Nervenschmerzen, Zähne, Stress: Ursachen und Behandlungen

Zahnschmerzen können vielfältige Ursachen haben, darunter auch psychischer Stress. Stressbedingte Zahnschmerzen sind ein häufiges, oft übersehenes Problem, das sich meist schwer zuordnen lässt. Viele Menschen bemerken, besonders bei länger anhaltendem Stress, Schmerzen oder ein unangenehmes Druckgefühl an ihren Zähnen, ohne dass es eine offensichtliche zahnmedizinische Ursache gibt. In den letzten 30 Jahren sind stressbedingte Zahnschmerzen laut Experten deutlich häufiger geworden.

Ursachen von Nervenschmerzen und Zahnschmerzen durch Stress

Stress kann auf verschiedene Weise Zahnschmerzen verursachen oder verstärken. Dabei gibt es direkte und indirekte Wege.

Direkte Ursachen:

  • Muskelverspannungen: Stress kann zu Muskelverspannungen im Kiefer- und Nackenbereich führen, was sich in Form von schmerzhaften Zahnschmerzen und Kieferproblemen äußert. Diese Verspannungen führen oft zu einem erhöhten Druck auf die Zähne, was Schmerzen und/oder Empfindlichkeit auslösen kann.
  • Zähneknirschen (Bruxismus): Unter Stress neigen viele Menschen dazu, mit den Zähnen zu knirschen oder zu pressen, besonders nachts. Dieses unbewusste Knirschen (Bruxismus) kann die Zähne abnutzen und das Zahnfleisch reizen, was wiederum Schmerzen verursacht. Mediziner sprechen beim nächtlichen Zähneknirschen vom Schlafbruxismus beziehungsweise vom nocturnalen Bruxismus. Dem gegenüber steht das stressbedingte Kieferpressen am Tag - der Wach- oder diurnale Bruxismus.
  • Veränderte Schmerzempfindung: Bei chronischem Stress kann sich die Schmerzempfindung verändern, sodass selbst leichte Beschwerden als intensiver wahrgenommen werden.

Indirekte Ursachen:

  • Geschwächtes Immunsystem: Stress beeinflusst das Immunsystem negativ, wodurch der Körper weniger effektiv auf Entzündungen und Infektionen im Mundbereich reagieren kann.
  • Vernachlässigung der Mundhygiene: Viele Menschen neigen dazu, in stressigen Zeiten ihre Zahnpflege zu vernachlässigen und greifen vermehrt zu zuckerhaltigen oder säurehaltigen Lebensmitteln, was das Risiko von Karies und Zahnfleischerkrankungen erhöht. Zudem zeigten Studien, dass erhöhter Stress dazu führt, dass die Betroffenen ihre Mundhygiene vernachlässigen.
  • Veränderter Speichelfluss: Stress kann die Speichelproduktion beeinträchtigen, was wichtig ist, um Nahrungspartikel zu entfernen und den pH-Wert im Mund zu regulieren. Zum einen verringert sich stressbedingt der Speichelfluss, was die Zähne auf Dauer empfindlicher für Karies machen kann. Zudem ändert sich durch psychischen Stress die Zusammensetzung des Speichels.

Symptome von stressbedingten Zahnschmerzen

Wenn Sie unter stressbedingten Zahnschmerzen leiden, zeigen sich häufig bestimmte Symptome, die Ihnen helfen können, die Ursache Ihrer Beschwerden besser zu verstehen:

