden Muskelverkürzungen zu Zerrungen führen kann.

Nervenkompressionssyndrome

Nervenkompressionssyndrome können ebenfalls Nervenschmerzen an der Innenseite des Oberschenkels verursachen.

Meralgia Paraesthetica

Die Meralgia paraesthetica ist ein Nervenengpass-Syndrom, bei dem der Nervus cutaneus femoralis lateralis, der die Außenseite des Oberschenkels sensibel innerviert, unter dem Leistenband komprimiert wird. Dies führt zu Kribbeln, brennenden Schmerzen, Missempfindungen und Taubheit an der Vorder- bzw. Außenseite des Oberschenkels. Die Symptome treten oft bei Druck auf den Nerv auf, beispielsweise durch enge Hosen ("Jeanskrankheit") oder in der Schwangerschaft.

Piriformis-Syndrom

Das Piriformis-Syndrom tritt auf, wenn der Piriformis-Muskel, der in der tiefen Hüftmuskulatur liegt, verkürzt oder verspannt ist. Da der Ischiasnerv unterhalb dieses Muskels verläuft, kann eine Verhärtung des Muskels zu Schmerzen im unteren Rücken und Gesäß führen, die bis ins Bein ausstrahlen. Die Schmerzen verstärken sich oft beim Sitzen, Bücken oder längerem Gehen bzw. Laufen.

Reizung des Ischiasnervs

Eine Reizung des Ischiasnervs kann Schmerzen verursachen, die bis in den inneren Oberschenkel ausstrahlen. Dies kann durch Bandscheibenvorfälle im unteren Rücken (Lendenwirbelsäule) verursacht werden, die auf die Nervenwurzeln drücken, die den Ischiasnerv bilden.

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Bandscheibenvorfall

Ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule kann blitzartige Schmerzen im Oberschenkel verursachen, indem er auf Spinalnerven drückt oder diese reizt. Wenn sich eine Bandscheibe vorwölbt oder reißt, kann ihr Inhalt auf Nerven drücken, die bis zum Oberschenkel reichen.

Weitere mögliche Ursachen

  • Diabetische Polyneuropathie: Nervenschäden durch Diabetes können mehrere Nerven gleichzeitig betreffen und zu Schmerzen führen.
  • Erkrankungen im Bauchraum: Erkrankungen im Bauchraum können indirekt zu Nervenschmerzen im Oberschenkel führen.
  • Hüftgelenksarthrose: Schmerzen, die von der Hüfte in den Oberschenkel ausstrahlen.
  • Leistenbruch: Eine Ausstülpung des Bauchfells im Bereich der Leiste kann Schmerzen verursachen.
  • Thrombose: Eine tiefe Venenthrombose kann Schmerzen und Schwellungen im Bein verursachen.
  • Urologische Erkrankungen: Nierensteine oder eine Prostataentzündung können Schmerzen in der Leiste und im Oberschenkel verursachen.

Symptome von Nervenschmerzen an der Innenseite des Oberschenkels

Die Symptome von Nervenschmerzen an der Innenseite des Oberschenkels können je nach Ursache variieren. Typische Symptome sind:

  • Schmerzen: Stechende, brennende oder ziehende Schmerzen an der Innenseite des Oberschenkels, die bis zur Leiste, zum Sitzknochen, ins Gesäß oder in den unteren Rücken ausstrahlen können.
  • Kribbeln und Taubheit: Ein Kribbeln oder ein Gefühl der Taubheit im betroffenen Bereich.
  • Missempfindungen: Veränderte Empfindungen wie Überempfindlichkeit oder verminderte Empfindlichkeit gegenüber Berührungen.
  • Muskelschwäche: Eine begleitende Muskelschwäche im Bein, insbesondere wenn der betroffene Nerv auch für die Ansteuerung der Oberschenkelmuskulatur zuständig ist.
  • Funktionelle Einschränkungen: Schwierigkeiten beim Gehen, Stehen, Sitzen oder Tragen von schweren Gegenständen.
  • Bewegungseinschränkungen: Eingeschränkte Beweglichkeit des Beins, insbesondere bei Drehungen, Abspreizung und Heranziehen des Beins.
  • Schwellungen und Blutergüsse: Bei Muskelverletzungen können Schwellungen und Blutergüsse auftreten.

Diagnose von Nervenschmerzen an der Innenseite des Oberschenkels

Die Diagnose von Nervenschmerzen an der Innenseite des Oberschenkels erfordert eine gründliche Anamnese, körperliche Untersuchung und gegebenenfalls bildgebende Verfahren.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Der Arzt wird zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten führen, um die Art der Schmerzen, den Ort, die Auslöser und begleitende Symptome zu erfragen. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt die Beweglichkeit der Hüften testet, nach Muskelverspannungen sucht und die Nervenfunktion, Muskelkraft und Reflexe des Beins beurteilt. Spezielle Tests wie der Lasègue-Test, der FAIR-Test, der Pace-Test, der Freiberg-Test oder der Beatty-Test können eingesetzt werden, um die Ursache der Schmerzen einzugrenzen.

