Zahnschmerzen sind oft ein Zeichen von Problemen im Mundraum, wie Karies oder einer Entzündung. Doch auch eine Erkältung kann überraschend Zahnschmerzen verursachen. Viele Menschen kennen das Phänomen: Zu den typischen Symptomen einer Erkältung wie Husten, Schnupfen und Halsschmerzen gesellen sich plötzlich auch noch Schmerzen im Bereich der Zähne. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für diese Beschwerden und gibt Tipps zur Linderung.
Ursachen von Zahnschmerzen bei Erkältung
Zahnschmerzen im Zusammenhang mit einer Erkältung sind relativ häufig. Sie können verschiedene Ursachen haben:
- Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung): Eine der häufigsten Ursachen für Zahnschmerzen während einer Erkältung ist die Sinusitis. Die Nasennebenhöhlen sind ein System von Hohlräumen, das sich rund um die Nase durch den menschlichen Schädelknochen zieht. Sie stehen in enger Verbindung zu den oberen Zähnen, insbesondere den Backenzähnen im Oberkiefer. Entzünden sich die Nasennebenhöhlen im Rahmen einer Erkältung und füllen sich mit Schleim, kann der entstehende Druck auf die Zahnwurzeln übertragen werden und Schmerzen verursachen.
- Druck auf die Zahnnerven: Die Sinusitis reizt die Nasenschleimhaut und lässt sie anschwellen. Die Nasenschleimhaut produziert viel mehr Sekret als im gesunden Zustand. Die Verbindungskanälchen zwischen Nase und Nebenhöhlen verstopfen. Dadurch werden die Nasennebenhöhlen nicht mehr richtig belüftet. Das Sekret fließt schlechter ab und staut sich. Insgesamt wächst der Druck, die Nasennebenhöhlen geben ihn weiter an die Zahnnerven.
- Temperaturschwankungen: Erkältungen gehen oft mit einem ständigen Wechsel zwischen warmer und kalter Luft einher. Dies kann zu empfindlichen Zähnen führen, insbesondere bei Personen, die an empfindlichen Zähnen oder freiliegenden Zahnhälsen leiden. Unter Umständen reicht ein kühler Windzug aus.
- Mundatmung: Während einer Erkältung ist die Nase häufig verstopft. Daher atmet man oft durch den Mund, was zum Austrocknen des Mundes führen kann. Ein trockener Mund kann das Zahnfleisch reizen und die Zähne anfälliger für Schmerzen machen.
- Infektionen: Manchmal kann eine Erkältung zu Entzündungen im Mund führen. Dies kann dazu beitragen, dass Zahnfleisch oder die Zähne empfindlich reagieren oder schmerzen.
Symptome von Zahnschmerzen bei Erkältung
Die Symptome von Zahnschmerzen bei einer Erkältung können vielfältig sein:
- Diffuse Schmerzen im Oberkiefer: Die Schmerzen lassen sich oft nicht eindeutig einem bestimmten Zahn zuordnen und fühlen sich eher wie Kieferschmerzen an. Typisch ist es auch, dass sich die Schmerzen im Oberkiefer nur schwierig einem bestimmten Zahn zuordnen lassen und sich diese Folgen einer Erkältung wie Kieferschmerzen anfühlen können. Die Beschwerden sind eher diffus und wechselnd stark oder sie scheinen zu wandern.
- Druckempfindlichkeit: Die Zähne können klopf- oder druckempfindlich sein.
- Pulsierende Schmerzen: Die Schmerzen können pulsierend sein und in ihrer Intensität zu- und abnehmen.
- Ausstrahlung in den Unterkiefer: In manchen Fällen können sich die Schmerzen auch bis in den Unterkiefer ausweiten.
- Begleitende Erkältungssymptome: Die Zahnschmerzen treten in der Regel zusammen mit typischen Erkältungssymptomen wie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und Kopfschmerzen auf.
- Eingeschränkte Nasenatmung und verminderter Geruchssinn.
- Kopf- und Gesichtsschmerzen, die sich beim Herunterbeugen verstärken.
- Allgemeines Gefühl der Schlappheit.
- Nicht selten leichtes Fieber, auch Husten ist möglich.
Diagnose von Zahnschmerzen bei Erkältung
Ob die Zahnschmerzen von einer Erkältung herrühren, ist für den Laien nicht leicht zu erkennen. Symptome, die auf eine Nasennebenhöhlenentzündung hinweisen können, sind:
- vermehrter Ausfluss aus der Nase, anfangs wässrig, dann dickflüssig und verfärbt
- Nasenatmung und Geruchssinn sind eingeschränkt
- Kopf- und Gesichtsschmerzen, die in verschiedene Richtungen ausstrahlen können und sich beim Bücken verstärken
- allgemeines Gefühl der Schlappheit
- nicht selten leichtes Fieber, auch Husten ist möglich
Was tun bei Zahnschmerzen durch Erkältung?
