Neurologe und Migräne-Test: Was Sie wissen müssen

Migräne ist eine häufige neurologische Erkrankung, die durch starke, pochende Kopfschmerzen gekennzeichnet ist, oft begleitet von Übelkeit, Erbrechen und Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Die Diagnose und Behandlung von Migräne erfordert oft die Expertise eines Spezialisten. Dieser Artikel soll Ihnen helfen, sich im Bereich der Migräne-Diagnostik und -Behandlung zurechtzufinden, insbesondere im Hinblick auf die Rolle von Neurologen und die verschiedenen Testverfahren, die eingesetzt werden können.

Der Weg zum Spezialisten: Wann Sie einen Neurologen aufsuchen sollten

Viele Patienten, die unter Migräne leiden, müssen mehrere Monate auf einen Termin bei einem Spezialisten warten. Daher ist es wichtig, die Zeit mit dem Arzt optimal zu nutzen. Der erste Ansprechpartner ist in der Regel der Hausarzt. Bei starken Migräneattacken, die über einen längeren Zeitraum auftreten, oder wenn sich das Schmerzgeschehen kontinuierlich steigert und immer stärkere Medikamente erforderlich sind, kann ein ausgebildeter Schmerztherapeut eine Anlaufstelle sein. Auch wenn Sie auf alternative Behandlungsmethoden vertrauen, können Sie einen Migräne-Spezialisten auf diesem Gebiet aufsuchen, z. B. einen Akupunkteur oder Chiropraktiker.

Die Rolle des Neurologen bei der Migräne-Diagnostik

Die Verbindung aus Aura und Kopfschmerzen, ein wesentliches Symptom der Migräne, ist neurologischer Art und fällt daher in den Fachbereich der Neurologie. Ein Neurologe ist ein Arzt, der sich auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems spezialisiert hat, einschließlich Migräne.

Wie Sie Ihrem Arzt helfen können

Um dem Migräne-Arzt zu helfen, sich ein umfassendes Bild über Ihre Beschwerden zu machen und eine zuverlässige Diagnose zu stellen, können Sie durch stichhaltige Informationen zum Ablauf der Kopfschmerzen beitragen. Bereiten Sie Ihre Krankengeschichte so ausführlich und vollständig wie möglich vor und schildern Sie Ihr Beschwerdebild so genau wie möglich. Bringen Sie alle notwendigen Unterlagen zum Termin mit.

Das Migräne-Tagebuch: Ein wertvolles Werkzeug

Um den Verlauf Ihrer Migräne zu dokumentieren, kann das Führen eines Migräne-Tagebuchs sehr sinnvoll sein. Darin notieren Sie neben der Schmerzdauer und -stärke sowie des Schmerzcharakters auch individuelle Einflussfaktoren wie wenig Schlaf, Stress oder ungeregelte Tagesabläufe.

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Den richtigen Migräne-Spezialisten finden

Die Suche nach dem richtigen Migräne-Spezialisten für die Diagnostik und Behandlung Ihrer Migräne kann etwas Zeit in Anspruch nehmen. Fachgesellschaften wie die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG) oder die Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS) sowie die regional zuständige Ärztekammer können Ihnen Adressen von Migräne-Spezialisten nennen. Häufig müssen Sie in einer Suchmaske Postleitzahl, Wohnort und Behandlungsbereich (z. B. „Schmerz“) auswählen, um eine Auswahl an Adressen zu erhalten.

Unzufriedenheit im Arztgespräch

Viele Patienten sind mit der Art und Weise, wie das Gespräch mit dem Arzt abläuft, unzufrieden. Das kann zum Beispiel daran liegen, dass sie sich unverstanden fühlen oder nicht alle Fragen stellen konnten, weil der Arzt unter Zeitdruck stand.

Neurologische Untersuchung: Was Sie erwartet

Eine Untersuchung bei einem Facharzt für Neurologie dient dazu, Krankheiten des Nervensystems zu erkennen. Dazu gehören so unterschiedliche Erkrankungen wie Schlaganfall, Parkinson, chronische Migräne, Hirnhautentzündung, Epilepsie oder Multiple Sklerose. Diese können sich in Lähmungserscheinungen, Schwindel, Sprachproblemen, Muskelschwäche, Empfindungsstörungen oder Verwirrtheit äußern.

Ablauf der neurologischen Untersuchung

Eine neurologische Untersuchung folgt einem klaren Ablauf. Sie beginnt stets mit einem Gespräch (Anamnese), in dem der Arzt nach Beschwerden und Vorerkrankungen fragt. Danach wird geprüft, ob es äußere Anzeichen für eine Erkrankung gibt, z. B. an der Art zu gehen, an der Körperhaltung, am Gleichgewicht oder an Bewegungseinschränkungen. Bei einer kurzen körperlichen Untersuchung hört der Arzt die Lunge und das Herz ab und misst den Puls.

