Die Morton-Neuralgie, auch bekannt als Morton-Syndrom, Morton-Metatarsalgie oder Morton'sche Neuralgie, ist eine häufige und schmerzhafte Erkrankung des Mittelfußes, die vor allem Frauen betrifft. Sie ist durch eine Irritation oder Kompression der Zehennerven zwischen den Mittelfußköpfchen gekennzeichnet, was zu Schmerzen, Missempfindungen und Funktionseinschränkungen führen kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und verschiedene Behandlungsmöglichkeiten der Morton-Neuralgie.
Anatomie und Funktion des Fußes
Um die Morton-Neuralgie besser zu verstehen, ist es hilfreich, die Anatomie und Funktion des Fußes zu betrachten. Der Fuß besteht aus 28 Knochen, darunter die Mittelfußknochen, die den Mittelfuß bilden, und die Zehenknochen (Phalangen), die den Vorfuß bilden. Zwischen den Mittelfußknochen verlaufen die Plantarnerven, auch Interdigitalnerven genannt, die Nervenäste sind, die sich an der Fußsohle zwischen den Mittelfußknochen bis in die Zehen und Zehenzwischenräume erstrecken.
Die Mittelfußknochenköpfchen sind durch ein Band, das Ligamentum intermetatarsale, miteinander verbunden. Die Fußsohle selbst ist mit einem Fettpolster versehen, das als Stoßdämpfer dient. Eine Sehnenplatte aus Bindegewebe, die Plantaraponeurose (Plantarfaszie), stabilisiert das Längsgewölbe des Fußes und ist mit der Haut der Fußsohle verwachsen, was einen sicheren Stand ermöglicht. Der Fuß verfügt über ein Längsgewölbe und ein Quergewölbe, die durch Sehnen, Bänder und Muskeln gebildet werden, die an den Fußknochen ansetzen.
Definition und Ursachen der Morton-Neuralgie
Die Morton-Neuralgie beschreibt eine mechanische Überlastung und resultierende Erkrankung des Interdigitalnervs, meist zwischen dem dritten und vierten Zeh, seltener zwischen dem zweiten und dritten Zeh. Durch chronische Reizung und Kompression kann es zu einer Verdickung des Nervengewebes, einer sogenannten reaktiven Hyperplasie, kommen. Diese Verdickung betrifft die Nervenscheiden, also das Hüllgewebe der Nervenfasern, und führt zu einer Beeinträchtigung der Nervenfunktion.
Die genauen Ursachen der Morton-Neuralgie sind vielfältig und oft multifaktoriell. Zu den Hauptursachen und Risikofaktoren zählen:
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- Spreizfuß: Die Morton-Neuralgie ist eine typische Komplikation des Spreizfußes, der häufigsten Fußfehlstellung im Erwachsenenalter. Beim Spreizfuß ist das Quergewölbe des Fußes abgesenkt, was zu einer vermehrten Belastung der Mittelfußknochen und einer Kompression der Nerven führen kann.
- Überlastung: Chronische mechanische Reize, wie sie beispielsweise beim Laufen oder Gehen auf hartem Untergrund auftreten, können zu einer Überlastung der Nerven führen. Auch Sportarten mit Betonung des Vorderfußes wie Laufen, Tanzen oder Tennis können die Entstehung begünstigen.
- Enges Schuhwerk: Das Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen oder zu engen Schuhen erhöht den Druck auf den Vorfuß und kann die Nerven einquetschen. "Vorne spitz, hinten hoch und insgesamt zu klein" - dieser Merkspruch beschreibt das inadäquate Schuhwerk, welches häufig im Zusammenhang mit der Morton-Neuralgie steht.
- Fußfehlstellungen: Weitere Fußfehlstellungen wie Hammerzehen oder Hallux valgus (Ballenzeh) können die Druckverteilung im Fuß verändern und zu einer erhöhten Belastung der Nerven führen.
