Neurologische Sehstörungen bei Kindern: Ursachen und Therapie

Wenn Kinder über Sehprobleme klagen, suchen Eltern oft zuerst einen Augenarzt auf. Oftmals stellt sich heraus, dass das Problem nicht im Auge selbst liegt. Hornhaut, Linse, Sehnerv oder Makula sind intakt und es gibt keine Fehlsichtigkeit, die mit einer Brille korrigiert werden könnte. In solchen Fällen kann eine neurologische Sehstörung die Ursache sein. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten neurologischer Sehstörungen bei Kindern.

Was sind neurologische Sehstörungen?

Neben Augenerkrankungen können auch neurologische Erkrankungen Sehstörungen verursachen. Dazu gehören:

  • Entzündungen des Sehnervs und/oder des Gehirns (z.B. durch Infektionen oder Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose).
  • Durchblutungsstörungen im Gehirn (z.B. durch Schlaganfall oder Verletzungen).
  • Vergiftungen (z.B. durch Alkohol oder Drogen).
  • Tumore.
  • Folgen einer Tumortherapie (Operation, Strahlen- oder Chemotherapie).
  • Stress und psychische Belastungen.
  • Angeborene Erkrankungen wie Heredoataxien.
  • Muskelerkrankungen.

Migräne und epileptische Erkrankungen verursachen meist nur vorübergehende Störungen.

Symptome neurologischer Sehstörungen

Die Symptome neurologischer Sehstörungen können vielfältig sein und hängen von der zugrunde liegenden Ursache und dem betroffenen Bereich des Nervensystems ab.

Schäden am Sehnerv oder Sehzentrum im Gehirn

Bei Schäden oder Erkrankungen des Sehnervs oder des Seh-Hirns (Occipital-Hirn) kommt es neben dem unscharfen Sehen häufig zu Gesichtsfeldausfällen wie (Hemi)-Anopsien oder Skotomen. Dabei nehmen die Betroffenen Teile ihrer optischen Umgebung nicht mehr wahr und ecken an, stolpern, übersehen Bekannte etc. Oft bemerken sie das Problem zunächst gar nicht, denn es gibt dann keinen „schwarzen Fleck“ zu sehen, sondern der Gesichtsfeldteil ist einfach nicht da. In schweren Fällen erkennen die Patienten bei dieser neurologischen Sehstörung gar nichts mehr (sog. „Seelenblindheit“).

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Störungen der Augenbewegungssteuerung

Bei Störungen in der Steuerung der Augenbewegungen kommt es zu Doppelbildern, verschwommenem Sehen und Bildinstabilität.

Weitere mögliche Symptome

  • Unscharfes oder verzerrtes Sehen
  • Sehverlust
  • Herabhängende Augenlider
  • Pupillenstörungen

Da viele verschiedene Erkrankungen neurologische Sehstörungen verursachen können und die Sehstörungen selbst vielfältig sind, ist oft eine aufwendige Diagnostik erforderlich, um die Ursache zu finden.

Ursachen neurologischer Sehstörungen bei Kindern

Die Ursachen für neurologische Sehstörungen bei Kindern sind vielfältig. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:

  • Sehnervenhypoplasie: Dies ist die häufigste Fehlbildung des Sehnervs und kann mit unterschiedlich starken Störungen der Sehschärfe und des Gesichtsfelds verbunden sein.

  • Septo-optische Dysplasie (De-Morsier-Syndrom): Diese Erkrankung ist durch das Fehlen des Septum pellucidum gekennzeichnet und kann mit anderen Fehlbildungen im Bereich der vorderen Hirnanteile verbunden sein.

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  • Kolobome: Hierbei kann der Sehnerv isoliert oder zusammen mit der Iris oder der Netz-/Aderhaut betroffen sein.

  • Erbliche Optikusatrophien: Diese können isoliert auftreten (autosomal dominante Optikusatrophie, Lebersche hereditäre Optikusneuropathie (LHON, mitochondrial)) oder im Rahmen von Systemerkrankungen.

  • Entzündung des Sehnervs (Neuritis nervi optici): Ein plötzlicher Sehschärfenabfall, verbunden mit Schmerzen um die Augen und schmerzhaften Augenbewegungen, kann auf eine Entzündung des Sehnervs hindeuten. In der Kindheit tritt diese häufig beidseitig auf.

