Rückenschmerzen nach Corona: Ursachen, Auswirkungen und Behandlungsansätze

Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das durch die Corona-Pandemie noch verstärkt wurde. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Rückenschmerzen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion, die neurologischen Aspekte, die Auswirkungen auf die Lebensqualität und die verschiedenen Therapie- und Rehabilitationsansätze.

Einleitung

Die Corona-Pandemie hat nicht nur die Atemwege, sondern auch andere Organsysteme des Körpers in Mitleidenschaft gezogen. Viele Menschen klagen nach einer Corona-Infektion über anhaltende Beschwerden, darunter auch Rückenschmerzen. Diese können verschiedene Ursachen haben und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.

Rückenschmerzen als Folge einer Corona-Infektion

Laut einer Studie klagen mindestens 20 % der Menschen, die wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt wurden, danach über lumbale Rückenbeschwerden. Die Ursachen für Rückenschmerzen nach Corona sind vielfältig und nicht immer eindeutig.

Überaktives Nervensystem

Eine Corona-Infektion belastet das Immunsystem stark, welches ein fester Bestandteil der Schmerzverarbeitung ist. Nach der Corona-Erkrankung kann dieses System überaktiv sein, was zu einer verstärkten Sensibilisierung des Nervensystems führt. Dadurch werden normale Bewegungsreize als zu viel Belastung wahrgenommen und der Körper reagiert mit Schmerz.

Betroffene Bereiche und Linderung

Dieses übersensible Nervensystem spürt man besonders an Stellen, an denen man in der Vergangenheit schon Beschwerden hatte, wie beispielsweise im Rücken. Um hier eine Linderung zu erreichen, muss das überaktive Nervensystem wieder zur Ruhe kommen. Dies kann durch Entspannungsübungen, Zeit- und Stressmanagement sowie Bewegung erreicht werden.

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Bewegung als Schlüssel zum Erfolg

Es gibt unzählige Übungen gegen Rückenschmerzen. Wichtig ist, die Alltagsaktivitäten so zu gestalten, dass der Schmerz nicht immer wieder maximal ausgereizt wird, eine Bewegung aber dennoch stattfindet.

Neuro-Covid: Der Angriff auf das Nervensystem

SARS-CoV-2 kann auch neurologische Erkrankungen auslösen. Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie traten bei Infizierten Symptome auf, die nichts mit der Atmung zu tun hatten. Es wurde festgestellt, dass das Virus mehrere Organe und vor allem das Nervensystem beeinträchtigen kann.

Neurologische Beschwerden

Etwa 80 % der Patient*innen, die mit einer Coronaviruserkrankung im Krankenhaus behandelt werden, haben neurologische Beschwerden. Diese werden unter dem Begriff "Neuro-Covid" zusammengefasst und können anhaltende Erschöpfung, Schmerzen, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme und Schlafstörungen umfassen. In extremen Fällen kann es sogar zu demenzähnlichen Symptomen oder Psychosen kommen.

Auswirkungen auf das Gehirn

Das Coronavirus Sars-CoV-2 kann auch das Nervensystem befallen. Riechstörungen, Erschöpfung und kognitive Defizite können die Folge sein. Covid-19 erhöht zudem das Schlaganfallrisiko. Schwere neurologische Komplikationen wie Schlaganfälle und Hirnblutungen haben ihre Ursache in der Blutgerinnung.

Erhöhte Schlaganfallsterblichkeit

In der Pandemie haben Menschen das Krankenhaus gemieden, was zu einer erhöhten Schlaganfallsterblichkeit führte. Betroffene erreichten zu spät oder gar nicht die Notaufnahmen aus Angst vor Ansteckung.

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Neurologische Komplikationen frühzeitig erkennen

Es ist wichtig, neurologische Komplikationen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. In den letzten Jahren wurden große Fortschritte in der Schlaganfallversorgung gemacht, wodurch die Schlaganfallsterblichkeit gesenkt werden konnte.

Weitere Ursachen und Faktoren für Rückenschmerzen

Rückenschmerzen sind kein typisches Symptom einer Covid-19-Erkrankung, treten aber meist im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auf. Oft sind sie die Folge körperlicher Inaktivität. Auch Patient*innen, die unter Long Covid leiden, klagen über Rückenschmerzen bzw. Ganzkörperschmerzen und allgemeine Leistungsschwäche.

