Heidelberg hat sich als bedeutendes Zentrum für Neurologie, Psychiatrie und innovative Forschung etabliert. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Facetten dieser Bereiche, von der klinischen Versorgung über die Rehabilitation bis hin zu wegweisenden Forschungsansätzen.
Universitätsklinikum Heidelberg: Exzellenz in Klinik und Forschung
Das Universitätsklinikum Heidelberg spielt eine zentrale Rolle in der neurologischen und psychiatrischen Versorgung der Region und darüber hinaus. Die Klinik ist Teil des Universitätsklinikums Heidelberg und befindet sich im sogenannten Altklinikum zentral in Heidelberg in der Nähe des Bismarckplatzes. Mit seiner Expertise in der Diagnostik und Behandlung neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen bietet das Klinikum ein breites Spektrum an Leistungen.
Leistungsspektrum der Neurologischen Klinik
Die Neurologische Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg bietet das gesamte Leistungsspektrum in der Neurologischen Rehabilitation an. Die Akutbehandlung erfolgt nach einem Unfall oder einer Erkrankung gegebenenfalls unter intensivmedizinischen Bedingungen. Entscheidend ist, dass den Patient:innen schnell geholfen wird. Die ersten Stunden nach einem akutneurologischen Ereignis und die Versorgung der Patient:innen in diesem Zeitraum sind von großer Bedeutung. Oft sind Vitalfunktionen erheblich eingeschränkt. Eine schnelle wie auch fachlich qualifizierte Behandlung z.B.
Die Klinik behandelt Patient:innen in allen neurologischen Phasen:
- Phase A: Akutbehandlung unter intensivmedizinischen Bedingungen.
- Phase B (Frührehabilitation): Behandlung schwerstgeschädigter Patient:innen mit intensivmedizinischer Überwachung. Ziel ist die Wiederherstellung von Vitalfunktionen, Sensomotorik, Koordination sowie mentalen, kognitiven und psychischen Funktionen.
- Phase C (Postprimäre Rehabilitation): Förderung der Alltagskompetenzen bei kooperationsfähigen, aber pflegebedürftigen Patient:innen.
- Phase D/E: Vorbereitung der beruflichen Wiedereingliederung durch Prüfung der Arbeits- und Berufskompetenz sowie Training mentaler, psychischer und sozialer Fähigkeiten.
Die Kliniken Schmieder Heidelberg sind eng mit der Neurologischen Universitätsklinik vernetzt. Die Abteilung für Frührehabilitation arbeitet seit vielen Jahren mit der Stroke Unit zusammen und verbindet so Akutmedizin mit Rehabilitationsmedizin.
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Psychiatrische Versorgung am Universitätsklinikum Heidelberg
Die Psychiatrische Universitätsklinik Heidelberg versteht sich als medizinisches Brückenfach zwischen Geistes- und Naturwissenschaften. In der Krankenversorgung und Forschung verfolgt die Klinik ein ganzheitliches Krankheitskonzept, das die Wechselwirkungen zwischen biologischen und psychosozialen Bedingungen berücksichtigt.
Auf acht störungsspezifischen Stationen werden regional und überregional Patienten u.a. mit Depressiven und Bipolaren Störungen, allen Formen psychotischer Erkrankungen, Angst- und Zwangsstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Gedächtnisstörungen und Suchtentwicklungen behandelt.
Diagnostisches Angebot: Neben der Erhebung von Beschwerden und Krankheitsentwicklung bietet die Klinik psychologische und neuropsychologische Testverfahren sowie moderne Bildgebung und Neurophysiologie.
Therapeutischer Ansatz: Die Klinik zielt auf die Identifizierung von psychologischen und neurobiologischen Krankheitsmechanismen und die Entwicklung von individualisierten Behandlungsformen.
Spezialambulanz für personalisierte Psychiatrie
Das Zentrum für psychosoziale Medizin in Heidelberg will Therapien für Psychiatriepatienten stärker personalisieren. Hierzu wurde eine Spezialambulanz für personalisierte Psychiatrie eingerichtet, die zur Sektion für Psychopathologie und Bildgebung am Universitätsklinikum gehört.
