Nervensystem Biologie Abitur Zusammenfassung

Die Neurobiologie ist ein Teilgebiet der Biologie, das sich mit dem Nervensystem befasst. Alle Lebewesen müssen Informationen aus ihrer Umwelt aufnehmen und verarbeiten können. Dazu besitzen sie Nervenzellen, die miteinander verknüpft sind. Alle Nervenzellen in unserem Körper verknüpfen sich zum Nervensystem. Es ist das System, das unsere Bewegungen, Empfindungen, Gedanken und sogar unsere Organe kontrolliert.

Grundlagen des Nervensystems

Das Nervensystem umfasst alle Nervenzellen deines Körpers und dient dazu, elektrische Signale im ganzen Körper weiterzuleiten. Dadurch ist es uns möglich, Reize aus unserer Umwelt (z.B. Geräusche, Farben) wahrzunehmen und entsprechend darauf zu reagieren. Das Nervensystem ist ein Netzwerk aus Nervenzellen (Neuronen), die miteinander in Verbindung stehen und sich gegenseitig beeinflussen. Die Neuronen dienen der Erzeugung elektrischer Erregung unter Aufnahme chemischer, mechanischer oder elektrischer Reize und der Umwandlung dieser Reize. In Form schwacher elektrischer Ströme können sie diese Erregung über ihre langen Fortsätze an andere Zellen weiterleiten.

Reizwahrnehmung und Erregungsleitung

Sinneszellen nehmen Reize wahr. Die Reize werden dann in Form von Erregungen (elektrischen Signalen) durch Nervenzellen an weitere Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark übermittelt.

Aufgaben des Nervensystems

Das Nervensystem ist ein koordinierendes Organsystem und erfüllt folgende Aufgaben:

  • Die Wahrnehmung der unterschiedlichen Reizarten mithilfe von Sinneszellen (Rezeptoren).
  • Die Informationsverarbeitung und Speicherung auf allen Ebenen des Nervensystems.
  • Die Beantwortung der Informationen mit entsprechenden Verhaltensweisen bzw. die Steuerung der Funktionsweise innerer Organe.

Aufbau des Nervensystems

Du kannst das gesamte Nervensystem nach unterschiedlichen Kriterien unterteilen. Nach seinem Aufbau kannst du es in das zentrale und das periphere Nervensystem gliedern. Außerdem ist es für das Denken und Fühlen verantwortlich. Das Nervensystem kann zum einen in zentrales (ZNS) und peripheres System (PNS) differenziert werden.

Lesen Sie auch: Enterisches Nervensystem vs. Vegetatives Nervensystem: Ein detaillierter Vergleich

Zentralnervensystem (ZNS)

Das zentrale Nervensystem (ZNS) besteht aus dem Gehirn und dem Rückenmark. Das Gehirn ist das Hauptorgan des Nervensystems. Es ist das Kontrollzentrum unseres Körpers und steuert alles, was wir tun. Das Gehirn besteht aus Milliarden von Nervenzellen, die als Neuronen bezeichnet werden. Das Rückenmark ist ein langer, dünner Strang von Nervengewebe, der vom Gehirn bis zum unteren Rücken verläuft. Es enthält Nervenbahnen, die Signale zwischen dem Gehirn und dem Rest des Körpers übertragen. Das Rückenmark ist auch an vielen wichtigen Reflexen beteiligt.

Peripheres Nervensystem (PNS)

Das periphere Nervensystem (PNS) umfasst alle Nervenbahnen außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks. Zum Beispiel leiten periphere Nervenzellen ein Signal, das durch das Hupen eines Autos ausgelöst wurde, an dein Gehirn (ZNS). In deinem Gehirn wird der Reiz dann verarbeitet. Daraufhin leiten andere periphere Nervenzellen ein Signal von dort an deine Beine.

Somatisches und vegetatives Nervensystem

Du kannst das Nervensystem aber auch danach einteilen, ob Vorgänge bewusst oder unbewusst gesteuert werden. Das somatische Nervensystem ermöglicht, dass du deine Umwelt bewusst wahrnimmst. Das vegetative Nervensystem (VNS) reguliert dagegen alle Vorgänge, die in deinem Körper unbewusst ablaufen. Das vegetative Nervensystem (VNS) hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass es nicht willkürlich gesteuert werden kann, sondern unwillkürlich beziehungsweise unbewusst abläuft. Früher wurde das VNS auch als autonomes Nervensystem bezeichnet, was nun durch die enge Zusammenarbeit mit dem ZNS als nicht mehr zeitgemäß angesehen wird. Das SNS erhält nämlich sehr wohl vom ZNS einigen Input und Signale.

