Die Unterschiede zwischen Neurologie, Physiotherapie, Ergotherapie und Psychologie

Physiotherapie und Ergotherapie sind zwei wichtige Gesundheitsberufe, die einen entscheidenden Beitrag zur Rehabilitation leisten und die Lebensqualität der Patienten verbessern. Obwohl sie oft zusammenarbeiten, sind ihre Schwerpunkte und Ansätze unterschiedlich. Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede zwischen Physiotherapie, Ergotherapie, Neurologie und Psychologie.

Einführung in die Gesundheitsberufe

Im Gesundheitswesen gibt es eine Vielzahl von Berufen, die sich um das Wohlbefinden der Patienten kümmern. Zu den wichtigsten gehören Physiotherapie, Ergotherapie, Neurologie und Psychologie. Jeder dieser Berufe hat seine eigenen Schwerpunkte und Methoden, die sich jedoch ergänzen und zusammenarbeiten, um eine umfassende Versorgung zu gewährleisten.

Physiotherapie: Förderung von Bewegung und Funktionalität

Physiotherapie ist eine medizinische Disziplin, die darauf abzielt, Bewegung und Funktionalität zu fördern, wiederherzustellen oder zu erhalten. Physiotherapeuten arbeiten mit Patienten jeden Alters, die aufgrund von Verletzungen, Krankheiten oder altersbedingten Veränderungen in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt sind.

Ziele und Anwendungsbereiche der Physiotherapie

Das Hauptziel der Physiotherapie ist es, die körperliche Funktionsfähigkeit des Patienten zu verbessern und Schmerzen zu lindern. Dies wird durch eine Vielzahl von Techniken erreicht, darunter:

  • Manuelle Therapie (z. B. Mobilisierung von Gelenken und Weichteilen)
  • Krankengymnastik (aktive und passive Übungen zur Stärkung der Muskulatur und Verbesserung der Beweglichkeit)
  • Physikalische Therapie (z. B. Wärme-, Kälte- und Elektrotherapie)
  • Rehabilitation nach Sportverletzungen oder orthopädischen Operationen (z. B. Wiederherstellung der vollen Belastbarkeit nach einem Knochenbruch)
  • Arbeit mit neurologischen Patienten (z. B. Behandlung von Schlaganfallpatienten zur Verbesserung der Motorik)

Die Physiotherapie kommt in verschiedenen medizinischen Bereichen zum Einsatz, darunter Orthopädie, Neurologie, Kardiologie und Sportmedizin.

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Robotikgestützte Therapie in der Physiotherapie

In der Rehabilitation neurologischer Patientinnen und Patienten ist die Physiotherapie ein wesentlicher Bestandteil. Die Therapieziele und die Bedürfnisse der Patientin oder des Patienten werden gemeinsam abgestimmt und in den Einzel- und Gruppentherapien berücksichtigt. Die Förderung von verloren gegangenen motorischen Fähigkeiten und das Wiedererreichen der weitestgehenden Selbstständigkeit im täglichen Leben stehen im Vordergrund. Standardisierte Testverfahren werden genutzt, um den individuellen Fortschritt objektiv aufzuzeigen. Hervorzuheben sind unsere vielfältigen Einsatzmöglichkeiten robotergestützter Therapie zur Unterstützung, um die eigene Mobilität und Gehfähigkeit bestmöglich wiederzuerlangen, beispielsweise das EKSO-Skelett®, der Lokomat® und das GEO®. Um Sitzen und Stehen zu trainieren und das Gleichgewicht verbessern zu können, finden spezifische Geräte wie beispielsweise der ERIGO®, der E-GO® oder das Spacecurl® ihren Einsatz.

Physiotherapie im orthopädischen Bereich

Im akuten und postoperativen Bereich liegt der Schwerpunkt der Physiotherapeutinnen und -therapeuten in der maximalen Mobilität und Schmerzfreiheit der Patientinnen und Patienten. Die Inhalte der Gruppenangebote richten sich in erster Linie nach den Bedürfnissen und der Leistungsfähigkeit der Patientinnen und Patienten. Unter dem Begriff der physikalischen Therapie sind alle Behandlungsformen gebündelt, die mit physikalischen Kräften wie Wärme, Licht oder mechanischen Behandlungen für Linderung und Heilung sorgen. Dazu gehören beispielsweise diverse Massagen, komplexe physikalische Entstauungstherapie, Wärmeanwendungen oder auch die Elektrotherapie mit beispielsweise Reizstromanwendungen und Ultraschall.