  • Allgemeines Druckgefühl in den Zähnen: Viele Menschen berichten von einem allgemeinen Druckgefühl in den Zähnen oder Schmerzen beim Beißen, ohne dass eine zahnmedizinische Ursache feststellbar ist.
  • Kiefergelenkschmerzen: Schmerzen im Bereich des Kiefergelenks oder ein Klicken beim Öffnen und Schließen des Mundes sind häufige Symptome.
  • Zähneknirschen: Betroffene bemerken häufig erst durch schmerzende Kiefermuskeln oder abgekaute Zähne, dass sie mit den Zähnen knirschen. Oft ist es der Lebenspartner, der die nächtlichen Kaugeräusche als erster bemerkt.
  • Kopfschmerzen: Oft werden Kopfschmerzen, besonders am Morgen, mit stressbedingtem Zähneknirschen in Verbindung gebracht.
  • Zahnfleischrückgang: Ein weiteres ernstzunehmendes Symptom von Stress ist der Zahnfleischrückgang. Stress schwächt das Immunsystem und macht das Zahnfleisch anfälliger für Entzündungen und Infektionen. Diese Entzündungen sind oft der erste Schritt in einem Prozess, der zu Zahnfleischrückgang führt, wobei das Zahnfleisch sich von den Zähnen zurückzieht und die Zahnhälse freilegt. Dies kann schließlich das Risiko von Zahnverlust erheblich erhöhen, da die Zähne weniger Unterstützung durch das umgebende Gewebe haben.
  • Erhöhte Empfindlichkeit: Wenn Sie plötzlich eine erhöhte Empfindlichkeit Ihrer Zähne gegenüber heißen, kalten oder süßen Speisen und Getränken bemerken, könnte dies ein Hinweis auf Zahnschmelzabnutzung oder freiliegende Zahnhälse sein. Stressbedingtes Zähneknirschen kann den Zahnschmelz abnutzen, wodurch die Zähne empfindlicher werden.

Die Auswirkungen von Stress auf die Zahngesundheit im Detail

Stress kann sich auf vielfältige Weise auf Ihre Zähne auswirken.

Zähneknirschen (Bruxismus)

Zähneknirschen (Bruxismus) steht in engem Zusammenhang mit psychischem Stress und emotionalen Belastungen. Stress und Angst führen oft zu einer erhöhten Anspannung im Körper, die sich in Form von Zähneknirschen äußert. Die Psyche nutzt das Zähneknirschen als unbewusste Methode, um mit emotionalen Herausforderungen umzugehen. Personen, die anfällig für Stress sind, reagieren oft mit körperlichen Symptomen wie Zähneknirschen. Zähneknirschen kann auch mit anderen psychischen Faktoren wie Schlafstörungen, Depressionen und Angstzuständen in Verbindung gebracht werden.

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Zahnfleischrückgang

Stress wirkt sich nicht nur auf die psychische und allgemeine körperliche Gesundheit aus, sondern hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Mundgesundheit. Ein geschwächtes Immunsystem infolge von Stress macht das Zahnfleisch anfälliger für Entzündungen und Infektionen. Diese Entzündungen sind oft der erste Schritt in einem Prozess, der zu Zahnfleischrückgang führt, wobei das Zahnfleisch sich von den Zähnen zurückzieht und die Zahnhälse freilegt. Dies kann schließlich das Risiko von Zahnverlust erheblich erhöhen, da die Zähne weniger Unterstützung durch das umgebende Gewebe haben.

Wie führt Stress zu Zahnfleischrückgang?

Stress kann das Immunsystem schwächen, indem er die Produktion von Hormonen wie Cortisol erhöht, die die Fähigkeit des Körpers, Infektionen zu bekämpfen, beeinträchtigen. Ein geschwächtes Immunsystem ist weniger in der Lage, gegen die Bakterien im Mund vorzugehen, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für Zahnfleischentzündungen, auch Gingivitis genannt, führt. Chronischer Stress trägt zur Entstehung entzündlicher Prozesse im Körper bei, einschließlich der Mundhöhle. Stress kann die Ausschüttung von Entzündungsmediatoren verstärken, die das Gewebe angreifen und zerstören. Das Zahnfleisch wird dadurch geschädigt, verliert an Festigkeit und zieht sich von den Zähnen zurück.

