Nervenschmerzen in Wade und Fuß können vielfältige Ursachen haben und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig, die Symptome richtig zu deuten und frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache zu ermitteln und eine gezielte Behandlung einzuleiten.
Mögliche Ursachen von Nervenschmerzen in Wade und Fuß
Nervenschmerzen in Wade und Fuß können verschiedene Ursachen haben, die von harmlosen Verspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen reichen. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), auch bekannt als "Schaufensterkrankheit", ist eine Durchblutungsstörung, die durch Ablagerungen in den Arterien verursacht wird. Diese Ablagerungen, auch Arteriosklerose genannt, verengen die Blutgefäße und behindern den Blutfluss zu den Beinen und Füßen. Dies kann zu Schmerzen, Krämpfen und Taubheitsgefühlen in den Waden und Füßen führen, insbesondere bei Belastung. Typisch für die pAVK ist, dass die Schmerzen beim Gehen auftreten und beim Stehenbleiben wieder nachlassen.
Zusammenhang mit Herzerkrankungen: Da die Arteriosklerose eine sogenannte Systemerkrankung ist, betrifft sie oft nicht nur die Beinarterien, sondern auch die Herzkranzgefäße. Daher können Beinschmerzen aufgrund von Durchblutungsstörungen auch auf eine Herzerkrankung und ein erhöhtes Infarktrisiko hindeuten. Es ist wichtig, bei Verdacht auf pAVK auch das Herz untersuchen zu lassen.
Risikofaktoren: Zu den Risikofaktoren für pAVK gehören Rauchen, Diabetes, hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte und Übergewicht.
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Diabetes mellitus
Diabetes mellitus kann zu Nervenschäden, der sogenannten diabetischen Neuropathie, führen. Diese Nervenschädigung kann sich in Form von Kribbeln, Brennen, Taubheit und Schmerzen in den Füßen und Beinen äußern. Das Diabetische Fußsyndrom (DFS) ist eine häufige Komplikation des Diabetes und kann neben Nervenschäden auch zu Durchblutungsstörungen und schlecht heilenden Wunden an den Füßen führen.
Blutzuckerkontrolle: Eine gute Blutzuckerkontrolle ist entscheidend, um die Nervenschädigung zu stoppen und die Symptome zu lindern. Eine zu rasche Senkung der Blutzuckerwerte kann jedoch auch zu weiteren Nervenschäden führen.
Bandscheibenvorfälle und Spinalkanalstenose
Bandscheibenvorfälle und Spinalkanalstenose können Nerven im Rückenmark komprimieren und zu ausstrahlenden Schmerzen in die Beine und Füße führen. Die Schmerzen können von einem dumpfen Gefühl bis hin zu stechenden Schmerzen reichen und von Taubheitsgefühlen und Kribbeln begleitet sein.
Fehlhaltungen: Auch ohne direkte Nervenbeteiligung kann der Rücken bei Schmerzen in den Waden beteiligt sein. Bei Fehlhaltungen wie dem Hohlkreuz sind die Knie oft durchgestreckt, der Körperschwerpunkt liegt hinten und das Becken ist nach vorne gekippt. Daraus resultieren hohe Spannungen in den Muskeln der Körperrückseite, vornehmlich in den Beinen.
Polyneuropathie
Polyneuropathie ist eine Erkrankung, bei der mehrere periphere Nerven gleichzeitig geschädigt sind. Die Ursachen für Polyneuropathie sind vielfältig und können von Diabetes, Alkoholmissbrauch, Medikamenten, Infektionen bis hin zu Autoimmunerkrankungen reichen. Typische Symptome sind Kribbeln, Brennen, Taubheit und Schmerzen in den Füßen und Beinen.
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Diagnostik: Zur Diagnose einer Polyneuropathie werden verschiedene Untersuchungen eingesetzt, wie z.B. die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, die Quantitative Sensorische Testung und die Hautbiopsie.
Muskelkrämpfe
Muskelkrämpfe sind plötzliche, unwillkürliche Kontraktionen der Muskeln, die sehr schmerzhaft sein können. Wadenkrämpfe sind besonders häufig und können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, wie z.B. Magnesiummangel, Kaliummangel, Dehydration, Überanstrengung oder bestimmte Medikamente.
Nächtliche Wadenkrämpfe: Nächtliche Wadenkrämpfe sind ein häufiges Phänomen und können durch Muskelverspannungen oder einen Vitaminmangel verursacht werden.
Verletzungen und Überlastung
Verletzungen wie Zerrungen, Faserrisse oder Prellungen der Wadenmuskulatur können ebenfalls zu Nervenschmerzen führen. Auch Überlastung durch ungewohnte oder intensive körperliche Aktivität kann die Muskeln und Nerven reizen und Schmerzen verursachen.
Achillessehnenprobleme: Da die Wadenmuskulatur und die Achillessehne eine funktionale Einheit bilden, können Wadenschmerzen ihre Ursache auch in einer überbeanspruchten Achillessehne (Achillessehnenschmerzen) haben.
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Weitere Ursachen
Weitere mögliche Ursachen für Nervenschmerzen in Wade und Fuß sind:
- Thrombose: Ein Blutgerinnsel in einer Vene kann den Blutfluss behindern und zu Schmerzen, Schwellungen und Verfärbungen des Beins führen.
- Tarsaltunnelsyndrom: Eine Einklemmung des Schienbeinnervs im Tarsaltunnel des Fußes kann zu Schmerzen, Kribbeln und Taubheit in der Fußsohle und den Zehen führen.
