Knieschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft. Da das Knie das größte und komplexeste Gelenk des Körpers ist, können die Ursachen für diese Schmerzen vielfältig sein. Das Kniegelenk besteht aus drei Knochen (Oberschenkelknochen, Schienbein und Kniescheibe), Menisken, Muskeln, Bändern, Sehnen und Schleimbeuteln der Synovialis. Dieser komplexe Aufbau macht es anfällig für verschiedene Arten von Verletzungen und Erkrankungen, die zu Schmerzen führen können. Knieschmerzen können mechanischer oder entzündlicher Natur sein und abrupt nach einem Trauma auftreten oder sich allmählich entwickeln.
Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Nervenschmerzen im Knie und Oberschenkel, einschließlich des patellofemoralen Schmerzsyndroms (PFSS), sowie die verfügbaren Behandlungsoptionen.
Das patellofemorale Schmerzsyndrom (PFSS)
Das patellofemorale Schmerzsyndrom (PFSS) ist eine häufige Ursache für Knieschmerzen, insbesondere bei jungen Frauen. Es handelt sich dabei um Schmerzen im Bereich der Kniescheibe, genauer gesagt im Patella-Gleitweg zwischen Oberschenkel und Kniescheibe. Patienten beschreiben die Schmerzen meist neben, hinter oder unter der Kniescheibe.
Ursachen des PFSS
Im gesunden Zustand gleitet die Kniescheibe wie in einer Führungsrinne im sogenannten Gleitlager des Oberschenlknochens. Zusätzlich wird sie durch seitliche Bänder gehalten, und die Muskulatur unterstützt aktiv das zentrale Gleiten. Eine Instabilität der Kniescheibe kann dazu führen, dass die Patella nicht exakt im Gleitlager liegt und im schlimmsten Fall aus der Führungsrinne „herausspringt“ (Luxation).
Verschiedene Faktoren können zu einer Instabilität der Kniescheibe und damit zum PFSS beitragen:
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- Anatomische Normabweichungen: Dazu zählen Normabweichungen der Gleitrinne oder der Kniescheibenform.
- Lockerer Bandapparat (Hypermobilität der Kniescheibe): Ein lockerer Bandapparat kann die Stabilität der Kniescheibe beeinträchtigen.
- Hochstehende Kniescheibe: Eine hochstehende Kniescheibe kann ebenfalls zu Problemen im Gleitlager führen.
- Ungleichgewicht der Oberschenkelmuskulatur: Ein Ungleichgewicht zwischen äußerer und innerer, vorderer Oberschenkelmuskulatur kann dazu führen, dass verkürzte Muskeln die Kniescheibe über die Sehnen zur Seite ziehen.
- Überlastung: Eine Überlastung kann dazu führen, dass sich der äußere Oberschenkelmuskel dauerhaft verspannt und anschließend verkürzt. Hier können sich „Triggerpunkte“ bilden, die Schmerzen verursachen und ausstrahlen.
- Wachstumsphase: Bei jungen Frauen tritt das PFSS besonders häufig auf, da im Laufe der Wachstumsphase Muskel- und Knochenwachstum oft nicht zusammenpassen.
Symptome des PFSS
Die Schmerzen machen sich hinter, neben oder unter der Kniescheibe bemerkbar. Sie können dumpf oder stechend sein und treten häufig bei Belastung auf, beispielsweise beim Treppensteigen, längerem Sitzen oder Hocken. Viele Betroffene berichten auch von einem Knacken, Knirschen oder Quietschen im Kniegelenk bei Bewegung.
Behandlung des PFSS
Die Therapie eines patellofemoralen Schmerzsyndroms erfolgt in erster Linie konservativ, also nicht-operativ. Ziel ist es, die Kniescheibe und das Kniegelenk zu stabilisieren und die Zugrichtung auf die Kniescheibe positiv zu beeinflussen.
Folgende konservative Maßnahmen können helfen:
- Kniebandagen oder -orthesen: Um die Kniescheibe und das Kniegelenk zu stabilisieren, kann der Patient eine Kniebandage oder -orthese tragen (bei Luxation). Bewährt haben sich Orthesen, zum Beispiel die Genumedi PT.
- Physiotherapie: Mit gezielten Übungen können Sie Beschwerden bei patellofemoralem Schmerzsyndrom lindern und die Beweglichkeit ihres Knies zu verbessern. Regelmäßige Übungen zur Stärkung der Oberschenkel- und Hüftmuskulatur können langfristig helfen. Eine Stärkung dieser Muskelgruppen entlastet das Kniegelenk.