Stress beeinflusst auch das allgemeine Verhalten und kann dazu führen, dass Menschen ihre Mundhygiene vernachlässigen. In stressigen Zeiten greifen viele Menschen häufiger zu ungesunden Lebensmitteln und lassen Routine-Zahnpflegegewohnheiten wie regelmäßiges Zähneputzen und die Verwendung von Zahnseide schleifen. Diese Vernachlässigung der Mundhygiene fördert die Ansammlung von Plaque, einer klebrigen Bakterienschicht, die das Zahnfleisch reizt und entzündet. Stress kann auch zu ungesunden Lebensgewohnheiten führen, wie z. B. Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum, die das Risiko von Zahnfleischproblemen erhöhen. Diese Faktoren beeinträchtigen die Blutzirkulation im Zahnfleisch, was dessen Fähigkeit, sich selbst zu reparieren und gesund zu bleiben, weiter schwächt. Darüber hinaus kann eine unzureichende Nährstoffaufnahme, die häufig mit stressbedingtem Essverhalten einhergeht, die Gesundheit des Zahnfleisches beeinträchtigen. Der Grund hierfür ist, dass dem Körper ggf.

Diagnose von stressbedingten Zahnschmerzen

Die Diagnose von stressbedingten Zahnschmerzen kann eine Herausforderung darstellen, da die Symptome oft subtil und schwer zu erkennen sind. Ein erfahrener Zahnarzt kann jedoch oft Anzeichen von Stress bei seinen Patienten erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Eine genaue Diagnose erfolgt durch eine gründliche Untersuchung in einer Zahnarztpraxis. In einigen Fällen kann es notwendig sein, ein dreidimensionales Röntgenbild anzufertigen, um die genaue Ursache der Zahnschmerzen zu ermitteln.

Behandlung von stressbedingten Zahnschmerzen

Die Behandlung von stressbedingten Zahnschmerzen erfordert oft einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl zahnmedizinische Versorgung als auch Stressmanagement und möglicherweise Psychotherapie umfasst.

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Zahnmedizinische Versorgung:

  • Aufbissschienen: Als Mittel der Wahl gelten sogenannte Anti-Knirscherschienen oder Aufbissschienen. Zahnärzte können beispielsweise spezielle Schienen anbieten, um das Zähneknirschen zu reduzieren. Diese Schienen werden aus hartem oder weichem Kunststoff gefertigt und an Ihr Gebiss angepasst. Aufbissschienen nehmen den unmittelbaren Druck vom Zahnschmelz und schützen so die Zähne vor weiteren Schäden. Bei vielen Patienten reduzieren sie auch die Muskelaktivität selbst, das Zähneknirschen wird also weniger. Es gibt verschiedene Arten von Aufbissschienen, darunter die Michigan-Schiene. Diese Zahnschiene ist eine spezielle Art von Aufbissschiene, die den Kiefer in seiner natürlichen Position hält und damit das Aufeinanderpressen verhindert.
  • Physiotherapie: Hilfreich ist auch, zum Lockern Ihrer Kiefermuskeln auf die Hilfe eines Physiotherapeuten zurückzugreifen. Durch Physiotherapie beispielsweise, erhalten Patienten zusätzlich Tipps für Übungen zu Hause oder um Fehlhaltungen im Alltag - unter anderem am Arbeitsplatz - zu korrigieren. Oder Sie probieren einige Übungen selbst aus, zum Beispiel:
    • Pressen Sie Zeige-, Mittel- und Ringfinger mit leichtem Druck auf die Kaumuskeln beider Seiten. Diese sitzen direkt unter dem Ende des Wangenknochens. Massieren Sie den Muskel entlang und öffnen und schließen Sie Ihren Mund dabei einige Male.
    • Öffnen Sie Ihren Mund und schieben Sie den Unterkiefer hin und her oder bewegen Sie ihn im Kreis.
    • Tasten Sie mit der Zunge jeden einzelnen Zahn ab.
  • Schmerzmittel: In einigen Fällen kann es notwendig sein, Schmerzmittel einzusetzen, um akute Zahnschmerzen zu lindern. Eine Akutbehandlung von stressbedingten Zahnschmerzen kann durch die Einnahme von Schmerzmitteln erfolgen.

