Neurologische Erkrankungen bei Hunden: Ursachen, Symptome und Behandlung

Genau wie alle anderen Organe kann auch das Nervensystem unserer Hunde von Krankheiten betroffen sein. Nervenerkrankungen beim Hund haben die verschiedensten Ursachen und lösen sehr unterschiedliche Symptome aus. Unabhängig von der Ursache ist jede Erkrankung des Nervensystems potenziell lebensbedrohlich für den Hund.

Die Bedeutung der Anamnese

Der Besuch beim Tierarzt beginnt immer mit der Besitzerbefragung (Anamnese). Bei der Diagnostik von neurologischen Erkrankungen älterer Heimtiere ist eine gründliche Anamnese von unschätzbarem Wert. Oft sind es die Tierbesitzer, die feine Veränderungen im Verhalten ihrer Haustiere erkennen. Dies ermöglicht oft eine präzise und zeitnahe Diagnose. Da die Ursachen neurologischer Symptome sehr verschieden sein können und nicht neurologischen Ursprungs sein müssen, ist die Anamnese besonders wichtig. Da einige Erkrankungen wie Bandscheibenvorfall beim Dackel und Epilepsie beim Golden Retriever rassetypisch sind, ist hier auch die Rasse sehr wichtig. Im besten Fall wissen Sie, ob bei den Eltern oder Wurfgeschwistern Erkrankungen bestehen, die möglicherweise vererbt wurden. Seit wann besteht die Symptomatik, wie genau sieht sie aus und wird sie mit der Zeit oder in bestimmten Situationen besser oder schlechter (z.B.

Symptome neurologischer Erkrankungen

Je nachdem, welche Nervenerkrankung beim Hund vorliegt, treten völlig verschiedene Symptome auf. Nur anhand der Krankheitsanzeichen lässt sich aber oft noch keine Aussage darüber treffen, welche Erkrankung dahintersteckt. Die Liste der möglichen Nervenerkrankungen beim Hund ist leider lang. Zudem führen zahlreiche Erkrankungen anderer Organe wiederum zu neurologischen Symptomen.

Hier sind einige neurologische Anzeichen, bei denen ein Besuch beim Tierarzt oder bei der Tierärztin ratsam ist:

  • Krampfanfälle: Plötzliche, unkontrollierte Bewegungen oder Zuckungen sind definitiv ein Grund zur Sorge und sollten schnellstmöglich abgeklärt werden.
  • Gleichgewichtsprobleme: Wenn Ihr Tier Schwierigkeiten hat, gerade zu laufen, ständig stolpert oder sogar umfällt, könnte dies auf ein neurologisches Problem hinweisen.
  • Veränderungen in der Bewegung: Lähmungserscheinungen, Humpeln oder das Nachziehen eines Beins sind Anzeichen, die nicht ignoriert werden sollten.
  • Unkoordinierte Bewegungen: Wenn Ihr Tier Schwierigkeiten hat, seine Bewegungen zu koordinieren oder „betrunken“ wirkt, ist es Zeit für einen Tierarztbesuch.
  • Verhaltensänderungen: Plötzliche Verwirrung, Desorientierung oder erhöhte Ängstlichkeit können Anzeichen für neurologische Störungen sein.
  • Starker Kopfschütteln oder Kratzen am Kopf: Dies kann auf Ohreninfektionen hinweisen, aber auch auf Probleme im zentralen Nervensystem.
  • Starren oder Anschauen von imaginären Punkten: Wenn Ihr Tier in die Ferne starrt, als ob es etwas sieht, oder imaginäre Fliegen zu fangen versucht, kann dies ein neurologisches Anzeichen sein.
  • Verminderte Reaktion auf Reize: Wenn Ihr Tier nicht mehr so reagiert, wie es sollte, zum Beispiel nicht mehr auf seinen Namen hört oder auf andere Reize nicht mehr reagiert, sollten Sie das überprüfen lassen.
  • Schwierigkeiten beim Schlucken: Probleme beim Fressen oder Schlucken können ebenfalls auf neurologische Probleme hinweisen.
  • Häufiges Anschlagen des Kopfes gegen die Wand oder andere Objekte: Dies kann ein Anzeichen für Schmerzen oder neurologische Probleme sein.
  • Veränderungen des Bewusstseins wie Teilnahmslosigkeit, Schläfrigkeit oder Koma
  • Desorientierung
  • Gleichgewichtsprobleme
  • Schmerzäußerung
  • Stolpern oder Lahmheit
  • Im Kreis laufen
  • Herunterhängen z.B. des Ohres, der Lippe
  • Schluck- oder Sehstörungen

Tipp: Bei Katzen sehen Sie eine Gleichgewichtsstörung oft durch einen senkrecht gehaltenen Schwanz, eine breitbeinige Beinstellung und einen geduckten Körper. Der Schwanz dient sozusagen als Balancehilfe.