Die gute Nachricht: Wenn geklärt ist, dass die Schmerzen an den Zähnen durch die Erkältung bedingt sind, lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wird man die Erkältung los, verschwindet der Schmerz an den Zähnen, der eventuell nur mit einer leichten Reizung, nicht viel mehr als ein Jucken, angefangen hat, gleich mit.
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Es gibt verschiedene Maßnahmen, die man ergreifen kann, um die Beschwerden zu lindern:
- Schmerzmittel: Rezeptfrei erhältliche, entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen können helfen, den (Zahn-)Schmerz zu lindern, die Entzündung zu hemmen und die Schleimhäute abschwellen zu lassen. Dr. Deeg nennt hier Ibuprofen. „Das ist für diesen speziellen Fall in der Regel am besten geeignet. Die Entzündungshemmung ist bei Ibuprofen besonders stark ausgeprägt - und die abschwellende Wirkung auch.“
- Abschwellende Nasensprays: Abschwellende Nasensprays oder -tropfen können helfen, die Nasenschleimhaut abzuschwellen und den Druck auf die Zahnnerven zu reduzieren. Abschwellende Nasentropfen bzw. -sprays helfen dabei, das Durchatmen durch die Nase wieder zu erleichtern und so auch das Druckgefühl zu reduzieren. Sie sollten allerdings immer nur für kurze Zeit angewendet werden, sonst besteht die Gefahr, dass die empfindliche Nasenschleimhaut dauerhaft geschädigt wird.
- Ruhe und Schonung: Ruhe und Schonung unterstützen den Körper bei der Bekämpfung der Erkältung und können auch die Zahnschmerzen lindern.
- Heiße Getränke: Das Trinken von heißen Getränken wie Tee oder Suppe kann als wohltuend empfunden werden und zur Linderung der Schmerzen beitragen. Das Trinken von warmen Getränken wie Tee oder das Essen von warmer Suppe kann dazu beitragen, Schmerzen zu lindern. Bestimmte Teesorten sind besonders gut gegen Zahnschmerzen. Zum Beispiel Salbei, Ingwer, Kamille oder Thymian. Sie lindern den Schmerz und fördern die Heilung.
- Inhalation: Das Inhalieren von heißem Wasserdampf, eventuell mit Zusätzen wie ätherischen Ölen (z.B. Thymian, Kamille, Lavendel), kann helfen, die Schleimhäute zu befeuchten und die Entzündung zu lindern. Man füllt eine Schüssel mit heißem Wasser und inhaliert den aufsteigenden Wasserdampf. Gerne kann man noch ätherische Öle wie Thymian, Kamille oder Lavendel dazugeben.
- Sanfte Mundhygiene: Eine gute Mundhygiene ist auch bei Zahnschmerzen wichtig. Verwenden Sie eine weiche Zahnbürste und putzen Sie Ihre Zähne sanft, um das Zahnfleisch nicht zusätzlich zu reizen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einem leichten Infekt braucht man in der Regel keine ärztliche Hilfe, wenn man ansonsten gesund ist. Werden allerdings die Beschwerden größer, die Schmerzen stärker, sollte der Patient durchaus einen Arzt aufsuchen. Aber welchen: HNO- oder Zahnarzt?
Die Initiative ProDente empfiehlt: „Wer Zahnschmerzen hat, muss immer sofort zum Zahnarzt.“ Was sagen die HNO-Ärzte? Michael Deeg, beim Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte auch Pressesprecher, beantwortet die Frage eher pragmatisch. Man solle sich am Leitsymptom seiner Beschwerden orientieren, also danach gehen, worunter man am stärksten leidet. Überwiegt der Zahnschmerz zum Zahnarzt, sonst zum HNO-Arzt.
Ein Zahnarztbesuch ist ratsam, wenn:
- die Zahnschmerzen nach Abklingen der Erkältung nicht verschwinden oder sich sogar verstärken
- die Schmerzen auf einen einzelnen Zahn begrenzt sind
- zusätzliche Symptome wie Fieber, Schwellungen, Zahnfleischbluten oder Eiter auftreten
- sichtbare Veränderungen an den Zähnen oder am Zahnfleisch erkennbar sind (z.B. Löcher im Zahn)
Ein HNO-Arzt sollte aufgesucht werden, wenn:
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- die Erkältungssymptome sehr stark sind
- die Nasennebenhöhlenentzündung nicht abheilt
- zusätzliche Symptome wie Ohrenschmerzen oder ein starkes Druckgefühl im Kopf auftreten
Kieferhöhlenentzündung als Ursache für Zahnschmerzen
Eine Kieferhöhlenentzündung (Sinusitis maxillaris) ist eine spezielle Form der Nasennebenhöhlenentzündung, die häufig im Zusammenhang mit Erkältungen auftritt. Die Kieferhöhlen liegen rechts und links neben der Nase, zwischen Augen und Oberkiefer. Da der Kieferhöhlenboden direkt an den Oberkiefer angrenzt, können Entzündungen in diesem Bereich leicht auf die Zahnwurzeln übergreifen und Zahnschmerzen verursachen.
