Neurologische Erkrankungen: Eine umfassende Übersicht

Neurologische Erkrankungen umfassen ein breites Spektrum von Störungen, die das Gehirn, das Rückenmark und die peripheren Nerven betreffen. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein, da das Nervensystem vielfältige Körperfunktionen steuert. Die Ursachen und Entstehungsmechanismen dieser Erkrankungen sind vielfältig und teilweise noch nicht vollständig aufgeklärt.

Was sind neurologische Erkrankungen?

Neurologische Erkrankungen umfassen Störungen bzw. Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks sowie der peripheren Nerven. Entsprechend der vielfältigen Körperfunktionen, die das Nervensystem steuert, können die Symptome von neurologischen Erkrankungen sehr unterschiedlich sein.

Häufige neurologische Erkrankungen

In Deutschland zählen Schlaganfälle zu den häufigsten Erkrankungen und den führenden Ursachen für erworbene Behinderungen. Außerdem sind sie die dritthäufigste Todesursache. Jährlich kommt es hierzulande zu ca. 270.000 Schlaganfällen. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren vor allem beim rechtzeitigen Eintreffen der Patienten in der Klinik deutlich erweitert, die Prognose für die Patienten hat sich deutlich verbessert.

Die Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Sie ist durch das wiederholte Auftreten von Anfällen gekennzeichnet, die durch abnorme Entladungen von Nervenzellen verursacht werden.

Bis zu 70 Prozent der Bevölkerung leiden unter immer wieder auftretenden sogenannten Spannungskopfschmerzen, 8-10 Prozent unter Migräne und vier Prozent unter chronischen Kopfschmerzen. Als Neurologe bzw. Neurologin begegnen Sie der Migräne besonders oft. Sie zeichnet sich durch einseitige, pulsierend-pochende Kopfschmerzattacken aus und hat oftmals Appetitlosigkeit, Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit zur Folge. Die Auslöser der Migräne sind divers, unter anderem zählen Stress, bestimmte Nahrungsmittel oder auch hormonelle Schwankungen dazu.

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Im Folgenden werden einige Beispiele für neurologische Erkrankungen näher erläutert:

Kopfschmerzen und Migräne

Kopfweh kennt fast jeder. Chronische - also regelmäßig über einen längeren Zeitraum hinweg sehr häufig auftretende - Kopfschmerzen können die Gesundheit und das Leben der Betroffenen jedoch schwer belasten und bis zur Behinderung führen. Die Attacken mit oft einseitigem Kopfschmerz werden von Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit begleitet. Bis zu 70 Prozent der Bevölkerung leidet unter immer wieder auftretenden Spannungskopfschmerzen, 17 bis 12 Prozent unter Migräne und 4 Prozent unter chronischen Kopfschmerzen. Die Top 3 der häufigsten Kopfschmerzformen sind Spannungskopfschmerzen, Migräne und Clusterkopfschmerzen.

Chronische Rückenschmerzen

Die Rückenschmerzen dauern zwölf Wochen oder länger an. Nicht jeder Rückenschmerz ist neurologisch, braucht aber in jedem Fall eine neurologische Abklärung. Betroffen sind 22 Prozent der Frauen und 15 Prozent der Männer.

Ischämischer Schlaganfall

Hinter einem Schlaganfall stecken in den meisten Fällen Gefäßverschlüsse in den hirnversorgenden Arterien. Sie führen zu einer plötzlichen Durchblutungsstörung im Gehirn. Verschlossene Blutgefäße führen zu plötzlicher Durchblutungsstörung im Gehirn, es kommt zu Lähmungen, Sprach- und Bewegungsstörungen. Jährlich erleiden 1,6 bis 2,4 Prozent der Deutschen einen Schlaganfall. Mit 9,5 Prozent ist der Schlaganfall einer der häufigsten Todesursachen.