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Häufige neurologische Erkrankungen beim Hund

Die Liste der möglichen Nervenerkrankungen beim Hund ist lang. Hier sind einige Beispiele:

  • Epilepsie: Die „echte“ Epilepsie (idiopathische Epilepsie) geht mit keinerlei sichtbaren Veränderungen am Gehirn einher.
  • Bandscheibenvorfall: Kommt es zu einem Vorfall drückt die Bandscheibe auf das Rückenmark und löst in der Folge typische Symptome aus.
  • Schädel-Hirn-Trauma: Ist das Gehirn durch einen Unfall geschädigt, kann sich dies folgendermaßen äußern: Störungen des Bewusstseins und der Bewegungen, veränderte Pupillenreaktionen, eine langsame Pulsfrequenz sowie allgemeine Benommenheit.
  • Ataxie: Bei der Ataxie des Hundes handelt es sich um eine Störung der Bewegungskoordination. Die Körperhaltung ist ungewöhnlich und vor allem die Bewegungen des Hundes wirken abgehackt, schwankend und seltsam. Der Hund hat neurologische Ausfälle der Hinterbeine. Die Ursache sind meist Schäden am Rückenmark, dem Gehirn oder an den Nerven.
  • Degenerative Myelopathie: Vor allem bei Hunden bekannt, handelt es sich um eine fortschreitende Erkrankung des Rückenmarks, die zu Schwäche und Lähmung der Hinterbeine führt.
  • Spondylose: Dabei handelt es sich um knöcherne Veränderungen entlang der Wirbelsäule, die Druck auf das Rückenmark oder die Nerven ausüben können.
  • Tumore: Gehirn- oder Rückenmarktumore können bei älteren Tieren auftreten und neurologische Symptome verursachen, je nachdem, welcher Teil des Nervensystems betroffen ist.
  • Schlaganfälle: Ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Blutzufuhr zu einem Teil des Gehirns unterbrochen wird, was zu neurologischen Defiziten führt.
  • Infektionen und Entzündungen: Manchmal können Infektionen oder Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis) oder des Rückenmarks (Myelitis) neurologische Probleme auslösen. Dies kann durch Viren, Bakterien oder andere Ursachen geschehen.
  • Endokrine Erkrankungen: Probleme mit Drüsen, die Hormone produzieren (z. B. Schilddrüse), können manchmal neurologische Symptome hervorrufen.
  • Kognitive Dysfunktion: Genau wie Menschen können auch ältere Hunde und Katzen Anzeichen von Demenz oder kognitiver Dysfunktion zeigen. Dies kann Verwirrung, Desorientierung und Verhaltensänderungen verursachen.
  • Steroid-responsive Meningitis-Arteriitis: betrifft oft junge, mittelgroße bis große Hunde. Typisch ist eine schubweise auftretende, starke Nackensteife - oft begleitet von Fieber.
  • Bakterielle oder pilzbedingte Entzündung der Wirbelsäule: Betroffene Tiere haben Schmerzen beim Bewegen oder Berühren des Rückens, manchmal auch Fieber.
  • Polyradikuloneuritis („Coonhound paralysis“): Akute, meist immunvermittelte Entzündung der Nervenwurzeln. Beginn oft an den Hinterbeinen, Fortschreiten zur Vorderhand möglich.
  • Myasthenia gravis: Autoimmunerkrankung: die Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel ist gestört. Typisch: Belastungsabhängige Muskelschwäche, gelegentlich auch Schluckstörungen oder Aspirationsgefahr.
  • Hypothyreose: Kann Neuropathien mit Lähmungserscheinungen verursachen.
  • Morbus Addison: Elektrolytstörungen (v. a. Kaliumüberschuss) können die Reizweiterleitung blockieren.
  • Diabetes mellitus: Vor allem bei Katzen: „Plantigrader Gang“ durch diabetische Polyneuropathie. Ursache ist eine Nervenschädigung durch dauerhaft erhöhten Blutzucker.