- Schuheinlagen: Für Menschen mit Knieschmerzen kommen auch orthopädische Schuheinlagen infrage - besonders, wenn die Füße beim Gehen stark nach innen einknicken (Überpronation).
- Schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente: Akute Schmerzen können mit schmerzlindernden und entzündungshemmenden Gels oder Cremes mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Diclofenac behandelt werden.
- Injektionen und Rehabilitationssitzungen: In einigen Fällen, wie z. B. bei Arthrose oder Sehnenentzündung, können auch Injektionen und Rehabilitationssitzungen verschrieben werden.
- Operation: Renkt sich die Kniescheibe erstmals oder mehrfach aus, kann ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden. Eine Operation wird nur dann empfohlen, wenn alle Behandlungen fehlschlagen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Schmerzmittel nicht eingenommen werden sollten, um wieder intensiv Ausdauersport betreiben zu können. Auch wenn die Schmerzen nach der Einnahme abklingen, ist erst einmal Schonung wichtig.
Weitere Ursachen für Nervenschmerzen im Knie und Oberschenkel
Neben dem PFSS gibt es eine Vielzahl weiterer Ursachen für Nervenschmerzen im Knie und Oberschenkel:
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Trauma
- Knochenbrüche: Schienbein-, Oberschenkel- oder Kniescheibenbrüche in der Gelenkgegend können zu Schmerzen führen.
- Bandverletzungen: Überdehnungen oder Bänderrisse, wie z. B. bei einer Knieverstauchung, können ebenfalls Schmerzen verursachen.
- Meniskusverletzungen: Auch Meniskusverletzungen sind eine häufige Ursache für Knieschmerzen.
- Verdrehung des Kniegelenks (Distorsion): Das Verdrehen des Kniegelenks kann verschiedene Strukturen im Knie schädigen, wie z. B. Außenbänder, Kreuzbänder, Menisken und Gelenkknorpel.
Mechanische Ursachen
- Kniearthrose (Gonarthrose): Die Kniearthrose ist gekennzeichnet durch die Verschlechterung des Knieknorpelgewebes.
- Sehnenentzündung: Entzündungen der Sehnen rund um das Kniegelenk können ebenfalls Schmerzen verursachen.
- Iliotibiales Bandsyndrom (Läuferknie): Dieses Syndrom tritt häufig bei Läufern auf und verursacht Schmerzen an der Außenseite des Knies.
- Patellaspitzensyndrom: Überlastungsschmerzen sind die Sehnenansatzbereiche. Man spricht vom Patellaspitzensyndrom.
Entzündliche Ursachen
- Arthritis: Dazu gehören die zahlreichen Arten der Arthritis, einschließlich der rheumatoiden Arthritis.
- Schleimbeutelentzündung (Bursitis): Sportliche oder berufliche Überlastung kann die Schleimbeutel im Knie reizen und Kniebeschwerden auslösen.
- Entzündung des Hoffa-Fettkörpers: Auch der polsternde Hoffa-Fettkörper kann sich entzünden und Kniebeschwerden auslösen.
Weitere Ursachen
- Nervenkompressionssyndrome: Auch Nervenkompressionssyndrome können bis ins Kniegelenk ausstrahlen.
- Ischialgie: Reizungen des Ischiasnervs sind häufig Auslöser für Schmerzen in den Beinen, die bis ins Knie ausstrahlen können.
- Osteoporose: Viele ältere Menschen leiden unter Osteoporose, die im fortgeschrittenen Stadium Knochenschmerzen verursachen kann.
- Gefäßerkrankungen: Auch Gefäßerkrankungen wie Thrombose, Herzschwäche oder Gefäßverengungen (pAVK) können Beinschmerzen verursachen.
- Tumorerkrankungen: Selten lösen Tumorerkrankungen die Beschwerden aus.
- Stoffwechselstörungen: Prozesse oder Störungen des Stoffwechsels können ebenfalls Knieschmerzen verursachen.
Diagnose von Nervenschmerzen im Knie und Oberschenkel
Um die genaue Ursache von Nervenschmerzen im Knie und Oberschenkel zu ermitteln, ist eine gründliche ärztliche Untersuchung erforderlich. Diese umfasst in der Regel:
- Anamnese: Der Arzt fragt nach den Beschwerden, der Schmerzqualität, der Lokalisation der Schmerzen und den Umständen, unter denen die Schmerzen auftreten. Er wird sich auch nach Vorerkrankungen und eventuellen Verletzungen erkundigen.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht das Kniegelenk auf Schwellungen, Rötungen, Überwärmung, Beweglichkeit und Stabilität. Er tastet das Knie ab, um schmerzhafte Bereiche zu identifizieren. Zudem prüft er die Beinachse und die Lage der Kniescheibe.
