Ein Bänderriss am Sprunggelenk ist eine häufige Sportverletzung, die meist durch Umknicken oder Verdrehen des Fußes verursacht wird. Diese Verletzung kann jedoch auch Nervenschmerzen verursachen. In diesem Artikel werden die Ursachen von Nervenschmerzen nach einem Bänderriss und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten erläutert.
Das Sprunggelenk und seine Bänder
Das Sprunggelenk besteht aus einem oberen und einem unteren Sprunggelenk. Das obere Sprunggelenk liegt zwischen Unterschenkel und Sprungbein und ermöglicht die Beugung und Streckung des Fußes. Das untere Sprunggelenk liegt zwischen Sprungbein und Fußwurzel und ermöglicht die Kippung des Fußes nach innen und außen. Die einzelnen Knochenanteile im Sprunggelenk werden durch Bänder zusammengehalten, darunter das dreiteilige Außenband (Ligamentum collaterale laterale), das vierteilige Innenband (Ligamentum deltoideum oder Deltaband) und das Syndesmoseband.
Ursachen eines Bänderrisses
In 85 Prozent der Fälle entsteht ein Bänderriss im Sprunggelenk durch ein Umknicken beim Auftreten. Auch äußere Krafteinwirkungen, zum Beispiel durch ein Foul beim Fußball, können zu einer Bandruptur führen. Allgemein bergen Ballsportarten wie Tennis, Basketball, Volleyball und Handball ein hohes Verletzungsrisiko. Zusätzlich kann es bei derartigen Unfällen zu Knochenbrüchen oder Verletzungen des Gelenkknorpels kommen.
Symptome eines Bänderrisses
Ein Bänderriss am Fuß verursacht meist plötzliche Schmerzen, die sich bei zunehmender Schwellung verstärken. Das ist auch noch Stunden nach dem Unfall möglich. Je nachdem, welches Band gerissen oder eingerissen ist, sind bestimmte Bewegungen besonders schmerzhaft. Betrifft der Bänderriss knöchelnahe Bänder (Außenband oder Innenband), spürt der Betroffene die Schmerzen am jeweiligen Knöchel. Bei einem Syndesmosebandriss (Syndesmosen-Ruptur) kommt es bei Belastungen des Sprunggelenks zu Schmerzen. In diesem Fall ist das Gehen erschwert bis unmöglich und der Bereich um den Bänderriss am Fuß schwillt an. Insbesondere bei einem kompletten Bänderriss am Fuß knickt der Fuß bei Belastung zur Seite weg, und das Gelenk fühlt sich instabil an. In vielen Fällen verfärbt sich bei einem Bänderriss am Fuß das Gelenk beziehungsweise die Haut durch die starke Krafteinwirkung blau. Auf der Seite, wo der Bänderriss lokalisiert ist, ist dann ein Bluterguss zu beobachten.
Nervenschmerzen nach Bänderriss
Nervenschmerzen nach einem Bänderriss können verschiedene Ursachen haben. Eine Möglichkeit ist, dass der Nervus tibialis (Schienbeinnerv), der durch den Tarsaltunnel im Bereich des Innenknöchels verläuft und die Fußsohle versorgt, durch den Bänderriss komprimiert oder gereizt wird. Dies kann zu Schmerzen, Taubheitsgefühl oder Kribbeln in der Fußsohle führen, ähnlich wie beim Tarsaltunnelsyndrom am Handgelenk.
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Eine weitere Ursache für Nervenschmerzen kann eine (Teil-)Verknöcherung des betroffenen Bandes (heterotope Ossifikation) sein, die manchmal zu andauernden Bewegungseinschränkungen führt. Auch eine schlecht verheilte Bandruptur kann zu bleibenden Gelenkproblemen führen, indem das Gelenk dauerhaft instabil bleibt. Der Betroffene knickt immer wieder um und das Risiko für neuerliche Bandverletzungen steigt. Ein instabiles Sprunggelenk kann aber auch den normalen Alltag erheblich beeinträchtigen sowie durch eine Fehlbelastung einen schmerzhaften Gelenkverschleiß (Arthrose) ausbilden.
Verschiedene Nerven versorgen die Fußsohle, und die Gefühlswahrnehmung ist sehr wichtig für die Steuerung des Gleichgewichts. Der enge Tarsaltunnel am Fuß hinter dem Innenknöchel wird zwischen dem Talus (Sprungbein) und dem Ligamentum laciniatum, einem Innenband am Knöchel, gebildet. Auch Sehnen und Blutgefäße verlaufen durch diese Engstelle. Das macht den Tarsaltunnel bei Fehlstellungen, Schwellung des Knöchels oder Überlastung zu einer für die Gesundheit des Fußes entscheidenden Stelle.
Diagnose von Nervenschmerzen nach Bänderriss
Zur Diagnose von Nervenschmerzen nach einem Bänderriss ist eine sorgfältige Anamnese und körperliche Untersuchung erforderlich. Der Arzt wird nach dem Unfallhergang, den genauen Schmerzen und eventuellen Begleitsymptomen wie Taubheitsgefühl oder Kribbeln fragen. Bei der körperlichen Untersuchung wird das Sprunggelenk abgetastet und auf Druckschmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen untersucht. Zudem können spezielle Tests durchgeführt werden, um die Funktion der Bänder und Nerven zu überprüfen.