Indirekte Auswirkungen der Pandemie

Die Pandemie hat indirekt zu einer Zunahme von Rückenschmerzen geführt. Die Symptomatik hat eine neue Dimension angenommen, wobei nicht nur die Anzahl der Betroffenen gestiegen ist, sondern auch die Intensität der Schmerzen.

Faktoren, die Rückenschmerzen begünstigen

  • Reduzierung der körperlichen Aktivität
  • Schwierigkeiten beim Abschalten und Entspannen im Homeoffice
  • Psychischer Stress aufgrund der ungewissen Situation

Tipps zur Vorbeugung und Linderung von Rückenschmerzen

  1. Regelmäßige Bewegung: Achten Sie darauf, sich regelmäßig zu bewegen und etwas zu tun, was Ihnen Spaß macht.
  2. Realistische Routine: Führen Sie eine realistische Routine ein und bewegen Sie sich regelmäßig.
  3. Aktive Entspannung: Lernen Sie, sich aktiv zu entspannen und befassen Sie sich näher mit Entspannungstechniken.
  4. Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf einen ergonomischen, rückenfreundlichen Arbeitsplatz.
  5. Schmerzexperten aufsuchen: Scheuen Sie sich nicht, eine/n Schmerzexpert*in aufzusuchen, sollten Sie schon seit längerer Zeit unter Rückenschmerzen leiden.

Seltene Ursachen: COVID-19 als Auslöser von Rückenschmerzen

Lumbalgien können auf eine COVID-19-Pneumonie hindeuten. In einem Fall schilderten Ärzte den Fall eines 49-jährigen Mannes, der sich mit seit neun Tagen progredienten Thorakolumbalgien vorstellte und positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde.

Mögliche Ursachen

Als Ursache der Rückenschmerzen wurde ein direkter Einfluss durch SARS-CoV-2 vermutet. Es wird diskutiert, dass das Virus auch in Skelettmuskelzellen eindringen und diese schädigen kann. Durch nachfolgende Hypoxie, vermehrte Glykolyse und LDH-Anstieg sinkt der pH-Wert im Zytosol. Ein niedriger intrazellulärer pH-Wert in der Muskulatur wird mit der Entstehung von Rückenschmerzen in Zusammenhang gebracht.

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Wichtigkeit der Anamnese und klinischen Untersuchung

Rückenschmerzen kommen im ärztlichen Alltag außerordentlich häufig vor. Um so wichtiger ist es, differenzialdiagnostisch auch an seltene bzw. ungewöhnliche Ursachen wie z.B. COVID-19 zu denken. Anamnese und klinische Untersuchung sind in diesem Fall das wichtigste Handwerkszeug des Klinikers.

Neurologische Besonderheiten und Symptome

SARS-CoV-2 gehört nach jetzigem Wissensstand nicht zu den Viren, die bevorzugt Nervenzellen befallen. Die Beurteilung der Erkrankungen wird dadurch erschwert, dass häufig nicht klar ist, ob die beobachtete neurologische Erkrankung wirklich durch die Covid-19 Erkrankung verursacht oder zufällig gleichzeitig aufgetreten ist.

Mögliche Wege des Virus ins Gehirn

Es wird vermutet, dass das Virus ausgehend von den Schleimhäuten der oberen Atemwege den Riechnerven befällt und von dort aus das Gehirn erreicht. Auch infizierte Blutzellen könnten das Virus ins Nervensystem tragen.

Veränderungen im Gehirn

Eine neuere Studie aus Oxford gibt konkrete Hinweise auf Unregelmäßigkeiten im Gehirn durch eine Covid-19-Erkrankung. Die Forscher:innen konnten anhand von Hirnscans Veränderungen im Gehirn messen, die vor allem die sogenannten limbischen Hirnregionen betreffen. Dies könnte mit den häufig bei COVID-19 beobachteten Riechstörungen zusammenhängen.

Häufige neurologische Symptome

Zu den häufigen neurologischen Symptomen von Corona-Patienten zählen:

  • Riechstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Schwere Muskelentzündungen
  • Bewusstseinsstörungen und Delir
  • Schlaganfälle
  • Entzündungen Gehirn und Rückenmark

Langzeitfolgen

Viele der neurologischen Symptome klingen wieder ab. Ein kleinerer Teil der Betroffenen leidet jedoch über anhaltende Riechstörungen, Muskelschmerzen oder Schwächeklagen. Folgen eines Schlaganfalls können hingegen lebenslang spürbar sein und bleiben.