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Bekanntlich weisen Psychiatriepatienten mitunter trotz ähnlicher Symptome unterschiedliche Veränderungen in Gehirnfunktionen auf und sprechen unterschiedlich auf Therapien mit Medikamenten und psychotherapeutischen Verfahren an. Ziel ist es, die Diagnostik durch funktionelle Gehirn-Bildgebung mit Magnetresonanztomographie (MRT) zu verbessern und Therapien individuell anzupassen.
Die Universitätsklinik weist darauf hin, dass die Arbeiten in das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte „Forschungsnetz für psychische Erkrankungen“ eingebettet sind.
Botulinumtoxin-Therapie in der Neurologie
Botulinumtoxin ist ein wirksames Neurotoxin, das in der Medizin zur Behandlung verschiedener neurologischer Krankheitsbilder eingesetzt wird. Zu diesen gehören neben der chronischen Migräne auch der Hemispasmus facialis, Blepharospasmus, zervikale Dystonie, Spastik, aber auch Sialorrhoe (vermehrter Speichelfluss), wie er bei vielen neurologischen Erkrankungen vorkommen kann.
Botulinumtoxin wirkt, indem es gezielt die Freisetzung von Acetylcholin blockiert, einem Neurotransmitter, der für die Übertragung von Nervenimpulsen an Muskeln verantwortlich ist. Dadurch wird die Muskelaktivität vorübergehend reduziert oder vollständig unterdrückt, so dass Schmerzen, erhöhter Speichelfluss, unwillkürliche, störende Bewegungen/Zuckungen im Gesicht oder die erhöhte Muskelspannung reduziert werden.
Wolfgang Wick und der Cancer-Neuroscience Forschungsschwerpunkt
Ein wichtiger Name in der Heidelberger Neurologie und Neuroonkologie ist Professor Wolfgang Wick. Er studierte Humanmedizin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, am King's College in London/UK und an der Harvard Medical School in Boston/USA. 1998 wurde er am Institut für Neuropathologie der Universität Bonn promoviert. Nach der Facharztausbildung in Neurologie und Psychiatrie am Universitätsklinikum Tübingen habilitierte er sich 2003. In der Folge war Wick zwei Jahre lang als Oberarzt für Neurologie tätig, bevor er 2006 Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Allgemeinen Neurologie am Universitätsklinikum Tübingen wurde.
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Seit 2007 ist er Ärztlicher Direktor der Abteilung Neuroonkologie/NCT und Professor für klinische Neuroonkologie an der Universität Heidelberg sowie parallel der Abteilungsleiter der Klinischen Kooperationseinheit Neuroonkologie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Seit 2014 ist er Ärztlicher Direktor der Allgemeinen Neurologie am Universitätsklinikum Heidelberg sowie Sprecher des dortigen Departments. Von 2016 bis 2018 war er zudem Präsident der European Association of Neurooncology (EANO) mit Sitz in Wien/Österreich. Während seiner Karriere wurde er mehrfach ausgezeichnet - unter anderem mit dem Sibylle Assmus Förderpreis für Neuroonkologie (2005), dem Heinrich Pette-Preis der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (2006) und dem Deutschen Krebspreis der Deutschen Krebsgesellschaft (2015). Erst 2021 wurde Wolfgang Wick Mitglied im Wissenschaftsrat und wird nun, nur zwei Jähre später, dessen Vorsitzender.
Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen Therapieresistenzmechanismen sowie die Präzisierung der Hirntumortherapie durch Biomarker und Immuntherapie. Mit seinem Team am Deutschen Krebsforschungszentrum hat Wick herausgefunden, dass Tumorzellen des Gehirns, sogenannte Gliomzellen, netzwerkartig als eine Art zweites Gehirn im Gehirn wachsen und zum Teil intensiven Input erhalten. Aus diesen - in Heidelberg, Stanford und Lausanne - erarbeiteten Konzepten entwickelte sich ein neuartiger Cancer-Neuroscience Forschungsschwerpunkt. Dieser eröffnet neue Therapieaspekte und macht einen Blick auf den zentralnervösen Input auf Krebserkrankungen notwendig. Darüber hinaus konzentriert sich Wick in seiner Forschung auf die Entwicklung regionaler und überregionaler neurologischer Therapienetzwerke.
Historische Perspektive: Die Entwicklung von Neurologie und Psychiatrie
Die Neurologie entwickelte sich von Beginn an als eigenständiges akademisches Fach, ebenso wie die Psychiatrie. An den deutschen Universitäten hatte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Etablierung akademischer Fächer als Standard etabliert.
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