Robert Atzorn, der bekannte deutsche Schauspieler, hat sich im Laufe seiner Karriere immer wieder mit komplexen und gesellschaftlich relevanten Themen auseinandergesetzt. Ein besonders eindringliches Beispiel hierfür ist seine Rolle in dem ZDF-Film "Mein vergessenes Leben", in dem er einen an Demenz erkrankten Mann verkörpert. Dieser Artikel beleuchtet Atzorns Auseinandersetzung mit der Krankheit Demenz, sowohl im Kontext seiner schauspielerischen Arbeit als auch im Hinblick auf seine persönlichen Erfahrungen.
"Mein vergessenes Leben": Ein Demenz-Drama mit Lebensfreude
In "Mein vergessenes Leben" schlüpft Robert Atzorn in die Rolle von Alexander, einem verwitweten, gebildeten und wohlhabenden Architekten im Ruhestand. Alexander genießt sein Leben, gönnt sich Austern und guten Wein und verliebt sich in die junge Kellnerin Belinda. Doch zunehmend stellen sich Gedächtnislücken und Verwirrung ein. Alexander leidet an Demenz, was sein Leben und das seiner Familie nachhaltig verändert.
Der Film, unter der Regie von Gernot Krää, vermeidet es, ein reines Trauerstück zu sein. Vielmehr erzählt er von Lebensfreude, Genuss und dem Lieben im Hier und Jetzt, trotz der Tragik der Erkrankung. Atzorn selbst betont, dass der Film etwas Versöhnliches habe und nicht so furchterregend wirke, wie es oft suggeriert werde.
Persönliche Erfahrungen mit Demenz
Atzorns Auseinandersetzung mit Demenz ist nicht nur beruflicher Natur. Seine eigene Mutter litt an der Krankheit und starb ein Jahr vor den Dreharbeiten zu "Mein vergessenes Leben". Diese persönliche Erfahrung prägte seine Herangehensweise an die Rolle und ermöglichte es ihm, die verschiedenen Phasen der Erkrankung authentisch darzustellen.
Atzorn erinnert sich, wie seine Mutter versuchte, ihre Gedächtnislücken zu vertuschen und Ausflüchte zu erfinden, die für andere kaum nachvollziehbar waren. Er erlebte mit, wie schüchtern sie wurde und wie peinlich ihr die Situation war. Diese Erfahrungen spiegeln sich in seiner Darstellung des Alexander wider, der ebenfalls versucht, den Schein zu wahren und seine Verwirrung zu verbergen.
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Die Herausforderungen der Demenz
Der Film "Mein vergessenes Leben" zeigt auf eindringliche Weise die Herausforderungen, die mit Demenz einhergehen - sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen. Alexander verliert zunehmend die Kontrolle über sein Leben und seine Erinnerungen. Er vergisst, wo er wohnt, was er im Supermarkt einkaufen wollte oder wie er seinen Kaffee trinkt. Er erkennt seine Kinder und Enkel nicht mehr und verliert den Bezug zu seiner Vergangenheit.
Für Alexanders Kinder bedeutet die Erkrankung ihres Vaters eine große Belastung. Sie müssen mitansehen, wie er sich verändert und wie er immer mehr auf ihre Hilfe angewiesen ist. Sie geraten in einen Zwiespalt zwischen dem Wunsch, ihren Vater zu respektieren und ihm seine Selbstständigkeit zu lassen, und der Notwendigkeit, ihn vor sich selbst und anderen zu schützen.
Demenz im Film: Ein eigenes Genre?
In den letzten Jahren hat sich der Demenzfilm im deutschen Fernsehen zu einer Art eigenem Genre entwickelt. Filme wie "Stiller Abschied" mit Christiane Hörbiger oder "Die Auslöschung" mit Klaus Maria Brandauer thematisieren die Krankheit aus unterschiedlichen Perspektiven. "Mein vergessenes Leben" unterscheidet sich von diesen Filmen dadurch, dass er den Fokus auf die Perspektive des Erkrankten legt.
Der Film zeigt, wie Alexander die Welt um sich herum wahrnimmt und wie er mit seiner Verwirrung und seinen Ängsten umgeht. Durch den Einsatz von optischen und akustischen Elementen wird dem Zuschauer ein Einblick in die veränderte Wahrnehmung eines Demenzkranken ermöglicht. So werden beispielsweise Geräusche wie Smartphones oder Computer für Alexander unerträglich laut und Bilder verschwimmen mit Erinnerungen, die er nicht mehr einordnen kann.
Robert Atzorn über Alter, Leben und Ehe
Neben seiner schauspielerischen Arbeit hat sich Robert Atzorn auch in Interviews und öffentlichen Äußerungen mit den Themen Alter, Leben und Ehe auseinandergesetzt. Dabei betont er die Bedeutung von Lebensfreude, Genuss und dem Leben im Hier und Jetzt.
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Atzorn, der seit über 40 Jahren verheiratet ist, sieht die Ehe als eine kreative Arbeit, die ständige Aufmerksamkeit und Mühe erfordert. Er betont, wie wichtig es ist, immer wieder etwas Neues zu schaffen, um die Beziehung lebendig zu halten und die Wertschätzung füreinander nicht zu verlieren.
Auch mit dem Thema Sterben hat sich Atzorn auseinandergesetzt. Er hat keine Angst vor dem Tod, sondern sieht ihn als einen natürlichen Teil des Lebens. Er beschäftigt sich mit spirituellen Dingen und versucht, eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln, um dem Ende seines Lebensbogens mit Zuversicht entgegenzusehen.
Atzorns Haltung zur eigenen Gesundheit
Trotz der Erfahrung mit der Demenzerkrankung seiner Mutter hat Robert Atzorn keine Angst, selbst an Demenz zu erkranken. Er ist überzeugt, dass man durch eine gesunde Lebensweise und eine positive Einstellung das Risiko einer Erkrankung reduzieren kann.
Atzorn achtet auf seine Ernährung, bewegt sich viel und praktiziert Yoga. Er ist davon überzeugt, dass man dem Körper keine Gründe geben darf, krank zu werden. Diese Haltung mag für einige Menschen naiv erscheinen, doch sie spiegelt Atzorns positive Lebenseinstellung und seinen Willen wider, sein Leben aktiv zu gestalten.
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