Neuritis nach Impfung: Ursachen, Symptome und Behandlung

Impfungen sind ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsvorsorge, können aber in seltenen Fällen auch unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Eine mögliche Komplikation nach einer Impfung ist die Neuritis, eine Entzündung eines Nervs. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Neuritis im Zusammenhang mit Impfungen.

Einführung

Neuritis ist eine Entzündung eines Nervs, die verschiedene Ursachen haben kann. In seltenen Fällen kann eine Neuritis als Reaktion auf eine Impfung auftreten. Es ist wichtig zu beachten, dass die meisten Menschen nach einer Impfung keine Neuritis entwickeln und der Nutzen von Impfungen in der Regel die Risiken überwiegt.

Ursachen von Neuritis nach Impfung

Die genauen Ursachen für das Auftreten von Neuritis nach Impfungen sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass es sich um eine Autoimmunreaktion handeln kann, bei der das Immunsystem fälschlicherweise Nervenzellen angreift. Immunologische Stimuli wie Infekte, aber auch Impfungen sind bekannte Trigger eines Guillain-Barré-Syndroms (GBS).

Einige Impfstoffe, die mit Neuritis in Verbindung gebracht wurden, sind:

  • Shingrix®: Ein rekombinanter, adjuvantierter Herpes-Zoster-Impfstoff zur Vorbeugung von Herpes Zoster (HZ) und postzosterischer Neuralgie. In einer Beobachtungsstudie nach der Markteinführung wurde bei Personen im Alter von ≥ 65 Jahren während der 42 Tage nach der Impfung mit Shingrix® ein erhöhtes Risiko für das GBS beobachtet.
  • Encepur®: Ein inaktivierter Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)-Impfstoff. In der EudraVigilance-Datenbank finden sich Meldungen zu GBS nach Impfung gegen FSME, wobei eine Unterscheidung nach den einzelnen verfügbaren Impfstoffen Encepur® und FSME immun® nicht möglich ist.
  • Gardasil®: Ein Impfstoff zur Prävention von Vorstufen maligner Läsionen im Genitalbereich, Zervixkarzinomen und äußeren Genitalwarzen. In seltenen Fällen wurde nach der Impfung mit Gardasil® eine Armplexusneuritis festgestellt.
  • Pandemrix: Ein Impfstoff gegen die Schweinegrippe. Nach der Impfung mit Pandemrix wurden Verdachtsfälle von unerwünschten Reaktionen gemeldet, darunter auch neurologische Reaktionen wie Neuritis.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Meldung eines Verdachtsfalls nicht bedeutet, dass ein ursächlicher Zusammenhang mit der Impfung besteht. Die Anzahl von Verdachtsfallmeldungen erlaubt keinen Rückschluss auf die tatsächliche Häufigkeit der gemeldeten Reaktion in der geimpften Population.

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Symptome von Neuritis nach Impfung

Die Symptome einer Neuritis können je nach betroffenem Nerv variieren. Einige häufige Symptome sind:

  • Schmerzen: Reißende, starke Schmerzen, oft nachts oder morgens auftretend.
  • Parästhesien: Kribbeln, Taubheitsgefühl oder Brennen in den betroffenen Gliedmaßen.
  • Muskelschwäche: Schwierigkeiten beim Anheben von Armen oder Beinen, verminderte Greifkraft.
  • Sensibilitätsstörungen: Verminderte oder veränderte Wahrnehmung von Berührung, Temperatur oder Schmerz.
  • Gleichgewichtsstörungen: Schwindel, Unsicherheit beim Gehen.
  • Sehstörungen: Doppelbilder.
  • Lähmungen: Aufsteigende Lähmungen, meist symmetrisch.

In einigen Fällen kann eine Neuritis auch zu schwerwiegenderen Komplikationen führen, wie z. B. dem Guillain-Barré-Syndrom (GBS), einer akuten Entzündung des peripheren Nervensystems und der Nervenwurzeln.