- Morton Neurom: Eine Verdickung des Gewebes um einen Nerv im Fuß kann zu Schmerzen und Missempfindungen zwischen den Zehen führen.
- Fußfehlstellungen: Fehlstellungen wie Spreizfuß, Hallux Valgus oder Hammerzehe können zu einer ungleichmäßigen Belastung der Füße und zu Schmerzen führen.
- Arthrose: Gelenkverschleiß in den Fußgelenken kann ebenfalls Schmerzen verursachen.
- Entzündungen: Entzündungen der Sehnen, Bänder oder Schleimbeutel im Fuß können Schmerzen verursachen.
- Stoffwechselerkrankungen: Stoffwechselerkrankungen wie Gicht oder Rheuma können ebenfalls Fußschmerzen verursachen.
- Tumore: In seltenen Fällen können Tumore im Bein oder Fuß Nervenschmerzen verursachen.
Diagnose von Nervenschmerzen in Wade und Fuß
Die Diagnose von Nervenschmerzen in Wade und Fuß erfordert eine sorgfältige Anamnese, eine körperliche Untersuchung und gegebenenfalls weitere diagnostische Maßnahmen.
Anamnese: Der Arzt wird zunächst Fragen zu den genauen Beschwerden stellen, wie z.B. Art, Lokalisation, Dauer und Auslöser der Schmerzen. Auch Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und Lebensstil werden erfragt.
Körperliche Untersuchung: Bei der körperlichen Untersuchung wird der Arzt das Bein und den Fuß genau untersuchen, um mögliche Ursachen für die Schmerzen zu finden. Dabei werden z.B. die Durchblutung, die Sensibilität, die Reflexe und die Beweglichkeit geprüft.
Weitere diagnostische Maßnahmen: Je nach Verdacht können weitere diagnostische Maßnahmen erforderlich sein, wie z.B.:
- Doppler-Ultraschall: Zur Beurteilung der Durchblutung der Beinarterien.
- Röntgenaufnahmen: Zum Ausschluss von Knochenbrüchen oder Arthrose.
- MRT (Magnetresonanztomographie): Zur Darstellung von Weichteilgewebe, Nerven und Bandscheiben.
- Nervenleitgeschwindigkeitsmessung: Zur Überprüfung der Funktion der Nerven.
- Blutuntersuchungen: Zum Ausschluss von Stoffwechselerkrankungen oder Entzündungen.
Behandlung von Nervenschmerzen in Wade und Fuß
Die Behandlung von Nervenschmerzen in Wade und Fuß richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache.
Konservative Behandlung: In vielen Fällen können die Beschwerden mit konservativen Maßnahmen gelindert werden, wie z.B.:
- Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können helfen, die Schmerzen zu lindern.
- Entzündungshemmende Medikamente: Entzündungshemmende Medikamente wie Diclofenac können helfen, Entzündungen zu reduzieren.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskeln zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und Fehlhaltungen zu korrigieren.
- Dehnübungen: Regelmäßige Dehnübungen können helfen, Muskelverspannungen zu lösen und die Flexibilität zu verbessern.
- Wärme- oder Kälteanwendungen: Wärme- oder Kälteanwendungen können helfen, die Schmerzen zu lindern.
- Orthopädische Einlagen: Orthopädische Einlagen können helfen, Fußfehlstellungen zu korrigieren und die Belastung der Füße zu reduzieren.
- Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion helfen, die Belastung der Füße zu reduzieren.
- Bewegungstherapie: Ein strukturiertes Gefäßtraining kann die Durchblutung verbessern und die schmerzfreie Gehstrecke erhöhen.
Medikamentöse Behandlung: Je nach Ursache der Schmerzen können auch Medikamente eingesetzt werden, wie z.B.:
- Antidepressiva: Bestimmte Antidepressiva können bei Nervenschmerzen helfen.
- Antikonvulsiva: Bestimmte Antikonvulsiva (Medikamente gegen Krampfanfälle) können ebenfalls bei Nervenschmerzen helfen.
- Blutverdünner: Bei Durchblutungsstörungen können Blutverdünner eingesetzt werden, um die Blutgerinnung zu hemmen und die Durchblutung zu verbessern.
- Magnesium: Bei Magnesiummangel kann die Einnahme von Magnesiumpräparaten helfen, Muskelkrämpfe zu reduzieren.
Operative Behandlung: In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, wie z.B.:
- Gefäßrekonstruktion: Bei pAVK kann eine Gefäßrekonstruktion durchgeführt werden, um die Durchblutung der Beine zu verbessern.
- Bandscheibenoperation: Bei einem Bandscheibenvorfall kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf die Nerven zu entlasten.
- Korrekturoperation bei Fußfehlstellungen: Bei ausgeprägten Fußfehlstellungen kann eine Operation erforderlich sein, um die Fehlstellung zu korrigieren.
Selbsthilfemaßnahmen bei Nervenschmerzen in Wade und Fuß
Neben den ärztlichen Behandlungen können Betroffene auch selbst einiges tun, um die Beschwerden zu lindern:
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung, wie z.B. Spazierengehen, Radfahren oder Schwimmen, kann die Durchblutung verbessern und die Muskeln stärken.
- Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann helfen, den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig für die Muskel- und Nervenfunktion.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht und hoher Blutdruck sollten vermieden werden.
- Bequeme Schuhe: Tragen Sie bequeme Schuhe mit weicher, dämpfender Sohle.
- Fußpflege: Achten Sie auf eine gute Fußpflege, um Verletzungen und Entzündungen vorzubeugen.
- Entspannung: Stress kann die Schmerzen verstärken. Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen.
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