Eine Prostata-Operation kann bei Prostatakrebs oder einer gutartigen Vergrößerung der Prostata erforderlich sein. Die Wahl des Operationsverfahrens sollte je nach Art und Ausmaß der Erkrankung erfolgen. Nach dem Eingriff können jedoch Nervenschmerzen auftreten. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen dieser Schmerzen und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten.
Wichtig: Klären Sie immer mit einem Arzt oder einer Ärztin ab, welches Verhalten nach der Prostata-OP in Ihrem individuellen Fall das richtige ist.
Ursachen von Nervenschmerzen nach Prostata-OP
Nervenschmerzen nach einer Prostata-OP können verschiedene Ursachen haben:
Nervenverletzungen: Bei der radikalen Prostatektomie, insbesondere bei der offenen Operation, können Nerven in der Umgebung der Prostata verletzt werden. Dies betrifft vor allem die Nerven, die für die Erektionsfähigkeit und die Kontinenz verantwortlich sind. Auch wenn Chirurgen "nervenschonende" Techniken anwenden, kann die Operation jene kavernösen Nerven schädigen, die den Blutfluss in den Penis regulieren und so die erektile Funktion kontrollieren.
Entzündungen: Entzündungsreaktionen im Operationsgebiet können ebenfalls Nervenschmerzen verursachen. Diese Entzündungen können durch die Operation selbst oder durch Infektionen entstehen.
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Narbenbildung: Narben, die sich nach der Operation bilden, können auf Nerven drücken und so Schmerzen auslösen.
Bestrahlung: Auch eine Strahlentherapie kann zu Gewebeveränderungen führen, die die Fähigkeit zum Wasserlassen behindern und Nervenschmerzen verursachen können. Bei sehr ausgedehnten Bestrahlungen ist nicht nur die Schließmuskulatur, sondern auch das Blasengewebe selbst betroffen. Das Problem sind anfängliche Entzündungsreaktionen, unter ungünstigen Umständen beeinträchtigen später mehr oder minder ausgeprägte Vernarbungen die Funktion des Organs.
Behandlung von Nervenschmerzen nach Prostata-OP
Die Behandlung von Nervenschmerzen nach einer Prostata-OP richtet sich nach der Ursache und der Intensität der Schmerzen. Es gibt verschiedene Therapieansätze:
Medikamentöse Behandlung
Schmerzmittel: Gegen leichte bis mittelschwere Schmerzen können rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol helfen. Bei stärkeren Schmerzen kann der Arzt oder die Ärztin stärkere Schmerzmittel verschreiben.
Antineuropathische Medikamente: Diese Medikamente werden speziell zur Behandlung von Nervenschmerzen eingesetzt. Sie wirken, indem sie die Reizweiterleitung der Nerven beeinflussen. Zu den häufig verwendeten Antineuropathika gehören Gabapentin und Pregabalin.
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Antidepressiva: Einige Antidepressiva, wie Amitriptylin, können ebenfalls bei Nervenschmerzen helfen. Sie wirken, indem sie die Schmerzwahrnehmung im Gehirn beeinflussen.
Blutgerinnungshemmer: Insbesondere Blutgerinnungshemmer werden jetzt oft für den Heilungszeitraum gegen ein anderes Medikament ausgetauscht.
Physiotherapie und Beckenbodentraining
Physiotherapie: Ein Physiotherapeut oder eine Physiotherapeutin kann Ihnen Übungen nach der Prostata-OP zeigen. Durch gezielte Übungen kann die Muskulatur im Beckenboden gestärkt und die Nervenfunktion verbessert werden.
Beckenbodentraining: Mit dem Beckenbodentraining kann meist recht schnell nach der Prostata-OP begonnen werden. Intensives Training der Beckenmuskulatur ist daher Teil der Rehabilitation. Man kann viele Übungen aber auch problemlos zu Hause durchführen.
Alternative Therapien
Akupunktur: Einige Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur bei Nervenschmerzen helfen kann.
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TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation): Bei der TENS werden elektrische Impulse über die Haut an die Nerven abgegeben, um die Schmerzwahrnehmung zu reduzieren.
Operative Maßnahmen
- Nervenrekonstruktion: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um verletzte Nerven zu rekonstruieren.
Weitere Maßnahmen
Wundversorgung: Während des Heilungsprozesses können kleine Blutklümpchen oder Gewebebestandteile abgehen, sie sind aber meist kein Grund zur Sorge. Ebenso können Schwellungen des Hodensacks und eine Blauverfärbung um die Wunde auftreten. Achten Sie auf eine sorgfältige Wundversorgung, um Infektionen zu vermeiden.
Verlaufskontrollen: Die erste findet etwa sechs Wochen nach der OP statt. Hierfür sollte zumeist ein Blasentagebuch an den Tagen vor dem Termin geführt und mitgebracht werden.