Hirnblutung

Undichte Blutgefäße führen bei einer Hirnblutung zu Lähmungen, Sprach- und Bewegungsstörungen - diese Erkrankung zählt ebenfalls als Schlaganfall. Ungefähr 54.000 Schlaganfälle pro Jahr fallen unter diese Kategorie. Die Therapien für Hirnblutungen sind vielfältig - je nachdem um welche Art der Hirnblutung es sich handelt: Bei intrazerebralen Blutungen steht die richtige Blutdruckeinstellung im Vordergrund und ggf. die operative Entfernung des Hämatoms. Durch teils massive Blutungen in das Gehirn hinein kommt es zu Schädigung und Absterben von Gehirnteilen. Hirnblutungen sind zweithäufigste Ursache für einen Schlaganfall. Die Ursachen sind meist Bluthochdruck oder Rauchen, Alkohol und Drogen. Betroffen sind 0,07 bis 0,15 Prozent der Bevölkerung.

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Epilepsie

Als epileptischer Anfall wird ein vorübergehender Zustand des Gehirns bezeichnet, bei dem es aufgrund einer pathologischen neuronalen Aktivität des Gehirns zu klinischen Symptomen kommt. Beim epileptischen Anfall handelt es sich um einen Krampfanfall, der auf unkontrollierte Entladungen von Nervenzellen im Gehirn zurückzuführen ist. Krampfanfälle, die mit starken Entladungen von Nervenzellen im Gehirn eingehen und auf einzelne Hirnregionen oder das gesamte Gehirn übergreifen. An dieser schweren neurologischen Erkrankung leidet 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung und bis zu 5 Prozent an einmalig auftretenden epileptischen Anfällen. An dieser neurologischen Erkrankung leiden 600.000 Patienten, wobei die Symptome sehr verschieden ausfallen. Ein Drittel der Epilepsien treten ab dem 60. Lebensjahr auf.

Demenzen

Infolge einer Degeneration oder Durchblutungsstörungen des Gehirns kommt es bei der Demenz zu Gedächtnisstörungen und einer Einschränkung des Denkvermögens, inkl. Defiziten der kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Demenzen treten bei 2-3 Prozent der über 65-jährigen und 24-50 Prozent der über 85-jährigen auf. In Deutschland leben ca. 1,4 Millionen Demenzkranke. Infolge degenerativer Hirnerkrankungen kommt es zu Gedächtnisstörungen und Einschränkung des Denkvermögens. Häufigste Formen der Demenzen sind Alzheimer- und Gefäßerkrankungen. Demenzen treten bei 2 bis 3 Prozent der über 65-jährigen und 24 bis 50 Prozent der über 85-jährigen auf.

Parkinson-Krankheit

0,1 bis 0,2 Prozent der Deutschen leiden unter Parkinson, das sind bis zu 400.000 Menschen. Durch fortschreitenden Ausfall des Gehirnbotenstoffs Dopamin kommt es zu Bewegungsstörungen in Form von Zittern, Muskelstarre oder Bewegungsarmut. Hierzulande gibt es 0,1 bis 0,2 Prozent Erkrankte, bei den über 65-jährigen steigt die Häufigkeit auf bis zu 1,8 Prozent an.

Multiple Sklerose (MS)

Bei der Multiplen Sklerose (MS) reagiert das Immunsystem fehlerhaft und Nervenscheiden entzünden sich. Insgesamt ist sie ist die häufigste neurologische Erkrankung mit bleibenden Behinderungen im jungen Erwachsenenalter. Die vielfältige medikamentöse Therapie zielt auf eine Reduktion der Schubfrequenz ab. Die Erkrankung ist mittlerweile, wenn frühzeitig erkannt, gut behandelbar. MS schreitet meist schubförmig mit zunehmenden Lähmungen fort und ist die häufigste neurologische Erkrankung mit bleibender Behinderung im jungen Erwachsenenalter. In Deutschland gibt es etwa 120 000 Erkrankte.

Schädel-Hirntrauma

Die wohl bekannteste Form eines Schädel-Hirn-Traumas ist die Gehirnerschütterung. Jährlich erleiden knapp 0,2 Prozent der Bevölkerung Schädel-Hirn-Traumata und sie sind eine der häufigsten Todesursachen bis zum Erwachsenenalter. Durch ein Schädel-Hirn-Trauma kann es auch zu Hirnblutungen - an jeder Lokalisation - kommen. Der Großteil der Schädelhirnverletzungen (91 Prozent) sind leicht. Zu 80 Prozent sind diese Verletzungen des Gehirns oder Rückenmarks Unfallfolgen. Bei schwerem Schädel-Hirntrauma folgt oft ein längeres Koma, 30 bis 40 Prozent der Betroffenen versterben.

