Die Nervus Infraorbitalis Neuralgie ist eine Schmerzerkrankung, die den Nervus infraorbitalis betrifft, einen Ast des Nervus maxillaris, der für die sensible Versorgung des Mittelgesichts zuständig ist. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten dieser Erkrankung.
Ursachen der Nervus Infraorbitalis Neuralgie
Die Ursachen für eine Nervus Infraorbitalis Neuralgie können vielfältig sein. Es ist wichtig, zwischen therapeutischen und idiopathischen Nervverletzungen zu unterscheiden. Hier sind einige häufige Auslöser:
- Sinusitis: Entzündungen der Kieferhöhle (Sinus maxillaris) können den Nerv reizen. Dies kann durch rhinogene (durch Bakterien aus der Nase verursachte), hämatogene (bei Allgemeininfektionen) oder odontogene (von den Zähnen ausgehende) Ursachen bedingt sein.
- Odontogene Ursachen: Etwa ein Drittel aller Kieferhöhlenentzündungen sind odontogen bedingt. Mögliche Ursachen sind apikale Granulome, radikuläre Zysten, infizierte follikuläre Zysten, Eröffnung der Kieferhöhle bei Zahnextraktionen, marginale Parodontitis, intraossäre Implantate oder Fremdkörper wie Wurzelreste in der Kieferhöhle.
- Trauma: Oberkiefer- und Jochbeinfrakturen können den Nervus infraorbitalis schädigen oder einklemmen.
- Infektionen: Herpes Zoster-Infektionen können zu einer Post-Zoster-Neuralgie führen.
- Tumore: Tumore im Bereich des Nervus maxillaris können diesen komprimieren und Schmerzen verursachen.
- Iatrogene Ursachen: Zahnärztliche Eingriffe, insbesondere Implantationen, Weisheitszahnentfernungen oder Wurzelkanalbehandlungen, können den Nerv verletzen.
- Multiple Sklerose (MS): In seltenen Fällen kann eine Trigeminusneuralgie durch Demyelinisierung im Rahmen einer MS verursacht werden.
- Vaskuläre Kompression: Eine Kompression des Nervus trigeminus durch ein Blutgefäß, meist die A. superior cerebelli, kann zu einer Trigeminusneuralgie führen.
- Idiopathische Ursachen: In einigen Fällen lässt sich keine eindeutige Ursache für die Neuralgie finden.
Symptome der Nervus Infraorbitalis Neuralgie
Die Symptome einer Nervus Infraorbitalis Neuralgie können variieren, umfassen jedoch typischerweise:
- Schmerzen: Plötzlich einschießende, heftige Schmerzen im Versorgungsgebiet des Nervus infraorbitalis (zwischen unterem Augenlid und Oberlippe). Die Schmerzen können sekundenlang bis wenige Minuten dauern.
- Triggerpunkte: Bestimmte Berührungen oder Bewegungen können die Schmerzen auslösen.
- Sensibilitätsstörungen: Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Brennen im betroffenen Gebiet.
- Begleitsymptome: In einigen Fällen können Begleitsymptome wie Kopfschmerzen, verstopfte Nase oder ein dumpfes Druckgefühl auftreten.
- Schwellung und Rötung: Bei einer Oberkieferosteomyelitis kann es zu einer Schwellung im Wangenbereich über der Fossa canina mit Ödem des Unterlides kommen.
Diagnose der Nervus Infraorbitalis Neuralgie
Die Diagnose der Nervus Infraorbitalis Neuralgie basiert in erster Linie auf der Anamnese und der klinischen Untersuchung. Folgende diagnostische Maßnahmen können durchgeführt werden:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte, einschließlich der Beschreibung der Schmerzen, Auslöser und Begleitsymptome.
- Klinische Untersuchung: Untersuchung des Gesichts auf Sensibilitätsstörungen, Triggerpunkte und andere Auffälligkeiten.
- Bildgebung: Röntgenaufnahmen der Nasennebenhöhlen oder eine Panoramaschichtaufnahme können bei odontogenen Ursachen hilfreich sein. In unklaren Fällen kann eine MRT (Magnetresonanztomographie) durchgeführt werden, um andere Ursachen wie Tumore oder Multiple Sklerose auszuschließen.
- Endoskopie der Kieferhöhle (Sinuskopie, Antroskopie): Zur direkten Beurteilung der Kieferhöhlenschleimhaut.
- Neurologische Untersuchung: Um andere neurologische Erkrankungen auszuschließen.
- Zahnärztliche Untersuchung: Um odontogene Ursachen zu identifizieren.