Post-Covid-Syndrom und Rehabilitation

Wenn Personen mit COVID-19 auch noch vier Wochen nach der Infektion Symptome zeigen, spricht man von Long COVID. Dauern die Symptome zwölf Wochen oder länger an oder treten dann Symptome auf, die nicht anders erklärt werden können, ist die Rede von Post COVID.

Definition und Symptome

Ein Long-COVID-Syndrom ist oft schwer zu diagnostizieren, weil die Beschwerden so vielfältig sind. Viele Menschen berichten über anhaltende körperliche Beschwerden wie Atemnot, Husten, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Nervenschmerzen, Verlust des Geruchs- und Geschmacksempfindens sowie seelische und psychische Belastungen.

Reha nach Covid-19-Erkrankung

Eine spezielle Reha für Menschen mit Corona-Langzeitfolgen kann helfen, die Krankheitssymptome zu bewältigen und zu therapieren. Ziele sind die körperliche Regeneration, die Verbesserung der Alltagsfunktionen und Teilhabe.

Interdisziplinäre Behandlung

Die Behandlung des Post-Covid-Syndroms erfordert einen interdisziplinären Ansatz, der sowohl körperliche als auch psychische Symptome berücksichtigt. Mediziner verschiedener Fachrichtungen arbeiten dabei Hand in Hand, um eine bestmögliche Therapie zu gewährleisten.

Ziele der Rehabilitation

  • Luftnot verringern
  • Körperliche Leistungsfähigkeit, Kraft, Kondition und Fitness verbessern
  • Über Symptome informieren und die Patienten im Umgang mit den Symptomen schulen
  • Körperliche Beeinträchtigung mit gezieltem Training reduzieren
  • Beeinträchtigungen durch Organkomplikationen lindern
  • Seelische Situation stabilisieren
  • Den Patienten im Umgang mit Stress in Belastungssituationen schulen
  • Negative Affekte wie Depression, Angst, Panik vermindern
  • Selbstwahrnehmung und Selbstwertgefühl verbessern
  • Balance und Ausgeglichenheit erreichen
  • Strategien zur Krankheitsbewältigung erlernen

Diagnostik

Nach einer ärztlichen Aufnahmeuntersuchung erfolgt die pneumologisch-internistische, neurologische und psychologische Diagnostik.

Therapie

Je nach Schwerpunkt und Art der Symptome und der Rehabilitationsziele wird gemeinsam mit dem Patienten ein Therapieplan festgelegt. Zu den Elementen der Rehabilitation bei einem Long-Covid-Syndrom zählen u. a.:

  • Atemmuskeltraining, Atemphysiotherapie, Reflektorische Atemtherapie
  • Ausdauertraining, Krafttraining, Körperliches Training
  • Unterstützung bei eventuell noch erforderlicher Sauerstofftherapie oder Nichtinvasiver Beatmung
  • Sensibilitätstraining der Nerven bei Beeinträchtigung der Sensibilität
  • Intensive psychologische Begleitung bei Posttraumatischer Belastungsstörung, Depression und fortbestehenden Ängsten

Zeitpunkt für eine Rehabilitation

Eine Rehabilitation sollte so früh wie möglich in Erwägung gezogen werden, am besten sofort, nachdem der akutmedizinische Behandlungsbedarf abgeschlossen ist. Je früher spezifisch Symptome behandelt werden, die sich sonst chronifizieren könnten, desto größer ist die Aussicht, diese auch wirksam zu verbessern.

Weitere Symptome und Behandlungsansätze bei Long COVID

Long COVID kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, die unterschiedliche Therapieansätze erfordern.

Gehirnnebel (Brain Fog)

Seit der Corona-Infektion können viele Betroffene kaum einen klaren Gedanken fassen und leiden unter einem sogenannten Gehirnnebel. Ein Forschungsteam fand heraus, dass viele Long-COVID-Betroffene einen zu niedrigen Serotoninspiegel aufweisen. Bislang gibt es keine konkrete Therapie, mit der Gehirnnebel bei Long COVID behandelt werden kann.

Husten

Im Rahmen von Long COVID kann es sein, dass Sie auch nach dem akuten Krankheitszustand für weitere Wochen oder Monate unter Husten leiden. Die Behandlung des Long-COVID-Hustens kann verschiedene Ansätze verfolgen. Wichtig ist, viel zu trinken, um den eventuell vorhandenen Schleim zu lösen und die Atemwege zu beruhigen.