Es folgen verschiedene Tests, deren Aufwand und Ablauf vom vermuteten Krankheitsbild abhängen. Grundsätzlich können vom Gehirn bis zum Beinmuskel alle Bereiche des Körpers neurologisch untersucht werden, die von Nervenkrankheiten betroffen sein können. Wenn ein Patient nicht oder nur eingeschränkt in der Lage ist, Fragen zu beantworten und aktiv bei den Tests mitzumachen, können nahestehende Menschen helfen.

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Tests der Hirnnerven

Jeder Mensch hat zwölf Hirnnerven, die z. B. die Muskeln der Augen, des Kiefers oder der Zunge steuern. Zudem gibt es je einen Riech-, Seh-, Hör- und Gleichgewichtsnerv. Beeinträchtigtes Sehen, Hören, Riechen, Schmecken oder Sprechen können auf eine Nervenerkrankung hindeuten.

Der Geruchssinn wird mit bestimmten Duftstoffen getestet. Das Sehvermögen kann durch Erkennen von Buchstaben oder Zeichen auf Lesetafeln untersucht werden. Zudem kann der Arzt mit einem Fingertest prüfen, ob das Gesichtsfeld eingeschränkt ist.

Beweglichkeit, Feinmotorik und Koordination

Die allgemeine Beweglichkeit, Feinmotorik und Koordination sind ein weiterer Untersuchungsabschnitt. Es wird geprüft, wie gut man Arme und Beine bewegen, Knopfverschlüsse öffnen oder schreiben kann. Auch Tests zum Gleichgewicht und zur Koordination von Bewegungen werden durchgeführt.

Schmerz- und Berührungsempfinden

Ob das Schmerz- und Berührungsempfinden gestört ist, stellt der Arzt meist mit einem weichen Stoff und einer Nadel fest.

Sprach-, Rechen- und Gedächtnistests

In diesen Bereich gehören Sprach- und Rechentests sowie Fragen und Tests zur Merkfähigkeit und zur Orientierung, etwa nach der Jahreszeit, nach dem Datum, dem Beruf oder dem aktuellen Ort.

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Apparative Diagnostik: MRT, EEG und CT

Neben dem Arzt-Patienten-Gespräch und der neurologischen Untersuchung können in einigen Fällen auch apparative Diagnoseverfahren eingesetzt werden, um die Diagnose zu sichern oder andere Erkrankungen auszuschließen.

Magnetresonanztomographie (MRT)

Um detailliertere Einblicke in das Gehirn zu bekommen und die Diagnose Migräne zu festigen, verordnen Mediziner in manchen Fällen ein MRT (Magnetresonanztomographie; auch Kernspintomographie). Damit können sie krankhafte Veränderungen oder Blutungen ausschließen.

Ablauf der MRT-Untersuchung

Während der MRT-Untersuchung liegen Sie in einer Röhre, während Magnetfelder und Radiowellen Bilder Ihres Gehirns erzeugen. Die Untersuchung ist schmerzfrei, kann aber für Menschen mit Klaustrophobie unangenehm sein.

Was das MRT zeigt

Ob ein Mensch Migräne-Patient ist oder nicht, kann der Mediziner mit einem MRT nicht direkt sehen. Zunächst gilt es, mittels der Diagnostik andere Störungen oder Erkrankungen auszuschließen.

Elektroenzephalographie (EEG)

Die EEG (Elektroenzephalographie) ist nicht Teil der Basisuntersuchungen einer Migräne. Manchmal ist sie jedoch sinnvoll, zum Beispiel wenn der Arzt mehr über die elektrische Aktivität des Gehirns wissen möchte. Die Mediziner messen die Hirnströme, wodurch eine mögliche erhöhte Erregbarkeit des Nervensystems nachgewiesen werden kann - das ist bei einer Migräne im EEG oft auffällig.

Ablauf der EEG-Untersuchung

Für die Messung bekommen Patienten ein Netz mit Elektroden auf den Kopf gesetzt. Die Untersuchung ist schmerzfrei und nicht invasiv.

Was das EEG zeigt

Eine Studie konnte mittels EEG-Messung darstellen, dass Migräne-Patienten Probleme besser lösen als gesunde Probanden.

Computertomographie (CT)

Im Gegensatz zu MRT und EEG kommt es durch ein CT (Computertomographie) zu einer Strahlenbelastung (Röntgenstrahlen). Deswegen ist dieses Verfahren seltener das Mittel der Wahl, um eine Migräne zu diagnostizieren.