Der Sympathikus übernimmt die Regulation deiner Organfunktionen in Stresssituationen, während der Parasympathikus in Ruhe die Kontrolle hat. Der Parasympathikus: Dieser Teil ist zuständig für das Entspannungssystem und arbeitet nach dem Prinzip "rest and digest". Er regt also die Verdauung an und sorgt dafür, dass der Körper sich nach einer Stressreaktion entspannen kann. Der Sympathikus: Der Gegenspieler (Anatgonist) des Parasympathikus ist der Sympathikus. Er arbeitet nach dem Prinzip "fight or flight". Dies bedeutet, dass er im Körper eine Stressreaktion auslöst, sodass dieser augenblicklich viel Energie zur Verfügung hat, welche er beispielsweise durch Muskelkraft einsetzen kann. Demzufolge ruft der Sympathikus eine Leistungssteigerung hervor.

Die Nervenzelle (Neuron)

Wenn du dir das Nervensystem genauer anschaust, siehst du, dass es aus vielen einzelnen Nervenzellen aufgebaut ist. Nervenzellen sind also die Bausteine der Nervensysteme. Sie ermöglichen die Aufnahme von elektrischen Signalen. Die Nervenzelle oder das Neuron ist die grundlegende funktionelle Einheit des Nervensystems und ein zentrales Thema in der Neurobiologie.

Lesen Sie auch: Wie das vegetative Nervensystem die Blase beeinflusst

Aufbau einer Nervenzelle

Die Nervenzellen sind die Grundbausteine des Nervensystems. Sie bestehen aus einem Zellkörper mit Dendriten zur Reizaufnahme und einem Axon zur Reizweiterleitung. Die Dendriten nehmen Signale aus dem Körper auf. Das Axon leitet Signale zu einem anderen Axon, zu einer Drüsenzelle oder einer Muskelfaser weiter. Umgeben ist das Axon von Gliazellen.

Ruhepotential und Aktionspotential

Die Grundlage für die Erregungsleitung in Nervenzellen ist das Ruhepotential. Sie entsteht durch unterschiedliche Konzentrationen elektrisch geladener Teilchen (Ionen) inner- und außerhalb der Zelle. Nachdem in einer Nervenzelle ein Aktionspotential entstanden ist, kann sie nicht direkt das nächste Signal weiterleiten.

Synapsen und Erregungsübertragung

Die elektrischen Signale müssen aber nicht nur innerhalb einer Nervenzelle weitergeleitet werden, sondern auch auf die nächste Zelle übertragen werden. An allen Synapsen wird das ankommende elektrische Signal in ein chemisches Signal umgewandelt. Die Transmitter reizen dann eine zweite Zelle und lösen in ihr ein neues elektrisches Signal aus. Es gibt allerdings auch bestimmte Stoffe, die die Erregungsübertragung an den Synapsen negativ beeinflussen. Für die Weiterleitung eines Signals an der Synapse wird das elektrische Signal in ein chemisches Signal umgewandelt - an die nächste Zelle.

Das enterische Nervensystem (ENS) - Das „Bauchgehirn“

Verliebte sprechen oftmals von „Schmetterlingen im Bauch“. Andere wiederum behaupten, dass ihnen „Stress auf den Magen schlägt“. Forschungen zeigen, dass sich in dem menschlichen Bauchraum ein komplexes Nervensystem befindet, das sogenannte enterische Nervensystem (=ENS). Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeiten des Nervenzellengeflechts des enterischen Nervensystems mit dem des Gehirns spricht man auch von unserem „zweiten Gehirn“ oder dem „Bauchgehirn“.

Aufgaben des enterischen Nervensystems

Die Hauptaufgabe des enterischen Nervensystems ist die Steuerung der Verdauung. Das enterische Nervensystem ist ein komplexes Geflecht aus Nervenzellen, welches im Verdauungstrakt des Menschen sitzt, wo es die gesamten motorischen (Ansteuerung und Anspannung der Muskulatur) und sekretorischen (Abgabe wichtiger Körpersubstanzen wie z.B. Verdauungsenzyme oder Hormone) Prozesse der Verdauung steuert. Es enthält etwa 100 bis 200 Millionen Nervenzellen und ist damit größer als das Nervensystem im Rückenmark.

