Mecklenburg-Vorpommern steht, wie viele andere Regionen Deutschlands, vor Herausforderungen in der neurologischen Versorgung. Dieser Artikel beleuchtet die aktuelle Situation, basierend auf Erfahrungsberichten von Patienten und Angehörigen sowie Einschätzungen von Fachärzten. Dabei werden sowohl positive Aspekte als auch Verbesserungspotenziale aufgezeigt.
Aktuelle Versorgungslage in Mecklenburg-Vorpommern
Die ambulante Versorgung von etwa 2.500 MS-Erkrankten in Mecklenburg-Vorpommern wird von etwa 14 spezialisierten Neurologen getragen. Laut Dr. Katrin Kreiner, Neurologin mit Praxen in Ribnitz-Damgarten und Bad Doberan, betreut somit jeder Behandler circa 180 Erkrankte, was als eindeutig zu viel angesehen wird. Zudem ist ein großer Teil der Fachärzte älter als 55 Jahre, was in Anbetracht des fehlenden Nachwuchses die Gefahr von Versorgungslücken birgt. Diese Gefahr sieht auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG), Stefan Bobzin, insbesondere in ländlichen Regionen in Vorpommern.
Erfahrungen von Patienten und Angehörigen
Die Bewertungen der neurologischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern sind vielfältig und spiegeln sowohl positive als auch negative Erfahrungen wider.
Positive Erfahrungen
Einige Patienten berichten von einer zügigen Aufnahme in Notaufnahmen und einer schnellen Diagnosestellung. Kompetente Neurologen, freundliches und umsichtiges Pflegepersonal sowie eine gute medizinische Betreuung werden hervorgehoben. Auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Einleitung notwendiger Maßnahmen werden positiv erwähnt.
Beispiele:
- "Mein Mann kam mit akuten Symptomen in die Notaufnahme, wurde SOFORT zur Erstuntersuchung geschickt, dann von einem kompetenten Neurologen untersucht. Ein Schlaganfall konnte ausgeschlossen werden, jedoch der Befund aufgrund der Symptome uns sehr logisch und kompetent erklärt. Sehr professionell und menschlich."
- "Ich wurde mit Verdacht eines Schubes bei Multiple Sklerose eingeliefert. Nach ca. 90 min. lag ich im Zimmer und bekam den 1. Topf!"
- "Die Diagnostik und medizinische Betreuung der Neurologie ist absolut zu empfehlen."
- "Die Abteilung hatte sehr freundliches Personal! Von der Putzfee bis zum Oberarzt war ich zufrieden. Man ist dort wirklich bemüht, sorgfältig zu arbeiten und alles verständlich zu erklären."
Negative Erfahrungen
Kritisiert werden hingegen lange Wartezeiten in Notaufnahmen, eine mangelhafte Informationspolitik, Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Ärzten und Angehörigen sowie Defizite in der pflegerischen Betreuung. Auch die Organisation innerhalb der Kliniken wird teilweise als chaotisch beschrieben.
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Beispiele:
- "Ich war heute in der Notaufnahme mit meinem Lebensgefährten.Dort herrschte der absolute Ausnahmezustand…eine Unmenge an Patienten befanden sich bereits bei unserer Ankunft gegen 09.30 Uhr (nach Besuch Hausärztin und Anreise über 20 km) dort im Wartebereich. [..] Die auf der Überweisung geforderten Untersuchungen wurde nicht durchgeführt, da es nach Ansicht des Neurologen nicht nötig wäre, weil aus seiner Sicht keine neurologischen Aussetzer auftraten."
- "Die Kommunikation gegenüber den Angehörigen lässt zu wünschen übrig. Es kann nicht sein, das eine Verlegung in eine andere Klinik stattfindet und man als Angehöriger null Informationen bekommt."
- "Vom Aufnahmepersonal der Notaufnahme wurde es dreist versucht mich abzuweisen. Ich hatte seit mehren Tagen Migräneanfälle sowie auch an diesem Tag."
- "Ich bin Angehörige einer ehem. Patientin. Die Pat lag auf der Station A4 mit einer Pflegebedürftigkeit bei sämtlichen Aktivitäten des Alltags und immer wiederkehrenden Krampfanfällen. Meine Unzufriedenheit bezieht sich auf sämtliche Bereiche dieser Station, aber keineswegs auf andere Stationen! Angefangen bei der Unhöflichkeit der Schwestern die bei einigen von ihnen sogar schon zur Arroganz überschlug, bis hin zur nicht ausreichenden Betreuung."
- "Nach Sturz sage und schreibe 7 Tage mit Schmerzen gequält, bis endlich ein neues Röntgenbild gemacht wurde -> Halswirbel gebrochen + Einblutungen!!!"
Multiple Sklerose (MS) als besondere Herausforderung
Die Versorgung von MS-Patienten stellt aufgrund der Komplexität der Erkrankung und der damit verbundenen vielfältigen Symptome eine besondere Herausforderung dar. Christin Friesecke, selbst MS-Patientin, berichtet von langen Wartezeiten auf Facharzttermine und Therapien. Dr. Katrin Kreiner betont die Bedeutung von spezialisierten MS Nurses, die in ihren Praxen in Bad Doberan und Ribnitz-Damgarten bereits gute Erfahrungen gemacht haben. Diese können die Ärzte entlasten, indem sie mit den Angehörigen kommunizieren und Informationen zur Medikation oder Hilfsmittelversorgung weitergeben. Die DMSG unterstützt die Ausbildung von solchen MS Nurses.
Einzelne Einrichtungen im Fokus
Einige Kliniken und Praxen in Mecklenburg-Vorpommern werden in den Bewertungen häufiger genannt. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Erfahrungen subjektiv sind und nicht verallgemeinert werden können.
Klinikum Güstrow
Das Klinikum Güstrow wird sowohl positiv als auch negativ bewertet. Gelobt werden die schnelle Diagnostik und die kompetente Behandlung durch Neurologen. Kritik gibt es hingegen an der Kommunikation mit Angehörigen und der Organisation innerhalb des Klinikums.
Neurologie Wismar
Die Neurologie Wismar wird von einigen Patienten positiv hervorgehoben, insbesondere die Versorgung nach einem Schlaganfall. Das Team wird als kompetent und einfühlsam beschrieben.
Praxis Dr. Katrin Kreiner (Ribnitz-Damgarten und Bad Doberan)
Die Praxis von Dr. Katrin Kreiner wird im Zusammenhang mit der Versorgung von MS-Patienten erwähnt. Ihre Expertise und ihr Engagement für eine verbesserte Versorgungslage werden positiv hervorgehoben.
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Initiativen zur Verbesserung der Versorgung
Um die Versorgungslücken in der neurologischen Versorgung zu schließen, gibt es verschiedene Initiativen:
- Ausbildung von MS Nurses: Die DMSG unterstützt die Ausbildung von Praxisassistenten und -assistentinnen zu spezialisierten MS Nurses, um die Neurologen zu entlasten und die Betreuung der Patienten zu verbessern.
- Vernetzung von Ärzten und Therapeuten: Die Assoziation mit weiteren neuropsychiatrisch tätigen Kollegen, auch standortübergreifend und vernetzt, wird angestrebt, um eine umfassendere Versorgung zu gewährleisten.
- Nutzung von Telemedizin: Telemedizinische Angebote könnten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, um die Versorgung in ländlichen Regionen zu verbessern und die Wartezeiten zu verkürzen.
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