Atemnot

Auch wenn Sie zuvor ganz gesund oder der Corona-Verlauf mild waren, kann Atemnot im Rahmen von Long COVID auftreten. Vielen Patienten helfen spezielle Atemübungen, die man im Rahmen einer Physio- oder Atemtherapie erlernen kann.

Erschöpfung (Fatigue)

Dauerhafte Erschöpfung ist bei Long COVID weit verbreitet. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass etwa die Hälfte der Long-COVID-Betroffenen nach einem halben Jahr die Diagnosekriterien für ME/CFS erfüllt. Da viele der Symptome auch bei anderen Krankheiten auftreten können, müssen diese in der Diagnostik zunächst ausgeschlossen werden.

Schmerzen

Schmerzen können den Alltag von Betroffenen stark beeinträchtigen. Bei regelmäßigen Schmerzen kann es sinnvoll sein, ein Tagebuch darüber zu führen.

Herzprobleme

Viele Long-COVID-Patienten berichten von Auffälligkeiten rund ums Herz. Bei einigen Patienten helfen gezielter Herzsport oder eine Bewegungstherapie.

Schwindel

Auch als dauerhaftes Symptom bei Long COVID können sich Schwindelanfälle entwickeln. Je nachdem, ob und welche Auslöser für den Schwindel gefunden werden, können verschiedene Therapieansätze Ihre Beschwerden bessern.

Magen-Darm-Beschwerden

Wenn Sie seit geraumer Zeit an Beschwerden des Magen-Darm-Traktes leiden, kann das ebenfalls mit einem Long-COVID-Syndrom zusammenhängen. Zur Erholung der Darmflora tragen unter anderem eine ballaststoffreiche Ernährung sowie spezielle Probiotika bei.

Schlafstörungen

Long COVID kann dazu führen, dass Ihr Schlaf nach Corona nicht mehr erholsam und so Ihre Energie im Alltag stark vermindert ist.

Muskelschwäche

Muskelschwäche oder schmerzende, zitternde und zuckende Muskelpartien können Symptome von Long COVID sein.

Nervenschäden

Schäden am Nervensystem sind eine besonders komplexe Folge von Long COVID. Ihr richtiger ärztlicher Ansprechpartner ist in dem Fall eine neurologische Praxis. Dort kann man durch Messungen eventuelle Nervenschäden, wie zum Beispiel eine Polyneuropathie, feststellen.

Hautprobleme und Haarausfall

Long COVID kann sich auch auf das äußere Erscheinungsbild auswirken, beispielsweise durch Hautausschlag oder Haarausfall.

Psychische Probleme

Eine Psychotherapie kann Ihnen helfen, mit den Symptomen besser umzugehen und Ihre psychische Resilienz zu stärken.

Auswirkungen auf das Immunsystem

Long COVID kann tiefgreifende und langanhaltende Auswirkungen auf Ihr Immunsystem haben.

Long COVID bei Kindern und Jugendlichen

Auch wenn COVID-19-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen meistens mild verlaufen - auch sie können von Long COVID betroffen sein.

Pflegegrad

Wenn Sie in Ihrem Alltag auf Unterstützung von anderen Personen angewiesen sind, haben Sie möglicherweise Anspruch auf einen Pflegegrad.

Ansteckung

Nein, Long COVID ist nicht ansteckend.

Forschung

Weltweit forschen Wissenschaftler am Phänomen Long COVID.

Ansprechpartner

Als erster Ansprechpartner eignet sich immer der Hausarzt. Er überweist dann gegebenenfalls zu Fachärzten, die bestimmte Symptome behandeln können.

Rückenschmerzen nach Omikron

Schon vor der Coronapandemie galten Rückenschmerzen als absolute „Volkskrankheit“. Inzwischen ist aber auch eine COVID-Erkrankung mit Schmerzen im Rücken verbunden. Da Omikron weitaus mehr Infektionen verursacht, könnte ein Grund eine größere Bandbreite an entwickelten Symptomen sein. Möglich ist es aber auch, dass Omikron den Körper auf eine ganz bestimmte Art und Weise angreift.

Vorbeugung von Rückenschmerzen

Um Rückenschmerzen Corona effektiv vorzubeugen, hilft auch vor der Infektion Bewegung! Entscheidend ist ohnehin die Regelmäßigkeit. So können im Alltag bereits kleine Erinnerungen helfen, jede Stunde einmal aufzustehen, um sich zu bewegen und zu dehnen. Des Weiteren sind spezielle Gymnastikübungen sinnvoll.

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