Demenzielle Erkrankungen stellen Betroffene und ihre Angehörigen vor besondere Herausforderungen. Der folgende Artikel beleuchtet das Konzept der Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz, insbesondere im Raum Potsdam, und gibt detaillierte Informationen zu dieser Wohnform.
Was sind Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz?
Wohngemeinschaften (WG) für Menschen mit Demenz sind eine alternative Wohnform, die sich von traditionellen Pflegeheimen und betreutem Wohnen abgrenzt. In einer solchen WG leben in der Regel maximal zwölf Personen mit Demenz zusammen. Grundvoraussetzung für den Einzug ist eine diagnostizierte Demenzerkrankung. Das Konzept zielt darauf ab, ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben in einer gemeinschaftlichen und geborgenen Umgebung zu ermöglichen.
Besonderheiten von Demenz-Wohngemeinschaften
Selbstbestimmung und Teilhabe
Ein zentraler Aspekt von Demenz-WGs ist die Förderung der Selbstbestimmung und Teilhabe der Bewohner. Der Alltag wird gemeinsam gestaltet und erlebt, wobei die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten berücksichtigt werden. Angehörige haben die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen und mitzuwirken. Es gibt eine 100-prozentige Mitsprache bei der Gestaltung des Alltags.
Geborgenheit und Vertrautheit
Durch die kleine Gruppengröße und die gemeinsame Tagesstruktur entsteht ein Gefühl von Geborgenheit und Vertrautheit. Die Bewohner lernen, vertraute Abläufe wiederzuleben und fühlen sich durch kleine Alltagserfolge bestätigt. Der Umgang mit Menschen mit gleicher Grunderkrankung fördert das Gefühl des Verstandenwerdens und der Zugehörigkeit.
Individuelle Pflege und Betreuung
Die Pflege und Betreuung in Demenz-WGs sind auf die individuellen Erfordernisse der Bewohner zugeschnitten. Ein fest integriertes Pflege-Team ist im Schichtbetrieb wechselnd anwesend und gewährleistet eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Die Personaldecke ist in der Regel höher als in vollstationären Einrichtungen, was eine intensivere und persönlichere Betreuung ermöglicht.
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Alltag in der Wohngemeinschaft
Der Alltag in einer Demenz-WG ist geprägt von einer klaren Tagesstruktur, die sich eng an den Gewohnheiten der Bewohner orientiert. Dies gibt ihnen Sicherheit und hilft ihnen, sich zurechtzufinden. Zentrale Bestandteile der Betreuung sind die Begleitung in alltäglichen Lebenssituationen, wie gemeinsames Kochen, Erledigen von Hausarbeiten oder die gemeinsame Gartenpflege. Es finden auch vielfältige Therapien statt, wie z.B. Musik- oder tiergestützte Therapie.
Aktivitäten und Therapieangebote
- Gemeinsames Kochen und Essen: Ein einladend gedeckter Tisch und der Geschmack von Speisen aus der Jugend wecken positive Erinnerungen.
- Beschäftigung und Hobbies: Ausüben von Hobbies, Gedächtnistraining, Aktivierungsspiele und kreative Beschäftigungen.
- Bewegung: Unterstützung und Motivation zu Bewegung, da körperliche und innerliche Unruhe häufige Begleiterscheinungen der Demenz sind.
- Therapieangebote: Physiotherapie, Logopädie, Biografiearbeit, Validation, Basale Stimulation, Ergotherapie.
- Gesprächsrunden: Interessante Gesprächsrunden fördern die Kommunikation und soziale Interaktion.
Demenz-Wohngemeinschaften in Potsdam und Umgebung
Potsdam-Bornstedt: Zusammen statt einsam
In Potsdam-Bornstedt gibt es eine Wohngemeinschaft, die Seniorinnen und Pflegebedürftigen eine alternative Wohnform mit viel Freiraum für ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben bietet. Die Wohnung befindet sich in einem modernen Neubau in der ersten Etage und ist barrierefrei mit dem Aufzug zu erreichen. Insgesamt zehn Zimmer stehen zur Verfügung, die individuell eingerichtet werden können. Im großzügigen Wohn- und Essbereich sowie auf der Terrasse können sich die Mieterinnen zum Kochen und gemütlichen Beisammensein treffen.
Attraktive Umgebung
Bornstedt überzeugt durch seine Lage. Neben dem Volkspark, der zu Spaziergängen durch Blumen- und Staudenbeete einlädt, gibt es zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten sowie Cafés, Friseure, Restaurants, Arztpraxen und Physiotherapien in unmittelbarer Nähe der Wohnung. Die Straßenbahn 92 in Richtung Potsdam-Kirschallee hält an der Station „Campus Fachhochschule“ direkt neben dem Haus.