Lesen Sie auch: Sympathikus und Parasympathikus detailliert erklärt

Unabhängigkeit vom ZNS

Das enterische Nervensystem wird auch als „Bauchgehirn“ bezeichnet. Dieses Nervenzellengeflecht gehört neben dem Sympathikus und dem Parasympathikus zum vegetativen Nervensystem. Da das vegetative Nervensystem innerkörperliche Vorgänge steuert und reguliert, unterliegt es nicht direkt dem Willen des Menschen. So arbeitet also das enterische Nervensystem weitgehend unabhängig vom ZNS. Demzufolge verläuft die Verdauung unwillkürlich und unbeeinflusst von eigenen Entscheidungen. Dennoch können Sympathikus und Parasympathikus einen Einfluss auf das ENS nehmen.

Neurotransmitter im ENS

Das enterische Nervensystem besitzt die Neurotransmitter Serotonin und Dopamin. Das ENS wirkt im gesamten Bereich des Gastrointestinaltrakts. Das heißt, es zieht sich von der Speiseröhre bis zum Mastdarm hindurch.

Aufbau des enterischen Nervensystems

Die verschiedenen Organe in diesem Wirkungsbereich haben einen ähnlichen Wandaufbau:

  • Tunica mucosa (=die Schleimhaut)
  • Tunica muscularis (=eine Muskelschicht)

Nervengeflechte

Zum einen findet man den Plexus submucosus (=Meissner-Plexus), der in der Submukosa liegt. Er besteht aus Anhäufungen von Ganglienzellen (Ansammlung von Nervenzellen (Nervenknoten), umgeben von Bindegewebe ) und den von ihnen ausgehenden Nervenfasern. Zum anderen gibt es den Plexus myentericus (=Auerbach-Plexus), der in der Tunica muscularis zwischen der Ringmuskelschicht und der Längsmuskelschicht liegt. Dieser ist ein Geflecht aus multipolaren Nervenzellen (Besitzen zahlreiche Dendriten und ein Axon) und Fasern des vegetativen Nervensystems, welches in kleinen Ganglien organisiert ist.

Neuronen des ENS

Die meisten Nervenzellen (=Neuronen) des ENS befinden sich in den beiden Nervengeflechten des Magen-Darm-Traktes, das heißt in dem Meissner-Plexus und in dem Auerbach-Plexus. Dabei ist das ENS ist aus afferenten Neuronen, Interneuronen (Nervenzellen, die zwischen afferenten und efferenten Nervenzellen liegen und diese miteinander verschalten) und Motoneuronen (efferente Nervenzellen, die die Muskulatur innervieren) aufgebaut.

IPANs und Cajal-Zellen

An diesen Interneuron-Ketten wirken sogenannte IPANs (=intrinsische primäre afferente Nervenzellen). Diese speziellen Nervenzellen können bestimmte Einflussgrößen aus dem Magen-Darm-Trakt registrieren. Eine Einflussgröße kann beispielsweise der Druck des Darminhaltes sein, der die IAPNs anregt. Sie senden daraufhin Signale an die Interneuronen. Die Interneuronen wiederum aktivieren nach Signaleingang die erregenden oder hemmenden Motoneuronen, welche in der Ring- und Längsmuskelschicht liegen. Ein weiterer Bestandteil des ENS sind die interstitiellen Zellen von Cajal. Diese Cajal’sche Zellen bilden ein Zellsystem, welches eine Vermittlungsfunktion zwischen den Nervenzellen und den glatten Muskelzellen des Magen-Darm-Trakts hat. Dadurch können die Cajal’sche Zellen Einfluss auf die rhythmische Kontraktion der gastrointestinalen Muskulatur nehmen.

Funktionen des ENS im Detail

Das ENS ist hauptsächlich für die Steuerung der Verdauungsvorgänge zuständig. Das bedeutet, dass es die Darmmotilität (Bewegungsfähigkeit des Darms, wodurch der Darminhalt transportiert und durchmischt wird), die Resorption (Die Aufnahme der durch die Verdauung gespalteten Nahrung aus dem Darmlumen) und die Sekretion (Absonderung von Stoffen) reguliert.