Bildgebende Verfahren

  • Röntgenbilder: Röntgenbilder werden eingesetzt, um knochenbedingte Ursachen für die Schmerzen auszuschließen, wie z.B. Arthrosezeichen an Gelenken, knöcherne Abrisse bei Bandverletzungen sowie Raumforderungen und Neubildungen im Oberschenkelknochen.
  • Ultraschall: Der Ultraschall ist ein wertvolles Instrument zur Diagnose von Weichteil- und Nervenerkrankungen, die die Schmerzen verursachen können. Er ermöglicht die Erkennung von Anomalien wie Schwellungen, Nerveneinklemmungen oder Weichteilverletzungen.
  • MRT (Magnetresonanztomographie): Die MRT ermöglicht eine genaue Darstellung des Bewegungsapparates, insbesondere der Weichteile wie Muskeln, Sehnen und Nerven. Sie ist besonders nützlich, wenn der Verdacht auf Bandscheibenvorfälle, Tumoren oder andere Weichteilprobleme besteht.
  • CT (Computertomographie): CT-Scans können ebenfalls eingesetzt werden, um die Ursache der Schmerzen zu erkennen, insbesondere wenn knöcherne Strukturen betroffen sind.

Elektromyographie (EMG)

Eine Elektromyographie (EMG) ist ein diagnostischer Test zur Beurteilung der Nerven- und Muskelfunktion. Sie misst die elektrische Aktivität der Muskeln und kann Unregelmäßigkeiten in der Nervenleitung oder der Muskelreaktion erkennen.

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Behandlung von Nervenschmerzen an der Innenseite des Oberschenkels

Die Behandlung von Nervenschmerzen an der Innenseite des Oberschenkels ist sehr unterschiedlich und hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab.

Konservative Behandlung

  • Schonung und Kühlung: Bei akuten Schmerzen, insbesondere bei Muskelverletzungen, ist Schonung und Kühlung angezeigt. Die PECH-Regel (Pause, Eis, Compression, Hochlagern) kann angewendet werden.
  • Schmerzmittel: Schmerzmittel wie NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) können zur Linderung der Schmerzen eingesetzt werden.
  • Physiotherapie: Physiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Sie umfasst manuelle Therapie, Elektrotherapie, Kälteanwendungen und gezieltes Training aller Oberschenkelmuskeln, um muskuläre Ungleichgewichte auszugleichen.
  • Dehnübungen: Dehnübungen sind hilfreich, um Verspannungen zu lösen und die Flexibilität der Muskeln zu verbessern.
  • Osteopathie: Osteopathie arbeitet mit einem ganzheitlichen Ansatz und sieht Faszien, Muskeln, Gelenke und Bänder in Verbindung miteinander. Osteopathische Behandlungen können helfen, Verspannungen zu lösen und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.
  • Triggerakupunktur: Die Triggerakupunktur kann bei muskulären Ursachen der Schmerzen eingesetzt werden.
  • Laufanalyse: Eine Laufanalyse kann helfen, Unregelmäßigkeiten im Geh- oder Laufmuster zu erkennen, die Nerven oder Muskeln belasten können.
  • Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion helfen, den Druck auf die Hüfte und den Oberschenkel zu reduzieren.
  • Vermeidung enger Kleidung: Das Tragen lockerer Kleidung kann helfen, den Druck auf den Nervus cutaneus femoralis lateralis zu reduzieren und die Symptome der Meralgia paraesthetica zu lindern.
  • Anpassung der Sitzposition: Achten Sie darauf, aufrecht zu sitzen und die Sitzposition häufig zu verändern. Verwenden Sie eine bequeme und gepolsterte Sitzauflage, die den Druck auf das Gesäß minimiert.

Medikamentöse Behandlung

  • Schmerzmittel: Neben NSAR können auch stärkere Schmerzmittel wie Opioide verschrieben werden, wenn die Schmerzen sehr stark sind.
  • Kortikosteroide: In einigen Fällen können Kortikosteroide lokal injiziert werden, um Entzündungen zu reduzieren.
  • Medikamente gegen Nervenschmerzen: Bei Nervenschmerzen können Medikamente wie Gabapentin oder Pregabalin eingesetzt werden, um die Schmerzen zu lindern.

Operative Behandlung

Eine Operation ist nur selten erforderlich, wenn die konservativen Behandlungsmethoden nicht ausreichend wirken oder wenn die Ursache der Schmerzen eine Operation erfordert, wie z.B. bei einem schweren Bandscheibenvorfall oder einem Leistenbruch mit Inkarzeration. Bei der Meralgia paraesthetica kann eine operative Dekompression des Nervus cutaneus femoralis lateralis in Betracht gezogen werden.

Prävention von Nervenschmerzen an der Innenseite des Oberschenkels

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die helfen können, Nervenschmerzen an der Innenseite des Oberschenkels vorzubeugen:

  • Regelmäßiges Dehnen und Kräftigen der Muskeln: Regelmäßiges Dehnen und Kräftigen der Oberschenkelmuskulatur kann helfen, Muskelverspannungen und -verkürzungen vorzubeugen.
  • Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung kann helfen, Fehlhaltungen und Überlastungen zu vermeiden.
  • Vermeidung von Übergewicht: Übergewicht kann den Druck auf die Hüfte und den Oberschenkel erhöhen. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung können helfen, Übergewicht zu vermeiden.
  • Tragen von bequemer Kleidung: Das Tragen von bequemer Kleidung kann helfen, den Druck auf die Nerven zu reduzieren.
  • Regelmäßige Pausen bei langem Sitzen: Regelmäßige Pausen bei langem Sitzen können helfen, Muskelverspannungen und -verkürzungen vorzubeugen.
  • Aufwärmen vor dem Sport: Vor dem Sport sollte man sich ausreichend aufwärmen, um Muskelverletzungen vorzubeugen.
  • Vermeidung von Überlastung: Überlastung der Muskeln sollte vermieden werden. Das Training sollte langsam gesteigert werden.

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