  • Stauungspapille: Diese entsteht durch erhöhten Hirndruck, z.B. durch einen Tumor, Meningitis, Pseudotumor cerebri, Enzephalitis, Hydrozephalus oder intrakranielle Blutung.

  • Kortikale Blindheit: Obwohl die Augen selbst unauffällig sind, ist das Kind klinisch blind. Ursachen können Hypoxien, Meningitis, Enzephalitis, Schädel-Hirn-Trauma, Hydrozephalus oder Stoffwechselstörungen sein.

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Diagnose neurologischer Sehstörungen

Die Diagnose neurologischer Sehstörungen erfordert eine umfassende Untersuchung durch einen Augenarzt und gegebenenfalls einen Neurologen.

Anamnese

Zunächst wird der Arzt die Krankengeschichte des Kindes erheben und nach Symptomen, Vorerkrankungen und Risikofaktoren fragen. Die genaue Beschreibung Ihrer Seh-Wahrnehmung gibt uns wichtige Hinweise, um die Ursache Ihrer Sehstörungen festzustellen. Wir sprechen daher ausführlich mit Ihnen über die verschiedenen Aspekte Ihrer neurologischen Sehstörung, die Begleitumstände und weitere Symptome.

Augenärztliche Untersuchung

  • Sehschärfenprüfung (Visusmessung): Hierbei wird die Sehschärfe des Kindes in der Ferne und Nähe bestimmt.
  • Untersuchung der Augenbewegungen: Der Arzt untersucht die Augenbewegungen des Kindes, um festzustellen, ob es Probleme mit der Koordination oder der Steuerung der Augenbewegungen gibt.
  • Gesichtsfelduntersuchung (Perimetrie): Hierbei wird das Gesichtsfeld des Kindes untersucht, um festzustellen, ob es Ausfälle im Gesichtsfeld gibt.
  • Untersuchung des Augenhintergrunds: Der Arzt untersucht den Augenhintergrund, um den Sehnerv und die Netzhaut zu beurteilen.

Neurologische Untersuchung

  • Neurologische und neurophysiologische Untersuchungen: Diese Untersuchungen verschaffen uns weitere wichtige Informationen über Ihre individuellen Sehstörungen.
  • Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen sind bildgebende Verfahren wie CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) erforderlich, um die Ursache der Sehstörung zu finden.

Therapie neurologischer Sehstörungen

Die Behandlung neurologischer Sehstörungen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

Behandlung der Grunderkrankung

Zunächst muss die Grunderkrankung behandelt werden, die die Sehstörung verursacht. Dies kann beispielsweise eine Entzündung, eine Durchblutungsstörung oder ein Tumor sein.

Sehtraining

Wenn die neurologischen Sehstörungen trotz der Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung fortbestehen, setzen wir besondere gezielte Therapien ein, um Ihre Seh-Wahrnehmung wieder zu verbessern. In unserer Neurophysiologie behandeln wir Gesichtsfeldausfälle, zum Beispiel durch Schlaganfälle oder Verletzungen des Gehirns, mit zwei Therapieformen:

  • Visuelles Explorationstraining (VET): Im Visuellen Explorationstraining (VET) trainieren Sie gezielte Blickbewegungen und lernen so in den für Sie „blinden“ Bereich gezielt hinein zu sehen. Das Ziel des Trainings ist, dass Sie die raschen Blickbewegungen im Alltag nutzen, um die Gesichtsfeldausfälle auszugleichen.

  • Visuelle Restitutionstherapie (VRT): Mit der Visuellen Restitutionstherapie (VRT) trainieren Sie die Erweiterung des eingeschränkten Gesichtsfeldes. Nachdem wir Ihnen alles genau erklärt haben und mit Ihnen das Training eingeübt haben, führen Sie es selbstständig an einem Computer durch („Hausaufgaben“). Die Therapie wird an Ihre persönliche Sehstörung angepasst und monatlich aktualisiert. Damit Sie dieses Training auch nach Ihrem Aufenthalt ambulant fortsetzen können, arbeiten wir mit mehreren Firmen zusammen.