- Kieferöffnungsreflex: Eine elektrophysiologische Methode zur Objektivierung trigeminaler Sensibilitätsstörungen.
Behandlung der Nervus Infraorbitalis Neuralgie
Die Behandlung der Nervus Infraorbitalis Neuralgie zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Die Therapie kann konservativ oder chirurgisch erfolgen.
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Konservative Behandlung
- Medikamentöse Therapie:
- Antikonvulsiva: Carbamazepin oder Oxcarbazepin sind häufig die Medikamente der ersten Wahl. Sie stabilisieren die Nervenzellen und reduzieren die Schmerzimpulse.
- Andere Antikonvulsiva: Lamotrigin, Gabapentin oder Pregabalin können ebenfalls eingesetzt werden.
- Muskelrelaxantien: Baclofen kann bei Muskelverspannungen hilfreich sein.
- Trizyklische Antidepressiva: Amitriptylin kann bei chronischen Schmerzen und Depressionen eingesetzt werden.
- Lokalanästhetika-Pflaster: Können zur lokalen Schmerzlinderung eingesetzt werden.
- Opioide: Sollten nur in Ausnahmefällen und kurzzeitig eingesetzt werden.
- Physiotherapie: Kann bei Muskelverspannungen und zur Verbesserung der Beweglichkeit helfen.
- Psychotherapie: Kann bei der Schmerzbewältigung und zur Reduktion von Stress hilfreich sein.
- Akupunktur: Einige Studien deuten auf eine Wirksamkeit von Akupunktur bei Neuralgien hin.
- Injektionen: Lokalanästhetika oder Kortikosteroide können in den Nervus infraorbitalis injiziert werden, um die Schmerzen zu lindern.
- Alternative Therapien: Entspannungstechniken, Biofeedback oder andere alternative Therapien können zur Schmerzlinderung beitragen.
Chirurgische Behandlung
Chirurgische Optionen kommen in Betracht, wenn die konservative Therapie nicht ausreichend wirksam ist oder wenn eine klare Ursache wie ein Tumor oder eine vaskuläre Kompression vorliegt.
- Mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta: Bei dieser Operation wird der Nervus trigeminus vom komprimierenden Blutgefäß befreit.
- Perkutane Verfahren:
- Thermokoagulation: Hierbei werden die Schmerzfasern des Nervs durch Hitze verödet.
- Ballonkompression: Ein Ballonkatheter wird in das Ganglion Gasseri eingeführt und aufgeblasen, um die Schmerzfasern zu schädigen.
- Glyzerolinjektion: Glyzerol wird in das Cavum Meckeli injiziert, um die Schmerzfasern zu zerstören.
- Neurektomie: Durchtrennung des Nervus infraorbitalis. Diese Methode wird aufgrund des Risikos einer Anaesthesia dolorosa nur selten angewendet.
- Funktionelle Operation der Kieferhöhle: Bei odontogenen Ursachen kann eine Operation der Kieferhöhle erforderlich sein, um die Entzündung zu beseitigen.
- Nervenrekonstruktion: Bei iatrogenen Nervverletzungen kann eine mikrochirurgische Rekonstruktion des Nervs versucht werden.
Behandlung von Post-Zoster-Neuralgie
Bei einer Post-Zoster-Neuralgie (PZN) nach Herpes Zoster-Infektion können folgende Medikamente eingesetzt werden:
- Trizyklische Antidepressiva: Amitriptylin ist besonders gut untersucht.
- Antikonvulsiva: Gabapentin oder Pregabalin.
- Lokalanästhetika-Pflaster: Können zur lokalen Schmerzlinderung eingesetzt werden.
- Capsaicin-Creme: Kann bei lokalen Schmerzen helfen.
Zahnärztliche Aspekte
Da odontogene Ursachen eine wichtige Rolle spielen können, ist eine enge Zusammenarbeit mit einem Zahnarzt wichtig. Mögliche zahnärztliche Maßnahmen sind:
- Beseitigung von Entzündungsherden: Behandlung von apikalen Granulomen, radikulären Zysten oder Parodontitis.
- Entfernung von Fremdkörpern: Entfernung von Wurzelresten oder anderen Fremdkörpern aus der Kieferhöhle.
- Korrektur von Bissstörungen: Bei CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion) können Bisskorrekturen oder Schienen helfen.
- Vermeidung iatrogener Nervverletzungen: Sorgfältige Planung und Durchführung zahnärztlicher Eingriffe, um Nervverletzungen zu vermeiden.
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