- Bildgebende Verfahren:
- Röntgen: Anhand eines Röntgenbildes kann der Arzt Abnutzungserscheinungen, Fehlstellungen, Entzündungen oder Tumoren erkennen bzw. ausschließen.
- MRT (Magnetresonanztomographie): Um Knorpel- oder Bandschäden erkennen zu können, ist möglicherweise ein MRT erforderlich. Die MRT macht alle wasserhaltigen Weichteilgewebe besonders detailliert sichtbar.
- Ultraschall: Sehnen, Bänder und Knorpel sind im Ultraschall sogar unter Bewegung des Gelenks sichtbar.
- CT (Computertomographie): Die CT kombiniert Röntgenstrahlen aus verschiedenen Richtungen, um Schnittbilder anzufertigen. Der Knochen wird auf diese Weise dreidimensional dargestellt.
- Weitere Untersuchungen: In manchen Fällen sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die Diagnose abzusichern. Dazu gehören beispielsweise Blutuntersuchungen, um Entzündungen oder Stoffwechselstörungen festzustellen, oder eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie des Knies).
Behandlung von Nervenschmerzen im Knie und Oberschenkel
Die Behandlung von Nervenschmerzen im Knie und Oberschenkel richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Es gibt eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, die je nach Bedarf eingesetzt werden können:
Konservative Behandlung
- Schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente: Zur Linderung akuter Knieschmerzen werden häufig nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) eingesetzt. Diese wirken entzündungshemmend, abschwellend und schmerzlindernd. Sie sind als Tabletten oder schmerzlindernde Gels erhältlich.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskeln rund um das Kniegelenk zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Schmerzen zu lindern.
- Bandagen und Orthesen: Bandagen und Orthesen können das Kniegelenk stabilisieren und entlasten.
- Injektionen: Injektionen mit Kortikosteroiden oder Hyaluronsäure können bei bestimmten Erkrankungen wie Arthrose oder Schleimbeutelentzündung helfen, die Schmerzen zu lindern.
- Alternative Behandlungsmethoden: Einige Patienten profitieren von alternativen Behandlungsmethoden wie Akupunktur, Osteopathie oder Chirotherapie.
- Gewichtsreduktion: Übergewicht belastet die Kniegelenke zusätzlich. Eine Gewichtsreduktion kann daher helfen, die Schmerzen zu lindern.
- Anpassung der sportlichen Aktivitäten: Sportarten mit starken Stoßbewegungen oder Richtungswechseln sollten vermieden werden. Kniefreundliche Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Walking sind empfehlenswert.
Operative Behandlung
In manchen Fällen ist eine Operation erforderlich, um die Ursache der Knieschmerzen zu beheben. Dies kann beispielsweise bei schweren Bandverletzungen, Meniskusrissen oder fortgeschrittener Arthrose der Fall sein.
Tipps zur Vorbeugung von Knieschmerzen
Es gibt einige Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um Knieschmerzen vorzubeugen:
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige gelenkschonende Bewegung wie Spazierengehen, Aquagymnastik oder Radfahren hält die Kniegelenke beweglich und stärkt die Muskeln.
- Vermeidung von Überlastung: Vermeiden Sie langes Arbeiten in der Hocke oder auf den Knien. Machen Sie regelmäßig Pausen, um aufzustehen und die Beine auszustrecken.
- Adäquates Schuhwerk: Tragen Sie Schuhe mit guter Dämpfung und Unterstützung. Vermeiden Sie hohe Absätze.
- Gewichtsmanagement: Achten Sie auf ein gesundes Gewicht, um die Kniegelenke nicht unnötig zu belasten.
- Stärkung der Oberschenkelmuskulatur: Kräftigungsübungen für die Oberschenkelmuskulatur können helfen, das Kniegelenk zu stabilisieren und zu entlasten.
- Dehnübungen: Regelmäßige Dehnübungen halten die Muskeln und Sehnen flexibel und beugen Verletzungen vor.
- Aufwärmen vor dem Sport: Wärmen Sie sich vor dem Sport gründlich auf, um die Muskeln und Gelenke auf die Belastung vorzubereiten.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:
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- die Knieschmerzen plötzlich und heftig auftreten.
- die Knieschmerzen nach einer Verletzung auftreten.
- das Kniegelenk geschwollen, gerötet oder überwärmt ist.
- das Kniegelenk instabil ist oder sich blockiert anfühlt.
- die Knieschmerzen trotz Selbstbehandlung nicht besser werden.
- die Knieschmerzen Sie im Alltag beeinträchtigen.
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