Meissner- und Auerbach-Plexus

Der Meissner-Plexus hat dabei vor allem sekretorische Aufgaben. Er steuert also die Sekretion der Darmdrüsen. Weitere Aufgaben des Meissner-Plexus sind die Regulation von immunologischen Vorgängen, das Innervieren (Die Versorgung von Geweben oder Organen mit Nerven) der Feinbewegung der glatten Muskulatur der Darmschleimhaut und die Kontrolle der Peristaltik. Der Auerbach-Plexus hingegen übernimmt die Regulation der Peristaltik und ist ebenfalls für die Sekretion von Enzymen in das Darmlumen verantwortlich.

Peristaltik

Peristaltik beschreibt die Muskeltätigkeit von Hohlorganen wie zum Beispiel von Speiseröhre, Magen oder Darm. Die Muskulatur dieser Organe mischt durch rhythmisches Kontrahieren (=Zusammenziehen) den Inhalt der Hohlorgane und transportiert ihn weiter. Diesen Inhalt bezeichnet man auch als Bolus. Im Magen-Darm-Trakt ist es der Nahrungsbrei, der zum Darmausgang transportiert wird. Der Bolus aktiviert die Dehnungsrezeptoren des enterischen Nervensystems. Durch deren Aktivierung kommt es durch die Signalübertragung über die Interneuronen-Kette und über die verschiedenen Motoneuronen zur Entspannung der Ringmuskulatur.

Die Ringmuskulatur entspannt sich dabei einige Zentimeter vor dem Bolus, wo die Längsmuskulatur sich gleichzeitig zusammenzieht. Hinter dem Bolus wiederum kommt es zur Kontraktion der Ringmuskulatur. Somit wird verhindert, dass der Mageninhalt oral, also zum Mund hin, zurückgedrängt wird. Dieser Vorgang lässt eine Welle der Peristaltik in Richtung des Mastdarms, also aboral, entstehen. Neben der propulsiven Peristaltik gibt es noch die nicht-propulsive Peristaltik und die retrograde Peristaltik, auch Antiperistaltik genannt. Bei der nicht-propulsiven Peristaltik kommt es zur Durchmischung des Darminhaltes durch ringförmige Kontraktionswellen. Die retrograde Peristaltik hingegen veranlasst eine Bewegung in orale Richtung. Dies führt beispielsweise zu Erbrechen.

Modulation durch Sympathikus und Parasympathikus

Das enterische Nervensystem funktioniert in der Regel komplett autonom. Im Gegensatz zu vielen anderen Organen ist das ENS nicht auf die Steuerung des Gehirns angewiesen. Folglich kann der Mensch seine Verdauung nicht bewusst kontrollieren. Als Modulatoren (Beeinflussung der Arbeitsweise des Nervensystems mittels chemischer Substanzen) wirken der Parasympathikus und der Sympathikus am Anfang des Gastrointestinaltrakts, also bei der Nahrungsaufnahme, und am Ende des Verdauungstrakts, das heißt bei der Defäkation (Ausscheidung von Kot). Dabei regt der Parasympathikus die Verdauung an, wohingegen der Sympathikus die Funktionen der Verdauung mindert.

Die Kontraktion der Schließmuskel stellt dabei allerdings eine Ausnahme der Funktionen des Sympathikus dar, da er hier zum Zusammenziehen anregt, also keine mindernde Wirkung hat. Bei einer akuten Gefahr aktiviert der Sympathikus die Kampf- oder- Flucht Reaktion, wodurch das Gehirn Impulse durch das sympathische Nervensystem an das Nebennierenmark sendet. Somit kommt es zur schlagartigen Freisetzung von Adrenalin und Noradrenalin. Der Sympathikus bewirkt über den Neurotransmitter Noradrenalin eine Hemmung der Peristaltik und der Schließmuskel wird verschlossen. Gleichzeitig reduziert der Sympathikus damit die Durchblutung des Magen-Darm-Trakts und die Sekretion von Verdauungsenzymen. Dadurch können die anderen Muskeln des Körpers, wie zum Beispiel die Beinmuskeln, besser durchblutet werden, was in der Gefahrensituation für das schnelle Wegrennen zum Vorteil ist. Der Parasympathikus, der in der Ruhe- und Regenerationsphase überwiegt, sorgt hingegen in der Erholungsphase des Körpers über den Neurotransmitter Acetylcholin für die Aktivierung der glatten Muskulatur im Magen-Darm-Trakt.