Diagnose von Neuritis nach Impfung

Die Diagnose einer Neuritis basiert in der Regel auf einer Kombination aus:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der Impfanamnese.
  • Körperliche Untersuchung: Neurologische Untersuchung zur Beurteilung von Muskelkraft, Reflexen, Sensibilität und Koordination.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Elektromyographie (EMG) und Elektroneurographie zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit und der Muskelaktivität.
  • Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomographie (MRT) zur Darstellung der Nerven und des umliegenden Gewebes.
  • Liquoruntersuchung: Entnahme und Analyse von Nervenwasser zur Untersuchung auf Entzündungszeichen oder Infektionen.

Es ist wichtig, andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen, wie z. B. Infektionen, Verletzungen oder andere neurologische Erkrankungen.

Behandlung von Neuritis nach Impfung

Die Behandlung von Neuritis zielt darauf ab, die Entzündung zu reduzieren, die Schmerzen zu lindern und die Nervenfunktion wiederherzustellen. Zu den gängigen Behandlungsmethoden gehören:

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  • Kortikosteroide: Entzündungshemmende Medikamente zur Reduzierung der Nervenentzündung.
  • Immunglobuline: Intravenöse Gabe von Antikörpern zur Modulation des Immunsystems.
  • Plasmapherese: Entfernung von Antikörpern aus dem Blutplasma.
  • Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Opioide oder neuropathische Schmerzmittel zur Schmerzlinderung.
  • Physiotherapie: Übungen zur Verbesserung der Muskelkraft, Koordination und Beweglichkeit.
  • Ergotherapie: Anpassung des Alltags und der Arbeitsumgebung zur Kompensation von Einschränkungen.

In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf den Nerv zu entlasten.

Fallbeispiele

  • Fall 1: Eine 66-jährige Patientin entwickelte neun Tage nach einer ersten Impfung mit Shingrix® Kribbelparästhesien in Füßen und Beinen, gefolgt von Schwäche. Die Diagnose Guillain-Barré-Syndrom (GBS) wurde gestellt. Die Patientin wurde mit intravenösen Immunglobulinen und Plasmapherese behandelt, woraufhin sich ihre Symptome deutlich besserten.
  • Fall 2: Ein 15-jähriges Mädchen entwickelte etwa einen Monat nach einer Encepur®-Auffrischimpfung Gefühlstörungen und Lähmungen. Die Diagnose GBS wurde gestellt und mit Immunglobulinen behandelt, was zu einer Besserung des Zustands führte.
  • Fall 3: Eine 18-jährige Frau verspürte acht Wochen nach der zweiten Injektion von Gardasil® ein Schweregefühl in den Extremitäten, gefolgt von Lähmung und Taubheitsgefühl. Die Diagnose Neuritis des Plexus cervicobrachialis wurde gestellt. Die Patientin wurde mit Prednisolon behandelt, woraufhin sich ihre Symptome deutlich zurückbildeten.

Neuritis vestibularis

Die Neuritis vestibularis ist eine Entzündung des Nervus vestibularis, der für das Gleichgewicht zuständig ist. Sie ist die dritthäufigste Ursache für Drehschwindel.

Ursachen

Die genaue Ursache der Neuritis vestibularis ist nicht bekannt, es wird jedoch eine virale Genese vermutet. Eine Reaktivierung des Herpes simplex Typ 1 Virus im Bereich des Nervus vestibularis wird als mögliche Ursache diskutiert.

Symptome

  • Plötzlich auftretender, starker Drehschwindel
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Gangunsicherheit und Fallneigung zur betroffenen Seite
  • Nystagmus (unwillkürliche Augenbewegungen)

Diagnose

Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine neurologische Untersuchung, einen Hörtest und eine Elektronystagmographie (ENG).

Behandlung

Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die vestibuläre Funktion wiederherzustellen. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören:

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  • Antivertiginosa: Medikamente gegen Schwindel und Übelkeit.
  • Kortikosteroide: Entzündungshemmende Medikamente zur Reduzierung der Nervenentzündung.
  • Vestibuläres Training: Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts und der Koordination.

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