Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine Entwicklungsstörung des Gehirns, die in der Kindheit beginnt und häufig bis ins Erwachsenenalter andauert. Typische ADHS-Merkmale sind beeinträchtigte Aufmerksamkeit und/oder Hyperaktivität/Impulsivität. Viele Betroffene haben Schwierigkeiten in der schulischen Ausbildung, im Berufsleben sowie in ehelichen oder partnerschaftlichen Beziehungen. Die Diagnostik bei Erwachsenen erfordert eine sorgfältige Abklärung, um andere mögliche Ursachen auszuschließen und eine passende Behandlung zu ermöglichen.
Diagnostische Leitlinien und Vorgehensweise
Fachverbände haben Leitlinien für die ADHS-Diagnostik entwickelt, an denen sich Untersucher orientieren sollten. Die Abklärung umfasst üblicherweise mehrere Sitzungen und verschiedene Bestandteile. In unserer Institutsambulanz erfolgt eine an wissenschaftlichen Leitlinien orientierte Diagnostik und Behandlung von ADHS. Unser Angebot richtet sich an Erwachsene (über 18 Jahren), bei denen ein Verdacht auf ADHS im Erwachsenenalter besteht oder die bereits eine ADHS-Diagnose erhalten haben.
Das Untersuchungsgespräch (Exploration)
Das Gespräch mit dem Betroffenen steht im Vordergrund der Diagnostik. Der Untersucher erfragt die aktuellen Probleme und erörtert, ob in der Vergangenheit die Kriterien einer ADHS im Kindes- und Jugendalter erfüllt waren. Da bei ADHS in der Regel Probleme im Arbeitsleben oder in Freundschaften und Partnerschaften auftreten, ist ein Gespräch mit Freunden, Partnern oder Kollegen - mit Einverständnis des Betroffenen - sinnvoll. Hier können die konkreten Verhaltensprobleme in verschiedenen Situationen erfragt werden. Nach dem Untersuchungsgespräch legt der Untersucher weitere notwendige diagnostische Untersuchungen fest. Beim Erstgespräch findet ein erstes Kennenlernen und ein Screening auf AD(H)S statt. Sie berichten aus Ihrem Leben und Ihrer Kindheit. ob eine ADHS-Testung für Sie sinnvoll ist.
Fragebögen
Neben dem Gespräch können standardisierte Fragebögen eingesetzt werden, um die Probleme genau zu erfassen. Diese Fragebögen gibt es in Form einer Selbstauskunft für den Betroffenen selbst oder als Fremdauskunft für Bezugspersonen, Partner und Freunde des Betroffenen.
Fragebögen für den Erwachsenenbereich:
- Klinisches Urteil
- Selbsturteil
- ADHS-DC (HASE)
- ADHS Interview (IDA)
- CAARS-OWIR (HASE)
- ADHS-SB (HASE)
- ADHS-E
- CAARS-SKATE
- WR-SB
- WURS-K (HASE)
Erläuterungen zu den Fragebögen:
- ADHS-DC: ADHS Diagnostische Checkliste, (HASE: Rösler et al., 2008)
- ADHS-E: ADHS Screening für Erwachsene (Schmidt und Petermann, 2013)
- ADHS-SB: ADHS Selbstbeurteilungsskala (HASE: Rösler et al., 2008)
- CAARS-O: Conners Skalen zu Aufmerksamkeit und Verhalten für Erwachsene, Fremdbeurteilung (Christiansen et al., 2015)
- CAARS-S: Conners Skalen zu Aufmerksamkeit und Verhalten für Erwachsene, Selbstbeurteilung (Christiansen et al., 2015)
- Conners-3: Conners Skalen zu Aufmerksamkeit und Verhalten - 3 (Lidzba et al., 2015)
- CONNERS EC: Conners Skalen zu Aufmerksamkeit und Verhalten - Vorschulversion (Harbarth et al., 2015)
- DCL-ADHS: Diagnose-Checkliste ADHS aus dem Diagnostik-System DISYPS-III (Döpfner & Görtz-Dorten, 2017)
- HASE: Homburger ADHS Skalen für Erwachsene (Rösler et al., 2008)
- IDA: Integrierte Diagnose für ADHS im Erwachsenenalter (Retz et al., 2013)
- ILF-EXTERNAL: Interviewleitfaden für Externale Störungen aus dem Diagnostik-System DISYPS-III (Görtz-Dorten & Döpfner, 2018)
- FBB-ADHS-V: Fremdbeurteilungsbogen für Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörungen im Vorschulalter aus dem Diagnostik-System DISYPS-III (Döpfner & Görtz-Dorten, 2017)
- FBB-ADHS: Fremdbeurteilungsbogen für Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörungen aus dem Diagnostik-System DISYPS-III (Döpfner & Görtz-Dorten, 2017)
- KATE: Kölner ADHS Test für Erwachsene (Lauth und Minsel, 2014)
- SBB-ADHS: Selbstbeurteilungsbogen für Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörungen aus dem Diagnostik-System DISYPS-III (Döpfner & Görtz-Dorten, 2017)
- WIR: Wender-Reimherr Interview (HASE: Rösler et al., 2008)
- WR-SB: Wender-Reimherr Selbstbeurteilungsfragebogen (Retz-Junginger et al., 2017)
- WURS-k: Wender-Utah Rating Scale - deutsche Kurzform (HASE: Rösler et al., 2008)
Verhaltensbeobachtung
Die Verhaltensbeobachtung ist bei Erwachsenen mit ADHS häufig weniger aufschlussreich als bei Kindern oder Jugendlichen. Das hypermotorische Verhalten geht bei vielen Betroffenen in der Jugend zurück und weicht eher einer inneren Unruhe. Nur noch wenige der erwachsenen Betroffenen zeigen körperliche Unruhezeichen. Viele haben keine Probleme, längere Zeit ruhig auf einem Platz zu sitzen.