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Hirntumore

Auch im Gehirn können sich wie in anderen Organen Tumore bilden. Generell wird unterschieden zwischen primären Hirntumoren (bilden sich aus gut- oder bösartiger Hirnsubstanz bzw. Hirnhäuten) und sekundären Hirntumoren (Tochtergeschwülste bzw. Metastasen, die aus anderen Krebserkrankungen entstehen). Häufige Hirntumore sind Gliome, bestehend aus Bindegewebszellen des Gehirns, Meningeome, die von sich aus den Hirnhäuten heraus entwickeln, und Lymphome, die aus lymphatischem Gewebe entstehen. Diese Tumore sind häufig bösartig und gehen meistens vom Stützgewebe des Hirns aus. Auch Metastasen bilden sich oft im Gehirn. Selbst gutartige Gehirntumore sind gefährlich, weil sie überlebenswichtige Strukturen im Hirn zerstören können. Die Art der Behandlung im Falle der Feststellung einer Erkrankung an einem Hirntumor ist meist eine individuelle Entscheidung. Auf interdisziplinären Tumorkonferenzen wir oftmals beschlossen, wie der jeweilige Tumor letztlich behandelt werden soll. Zahlreiche Wissenschaftler arbeiten an neuen Therapien, z. B. mittels Gentechnik gegen die besonders schwer zu behandelnden Glioblastome.

Hirnhautentzündung (Meningitis)

Als Hirnhautentzündung (Meningitis) wird eine Entzündung der Rückenmarkshäute und Hirnhäute bezeichnet. Ist zusätzlich das Rückenmark entzündet, spricht man von einer Meningomyelitis. Die Behandlung erfolgt zumeist medikamentös.

Polyneuropathien

Unter Polyneuropathien versteht man generalisierte Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Zum peripheren Nervensystem gehören alle Strukturen, die außerhalb des Zentralnervensystems, d. h. Gehirn und Rückenmark, liegen: die motorischen, sensiblen und autonomen Nerven sowie ihre bindegewebigen Hüllstrukturen und die versorgenden Blut- und Lymphgefäße. Polyneuropathien machen sich durch oft durch ein an den Füßen beginnendes Taubheitsgefühl, Schmerzen und Lähmungen bemerkbar. Die Ursachen von Polyneuropathien sind vielfältig. Am häufigsten sind sie durch Zuckerkrankheit oder Alkoholmissbrauch verursacht.

Bewegungsstörungen

Unter Bewegungsstörungen versteht man Fehl- oder Extrabewegungen, die zu einer Beeinträchtigung führen. Bewegungsstörungen (engl. movement disorders) sind Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die entweder mit unwillkürlichen Bewegungen (Hyperkinesen) oder mit Störungen des willkürlichen Bewegungsablaufs einhergehen.

Seltene neurologische Erkrankungen

Schätzungen zufolge gibt es weltweit rund 8.000 Seltene Erkrankungen. Hier sind einige Beispiele:

  • AD 4q35FSHMD1A 158900
  • Friedreich Ataxie (229300)
  • Frontotemporale Demenz mit Parkinson-Syndrom
  • Frontotemporale Demenz mit Ubiquitin-Einschlüssen
  • Gerstmann-Sträußler-Syndrom(137440)
  • Gliedergürtel- muskeldystrophie (LGMD2A) (253600)
  • Gliedergürtel- muskeldystrophie (LGMD 2D) (600119)
  • Glykogenose II (M. Pompe) (232300)
  • Glykogenose V (Mc. Ardle) (232600)
  • Hereditäre neuralgische Amyotrophie(#162100 )
  • Tay-Sachs-Krankheit: Eine seltene genetische Stoffwechselerkrankung, bei der ein Enzymmangel dazu führt, dass eine Substanz in den Nervenzellen nicht abgebaut werden kann.
  • Townes-Brocks-Syndrom: Eine autosomal dominant vererbte Erkrankung, die durch anale Fehlbildungen, Fehlbildungen des äußeren Ohrs, Anomalien der Finger und Schwerhörigkeit gekennzeichnet ist. Zusätzlich können auch Fehlbildungen der Füße, der Nieren und des Herzens auftreten.
  • Treacher-Collins-Syndrom: Eine seltene genetische Erkrankung, die das Gesicht und den Schädelknochen betrifft und zu charakteristischen Gesichtszügen führt.
  • Turner-Syndrom: Eine seltene genetische Störung, die nur bei Frauen auftritt und durch das Fehlen oder teilweise Fehlen eines X-Chromosoms gekennzeichnet ist.
  • Van-der-Woude-Syndrom: Eine seltene genetische Störung, die Fehlbildungen im Gesicht verursacht.

Risikofaktoren für neurologische Erkrankungen

Einige Risikofaktoren für neurologische Erkrankungen können beeinflusst werden. Dazu gehören:

  • Schwerhörigkeit: Schwerhörigkeit kann die geistigen Fähigkeiten beeinträchtigen. Ein frühzeitiges Anpassen eines Hörgeräts kann helfen.
  • Einsamkeit: Einsamkeit kann das Risiko für Demenz erhöhen. Es ist wichtig, soziale Kontakte zu pflegen und auszubauen.
  • Rauchen: Rauchen schädigt die Gefäße und kann zu kognitiven Einbußen und Demenz führen.
  • Luftverschmutzung: Hohe Luftverschmutzung kann das Demenzrisiko erhöhen.
  • Diabetes und Bluthochdruck: Diabetes und Bluthochdruck schädigen die Gefäße und erhöhen das Risiko für Demenz.
  • Depressionen: Depressionen können das Risiko für Demenz erhöhen.
  • Vitamin-D-Mangel: Ein Mangel an Vitamin D kann das Risiko für Demenz erhöhen.
  • Stress: Große seelische Belastungen können das Demenzrisiko erhöhen.
  • Medikamente: Medikamente gegen Inkontinenz, Schlafstörungen oder Depressionen (anticholinerge Medikamente) sowie Säureblocker können in höherer Dosis oder bei längerer Anwendung das Risiko für Demenz erhöhen.
  • Unstabile Persönlichkeit: Menschen, die emotional weniger stabil sind, tragen ein höheres Risiko für Alzheimer.
  • Gewicht: Sowohl Übergewicht als auch Untergewicht können das Risiko für Demenz erhöhen.

Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung,Normalgewicht, kein Alkohol und keine Zigaretten stärkt die körperliche und geistige Gesundheit und kann das Risiko für Demenz senken.

Diagnose neurologischer Erkrankungen

Die Diagnose neurologischer Erkrankungen umfasst in der Regel eine ausführliche Anamnese, eine neurologische Untersuchung und gegebenenfalls weitere diagnostische Maßnahmen wie:

  • Elektromyographie (EMG): zur Untersuchung der Muskelaktivität
  • Bildgebende Verfahren: wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) des Gehirns oder Rückenmarks
  • Elektroenzephalographie (EEG): zur Messung der Hirnströme

Behandlung neurologischer Erkrankungen

Die Behandlung neurologischer Erkrankungen richtet sich nach der jeweiligen Erkrankung und kann medikamentöse Therapien, physiotherapeutische Maßnahmen, ergotherapeutische Behandlungen, logopädische Therapien oder operative Eingriffe umfassen. Die enge Zusammenarbeit mit Therapeuten, dem Sozialdienst, neuropsychologischen Kollegen und ärztlichen Kollegen anderer Fachbereiche spielt dabei eine wichtige Rolle. Ebenso wichtig ist die Kommunikation mit den niedergelassenen Behandlern, insbesondere den hausärztlichen Kollegen, um eine umfassende Versorgung zu gewährleisten. Die Individualität der Patienten steht stets im Vordergrund.

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