Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die oft mit Bewegungsstörungen einhergeht. Zu den typischen Symptomen zählen verlangsamte Bewegungsabläufe (Bradykinese), Muskelsteifheit (Rigor), Zittern (Tremor) und eine instabile Körperhaltung. Viele Betroffene entwickeln im Laufe der Zeit auch Gang- und Haltungsstörungen, die sich in kleinen, trippelnden Schritten oder Schwierigkeiten beim Anheben der Füße äußern können. Diese Symptome können das Sturzrisiko erheblich erhöhen und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen.
Die Entwicklung von Schuhen und Technologien, die speziell auf die Bedürfnisse von Parkinson-Patienten zugeschnitten sind, kann einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung ihrer Mobilität und Lebensqualität leisten. Solche Hilfsmittel können nicht nur die Symptome lindern, sondern auch das Selbstvertrauen und die Unabhängigkeit der Betroffenen stärken.
Innovative Technologien für mehr Sicherheit und Komfort
Novapace: Smarte Einlegesohle mit Echtzeit-Feedback
Die smarte Einlegesohle Novapace, entwickelt von einem Gründerteam um Patrick Scholl, Simon Staffa und Lukas Braisz, bietet eine innovative Lösung zur Verbesserung des Gangbildes von Parkinson-Patienten. Die Idee entstand aus der persönlichen Erfahrung von Patrick Scholl, dessen Großvater an Morbus Parkinson erkrankt ist.
Die Sohle ist mit verschiedenen Sensoren ausgestattet, die das Abrollverhalten, die Druckverteilung im Fuß und die Bewegung des Fußes messen. "Die Sohle weiß also, wie die Person gerade geht", erklärt Simon Staffa. Bei einem Fehlverhalten, wie z.B. wenn der Fuß nicht richtig angehoben wird, die Schritte zu klein sind oder ein Sturz droht, gibt eine Vibrationseinheit in Echtzeit eine Rückmeldung an den Nutzer.
Ein weiterer Vorteil von Novapace ist ihre Alltagstauglichkeit. Das Gehäuse für den Sensor, das an den Schuh geklemmt wird, ist klein und somit von außen kaum zu sehen. Dies ist besonders für jüngere Parkinson-Patienten wichtig, die oft nicht bereit sind, Hilfsmittel wie einen Rollator zu benutzen, wenn sie diese nur in bestimmten Situationen benötigen.
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Das Ziel des Teams ist die Zertifizierung als Medizinprodukt, um die Sohle flächendeckend für die Versorgung von Parkinson-Patienten einsetzen zu können. Studien, wie die von der Hochschule Bremen im Studiengang „Angewandte Therapiewissenschaften“, helfen den Wissenschaftlern, den Gang der Parkinsonpatienten besser zu verstehen.
Mobile GaitLab: Ganganalyse für eine individuelle Therapie
Das Erlanger Start-up-Unternehmen Portabiles HealthCare Technologies hat in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Jochen Klucken von der Uniklinik Erlangen und Prof. Dr. Björn Eskofier das tragbare Sensorsystem "Mobile GaitLab" entwickelt. Dieses System wird an den Schuhen befestigt und analysiert die Gangqualität des Patienten im Alltag.
Da die Gangstörung das Hauptsymptom der Parkinson-Krankheit darstellt, können anhand der Gangqualität Schlüsse über den Krankheitsverlauf und die Wirksamkeit der Therapie gezogen werden. "Das Hauptziel der Therapie ist in erster Linie, die Bewegungsfähigkeit zu erhalten", erklärt Ralph Steidl, Gründer und CEO von Portabiles HCT.
Die Symptome der Gangstörung sind bei jedem Patienten individuell, daher ist es für Ärzte wichtig zu wissen, wann diese Symptome auftreten, um die Medikamenteneinstellung und die Therapie entsprechend anzupassen. "Was vorher ein halbes bis dreiviertel Jahr gedauert hat, kann nun innerhalb von ein bis zwei Wochen umgesetzt werden", so Steidl.
Dank der Telemedizin können Ärzte die Therapie aufgrund der Daten ändern, ohne dass der Patient in die Praxis muss. Dies ermöglicht eine schnellere Hilfe und spart Kosten. Durch die Zertifizierung als Medizinprodukt kann das tragbare Sensorsystem künftig für die Versorgung von Parkinsonpatienten eingesetzt werden.
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Komfort und Sicherheit im Alltag: Spezielle Schuhmodelle
Neben innovativen Technologien gibt es auch spezielle Schuhmodelle, die auf die Bedürfnisse von Parkinson-Patienten zugeschnitten sind. Diese Schuhe zeichnen sich oft durch folgende Eigenschaften aus:
Elastisch-federnde Sohle: Diese Sohle fördert die Koordination und Kraft der Füße und des ganzen Körpers. Sie ermöglicht es dem Träger, den Untergrund gut zu spüren, was beim Gehen Sicherheit verleiht und die Sensibilität der Füße stimuliert. Dadurch werden Sensomotorik und Propriozeption aktiv gefördert und trainiert.
Gute Dämpfung: Eine spezielle Luftkissensohle aus Mehrkomponenten-Polyurethan (PU) mit Millionen eingeschlossenen Luftblasen sorgt für eine hervorragende Dämpfungswirkung. Dies reduziert die Stoßwirkung auf die Gelenke und die Wirbelsäule.
Atmungsaktivität: Eingearbeitete Hohlräume in der Sohle verhindern durch einen Pump-Effekt das Schwitzen der Füße im Schuh.
Rutschfeste Sohle: Eine rutschfeste Sohle bietet zusätzlichen Halt und reduziert das Sturzrisiko.
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Leichtes An- und Ausziehen: Schuhe mit Klettverschlüssen oderweiten Öffnungen erleichtern das An- und Ausziehen, insbesondere für Patienten mit eingeschränkter Beweglichkeit.
Beispiele für solche Schuhmodelle sind:
Kybun Schuh: Dieser Schuh hat eine elastisch-federnde Sohle, die die Koordination und Kraft der Füße fördert und dem Träger beim Gehen Sicherheit verleiht.
Modische Lederschuhe mit elastisch-federnder Sohle: Diese Schuhe kombinieren Komfort und Funktionalität mit einem ansprechenden Design.
Weitere Hilfsmittel für mehr Lebensqualität
Neben speziellen Schuhen gibt es weitere Hilfsmittel, die den Alltag von Parkinson-Patienten erleichtern können:
Anti-Freezing-Stock: Dieser Stock hilft, plötzliche Bewegungsstopps (Freezing) zu überwinden.
Langer Schuhlöffel: Ein langer Schuhlöffel erleichtert das Anziehen von Schuhen.
Verstellbare Badmöbel: Höhenverstellbare Waschbecken und Spiegel ermöglichen das Waschen und Zähneputzen im Sitzen.
Wasserfeste Sitzmöbel/Duschhocker: Diese Möbel ermöglichen ein sicheres Duschen oder Baden.
Farbige Markierungen an Treppenstufen: Diese Markierungen verbessern die Orientierung im Treppenhaus und reduzieren das Sturzrisiko.