Ursachen neurologischer Erkrankungen

Die Ursachen für neurologische Erkrankungen bei Hunden können vielfältig sein:

  • Genetische Veranlagung: Viele neurologische Erkrankungen, wie z. B.
  • Infektionen: Bakterielle oder virale Infektionen, wie z. B.
  • Toxische Substanzen: Bestimmte Gifte, wie z. B.
  • Tumore: Gehirn- oder Rückenmarktumore können neurologische Symptome verursachen.
  • Trauma: Verletzungen des Gehirns oder Rückenmarks können zu neurologischen Problemen führen.
  • Entzündungen: Entzündungen des Gehirns oder Rückenmarks können neurologische Symptome verursachen.
  • Vaskuläre Erkrankungen: Schlaganfälle können neurologische Schäden verursachen.
  • Degenerative Erkrankungen: Degenerative Erkrankungen des Gehirns oder Rückenmarks können zu neurologischen Symptomen führen.
  • Metabolische Störungen: Stoffwechselstörungen können neurologische Symptome verursachen.

Diagnostik neurologischer Erkrankungen

Unsere liebsten Vierbeiner können uns leider nicht direkt mitteilen, wenn sie sich unwohl fühlen oder Schmerzen haben. Daher sind Tierärzte darauf angewiesen, moderne Diagnostikmethoden zu nutzen, um neurologische Probleme bei Tieren zu identifizieren und zu behandeln. Hier ist eine ausführliche Übersicht darüber, wie neurologische Erkrankungen bei Tieren diagnostiziert werden:

  1. Klinische Untersuchung: Bevor spezifische Diagnosetests durchgeführt werden, beginnt alles mit einer gründlichen klinischen Untersuchung. Der Tierarzt oder die Tierärztin überprüft das allgemeine Verhalten, den Gang des Tieres und seine Reaktion auf verschiedene Reize. Hierdurch können bereits erste Hinweise auf eine mögliche neurologische Erkrankung gesammelt werden. Möglicherweise kann schon in der Allgemeinen Untersuchung festgestellt werden, ob die Erkrankung nur einen bestimmten Bereich betrifft - wie bei einem Bandscheibenvorfall - oder den ganzen Körper, beispielsweise bei einem Diabetes.
  2. Neurologische Untersuchung: Diese spezialisierte Untersuchung konzentriert sich auf das Nervensystem des Tieres. Es werden Reflexe getestet, die Reaktion auf Schmerzreize überprüft und die Stärke und Koordination der Muskulatur beurteilt. Als erstes, wird die geschaut, welcher Teil des Nervensystems bei Ihrer Katze oder Ihrem Hund betroffen ist. Die neurologische Störung kann vom Gehirn ausgehen, das Rückenmark betreffen oder die Nervenbahnen, die Impulse zu den Organen leiten. Nicht wundern: Oft wird dieser Teil der neurologischen Untersuchung schon nebenbei während des Gesprächs durchgeführt. Oft müssen gar keine konkreten Untersuchungen durchgeführt werden, um Auffälligkeiten, die auf eine neurologische Störung hinweisen, wahrzunehmen. Deswegen guckt die Tierärztin oder der Tierarzt sich Ihren Vierbeiner zunächst an und schaut, wie er sich verhält, wie die Körperhaltung ist und wie er läuft. Dabei wird beobachtet, ob Ihre Katze oder Ihr Hund aktiv oder teilnahmslos oder aggressiv ist, wie die Kopfhaltung ist, ob Kopf und Hals oder Gliedmaßen überstreckt werden, ob der Rücken z.B. Im nächsten Schritt können eine Reihe von neurologischen Tests durchgeführt werden, um das Nervensystem zu untersuchen. Genau wie wir haben Tiere bestimmte Reflexe beispielsweise den Kniesehenreflex, die mithilfe eines Reflexhammers ausgelöst werden können. Bei neurologischen Störungen kann die Reaktion abgeschwächt sein, ganz ausfallen oder auch extremer als normal sein. Auch die Nerven des Gehirns lassen sich recht einfach testen. Dazu wird unter anderem probiert, ob der Vierbeiner Futter riecht, auf Geräusche reagiert und einen runterfallenden Wattebausch mit den Augen verfolgt. Des Weiteren wird der Schluck- und der Pupillen-Reflex getestet. Dieser Teil der Untersuchung kann auch als Test der Schmerzreaktion bezeichnet werden, da hierbei das oberflächliche und tiefe Schmerzempfinden geprüft wird. Dabei wird zunächst die Sensibilität der Haut getestet. Eine Reaktion kann auf Schmerz, Druck oder Temperatur erfolgen. Wenn dies keine verdächtigen Befunde aufweist, werden meistens keine weiteren Schmerzreaktionen untersucht. Hat Ihr Vierbeiner hierbei jedoch keine Reaktion gezeigt, wird etwas kräftiger in die Haut oder auch mit einer Klemme in die Krallengelenke gekniffen.
  3. Bluttests: Blutuntersuchungen können helfen, andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen können. Sie können auch Hinweise auf Entzündungen, Infektionen oder metabolische Probleme geben, die das Nervensystem beeinflussen. Um zum Beispiel einen Nährstoffmangel oder eine Vergiftung als Ursache sowie sekundäre Folgeerkrankungen auszuschließen, wird zusätzlich zu der eigentlichen neurologischen Untersuchung möglicherweise eine Blutuntersuchung gemacht.
  4. Bildgebende Verfahren:
    • Röntgen: Hiermit können vor allem knöcherne Strukturen, aber auch einige Weichteilstrukturen abgebildet werden. Es hilft, Frakturen oder Veränderungen in der Wirbelsäule zu erkennen.
    • Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT): Diese hochmodernen bildgebenden Verfahren bieten detaillierte Einblicke in das Gehirn, Rückenmark und andere Teile des Nervensystems und können Veränderungen wie Tumore, Entzündungen oder Verletzungen aufzeigen.
  5. Lumbalpunktion: Bei dieser Prozedur wird eine kleine Menge Liquor (Rückenmarksflüssigkeit) entnommen, die dann auf Anomalien untersucht wird. Dies kann bei der Diagnose von Entzündungen, Infektionen oder anderen Erkrankungen des zentralen Nervensystems hilfreich sein. Die Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit wird häufig nur von Spezialisten (Neurologinnen und Neurologen) durchgeführt. Der Liquor wird mit einer langen Nadel aus dem Rückenmark entnommen und dessen Aussehen beurteilt sowie die enthaltenden Zellen bestimmt und gezählt. So können Rückschlüsse vor allem auf Entzündungen und Infektionen, aber auch auf Traumata oder metabolische Erkrankungen gezogen werden.
  6. Elektrodiagnostische Tests: Methoden wie die Elektromyographie (EMG) können die elektrische Aktivität in den Muskeln messen. Sie sind besonders nützlich, um Nerven- und Muskelerkrankungen zu diagnostizieren.
  7. Biopsien: Manchmal kann es notwendig sein, eine Probe von Nerven- oder Muskelgewebe zu entnehmen und diese mikroskopisch zu untersuchen, um bestimmte Erkrankungen zu identifizieren.

Behandlung neurologischer Erkrankungen

Die Behandlung von Nervenkrankheiten bei Hunden hängt von der spezifischen Erkrankung und ihrer Schwere ab.

Hier sind einige der verfügbaren Therapieoptionen:

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  1. Medikamentöse Behandlung
    • Entzündungshemmende Medikamente: Werden oft eingesetzt, um Schwellungen im Gehirn oder Rückenmark zu reduzieren.
    • Antiepileptika: Zur Kontrolle von Krampfanfällen, wie z.B. S-Adenosylmethionin (SAMe) oder Omega-3-Fettsäuren, können manchmal helfen, den Fortschritt von neurologischen Erkrankungen zu verlangsamen.
  2. Physiotherapie: Physiotherapie kann besonders hilfreich sein, um die Muskelmasse zu erhalten und die Gelenkbeweglichkeit bei Tieren mit eingeschränkter Mobilität zu fördern.
  3. Chirurgische Eingriffe: Bei bestimmten Erkrankungen, wie z.B. Wirbelsäulenerkrankungen oder Tumoren, kann eine Operation notwendig sein, um Druck auf das Rückenmark oder Gehirn zu vermindern. Je nach Befund muss entweder Druck vom Rückenmark genommen werden durch eine sogenannte Dekompression oder es wird mittels verschraubter Metallplatten die Wirbelsäule an betroffenen Stellen versteift. Danach muss der Hund Ruhe halten für eine längere Zeit. Leichtere Befunde können konservativ behandelt werden, sprich mit Medikamenten und Schonen. Hier ist die Langzeitprognose nicht ganz so gut, allerdings ist das Operationsrisiko hiergegen abzuwägen.
  4. Akupunktur: Einige Tierhalter finden, dass Akupunktur helfen kann, Schmerzen zu lindern und die neurologische Funktion bei ihren Haustieren zu verbessern.
  5. Ernährungsberatung: Die richtige Ernährung kann einen großen Unterschied machen, insbesondere bei Tieren mit metabolischen oder endokrinen Erkrankungen, die neurologische Symptome hervorrufen. Eine ausgewogene Ernährung kann das Nervensystem unterstützen und helfen, Entzündungen zu reduzieren.
  6. Verhaltensmodifikation und Umgebungsanpassungen: Für Tiere mit kognitiver Dysfunktion oder anderen neurologischen Problemen kann es hilfreich sein, ihre Umgebung anzupassen und Trainingstechniken zu verwenden, um ihnen zu helfen, besser zurechtzukommen.
  7. Lasertherapie: Bei einigen Erkrankungen kann die Lasertherapie helfen, Schmerzen zu lindern und die Heilung zu fördern.

Bei starken Schmerzen werden entzündungshemmende Schmerzmittel gegeben.

Prognose

Je nachdem, an welcher Nervenerkrankung Ihr Hund leidet, unterscheiden sich auch die Heilungschancen erheblich. So lässt sich Epilepsie in den meisten Fällen nicht heilen, ist aber durchaus gut behandelbar. Auch ein Bandscheibenvorfall hat mit konservativer oder operativer Therapie inzwischen gute Heilungschancen.

Ob Ataxie heilbar ist, hängt stark von der Ursache ab. Bei einigen Formen - etwa dem idiopathischen Vestibularsyndrom bei älteren Hunden - ist die Prognose gut: Die Symptome können sich innerhalb weniger Tage bis Wochen deutlich bessern oder sogar vollständig zurückbilden. Anders sieht es bei genetisch bedingten (hereditären) Ataxien oder bei starken strukturellen Schäden im Rückenmark aus - etwa durch Tumoren, degenerative Erkrankungen oder schwerwiegende Bandscheibenvorfälle. Diese Formen gelten in der Regel als nicht heilbar. Ziel ist dann eine Stabilisierung des Zustands und die Linderung von Symptomen durch Physiotherapie, Schmerzmanagement und ggf. Entzündliche oder infektiöse Ursachen (z. B. durch Viren oder Bakterien) können teilweise behandelt werden - je früher die Diagnose erfolgt, desto besser die Erfolgschancen. Auch toxisch ausgelöste Ataxien (z. B.

Die Prognose bei Ataxie hängt genau wie die Behandlung stark von der zugrunde liegenden Ursache, dem Schweregrad der neurologischen Ausfälle und dem Zeitpunkt der Diagnose ab. Bei vestibulärer Ataxie, besonders dem geriatrischen Vestibularsyndrom, stehen die Chancen auf vollständige Erholung gut. In vielen Fällen bessern sich die Symptome bereits innerhalb weniger Tage - selbst wenn der Hund anfangs stark taumelt oder umfällt. Hier können Medikamente und Operationen die Lebensqualität erhalten oder verbessern.

Die Prognose hängt stark vom Schweregrad der Rückenmarksläsion ab.

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Vorbeugung

Wirklich vorbeugen kann man nicht. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann helfen, ebenso wie eine geringe Belastung des Hundes im Wachstum. Wachstumsbedingte Erkrankungen (z. B.

Das "Werwolf-Syndrom"

Seit Ende August 2024 beobachten Tierneurolog*innen deutschlandweit vermehrt Hunde mit sehr akuten und schweren neurologischen Symptomen. Die aktuelle Fallzahl wird auf etwa 40 geschätzt, wobei die Dunkelziffer aufgrund der unspezifischen Symptome vermutlich noch höher liegt.