Weitere Therapien

  • Krankengymnastik für die Augen: Bei einigen Störungen der Augenmotorik hilft Ihnen die von uns entwickelte „Krankengymnastik für die Augen“. Sie kommen dann möglicherweise ohne Prismenbrille aus.

  • Prismenbrille: Eine Prismenbrille korrigiert eine Winkelfehlsichtigkeit und wird bei Menschen, die schielen eingesetzt. Falls die Krankengymnastik für die Augen in Ihrem Falle nicht ausreicht, um die Sehstörungen zu beheben, überweisen wir Sie zu einem Augenarzt zur Prismenversorgung.

  • Weitere Maßnahmen und Trainings: Je nach Ihrem Bedarf stellen wir für Sie ein Programm aus folgenden Maßnahmen und Trainings zusammen: medikamentöse Therapien, psychologische Therapien, Sport- und Bewegungstherapien - Physiotherapie, Ergotherapien, Entspannungstherapien, Hirnleistungstherapien, Balneo-physikalische Therapie (Heilbäder und Packungen), Hör-Therapien.

Funktionelle Sehstörungen

Es ist wichtig, funktionelle Sehstörungen von neurologischen Sehstörungen zu unterscheiden. Funktionelle Sehstörungen sind Sehprobleme, bei denen keine organische Ursache gefunden werden kann. Sie sind oft psychisch bedingt und können durch Stress, Angst oder andere psychische Belastungen ausgelöst werden.

Abgrenzung zu organischen Ursachen

Klagen Kinder über schlechtes Sehvermögen, begeben sich die Eltern meistens sofort zum Augenarzt. Er ist die erste Anlaufstelle, um die Ursache für die Verschlechterung zu klären. Mitunter zeigt sich dann: Es liegt nicht am Auge. Hornhaut, Linse, Sehnerv etc. sind in Ordnung. Auch gibt es keine Fehlsichtigkeit, gegen die dann eine Brille helfen würde.

Psychische Ursachen

In ganz seltenen Fällen können schwere Erkrankungen wie ein Hirntumor oder Multiple Sklerose für die Sehstörungen verantwortlich sein. Doch meistens ist die Sehfunktion eigentlich intakt. Das Kind macht lediglich falsche Angaben. Allerdings täuscht ein Kind kaum einmal bewusst, betonen Experten. In der Regel leide das Kind unter einem inneren Konflikt, für den es keine Lösung wisse. Es handelt sich also gewissermaßen um einen Hilferuf der Seele. Kommt der Augenarzt zu diesem Schluss, ist zusätzlich ein Kinderarzt oder Kinderpsychiater gefordert.

Häufigkeit

Präzise Daten dazu, wie häufig psychisch bedingte Sehstörungen bei Kindern und Heranwachsenden vorkommen, gibt es nicht. Experten gehen aber davon aus, dass es etwa ein bis zwei Prozent aller Kinder sind, die in die Augenarztpraxis kommen. Mädchen sind dabei deutlich häufiger vertreten als Jungen.

Therapie

In etwa 90 Prozent der Fälle würden die Beschwerden wieder verschwinden. Das geschehe entweder relativ rasch von selbst oder man könne eine kurze Placebo-Therapie anwenden - etwa mittels einer schwachen Brille oder wirkstofffreier Augentropfen.

Schielen (Strabismus)

Schielen ist eine weitere häufige Sehstörung bei Kindern, bei der die Augen nicht parallel ausgerichtet sind.

Definition und Ursachen

Schielen (Strabismus) liegt vor, wenn ein oder beide Augen nicht parallel ausgerichtet sind. Unbehandeltes Schielen kann zu Sehstörungen, Kopfschmerzen und einer Beeinträchtigung des räumlichen Sehens führen. Schielen ist mehr als nur ein Silberblick - es handelt sich um eine ernsthafte Augenkrankheit, bei der das Gleichgewicht der Augenmuskulatur gestört ist. Per Definition bedeutet Schielen, dass ein oder beide Augen fehlgestellt sind. Das schielende Auge weicht von der Sehachse des anderen Auges ab, sodass beide Augen nicht in die gleiche Richtung blicken und unterschiedliche Bilder ans Gehirn senden.