Wann ein CT sinnvoll ist

Wenn der Arzt Hirnblutungen, Gefäßfehlbildungen oder -verschlüsse sowie Erkrankungen des Schädels und der Nebenhöhlen ausschließen will oder es sich um Akutfälle handelt, ist ein CT oft sinnvoll.

Ablauf der CT-Untersuchung

Du liegst in der Regel in Rückenlage auf einer schmalen Liege, die in eine ringförmige Öffnung gefahren wird. Die Messung ist schmerzfrei.

Was das CT zeigt

Ob eine Migräne vorliegt, ist mit dem CT direkt nicht nachweisbar.

Migräneformen: Ein Überblick

Stellt der Arzt die Diagnose Migräne, analysiert er sie im weiteren Verlauf näher und ist in der Lage, eine bestimmte Migräneform festzustellen. Dadurch ist eine noch spezifischere Behandlung der Beschwerden durchführbar. Zu den verschiedenen Migräneformen gehören:

  • Vestibuläre Migräne: Jeder zweite bis dritte migränekranke Patient hat mindestens einmal Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen, die während oder nach einer Kopfschmerzattacke auftreten können.
  • Menstruelle Migräne: Sie ist eng mit dem Menstruationszyklus verbunden. Die Migräneattacken kommen normalerweise während oder kurz vor der Periode.
  • Hemiplegische Migräne: Neben den typischen Aura-Symptomen kann es zu Sprachstörungen, reversiblen motorischen Defiziten (z. B. Kraftverlust) und teils auch (halbseitigen) Lähmungserscheinungen kommen.
  • Basilarismigräne: Diese spezielle Form findet sich vor allem unter jungen Erwachsenen.
  • Migräne mit Hirnstammaura: Unter den 47 verschiedenen Migräneunterformen ist die Migräne mit Hirnstammaura oft schwierig von anderen Erkrankungen abzugrenzen. Es können sog. Hirnstammsymptome wie Schwindel (Vertigo), Hörgeräusche (Tinnitus), beidseitige sensorische und motorische Störungen sowie Unfähigkeit zu sprechen (Dysarthrie), zu schlucken (Dysphagie) und Doppelbilder (Diplopie) auftreten.

Die Häufigkeit der Kopfschmerzattacken entscheidet außerdem darüber, ob es sich um episodische oder chronische Migräne handelt.

Migräne behandeln: Akuttherapie und Prophylaxe

Die Migränebehandlung basiert auf verschiedenen Maßnahmen. Eine permanente Einnahme von Schmerzmedikamenten ist in der Regel nicht angezeigt und sogar gefährlich.

Allgemeine Maßnahmen

Vermeidung auslösender Faktoren (z.B. bestimmte Nahrungsmittel, Alkohol), genügend Schlaf, Stressabbau (Autogenes Training) und vor allem mäßiger Ausdauersport und Nikotinkarenz, ggf. Wechsel von Hormonpräparaten etc.

Akuttherapie

Die Behandlung des akuten Migräneanfalls umfasst: Ruhe, Abdunklung des Raumes, Medikamente gegen die Übelkeit, z.B. in Zäpfchenform in Kombination mit Medikamenten gegen die Schmerzen, z.B. Aspirin, Paracetamol, in schweren Fällen auch andere Medikamente wie beispielsweise Triptane.

Migräneprophylaxe

Im Falle besonders häufig auftretender Migräneattacken ist durchaus eine sogenannte Prophylaxe zu diskutieren. Hier stehen diverse Medikamente zur Verfügung, welche täglich eingenommen oder in regelmäßigen Abständen injiziert werden müssen. Zur Prophylaxe werden Medikamente wie beta-Blocker oder Calciumantagonisten verschrieben, also Medikamente, die sonst bei der Behandlung des Bluthochdruckes zum Einsatz kommen. Oft ist die Einnahme über sechs bis zwölf Monate notwendig, bevor man wieder über ein Absetzen dieser Prophylaxe nachdenken kann. Individuell muss das richtige Medikament ausgetestet werden. In schwierigen Fällen kann eine Prophylaxe mit Antikonvulsiva in geringer Dosierung helfen. Nicht nur Medikamente, sondern auch Ausdauersportarten wie Schwimmen oder Joggen beugen Kopfschmerzen vor. Entspannungsverfahren, wie zum Beispiel die progressive Muskelentspannung nach Jakobson sind ebenfalls hilfreich. Sollte kein Medikament und keine Allgemeinmaßnahme die Häufigkeit der Schmerzattacken vermindern, ist die Diagnose erneut zu überprüfen.

Eine Prophylaxe kann die Migräne nicht heilen und muss mindestens über drei Monate erfolgen, um die Wirksamkeit beurteilen zu können. Eine Prophylaxe ist dann wirksam, wenn sie die Häufigkeit der Kopfschmerzen halbieren kann.

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