Die Verbindung zwischen ENS und Gehirn

Obwohl das Gehirn und das ENS unabhängig voneinander agieren, gibt es dennoch eine direkte Verbindung vom ENS zum Gehirn. Die Verbindung findet über den Nervus vagus (=Vagusnerv), dem zehnte Hirnnerv und dem Hauptnerv des Parasympathikus, statt. Über den Vagusnerv können Informationen in beide Richtungen vermittelt werden. Auf diesem Weg erhalten die Organe des Gastrointestinaltrakts Anweisungen vom Gehirn. Allerdings werden fast 90 % aller Informationen in die andere Richtung gesendet, also vom ENS an das Gehirn. Der Magen-Darm-Trakt teilt dem Gehirn u.a. mit, ob etwas Verdorbenes mit der Nahrung aufgenommen wurde.

Einfluss von Mikroorganismen

Die Kommunikation zwischen dem ENS und dem Gehirn kann außerdem von Mikroorganismen wie zum Beispiel dem Bakterium Escherichia coli beeinflusst werden. Die Mikroorganismen im Verdauungstrakt sind unter anderem an der Synthese von Neurotransmittern beteiligt, mit welchen sie dann über den Vagusnerv mit dem Gehirn kommunizieren können. Beispielsweise sind Darmbakterien an der Synthese des Neurotransmitter GABA beteiligt. GABA hat eine beruhigende Wirkung. Er wirkt zum Beispiel gegen Stress und sorgt für einen ruhigen Schlaf. Wird dieser Neurotransmitter nun nicht richtig durch die Darmbakterien synthetisiert, so kommt man schlechter zur Ruhe. Zudem ist bekannt, dass bestimmte Bakterien in der Darmflora auf das Sättigungsgefühl Einfluss nehmen können.

ENS und Psyche

Das enterische System nimmt darüber hinaus Einfluss auf die Psyche des Menschen. Grund dafür ist der Vagusnerv, welcher mit dem limbischen System verbunden ist. Das limbische System ist ein Randgebiet zwischen Großhirn und Gehirnstamm. Es beeinflusst die Merkfähigkeit, das Gedächtnis, das Sexualverhalten und ist vor allem die Verarbeitung von Emotionen zuständig. Experimente mit Ratten weisen nach, dass sich die Verhaltensweise der Tiere ändert, sobald die zuständigen Nervenstränge für die Signalweiterleitung aus dem ENS zum Gehirn beziehungsweise zum limbischen System durchtrennt werden. Zum Beispiel reagieren die Ratten nach der Durchtrennung der Nervenstränge völlig furchtlos auf Situationen, die bei ihnen üblicherweise Angst auslösen. Das Experiment zeigt demnach, dass die Signale vom ENS zum Gehirn Einfluss auf das Angstverhalten bei Ratten ausüben können.

ENS und Stress

Stress oder andere psychische Belastungen wie Angst oder Ärger wirken auch auf das enterische Nervensystem ein. So kann es bei Stress zu Fehlregulierungen des ENS kommen, wodurch die Darmmotilität gestört wird. Bei einer akuten Stresssituation werden Stresshormone wie Adrenalin vom zentralen Nervensystem freigesetzt, welche über den Vagusnerv die Nervenzellen des Magen-Darm-Trakts aktivieren. Im Gegensatz dazu verlangsamt sich die Darmmotilität bei andauerndem Stress, da hier vor allem das produzierte Adrenalin die Darmbewegung durch seine hohe Konzentration vermindert. Dies wiederum führt folglich zu Verstopfungen.

Erkrankungen des enterischen Nervensystems

Das enterische Nervensystem hat viele wichtige Funktionen für den Körper des Menschen und ist somit essentiell für die Gesundheit. Kommt es aber zu Fehlregulierungen im ENS, verursacht es schwere Krankheiten. Man vermutet, dass das ENS sogar oft der Ursprung neurodegenerativen Erkrankungen ist. Grund dafür ist der Informationsfluss vom ENS zum Gehirn über den Vagusnerv, der die Signalweiterleitung und den Hormonhaushalt des Gehirns beeinflusst.