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Anzeichen einer Störung der motorischen Aktivität im Erwachsenenalter können sein:
- Trommeln mit den Fingern
- Spielen mit Stiften oder Schlüsseln
- An sich herum nesteln
- Wippen im Sitzen mit den Füßen rhythmisch vor und zurück
Testpsychologische Untersuchung
Testpsychologische Untersuchungen können gegebenenfalls zur Sicherstellung der Diagnose ADHS beitragen. Die Diagnose selbst kann aber nicht durch einen einzigen Testwert sichergestellt werden, da es nicht den ADHS-Test gibt. Bei Problemen in der Ausbildung und im Studium kann eine Intelligenztestung sinnvoll sein. Bei Problemen beim Rechnen oder Schreiben kann es sinnvoll sein zu überprüfen, ob eine Teilleistungsschwäche, wie eine Lese-Rechtschreib-Störung, vorliegt. In dem zweiten Termin wird eine Testdiagnostik für AD(H)S eingesetzt, um Ihre Symptome gut zu der Verdachtsdiagnose zuordnen zu können.
Körperliche Untersuchungen
Um die Diagnose ADHS stellen zu können, müssen bestimmte körperliche Erkrankungen zunächst als Erklärungsmöglichkeit für die Probleme der betroffenen Person ausgeschlossen werden, da verschiedene Grunderkrankungen ähnliche Symptome auslösen können. Zum Beispiel können Schilddrüsenerkrankungen, Anfallsleiden oder ein Schädel-Hirntrauma ähnliche Symptome wie ADHS auslösen. Außerdem muss überprüft werden, ob die Symptome durch die Einnahme eines Medikaments oder durch den Missbrauch von Substanzen ausgelöst wurden. Daher sind körperliche Untersuchungen des internistischen und neurologischen Status und Blutentnahmen zur Bestimmung von Laborparametern in der Regel unverzichtbar. Für eine mögliche medikamentöse Behandlung bei ADHS sind manchmal weitere körperliche Untersuchungen notwendig.
Technische Untersuchungen
In Leitlinien empfehlen Fachleute als Zusatzdiagnostik eine Untersuchung der Schilddrüse und ein EEG, denn erst wenn internistische und neurologische Erkrankungen ausgeschlossen werden können, ist die Diagnose ADHS erlaubt.
Behandlungsmöglichkeiten
In unserer Praxis bieten wir sowohl die Erstdiagnostik bzw. Abklärung von erwachsenen Patienten mit Verdacht auf ein ADHS an und klären im Falle der Diagnosestellung auch über eventuelle Behandlungsmöglichkeiten auf. Eine spezielle medikamentöse Behandlung, welche nicht in allen Fällen erforderlich ist, kann direkt durch uns initiiert und auch längerfristig durchgeführt werden. Mittel der Wahl ist hier Methylphenidat, ein Alternativpräparat ist Atomoxetin. Ggfs. Weiterhin übernehmen wir auch die Weiterbehandlung von jungen Erwachsenen ab dem 18.
Medikamentöse Therapie
Gerne unterstützen unsere Ärzte Sie auch bei einer AD(H)S-Therapie durch Medikamente. Auch Begleiterkrankungen wie z.B. Depressionen, Schlafstörungen, Impulsivität können durch eine Medikamenteneinstellung unterstützt werden. alltagsrelevanten Beschwerden. um Ihnen eine bestmögliche Versorgung bei der Einstellung Ihrer ADHS-Medikation zu gewährleisten, bieten wir eine gesonderte Sprechstunde „ADHS-Medikation“ jeden Mittwoch von 11:00 -13:00 Uhr an. Hier erhalten Sie eine ausführliche Beratung sowie notwendige Anpassungen bzgl. Ihrer Medikamente. In der offenen Sprechstunde erfolgt KEINE BTM-Medikamenteneinstellung von uns!