- Verkürzte Wadenmuskeln und Arthrose: Verkürzte Wadenmuskeln, Arthrose im Großzehengrundgelenk oder eine eingeschränkte Beweglichkeit im Sprunggelenk können die Mechanik im Fuß beeinträchtigen und somit indirekt zur Entwicklung eines Morton-Neuroms beitragen.
- Genetische Veranlagung: Eine genetische Veranlagung kann eine Rolle spielen, da Menschen mit einer familiären Vorgeschichte der Erkrankung ein höheres Risiko haben, selbst daran zu erkranken.
- Traumatische Verletzungen: Direkte Traumata am Vorfuß, wie Verstauchungen und Prellungen, können den Nerv schädigen und eine Entzündung hervorrufen, die letztendlich zu einer Neuralgie führt.
- Weitere Faktoren: Übergewicht, Bindegewebsschwäche, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus (diabetischer Fuß oder Polyneuropathie) und das Vorliegen von Tumoren oder Entzündungen im Fußbereich können ebenfalls zur Entstehung einer Morton-Neuralgie beitragen.
- Einlagenversorgung: In manchen Fällen kann auch eine bereits vorhandene Einlagenversorgung mit Druck einer Pelotte gerade der Auslöser für die Druckproblematik und damit für die Entzündung und nachfolgende Knotenbildung sein.
Symptome der Morton-Neuralgie
Die Symptome der Morton-Neuralgie können vielfältig sein und variieren in ihrer Intensität. Typische Beschwerden sind:
- Schmerzen im Mittelfuß: Brennende, stechende oder schneidende Schmerzen im Bereich des Mittelfußes, insbesondere zwischen dem 3. und 4. Zeh, seltener zwischen dem 2. und 3. Zeh. Die Schmerzen können plötzlich einschießend sein und sich bei Belastung verstärken.
- Ausstrahlung in die Zehen: Die Schmerzen können bis in die Zehen ausstrahlen und von Missempfindungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühl oder einem Fremdkörpergefühl begleitet sein.
- Belastungsabhängigkeit: Die Schmerzen treten häufig bei Belastung auf, beispielsweise beim Gehen, Laufen oder Stehen.
- Besserung bei Entlastung: Das Ausziehen der Schuhe und das Massieren des Fußes können die Beschwerden vorübergehend lindern.
- Mulder-Zeichen: Ein typisches Zeichen für die Morton-Neuralgie ist das sogenannte Mulder-Zeichen. Dabei drückt der Untersucher die Mittelfußköpfchen zusammen, was zu einem Knacken oder Klicken führen kann und gleichzeitig Schmerzen auslöst.
- Taubheitsgefühl: Im Verlauf der Erkrankung kann ein Taubheitsgefühl an den betroffenen Zehen auftreten.
- Gefühl, auf einem Knoten zu stehen: Manche Betroffene beschreiben das Gefühl, als ob sie auf einem Knoten oder einer Falte in der Socke stehen würden.
Diagnose der Morton-Neuralgie
Die Diagnose der Morton-Neuralgie basiert in erster Linie auf der Anamnese und der körperlichen Untersuchung. Der Arzt wird zunächst nach den genauen Beschwerden, deren Lokalisation und Auslöser fragen. Bei der körperlichen Untersuchung wird der Fuß abgetastet, um Druckschmerzpunkte zu identifizieren und das Mulder-Zeichen zu überprüfen.
Zusätzlich können bildgebende Verfahren eingesetzt werden, um die Diagnose zu bestätigen und andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.
- Ultraschall: Eine Ultraschalluntersuchung kann die Verdickung des Nervs darstellen und andere mögliche Ursachen für die Schmerzen, wie beispielsweise eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis), ausschließen.
- MRT (Magnetresonanztomographie): Eine MRT-Untersuchung kann den Nerv und das umliegende Gewebe detailliert darstellen und somit die Diagnose sichern. Allerdings wird das Morton Neurom auch in der MRT häufig übersehen. Die MRT-Untersuchung ist vor allem wichtig, um eine Größenbestimmung der Nervenschwellung vorzunehmen.