Ergotherapie: Unterstützung im Alltag

Ergotherapie hat das Ziel, Menschen bei der Durchführung von alltäglichen Tätigkeiten zu unterstützen, die durch körperliche, kognitive oder psychische Einschränkungen erschwert sind. Ergotherapeuten helfen Patienten, ihre Selbstständigkeit im Alltag wiederzuerlangen oder zu erhalten.

Ziele und Anwendungsbereiche der Ergotherapie

Das Hauptziel der Ergotherapie ist es, die Handlungsfähigkeit des Patienten im Alltag zu verbessern. Dies wird durch eine Vielzahl von Maßnahmen erreicht, darunter:

  • Training von Alltagsfähigkeiten für Menschen mit Schlaganfällen (z. B. Kochen, Anziehen, Körperpflege)
  • Förderung kognitiver Fähigkeiten, z. B. Gedächtnis, Konzentration und Problemlösung
  • Anpassung des häuslichen Umfeldes (z. B. Installation von Haltegriffen im Badezimmer oder Anpassung der Küche an die Bedürfnisse des Patienten)

Die Ergotherapie wird in verschiedenen medizinischen Fachrichtungen eingesetzt, darunter Neurologie, Orthopädie, Psychiatrie und Pädiatrie. Sie wird in verschiedenen medizinischen Fachrichtungen eingesetzt. Kinderheilkunde, Neurologie, Psychiatrie, Orthopädie, zur Behandlung von altersbedingten Einschränkungen. Dementsprechend vielfältig sind auch die Behandlungsmethoden in der Ergotherapie. Speziell abgestimmte Übungen helfen dem Patienten dabei, den Alltag so selbstständig wie möglich zu bewältigen. Damit wird ihnen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und eine bessere Lebensqualität ermöglicht.

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Ergotherapie in der Psychiatrie und Neurologie

Die Ergotherapie fokussiert sich neben körperlichen Einschränkungen auch auf psychische und kognitive Problematiken. So kann diese Therapieform bei Entwicklungsstörungen oder Demenzerkrankung helfen. Auch bei der Behandlung von Depressionen findet die Ergotherapie ihre Anwendung. Betroffene lernen dabei, wieder in Kontakt mit ihren Emotionen zu kommen und diese auszudrücken. Außerdem können soziale Kompetenzen gefördert und kognitive Fähigkeiten geschult werden. Menschen, die unter Depressionen und Angststörungen leiden, können so wieder zu sich finden und ihren Bezug zur Realität stärken.

Die IVS-Therapie in der Ergotherapie

Mit der sogenannten IVS-Therapie - einer innovativen Form der Ergotherapie - unterstützen wir Menschen mit Lähmungen dabei, die Bewegungsfähigkeit ihres gelähmten Arms wiederzuerlangen. Das Besondere: Durch visuelle Illusionen werden Bewegungen des gelähmten Arms simuliert. Das Gehirn erhält so positive Rückmeldungen, die den Lernprozess fördern und die Rehabilitation unterstützen. Die IVS-Therapie basiert auf dem Prinzip der Spiegeltherapie, geht aber noch einen Schritt weiter: Das Bild des gelähmten Arms wird durch die Bewegung des gesunden Arms ersetzt - und das in Echtzeit.

Ergotherapie in der Geriatrie

Im Therapieverlauf der Ergotherapie wird besonders auf die täglichen Anforderungen im gewohnten Lebensumfeld des Patienten eingegangen. Vorhandene Ressourcen sollen verbessert und verloren gegangene Fähigkeiten und Fertigkeiten wiedererlangt werden. Die Behandlungsziele sind grundsätzlich patienten- und handlungsorientiert. Ergotherapeutische Behandlungsinhalte in der Geriatrie: Training der motorischen und sensorischen Fähigkeiten, Gleichgewicht sowie Grob- und Feinmotorik. Auch die Koordination von Bewegungsabläufen und das Sensibilitätstraining (Hände und Füße) gehören dazu. Die Ergotherapie bietet außerdem Training bei neuropsychologischen Störungen wie Apraxie, Ataxie, räumliche, zeitliche und örtliche Orientierungsstörungen sowie Aufmerksamkeits-, Merkfähigkeits- und Konzentrationsstörungen (Hirnleistungstraining). Auch Wahrnehmungsstörungen werden behandelt. Darüber hinaus fördert die Ergotherapie die Selbstständigkeit im lebenspraktischen Bereich wie Körperpflege, An- und Auskleiden, Einnahme von Mahlzeiten, Zubereitung von Mahlzeiten und Hausarbeit. Die Erprobung und Anpassung notwendiger Hilfsmittel wie Rollstühle und Rollatoren (gemeinsam mit Physiotherapeuten) sowie Hilfsmittel für Körperpflege und Ankleiden und Alltagshilfen gehören ebenfalls zum Leistungsumfang. Zudem werden aktivierende Therapien wie kreative Tätigkeiten (basteln, Handwerk) und kognitives Training (Förderung der geistigen Vitalität) angeboten.