Wohngemeinschaft "Abendrot"
Die Wohngemeinschaft "Abendrot" bietet eine behütete und sichere Umgebung für Menschen mit Demenz. Die Kosten belaufen sich inklusive Nebenkosten auf knappe 500 Euro. Das fest integrierte Pflege-Team ist im Schichtbetrieb wechselnd jederzeit anwesend, um den individuellen Bedürfnissen aller Bewohner gerecht zu werden.
Brandenburg an der Havel
Die Wohngemeinschaft in der Potsdamer Straße 3-5 in Brandenburg an der Havel richtet sich an Menschen mit demenziellen Erkrankungen. Die Zimmer ermöglichen die Wahrung der Privatsphäre und sind teilweise mit zusätzlichen Innenbädern ausgestattet. Das Objekt ist barrierefrei mit einem großen, sonnigen und begrünten Innenhof. Ein Fahrstuhl mit Anbindung an große Balkone sorgt für Wohn- und Besucherkomfort. Die großzügige Gestaltung der Wohnküchen ermöglicht ein Miteinander auch beim Zubereiten der Mahlzeiten. Ein Friseur befindet sich im Erdgeschoss. Die Lage ist günstig, da der Hauptbahnhof Brandenburg nur eine Station mit der Straßenbahn entfernt ist und das Zentrum der Stadt gut zu erreichen ist.
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Organisation und Finanzierung
Verein "Leben wie ich bin"
Als Angehörige wurde im Jahr 2009 der Verein „Leben wie ich bin - Selbstbestimmtes Wohnen für Menschen mit Demenz“ gegründet. Ziel war es, eine Wohngemeinschaft mit dem Ziel aufzubauen, ein selbstbestimmtes Wohnen für betroffene Mütter, Väter und Partner zu organisieren. Durch das persönliche Engagement der Angehörigen und die geteilte Verantwortung mit dem ambulanten Pflegedienst ist die Zufriedenheit mit der Wohn- und Lebenssituation sehr hoch.
Kosten und Finanzierung
Die Kosten für eine Demenz-WG setzen sich in der Regel aus den Kosten für die Unterkunft, die Verpflegung und die Pflege zusammen. Ein Einzug empfiehlt sich zumeist ab Pflegegrad 3. Die Lebenshaltung- und Pflegekosten können je nach WG variieren. Es ist ratsam, sich im Vorfeld umfassend über die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren, wie z.B. Leistungen der Pflegeversicherung, Wohngeld oder Sozialhilfe.
Wann ist eine Wohngemeinschaft die richtige Wahl?
Eine Demenz-WG kann eine probate Lösung sein, wenn Angehörige einen behüteten Platz zum Wohnen und Leben für ihren demenziell erkrankten Angehörigen suchen. Im Gegensatz zu einem Senioren- oder Pflegeheim leben in einer WG maximal zwölf Personen gleichzeitig. Eine schwere Demenzerkrankung ist Grundbedingung für die Bewohner. Das Personal ist geschult und es herrscht ein ausgeglicheneres Verhältnis hinsichtlich der Anzahl Pflegebedürftiger und Pfleger. Angehörige dürfen sich gerne einbringen und den Tagesablauf mitgestalten.
Abgrenzung zu anderen Wohnformen
- Betreutes Wohnen: Zumeist sind Bewohner in Einrichtungen des betreuten Wohnens noch sehr selbstständig. Sie wohnen in einem vollausgestatteten Appartment mit einem hauseigenen Notrufsystem. Ein Pflegedienst kann dazu gebucht und gesondert abgerechnet werden.
- Pflegeheim: Ein Heimplatz ist nicht immer die beste Lösung und sollte immer den baulichen und wirtschaftlichen Situationen angepasst sein.
Umgang mit Demenz
Der Umgang mit Menschen mit Demenz erfordert eine besondere Sensibilität. Es ist wichtig, auf ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen und ihnen eine wertschätzende und respektvolle Umgebung zu bieten.
Tipps für den Umgang mit Menschen mit Demenz
- Kommunikation: Sprechen Sie langsam und deutlich, verwenden Sie einfache Sätze und vermeiden Sie Fachbegriffe.
- Orientierung: Schaffen Sie eine klare und strukturierte Umgebung, die den Betroffenen Orientierung gibt.
- Geduld: Seien Sie geduldig und verständnisvoll, auch wenn es zu schwierigen Situationen kommt.
- Aktivierung: Fördern Sie die Aktivierung und Teilhabe der Betroffenen, indem Sie sie in alltägliche Aktivitäten einbeziehen.
- Erinnerungen: Wecken Sie positive Erinnerungen, indem Sie z.B. alte Fotos anschauen oder Musik aus der Jugendzeit hören.
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