- Röntgen: Röntgenaufnahmen des Fußes im Stehen unter Belastung können helfen, andere Ursachen für die Schmerzen, wie beispielsweise eine Stressfraktur oder Arthrose, auszuschließen.
- Lokalanästhesie: Ein weiteres Diagnose-Verfahren ist die Betäubung (Lokalanästhesie) des schmerzenden Bereichs mit einer Spritze. Verschwinden die Schmerzen nach der Injektion eines Betäubungsmittels, ist die Diagnose Morton-Neuralgie sehr wahrscheinlich.
Es ist wichtig, andere mögliche Ursachen für Vorfußschmerzen auszuschließen, wie beispielsweise:
- Stressfraktur
- Arthrose
- Schleimbeutelentzündung
- Neuropathie
- Warzen
- Weichteiltumore
Behandlung der Morton-Neuralgie
Die Behandlung der Morton-Neuralgie zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Entzündung zu reduzieren und die Funktion des Fußes wiederherzustellen. In den meisten Fällen kann die Morton-Neuralgie konservativ behandelt werden. Nur in seltenen Fällen ist eine Operation erforderlich.
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Konservative Behandlung
Die konservative Behandlung umfasst in der Regel folgende Maßnahmen:
- Schuhwerk: Das Tragen von geeignetem Schuhwerk ist von entscheidender Bedeutung. Schuhe mit ausreichend Platz im Vorfußbereich, einer breiten Zehenbox und flachen Absätzen sind ideal. Enge Schuhe und Schuhe mit hohen Absätzen sollten vermieden werden.
- Einlagen: Orthopädische Einlagen mit einer Pelotte (einem Polster unter dem Quergewölbe) können das Quergewölbe unterstützen und den Druck auf die Nerven reduzieren.
- Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion helfen, die Belastung des Fußes zu verringern.
- Entlastung: Vermeiden Sie Aktivitäten, die die Schmerzen verstärken. Gönnen Sie Ihren Füßen ausreichend Ruhe und Erholung. Kurzfristig kann Ruhigstellung und Ausziehen der Schuhe Besserung bringen.
- Dehnen der Fußsohle und Wade: Regelmäßiges Dehnen der Fußsohle und der Wadenmuskulatur kann helfen, Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit des Fußes zu verbessern.
- Faszien-Rollmassage: Eine vorsichtige Faszien-Rollmassage der Fußsohle mit einer Mini-Faszienkugel kann helfen, Verklebungen im Gewebe zu lösen und die Durchblutung zu fördern.
- Kühlung: Kälteanwendungen, wie beispielsweise das Auflegen von Eispackungen, können helfen, akute Schmerzen und Schwellungen zu lindern.
- Schmerzmittel: Bei Bedarf können Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen werden, um die Schmerzen zu lindern.
- Injektionen: Injektionen mit Kortikosteroiden können die Entzündung reduzieren und die Schmerzen lindern. Häufig tritt eine Besserung der Beschwerden nach gezielten Injektionen mit Schmerzmittel an die Nervenenden ein.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur des Fußes zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und Fehlbelastungen zu korrigieren. Eine intensive Physiotherapie und Fußgymnastik bezieht auch die Wadenmuskulatur ein.
- Fußgymnastik: Regelmäßige Fußgymnastik kann helfen, die Fußmuskulatur zu stärken und die Fußgewölbe aufzurichten.
- Triggerpunktakupunktur: Die Triggerpunktakupunktur ist eine Behandlungsmethode, die sich dazu anbietet, Verspannungen im Bereich des Fußes zu lösen. Hierfür werden kleine Nadeln gezielt in bestimmte Triggerpunkte der Muskulatur gesetzt, um schmerzhafte Muskelverhärtungen zu lösen.
- Stoßwellentherapie: In letzter Zeit zeigt sich, dass auch die extrakorporale Stoßwellentherapie eine echte Alternative zur Injektionsbehandlung oder zur chirurgischen Therapie sein kann. Der Vorteil besteht hier im deutlich verminderten Risiko einer Komplikation.