Neurologie: Diagnose und Behandlung von Nervenerkrankungen

Die Neurologie ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems befasst. Neurologen behandeln eine Vielzahl von Erkrankungen, darunter Schlaganfälle, Multiple Sklerose, Parkinson-Krankheit, Epilepsie und Demenz.

Ziele und Methoden der Neurologie

Das Hauptziel der Neurologie ist es, die Ursache von neurologischen Symptomen zu finden und eine geeignete Behandlung einzuleiten. Dies geschieht durch eine gründliche neurologische Untersuchung, bei der verschiedene Funktionen des Nervensystems überprüft werden, wie z. B. die Motorik, Sensorik, Koordination, Reflexe und kognitiven Fähigkeiten.

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Zur Diagnostik neurologischer Erkrankungen stehen verschiedene technische Untersuchungsmethoden zur Verfügung, darunter:

  • Elektroenzephalographie (EEG) zur Messung der Hirnströme
  • Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) zur Darstellung des Gehirns und des Rückenmarks
  • Elektromyographie (EMG) und Elektroneurographie (ENG) zur Messung der Muskel- und Nervenfunktion

Die Behandlung neurologischer Erkrankungen kann medikamentös, operativ oder durch andere Therapien erfolgen, wie z. B. Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie.

Neurologische Therapie

Neurologische Therapie bezieht sich auf alle therapeutischen Maßnahmen zur Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems. Dazu gehören Methoden wie Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie, die häufig in der Schlaganfall Behandlung eingesetzt werden. Diese Therapien zielen darauf ab, die motorischen, kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten der Patienten zu verbessern. Eine umfassende Anamnese der Krankheitsvorgeschichte ist entscheidend, um die geeigneten Therapieansätze zu bestimmen und den Heilungsprozess zu unterstützen.

Bobath-Therapie in der Neurologie

Die Bobath-Therapie findet in verschiedenen Bereichen Anwendung und ist besonders wirksam bei der Behandlung von Schlaganfall: Zur Verbesserung der Bewegungsfähigkeit und Muskelkontrolle. Zerebralparese: Förderung der motorischen Entwicklung bei Kindern. Multiple Sklerose: Unterstützung bei der Erhaltung und Verbesserung der Mobilität. Schädel-Hirn-Trauma: Rehabilitation schwerer Verletzungen des Nervensystems.

Logopädie bei neurologischen Erkrankungen

Wir diagnostizieren und therapieren neurologisch bedingte Schluckstörungen (Dysphagien), Sprachstörungen (Aphasien), Sprechstörungen (Dysarthropneumophonien und Sprechapraxien), Stimmstörungen (Dysphonien), Lese-, und Schreibstörungen (Dyslexien, Dysgraphien). Ziel der Sprachtherapie ist es, gemeinsam mit den Betroffenen die kommunikative Teilhabe bestmöglich wieder zu erarbeiten. Schlucktherapeutische Ziele sind die Entwöhnung von Trachealkanüle und Ernährungssonde sowie das Wiedererlangen einer sicheren Nahrungsaufnahme. In der Schlucktherapie setzen wir neben der klinischen Untersuchung verschiedene instrumentelle Diagnostikverfahren ein: flexible endoskopische Untersuchung des Schluckakts (FEES), Tracheoskopie, dynamische Durchleuchtung des Schluckakts (Videofluoroskopie), hochauflösende pharyngo-ösophageale Manometrie. Für die Diagnostik der Aphasie stehen uns eine Vielzahl standardisierter Tests zur Verfügung, wie beispielsweise Aachener Aphasie-Test, modellorientierte Aphasie-Diagnostik (LeMo), Bielefelder Aphasie-Screening, Bogenhausener Semantikuntersuchung. Sprechstörungen können bei uns auch mit apparativen Untersuchungen diagnostiziert werden: Stroboskopie, PC-gestützte Verständlichkeitsmessung, akustische Stimmanalysen, Audiometrie. In der Therapie arbeiten wir evidenzbasiert nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Unter anderem setzen wir die pharyngeale Elektrostimulation nach Hamdy und die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) zur begleitenden Behandlung von Schluck- und Sprachstörungen ein. Das eigenständige Üben ist vielen Patientinnen und Patienten ein Bedürfnis.