Die häufigsten Ursachen sind:

  • Erbliche Veranlagung: Schielen tritt in manchen Familien gehäuft auf.
  • Risikofaktoren während Schwangerschaft und Geburt: Frühgeburt, Sauerstoffmangel während der Geburt
  • Unbehandelte Fehlsichtigkeiten: z. B. unerkannte Weitsichtigkeit oder große Unterschiede in der Sehstärke beider Augen
  • Kinderkrankheiten oder Unfälle: Schweres Fieber, seelische Krisen oder Kopfverletzungen (z. B. Gehirnerschütterung) können plötzliches Schielen auslösen.
  • Einseitige Trübung der Augenlinse
  • Augenentzündungen, Verletzungen oder Tumore (z. B. Augentumore)

Symptome

Schielen (Strabismus) ist oft auf den ersten Blick erkennbar, da beide Augen nicht in die gleiche Richtung blicken. Doch nicht immer ist die Fehlstellung offensichtlich. Eltern können folgende Anzeichen bei ihrem Kind beobachten:

  • Häufiges Zukneifen der Augen
  • Schiefhalten des Kopfes
  • Ungeschicklichkeit oder Stolpern
  • Sehen von Doppelbildern
  • Verschwommenes Sehen
  • Fehlstellung der Augen
  • Zukneifen oder Abdecken eines Auges

Therapie

Für die Art der Therapie ist die Ursache des Schielens entscheidend. Therapiemöglichkeiten sind z.B. Brille, Okklusionstherapie oder Schieloperationen. Ob das Schielen heilbar ist, hängt von der Form, Ursache und der Ausprägung des Strabismus ab.

  • Brille: Bei mehr als der Hälfte der Kinder ist eine nicht korrigierte Fehlsichtigkeit (meist Weitsichtigkeit) der Grund für ein Innenschielen. Die Brille korrigiert die Sehschwäche sowie das Schielen oder verringert es zumindest maßgeblich. Bei Kindern ist die Behandlung des Schielens mittels Brille schon im Baby-Alter möglich.

  • Okklusionstherapie: Bei einer Okklusionstherapie wird bei Kindern das gesunde Auge mit einem Augenpflaster abgeklebt. Ziel ist es, das schwächere, schielende Auge zu trainieren und seine Sehschärfe zu verbessern. Betroffene tragen das Augenpflaster aber nicht permanent, sondern nur in bestimmten Rhythmen.

  • Schieloperation: Je nach Art und Ausprägung des Schielens kann eine Strabismus-OP infrage kommen. Schieloperationen besitzen nur geringe Risiken und haben gute Erfolgschancen.

Folgen unbehandelten Schielens

Unbehandeltes Schielen kann das Sehvermögen wie auch das schielende Auge dauerhaft beeinträchtigen. Auch die räumliche Wahrnehmung, das beidäugige Sehen können davon negativ beeinflusst werden, was Auswirkungen auf die motorische Entwicklung des Kindes haben kann. Aus diesen Gründen ist es wichtig, Schielen bei Kindern frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen, um bleibende Schäden zu vermeiden.

Fehlsichtigkeit bei Kindern

Es ist gar nicht so leicht, eine Fehlsichtigkeit bei Kindern zu erkennen. Oftmals merken Kinder selbst nicht, dass sie schlecht sehen. Sie kennen es ganz einfach nicht anders - ganz im Gegensatz zu Erwachsenen, die im Laufe ihres Lebens eine Fehlsichtigkeit entwickeln. Zusätzlich erschweren die Anpassungsfähigkeit der Kinder und die Tatsache, dass sie ihre optischen Schwächen durch bestimmte Mechanismen ausgleichen können, die Erkennung einer Fehlsichtigkeit. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird dich dein Kind also nicht selbst darauf aufmerksam machen, dass es schlecht sieht. Einige Symptome können jedoch erste Hinweise liefern. Und auch wenn das Kind keinerlei Auffälligkeiten zeigt, ist es wichtig, alle Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Dabei wird auch das Sehvermögen kontrolliert. Liegt ein familiär bedingtes Risiko für eine Fehlsichtigkeit vor, sollte das Kind so früh wie möglich einem Augenarzt vorgestellt werden.