Morbus Hirschsprung

Morbus Hirschsprung ist eine angeborene Krankheit im enterischen Nervensystem. Es betrifft Abschnitte im Enddarm, bei dem die Ganglienzellen in der Darmwand fehlentwickelt sind. Bei Erkrankten, denen die Ganglienzellen fehlen, kommt es folglich zu Verstopfungen und zur Ausdehnung des Dickdarms, da sich der Darminhalt vor dem Abschnitt mit den fehlenden Nervenzellen aufstaut.

Parkinson-Krankheit

Die Parkinson-Krankheit ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die besonders im höheren Lebensalter auftritt. Bei dieser neurodegenerativen Krankheit kommt es zum Absterben von Nervenzellen im Gehirn. Durch Morbus Parkinson wird unter anderem die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt. Muskelzittern, Muskelstarre und auch Haltungsinstabilität sind Symptome dieser Krankheit. Heute ist bekannt, dass bei der Parkinson-Krankheit nicht ausschließlich die Nervenzellen im Gehirn absterben, sondern auch die Nervenzellen des enterischen Nervensystems zugrunde gehen. Untersuchungen zeigen, dass sich das Gewebe des ENS bei Parkinson ähnlich verändert wie das Gewebe im Gehirn.

Alzheimer-Krankheit

Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, bei welcher es ebenfalls zum Absterben von Nervenzellen im Gehirn kommt. Durch die Alzheimer-Krankheit kommt es zunehmend zu einer Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit. Symptome dieser neurodegenerativen Krankheit sind Vergesslichkeit, Orientierungslosigkeit und Sprachunfähigkeit. Erkrankte verändern im Laufe der Erkrankung ihr Verhalten und ihre Persönlichkeit.

Nervensysteme wirbelloser Tiere

Nervensysteme (NS) wirbelloser Tiere sind äußerst vielgestaltig. Mit der Evolution fand eine fortschreitende Zentralisation der NS und eine Cephalisierung (Kopfbildung) statt. Bei den meisten bilateralsymmetrisch (zweiseitig gleich) gebauten Tieren ist auch ein bilateralsymmetrisches NS ausgebildet.

Nervennetze

Nesseltiere und Stachelhäuter sind radiärsymmetrisch gebaut und zeigen dementsprechend ein radiärsymmetrisches NS. Der Süßwasserpolyp besitzt ein diffuses Nervennetz. Bei den Stachelhäutern ist ein zentraler Ring mit Radiärnerven in jedem Arm ausgebildet. Den einfachsten Typ eines NS findet man innerhalb der Hohltiere bei den Nesseltieren (Cnidarien). Sie besitzen ein diffuses (zerstreutes), netzartiges System von Nervenzellen, welches an der äußeren Zellschicht über den gesamten Körper verteilt ist.

Strickleiternervensystem

Das NS der Ringelwürmer (Annelida) lässt sich schematisch aus dem der Plattwürmer herleiten. So gesehen erfolgte eine Verstärkung der beiden Bauchstränge und eine Reduktion der übrigen 6 Markstränge. Durch die Zusammenfassung der Nervenzellen in den einzelnen Segmentabschnitten der Ringelwürmer kommt es zur Ausbildung eines typischen Strickleiternervensystems. In diesem sind die pro Körpersegment zu Nervenknoten verschmolzenen 2 Bauchmarkganglien durch Kommissuren miteinander und durch Konnektive mit benachbarten Ganglien verbunden (Bauchmark).

Zentralnervensystem bei Wirbellosen

Viele Mollusken besitzen ein Zentralnervensystem aus paarigen Ganglien, welche in verschiedenen Körperteilen lokalisiert und durch Kommissuren oder Konnektive miteinander verbunden sind. Meist verlaufen vier Stränge durch den Organismus. Die sensorischen Zentren sind im Cerebralganglion lokalisiert. Die übrigen Ganglienpaare haben sich zu einem Unterschlundganglion zusammengeschlossen und enthalten die motorischen Zentren.

Neurologische Erkrankungen

Neurologische Erkrankungen sind Erkrankungen des Nervensystems. Sie sind entweder durch einen Gendefekt angeboren oder entstehen im Laufe des Lebens. Hierfür können zum Beispiel eine Infektion, ein Trauma oder eine Rückbildung (Degeneration) verantwortlich sein.

Das Nervensystem stärken

Eine gesunde Lebensweise, regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung können dazu beitragen, das Nervensystem gesund zu halten. Es ist auch wichtig, mögliche Verletzungen des Nervensystems zu vermeiden.

tags: #Nervensystem #Biologie #Abitur #Zusammenfassung