Psychologie: Verständnis und Behandlung psychischer Probleme

Die Psychologie ist die Wissenschaft vom menschlichen Verhalten und Erleben. Psychologen untersuchen, wie Menschen denken, fühlen und handeln, und entwickeln Methoden zur Behandlung psychischer Probleme.

Ziele und Methoden der Psychologie

Das Hauptziel der Psychologie ist es, psychische Probleme zu verstehen und zu behandeln. Psychologen arbeiten mit Menschen, die unter Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen, Traumata oder anderen psychischen Belastungen leiden.

Zur Diagnostik psychischer Probleme stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, darunter:

  • Klinische Interviews
  • Psychologische Tests
  • Verhaltensbeobachtung

Die Behandlung psychischer Probleme kann durch verschiedene Therapieformen erfolgen, wie z. B.:

  • Kognitive Verhaltenstherapie
  • Psychodynamische Therapie
  • Gesprächstherapie

Klinische Psychologie

Die klinische Psychologie beschäftigt sich mit dem Verhalten sowie dem psychischen Wohlergehen unserer Patientinnen und Patienten. Aufgrund der krankheitsbedingten Behinderungen verändern sich die Lebensumstände der Betroffenen und ihrer Angehörigen erheblich. Dies führt häufig zu psychischen Anpassungsstörungen und emotionalen Krisen, die durch eine psychologische Betreuung gemildert werden können. Des Weiteren können nach einer Hirnverletzung auch Verhaltensänderungen auftreten.

Neuropsychologie

Die klinische Neuropsychologie beschäftigt sich mit Prozessen der Wahrnehmung, der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses und des Denkens. Diese Basisfunktionen können nach einer Hirnschädigung in unterschiedlicher Ausprägung gestört sein. Gespräche und neuropsychologische Testverfahren ermöglichen es, die persönliche Situation der Patientin oder des Patienten sowie das Ausmaß der verloren gegangenen und noch erhaltenen Fähigkeiten einzuschätzen. Darauf aufbauend wird ein individueller Therapieplan erstellt. In Einzel- und Gruppensitzungen lernen Patientinnen und Patienten, ihre Fähigkeiten zu erweitern sowie noch vorhandene Defizite auszugleichen. Das Therapieziel ist eine möglichst selbstständige Lebensführung im Alltag.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Physiotherapie und Ergotherapie sind zwar unterschiedliche Berufe, haben aber auch viele Gemeinsamkeiten. Beide Berufe erfordern eine qualifizierte Berufsausbildung oder ein Studium. Medizinische Grundlagen sind für beide Berufe unerlässlich. Beide Berufe bieten Spezialisierungen an.

Physiotherapie und Ergotherapie spielen zwar unterschiedliche Rollen, ergänzen sich jedoch perfekt im Gesundheitswesen. Während Physiotherapeuten daran arbeiten, die körperliche Bewegungsfähigkeit ihrer Patienten zu verbessern, legen Ergotherapeuten den Fokus darauf, Menschen bei der Durchführung ihres täglichen Lebens zu unterstützen. Beide Berufe bieten spannende Karrieremöglichkeiten und die Möglichkeit, einen direkten positiven Einfluss auf das Leben anderer Menschen zu nehmen.

Physiotherapie, Ergotherapie, Neurologie und Psychologie sind unterschiedliche, aber sich ergänzende Fachgebiete im Gesundheitswesen. Physiotherapeuten konzentrieren sich auf die Verbesserung der körperlichen Funktion und Bewegung, Ergotherapeuten auf die Förderung der Selbstständigkeit im Alltag, Neurologen auf die Diagnose und Behandlung von Nervenerkrankungen und Psychologen auf das Verständnis und die Behandlung psychischer Probleme.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Unser umfassendes therapeutisches Angebot basiert auf neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen. Wir arbeiten fachübergreifend mit dem Pflegeteam und den ärztlichen Kolleginnen und Kollegen im interdisziplinären Team zusammen. Der Behandlungsplan wird nach den individuellen Voraussetzungen, Zielsetzungen und Bedürfnissen der Patientin oder des Patienten abgestimmt.

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