Welche klinischen Symptome zeigen die Hunde?

  • plötzliche Verhaltensänderungen und zeitweise unkoordinierte Bewegungsabläufe
  • episodische, plötzliche und extreme Aufregung, Panikattacken mit Heulen, Unruhe und Schreien
  • Versuche, durch Fenster oder Türen zu entkommen
  • gelegentlich phasenweise plötzlich aggressives Verhalten
  • Hinweise auf Halluzinationen bei einigen Patienten
  • in späteren Phasen: generalisierte epileptische Anfälle

Der Verlauf der Erkrankung kann nach dem akuten Beginn über mehrere Tage bis Wochen schwanken. Viele Patienten würden nach einer Behandlung der Symptome eine allmähliche Besserung zeigen, schreibt die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) auf ihrem Instagram-Kanal. Die Symptome bedeuten demnach kein Todesurteil für die betroffenen Hunde.

Besonders auffällig: In einigen Haushalten sind mehrere Hunde betroffen!

Auf Ursachenforschung: Derzeit arbeitet die TiHo gemeinsam mit anderen Tierneurolog*innen in Deutschland eng zusammen, um die Ursache der Fallserie herauszufinden. Wie die TiHo mitteilte, konnten bisher weder eine Phosphin-Vergiftung noch ein Zusammenhang mit Ektoparasitika oder Impfungen bestätigt werden. Zurzeit wird überprüft, ob die Symptome möglicherweise mit der Fütterung von Rinderhautknochen zusammenhängen könnten, da diese viele betroffene Hunde in der Vergangenheit erhalten haben. Da dennoch andere Ursachen nicht ausgeschlossen werden können, wird eng mit den zuständigen Behörden zusammengearbeitet.

Aus diesem Grund hat die die Niederländische Lebensmittel- und Warenaufsichtsbehörde (NVWA) eine Sicherheitswarnung für Kauknochen der Marke Barkoo ausgesprochen. Dabei handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, denn zum aktuellen Zeitpunkt können auch andere Ursachen noch nicht vollständig ausgeschlossen werden. Neurolog*innen arbeiten daher weiterhin eng mit den zuständigen Behörden zusammen.

Um welche Kauknochen handelt es sich?

Die Barkoo Kauknochen wurden von den Online-Shops Zooplus und Bitiba verkauft. Die Rückrufaktion läuft für folgende Artikel:

  • Barkoo Käsesorte natur 29 cm, 570 Gramm mit drei Kauknochen, Code 1148655, MHD 04.2027 3200PF027, Barcode 4260077047292
  • Barkoo Kauknochen, geknotet, natur, 11 cm, 150 Gramm mit drei Kauknochen, Code 1148592, MHD 07.2027 3200PF027, Barcode 4260077046875
  • Barkoo Kauknochen geknotet, 24 cm, 150 Gramm mit drei Kauknochen, Barcode 4260077046899, Code 1148657, MHD 05.2027 3200PF027
  • Barkoo Kauknochen geknotet mit Spirulina 12 cm, 180 Gramm mit drei Kauknochen, Barcode 4260077047261, Code 1148654, MHD 06.2027 3200PF027

Um Mithilfe wird gebeten: Betroffene Hunde sollten zeitnah in der TiHo Hannover oder bei anderen Tierneurologinnen vorgestellt werden, da bei solchen akuten Auffälligkeiten verschiedene Erkrankungen zugrunde liegen können. Falls behandelnde Tierärztinnen den Verdacht haben, dass die Hunde kürzlich mit Kauspielzeugen oder Rinderhautknochen gefüttert wurden, sollte dies in der Anamnese berücksichtigt werden. Wichtig sei es auch Verpackungen und Reste von Futtermitteln abzufotografieren und Chargennummern sowie MHD zu notieren.

Darüber hinaus hat die Klinik für Kleintiere der TiHo Hannover, die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und weitere spezialisierte Tierneurologinnen eine Umfrage erstellt, die dabei helfen soll, die Ursache der Symptome des „Werwolfsyndroms“ besser zu versehen. Die Online-Umfrage richtet sich an betroffene und nicht betroffene Hundebesitzerinnen und dauert ca. 20 Minuten.

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