- Hydrodissektion: Die Hydrodissektion ist ein minimal-invasives Verfahren, das unter Ultraschallkontrolle durchgeführt wird. Dabei wird eine Zuckerlösung in den Bereich des verdickten Nervs injiziert, um die umliegenden Gewebeschichten sanft voneinander zu trennen. Diese Methode verringert den Druck auf den Nerv und kann so zu einer deutlichen Schmerzlinderung führen.
Operative Behandlung
Wenn die konservative Behandlung nicht ausreichend hilft, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Es gibt verschiedene operative Verfahren zur Behandlung der Morton-Neuralgie:
- Neurektomie: Bei der Neurektomie wird der betroffene Nerv entfernt. Dies führt in der Regel zu einer deutlichen Schmerzlinderung, kann aber auch zu einem dauerhaften Sensibilitätsverlust im betroffenen Bereich führen.
- Neurolyse/Dekompression: Bei der Neurolyse wird der Nerv freigelegt und von umliegendem Gewebe befreit, um den Druck auf den Nerv zu reduzieren.
- Durchtrennung des Ligamentum intermetatarsale: Bei diesem Eingriff wird das Band zwischen den Mittelfußknochen durchtrennt, um den Druck auf den Nerv zu verringern.
- Osteotomie: In manchen Fällen kann eine Umstellung der Mittelfußknochen (Osteotomie) erforderlich sein, um die Druckverteilung im Fuß zu verbessern.
Die Wahl des geeigneten Operationsverfahrens hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise der Größe des Neuroms, dem Ausmaß der Beschwerden und dem Vorliegen von Begleiterkrankungen.
Nachbehandlung
Nach einer Operation ist einePhase der Nachbehandlung wichtig, um den Heilungsprozess zu unterstützen und Komplikationen vorzubeugen. Die Nachbehandlung kann folgende Maßnahmen umfassen:
- Entlastung: Der Fuß sollte für einige Wochen entlastet werden. In der Regel ist das Tragen eines speziellen Vorfußentlastungsschuhs erforderlich.
- Kühlung: Regelmäßiges Kühlen des Fußes kann helfen, Schwellungen zu reduzieren.
- Bewegung: Trotz Entlastung ist es wichtig, den Fuß und das Sprunggelenk regelmäßig zu bewegen, um die Durchblutung zu fördern und die Beweglichkeit zu erhalten.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur des Fußes zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und das Gangbild zu normalisieren.
- Fußgymnastik: Regelmäßige Fußgymnastik kann helfen, die Fußmuskulatur zu stärken und die Fußgewölbe aufzurichten.
Vorbeugung der Morton-Neuralgie
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die helfen können, der Entstehung einer Morton-Neuralgie vorzubeugen:
Lesen Sie auch: Ursachen und Symptome der Morton Neuralgie
- Geeignetes Schuhwerk: Tragen Sie Schuhe mit ausreichend Platz im Vorfußbereich, einer breiten Zehenbox und flachen Absätzen. Vermeiden Sie enge Schuhe und Schuhe mit hohen Absätzen.
- Einlagen: Orthopädische Einlagen können helfen, das Quergewölbe zu unterstützen und den Druck auf die Nerven zu reduzieren.
- Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion helfen, die Belastung des Fußes zu verringern.
- Regelmäßige Fußgymnastik: Regelmäßige Fußgymnastik kann helfen, die Fußmuskulatur zu stärken und die Fußgewölbe aufzurichten.
- Dehnen der Fußsohle und Wade: Regelmäßiges Dehnen der Fußsohle und der Wadenmuskulatur kann helfen, Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit des Fußes zu verbessern.
- Vermeiden Sie Überlastung: Vermeiden Sie Aktivitäten, die die Füße übermäßig belasten. Gönnen Sie Ihren Füßen ausreichend Ruhe und Erholung.
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