Symptome einer Kieferhöhlenentzündung
Typische Symptome einer Kieferhöhlenentzündung sind:
- Druckgefühl oder Schmerzen im Wangenbereich
- Kopfschmerzen
- Kieferschmerzen
- Schmerzen im Bereich der Zähne
- Ohrenschmerzen
- Abgeschlagenheit
- Leichtes Fieber
- Schnupfen mit verstopfter Nase
Die Beschwerden verstärken sich typischerweise, wenn sich Betroffene nach vorne beugen bzw. bücken. In der Regel sind beide Kieferhöhlen betroffen. Eine einseitige Kieferhöhlenentzündung kann ein Hinweis auf eine Ursache im Bereich der Zähne sein.
Behandlung einer Kieferhöhlenentzündung
Die Behandlung einer Kieferhöhlenentzündung richtet sich nach dem Auslöser. Bei akuten Formen im Rahmen einer Erkältung ist meist keine ursächliche Behandlung notwendig. Abschwellende Nasentropfen bzw. -sprays, entzündungshemmende Schmerzmittel und schleimlösende Mittel können aber die unangenehmen Beschwerden lindern. Viele pflanzliche Arzneimittel enthalten zudem eine Kombination verschiedener Wirkstoffe und haben so gleich vielfältige positive Effekte auf Nasennebenhöhlenentzündungen und Schnupfen.
Antibiotika werden nur selten zur Behandlung eingesetzt, beispielsweise bei einer nachweislich eitrigen Entzündung im Rahmen eines Eingriffs im Bereich der Zähne.
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In sehr seltenen Situationen muss eine Kieferhöhlenentzündung operativ behandelt werden. Dies kann z. B. der Fall sein, wenn keine medikamentöse Therapie hilft oder auch bei Entzündungen der Zähne. Eine solche Operation wird in der Regel endoskopisch über die Nase, also mithilfe einer kleinen Kamera und speziellen Instrumenten, durchgeführt. Dabei wird das Sekret abgesaugt und die Kieferhöhle gegebenenfalls gespült.
Zahnschmerzen nach Zahnbehandlungen
Nicht nur Erkältungen können Zahnschmerzen verursachen. Auch Zahnbehandlungen können in manchen Fällen zu Beschwerden im Bereich der Zähne oder der Nasennebenhöhlen führen.
Zahnextraktion und dentogene Sinusitis
Allerdings kann es bei einer Zahnextraktion im Oberkiefer - insbesondere bei einem Backenzahn - zu einem Durchbruch in die Kieferhöhle kommen. Wird diese unnatürliche Verbindung zum Mundraum, auch Fistel genannt, nicht entdeckt, kann man sich eine Infektion einfangen: wenn Keime aus dem Mund in die Kieferhöhle eindringen. „Man spricht dann von einer dentogenen Sinusitis, also einer durch die Zähne ausgelösten Entzündung im Nebenhöhlenbereich“, erklärt HNO-Arzt Deeg.
Vorbeugung von Zahnschmerzen bei Erkältung
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Zahnschmerzen während einer Erkältung vorzubeugen:
- Stärkung des Immunsystems: Ein starkes Immunsystem kann helfen, Erkältungen und damit auch Zahnschmerzen vorzubeugen. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung.
- Gute Mundhygiene: Eine gute Mundhygiene ist wichtig, um Karies und Zahnfleischentzündungen vorzubeugen, die die Zähne empfindlicher machen können. Putzen Sie Ihre Zähne regelmäßig mit einer weichen Zahnbürste und verwenden Sie Zahnseide, um die Zahnzwischenräume zu reinigen.
- Regelmäßige Zahnarztbesuche: Gehen Sie regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zum Zahnarzt, um Karies und andere Zahnprobleme frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen.
- Vermeidung von Auslösefaktoren: Vermeiden Sie Faktoren, die Ihre Zähne zusätzlich reizen können, wie z.B. sehr kalte oder heiße Speisen und Getränke, säurehaltige Lebensmittel und Rauchen.
- Ausreichend trinken.
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