Hilfsmittel für den Alltag: Scheuen Sie sich nicht, nach der bestmöglichen Versorgung und auch nach einer langfristigen Behandlung zu suchen. Eine dauerhafte Heilung ist bei einer Inkontinenz aber nicht immer möglich. Selbst unmittelbar nach der Therapie sind nur die wenigsten Patienten völlig inkontinent. Selbst wenn man zunächst den Abgang von Urin gar nicht steuern kann, ist die längerfristige Chance auf Rückgewinnung der Blasenkontrolle aber gut. Welche Versorgung bei weitgehender Blasenschwäche am günstigsten ist, sollte man mit dem Arzt und/oder in einem guten Sanitätsfachgeschäft klären.
Begleitende Maßnahmen zur Unterstützung der Heilung
Neben den spezifischen Behandlungen gibt es einige allgemeine Maßnahmen, die den Heilungsprozess unterstützen können:
Regelmäßige Toilettengänge: Achten Sie auf regelmäßige Toilettengänge.
Stuhlgang: Achten Sie auf Ihren Stuhlgang, der im Idealfall weich und regelmäßig ist.
Ernährung und Bewegung: Fit bleiben im Alltag: Welche Rolle spielen Ernährung und Bewegung für Betroffene?
Unterstützung suchen: Eine große Unterstützung in der Zeit nach der Prostata-OP können auch die Produkte von TENA Men sein.
Umgang mit Begleiterscheinungen und Nebenwirkungen
Nach einer Prostata-OP können verschiedene Begleiterscheinungen und Nebenwirkungen auftreten, die den Alltag beeinflussen können. Es ist wichtig, sich dieser bewusst zu sein und Strategien zu entwickeln, um damit umzugehen.
Inkontinenz
Ein ungewollter Urinverlust im Zusammenhang mit körperlichen Aktivitäten oder andere Probleme beim Wasserlassen sind nach einer Prostata-OP nichts Ungewöhnliches. Selbst unmittelbar nach der Therapie sind nur die wenigsten Patienten völlig inkontinent. Selbst wenn man zunächst den Abgang von Urin gar nicht steuern kann, ist die längerfristige Chance auf Rückgewinnung der Blasenkontrolle aber gut.
Erektionsstörungen
Viele Patienten verlieren nach der radikalen chirurgischen Entfernung der Prostata die Erektionsfähigkeit. Nerven und Blutgefäße, die für die Gliedsteife verantwortlich sind, wurden durchtrennt, um Tumorgewebe möglichst umfassend entfernen zu können. Auch die neueren sogenannten nervenschonenden Operationstechniken garantieren nicht bei jedem Patienten den Erhalt der Potenz.
Veränderter Orgasmus und nachlassendes sexuelles Interesse
Selbst wenn Erektion und Geschlechtsverkehr möglich bleiben, kann sich der Orgasmus verändern: Nach der Operation und auch nach einer Bestrahlung der Prostata kann es sein, dass sich keine Samenflüssigkeit mehr bildet. Bei Patienten, die eine hormonelle Behandlung erhalten, bleibt die Samenflüssigkeit zwar erhalten. Doch der Hormonentzug bewirkt nicht selten etwas anderes: Sie empfinden ein deutlich nachlassendes Interesse an Sexualität.
Psychologische Probleme
Gute Ansprechpartner finden: Wer hilft bei psychologischen Problemen? Männer, die Schwierigkeiten mit dem Zurückhalten des Urins haben, sollten sich auf keinen Fall im Stillen mit dem Problem arrangieren und auf Besserung hoffen, sondern frühzeitig über mögliche Lösungen mit Arzt oder Ärztin sprechen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann weiterhelfen: vom praktischen Tipp zur Versorgung im Alltag bis hin zum allgemeinen Erfahrungsaustausch über den Umgang mit der Erkrankung und ihren Folgen.
Umgang mit der Partnerschaft
Besteht eine Inkontinenz, belastet dies betroffene Männer meist zusätzlich in der Partnerschaft. Sprechen Sie offen mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner darüber. Umfragen zeigen, das für viele Frauen die Bekämpfung des Prostatakrebses an erster Stelle steht. Sie möchten, dass ihre Männer noch lange leben, und das bei guter Lebensqualität. Als weniger wichtig stufen sie es ein, dass Ihre Männer sexuell „funktionsfähig“ sind. Sie können auch ohne (vollständige) Erektionsfähigkeit eine sexuell befriedigende Partnerschaft leben. Geben Sie sich und Ihrer Partnerin oder dem Partner Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Setzen Sie sich auf keinen Fall unter Druck! Vielleicht probieren Sie auch Dinge aus, an die Sie zuvor noch nicht gedacht haben. Ihr Sexualleben kann auch gewinnen und vielfältiger werden, wenn Sie mit mehr Fantasie herangehen.
Innovationen und Forschung
Die radikale Prostatektomie schädigt oft jene Nerven, die für eine Erektion wichtig sind. US-Forschende entwickelten jetzt ein Medikament, mit dem sich die defekten Nerven womöglich regenerieren lassen. Getestet wurde es bislang aber nur im Tierversuch. Das Medikament kann womöglich die Nerven, die bei der radikalen Prostataektomie beschädigt wurden, regenerieren helfen und die erektile Funktion wiederherstellen.