Ein wichtiger Test ist das Beklopfen des Nerven bei der klinischen Untersuchung, wodurch ein elektrisierendes, in die Fußsohle ausstrahlendes Gefühl ausgelöst werden kann (Tinel-Zeichen). Dieses Phänomen ist bei allen Arten von Nervenkompression auslösbar. Grund dafür ist eine Depolarisation (Reizweiterleitung des Nerven), die an der Stelle ausgelöst werden kann, wo sich die Zellflüssigkeit in den komprimierten (zusammengedrückten) Nervenfortsätzen staut. Teilweise verstärken sich dabei die Schmerzen bei plötzlicher Bewegung des Fußes in Richtung Schienbein.
In einigen Fällen kann auch eine Magnetresonanztomografie (MRT) sinnvoll sein, um den Zustand der Bänder und Nerven genauer zu beurteilen und andere mögliche Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.
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Behandlung von Nervenschmerzen nach Bänderriss
Die Behandlung von Nervenschmerzen nach einem Bänderriss richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. In vielen Fällen kann eine konservative Behandlung ausreichend sein, um die Schmerzen zu lindern und die Funktion des Fußes wiederherzustellen.
Konservative Behandlung
- PECH-Regel: Unmittelbar nach der Verletzung sollte die sogenannte PECH-Regel angewendet werden:
- Pause: Beenden Sie die Belastung des Gelenks so schnell wie möglich.
- Eis: Kühlen Sie die betroffene Stelle, um der Schwellung und der Entzündung des Gelenks entgegenzuwirken.
- Compression und Hochlagern: Legen Sie einen Kompressionsverband an und lagern Sie Ihr Bein hoch.
- Schmerzmittel: Bei Bedarf können Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Entzündungshemmer (NSAR), wie Ibuprofen, dabei helfen, die Schmerzen zu lindern.
- Physiotherapie: Eine Physiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil der konservativen Behandlung. Durch gezielte Übungen können die Muskeln rund um das Sprunggelenk gestärkt, die Beweglichkeit verbessert und die Koordination geschult werden. Auch spezielle Übungen zur Verbesserung der Tiefensensibilität (Propriozeption) sind wichtiger Bestandteil.
- Orthesen: Eine Schiene (Orthese) oder eine elastische Binde (Bandage) kann zur Stabilisierung des Fußes sinnvoll sein, insbesondere bei einer zweit- oder drittgradigen Verletzung.
- Schuheinlagen: Sind Knick-Senkfüße die Ursache für das Tarsaltunnelsyndrom, können auch Schuheinlagen helfen. Langfristig nach Abklingen der akuten Beschwerden sollte durch ein spezifisches Training der Fuß- und Beinmuskulatur die Fußfehlstellung reduziert werden.
- Injektionen: Der Arzt kann die schmerzhafte Nervenveränderung am Tarsaltunnel primär durch Einspritzungen von lokalen Betäubungsmitteln therapieren. Bei starken Entzündungen als Auslöser des Tarsaltunnelsyndroms sind schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente erforderlich. Dazu gehören nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), die als abschwellende Entzündungshemmer eingesetzt werden. Bei schweren Entzündungen und Schwellung des Nerven ist zudem eine Kortisoninjektion möglich.
Operative Behandlung
In einigen Fällen kann eine operative Behandlung erforderlich sein, um die Ursache der Nervenschmerzen zu beseitigen. Dies kann beispielsweise bei einem schwerwiegenden Syndesmosebandriss oder bei einer Kompression des Nervus tibialis im Tarsaltunnel der Fall sein.
- Syndesmosen-OP: Auch bei einem schwereren Syndesmosebandriss ist eine reine Physiotherapie in der Regel nicht ausreichend, sodass Ärzte diesen Bänderriss meist operieren.
- Tarsaltunnelspaltung: Wie beim Karpaltunnelsyndrom durchtrennt der Arzt die über dem Kanal liegende bindegewebige Struktur, das Retinakulum. Dies befreit den Nerv operativ vom Druck, was unmittelbar die Schmerzen reduziert. Nach Durchtrennung des Retinakulums (Haltebandes) tritt der Tibialisnerv häufig aus dem Tarsaltunnel hervor. Die Schwellung des Nerven vor dem Retinakulum verschwindet in der Regel nach wenigen Minuten. Eine Naht des Retinakulums ist nicht notwendig.
Vorbeugung von Bänderrissen und Nervenschmerzen
Um Bänderrissen und damit verbundenen Nervenschmerzen vorzubeugen, können folgende Maßnahmen hilfreich sein:
- Stabiles und passendes Schuhwerk: Tragen Sie beim Sport und im Alltag stabiles und passendes Schuhwerk, das den Fuß und das Sprunggelenk gut stützt.
- Muskel- und Balance-Training: Stärken Sie die Muskeln rund um das Sprunggelenk und verbessern Sie Ihre Balance durch gezieltes Training. Hilfreich ist auch ein Balance-Training auf dem Wackelbrett: Es trainiert die Koordination der Beinmuskeln.
- Aufwärmen vor dem Sport: Wärmen Sie sich vor dem Sport ausreichend auf, um die Muskeln und Bänder auf die Belastung vorzubereiten. Sorgfältiges Aufwärmen vor dem Sport dehnt die Wadenmuskulatur und verringert die Verletzungsgefahr.
- Stützende Bandagen oder Tapes: Tragen Sie bei Bedarf stützende Bandagen oder Tapes am Sprunggelenk, um das Gelenk zusätzlich zu stabilisieren. Wer bereits einen Bänderriss hatte, kann beim Training zur Vorbeugung stützende Bandagen tragen.
- Vermeidung von Überlastung: Vermeiden Sie einseitige und Überbelastung des Sprunggelenks.
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