Stressmanagement:

  • Entspannungstechniken: Methoden wie Yoga, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder QiGong können helfen, das chronisch hohe Erregungsniveau zu senken und so die Muskelaktivität zu reduzieren. Das Training wirkt oft nicht sofort, man sollte daher einige Zeit durchhalten. Grundsätzlich kann aber jeder lernen, sich zu entspannen.
  • Sport: Leidet man unter chronischem Stress, dann ist der Körper mit Stresshormonen wie Dopamin, Adrenalin oder Kortisol überschwemmt. Diese Hormone sollen uns in Gefahrensituationen eigentlich auf Flucht oder Kampf vorbereiten. Weil das bei Stress im Büro aber keine adäquate Reaktion ist, werden die Hormone nicht abgebaut und sorgen für eine Dauer-Erregung, die auch das Zähneknirschen begünstigt. Bewegung kann helfen, den Hormonpegel auf natürliche Weise wieder ins Gleichgewicht zu bringen und so den Stress auf körperlicher Ebene zu bewältigen.
  • Bio-Feedback: Bei diesem Verfahren setzt man elektronische Sensoren ein, welche die Muskelaktivität messen und dem Betroffenen über optische oder akustische Signale unmittelbare Rückmeldungen geben. So kann man lernen, unbewusst ablaufende Prozesse wie das Zähneknirschen willentlich zu kontrollieren und zu steuern.
  • Psychotherapie: Stress ist oft „hausgemacht“ - wir laden uns zu viel an Belastungen auf oder gehen auf ungünstige Weise damit um. Psychotherapie kann helfen, sich dieser Verhaltensmuster bewusst zu werden und neue Strategien zum besseren Umgang mit Stress zu entwickeln. Denn sie verschaffen zwar kurzfristig Erleichterung, langfristig verstärken sie den Stress und das Zähneknirschen eher.
  • Entschleunigung: Schalten Sie mal einige Gänge zurück, wenn Sie im Dauerstress sind. Egal, wie dringend und wichtig manche Dinge erscheinen: Sie sind keinesfalls wichtiger als Ihre Gesundheit. Lassen Sie das Smartphone liegen, nehmen Sie sich Zeit für sich selbst, essen Sie in Ruhe. Schon das kann helfen, das Zähneknirschen loszuwerden.

Prävention von stressbedingten Zahnschmerzen

Die Prävention von stressbedingten Zahnschmerzen kann durch eine gute Mundhygiene, regelmäßige zahnärztliche Kontrollen und effektives Stressmanagement erreicht werden.

  • Gute Mundhygiene: Eine effektive Putztechnik, unabhängig von der Wahl zwischen Hand- oder elektrischer Zahnbürste, ist entscheidend für die Entfernung von Zahnbelag und die Prävention von Karies sowie Zahnfleischerkrankungen. Die Verwendung von Zahnseide und Interdentalbürsten ergänzt die tägliche Mundpflege optimal und gewährleistet eine gründliche Reinigung der Zahnzwischenräume.
  • Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen: Für Zahnmediziner ist es oft schwer in einem frühen Stadium zu erkennen, ob Zahnschmerzen durch psychische Probleme verursacht oder verstärkt werden. Vor allem Patienten, die nicht regelmäßig zu Kontrollen oder Zahnreinigungen erscheinen, sind noch schwieriger zu befunden.
  • Effektives Stressmanagement: Techniken wie Yoga, Meditation, tiefe Atemübungen und progressive Muskelentspannung können dazu beitragen, den Stresspegel zu senken und somit das Risiko für Zahnschmerzen zu reduzieren.

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