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Gruppen-Psychoedukation und Psychotherapie
Sie haben mit der Diagnosestellung viele Fragen, welche Ihnen unter den Nägeln brennen. AD(H)S, in denen Sie sich wieder finden werden. Durch die Gruppe lernen Sie auch, dass Sie nicht allein mit Ihren Problemen und Sorgen sind. Die Kosten der Gruppen-Psychoedukation werden von Ihrer Krankenkasse übernommen. Ergotherapeutin Pavla wahrzunehmen. Die Teilnahme erfolgt auf einer Ergotherapie-Verordnung Gruppe (psychisch-funktional). zusammen, ist vom Teilnehmer zu tragen. Im Anschluss an die Psychoedukation haben Sie die Möglichkeit eine AD(H)S-spezifische Gruppen-Psychotherapie wahrzunehmen. Psychotherapeuten geleitet. Achtung! Die Teilnahme an der AD(H)S-Psychotherapiegruppe ist parallel zu einer bestehenden Einzelpsychotherapie nicht über die gesetzliche Krankenversicherung möglich.
Weitere Angebote und Spezialisierungen
Unser Versorgungszentrum deckt das breite Spektrum neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen ab.
- Autismus: Alltagsprobleme im sozialen Umfeld, berufliche Schwierigkeiten und unerklärliche Freude am Alleinsein - das kann eine unerkannte Autismus-Spektrum-Störung sein.
- Dyslexie/Dyspraxie/Dyskalkulie: Wenn das Feintuning im Gehirn nicht stimmt, können Schwierigkeiten bei Lesen und Schreiben, Umgang mit Zahlen oder eine Einschränkung der Koordination des Körpers („Tolpatsch“) die Folge sein.
- Schwangere und junge Mütter: Kinderwunsch und die ersten Monate nach der Geburt sind keineswegs nur Glück und Sonnenschein, sondern manchmal belastend und deprimierend. Unterstützung, Beratung und ggf.
Forschung
für klinische Forschung Dr. I.
Vorbereitung auf den ersten Termin
Menschen, die bereits eine AD(H)S-Diagnose haben oder bei denen der Verdacht auf AD(H)S besteht, finden bei uns eine umfassende Behandlung auf Grundlage einer leitliniengerechten und fundierten Diagnostik.
Vorbereitung Ihres ersten Termins in unserer ADHS-Spezialsprechstunde:
Bei Ihnen besteht der Verdacht auf AD(H)S und Sie haben in unserer AD(H)S-Ambulanz einen ersten Termin zur Blutentnahme für eine fundierte Diagnostik erhalten. Wir bitten Sie, folgende Unterlagen zu diesem Termin mitzubringen:
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- Grundschulzeugnisse (erforderlich)
- Tabellarischer Lebenslauf (erforderlich)
- Elektrokardiogramm (EKG), nicht älter als 3 Monate (erforderlich). Sollten Sie an Herzrhythmus-Störungen leiden, brauchen wir einen aktuellen Bericht Ihres Kardiologen.
- Entlassungsberichte aus psychiatrischen Vorbehandlungen, falls stattgefunden (erforderlich)
- Zum ersten Arzttermin wäre eine Fremdanamnese (diagnostisches Arztgespräch) mit einem Elternteil, falls möglich, erwünscht.
- Falls die AD(H)S-Diagnose bereits gestellt worden ist, benötigen wir zum Blutentnahmetermin den Arztbrief, aus dem die AD(H)S-Diagnose hervorgeht, und den aktuellen Medikamentenplan (erforderlich).
Die o. g. Dokumente sind notwendig für die korrekte Diagnose und Ihre erfolgreiche Behandlung. Diese werden im Vorfeld des ersten Arztgespräches entsprechend von einem Facharzt/einer Fachärztin für Psychiatrie analysiert. Sollten Sie zum Blutentnahmetermin die o. g. Dokumente nicht mitbringen, können wir Ihnen leider keinen Arzttermin zur weiteren Diagnostik vergeben.
Zusätzliche Hinweise
- Eine ADHS-Testdiagnostik wird nur bis zum 60. Die Verordnung von ADHS-Medikament ist ebenfalls nur bis zum 60. Lebensjahr möglich (keine Zulassung der Krankenkassen >60.
- Nutzen Sie Mittwochvormittag den Rezepte-Tag. Unsere Ärzte übergeben persönlich die Rezepte, stehen jedoch aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens an diesem Tag nicht für umfangreiche Fragen zur Verfügung.
- Mittwoch ist Rezept-Tag, mit diesem Tag ist nicht die ADHS-Medikamentensprechstunde gemeint.
- In unserer offenen Sprechstunde werden keine Anliegen bzgl.
Ablauf der Diagnostik
Ihr Weg bei der Frage, ob Sie eine ADHS im Erwachsenenalter haben, hat Sie vielleicht bereits schon viel Zeit und Kraft gekostet. Diagnose bei Ihnen zutrifft.
- Termin - Beim Erstgespräch findet ein erstes Kennenlernen und ein Screening auf AD(H)S statt. Sie berichten aus Ihrem Leben und Ihrer Kindheit. ob eine ADHS-Testung für Sie sinnvoll ist.
- Termin - In dem zweiten Termin wird eine Testdiagnostik für AD(H)S eingesetzt, um Ihre Symptome gut zu der Verdachtsdiagnose zuordnen zu können. Es ist erforderlich, dass Sie zu dem 2.
- einem Arzt weiter behandeln können. Die Termine zur ADHS-Diagnostik sind, aufgrund des hohen Zeitaufwandes, nur in begrenzter Anzahl verfügbar.
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