Symptome und Erkennungsmerkmale

  • Schielen
  • Häufiges Blinzeln und zusammengekniffene Augen
  • An den Augen reiben
  • Kopfschiefhaltung
  • Häufiges Stolpern
  • Äußere Auffälligkeiten der Augen
  • Kopfschmerzen
  • Verhaltensänderungen

Arten von Fehlsichtigkeiten

  • Weitsichtigkeit (Hyperopie): Kinder, die von einer Weitsichtigkeit betroffen sind, sehen in der Ferne scharf, in der Nähe jedoch verschwommen.

  • Kurzsichtigkeit (Myopie): Kinder, die von einer Kurzsichtigkeit betroffen sind, sehen in der näheren Umgebung scharf und in der Ferne verschwommen.

  • Astigmatismus (Hornhautverkrümmung): Eine Hornhautverkrümmung ist in der Regel angeboren und verändert sich im Laufe des Lebens kaum. Sie sorgt für unscharfes Sehen in der Nähe und in der Ferne und schränkt die Sicht daher vielfach ein.

Früherkennung und Behandlung

Schon im Kleinkindalter sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt und das Bestimmen der aktuellen Sehwerte durch einen Augenoptiker wichtig, um eine Fehlsichtigkeit bei Kindern frühzeitig erkennen zu können. Viele Sehschwächen, die im frühen Kindesalter erkannt und behandelt werden, lassen sich so vollständig korrigieren. Mitunter können Brillen oder Kontaktlinsen zusätzlich bei der Korrektur unterstützen.

Was können Eltern tun?

Es gibt viele praktische Tipps für den Alltag, mit denen sich die Augengesundheit der Kinder stärken und fördern lässt. Ein besonders wichtiger Faktor ist dabei das Tageslicht: Kinder sollten möglichst jeden Tag viel Zeit im hellen Tageslicht verbringen - optimal sind mindestens zwei Stunden pro Tag, die das Kind draußen spielt. Dabei ist auch der regelmäßige Blick in die Ferne wichtig, damit sich die Augen optimal entwickeln können. Meist lassen sich Kinder jedoch nicht gänzlich von Bildschirmen fernhalten. Achte also zumindest darauf, dass das Kind einen möglichst großen Abstand zum Bildschirm hält. Mindestens 30 bis 40 cm Leseabstand sind empfehlenswert, um die Augengesundheit nicht zu gefährden. Animiere dein Kind zudem zu regelmäßigen Bildschirmpausen, bei denen auch Zeit für den Blick in die Ferne ist. Durch den regelmäßigen Wechsel zwischen Blick in die Nähe und Blick in die Ferne werden die Augen gut gefördert.

Visuelle Wahrnehmungsstörungen und Lernprobleme

Rund 80 Prozent der Informationen, die Kinder in der Schule lernen, werden visuell übermittelt. Daher ist eine gute Sehfähigkeit für Schüler jeden Alters unerlässlich, damit sie ihr akademisches Potenzial voll ausschöpfen können. Lassen die schulischen Leistungen zu wünschen übrig, können Sehstörungen dahinterstecken. Die visuellen Wahrnehmungsstörungen führen bei Kindern häufig zu Lernproblemen - etwa, weil sie die Buchstaben auf der Tafel nicht richtig erkennen können. Vor allem Grundschulkinder können noch nicht selbst feststellen, dass sie nicht gut sehen. Sie klagen eher über Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wie du erkennst, ob dein Kind unter einer visuellen Wahrnehmungsstörung leidet.

Unterschied zwischen sehbedingten Lernproblemen und Lernbehinderungen

Sehbedingte Lernstörungen sind keine Lernbehinderungen. Der Begriff „Lernbehinderung“ beschreibt vielmehr neurologische Probleme, die sich darauf auswirken, wie eine Person Informationen empfängt und verarbeitet. Beispiele für spezifische Lernbehinderungen sind Legasthenie, Wahrnehmungsstörungen und Hirnschäden.

Arten von visuellen Wahrnehmungsstörungen

  • Augengesundheit und refraktive Probleme: Zu den häufigsten Ursachen für sehbedingte Lernprobleme zählt eine beeinträchtigte Sehschärfe in einem oder beiden Augen.

  • Funktionelle Sehstörungen: Das funktionale Sehen bezieht sich auf eine Vielzahl spezifischer Funktionen des Auges sowie die neurologische Kontrolle dieser Funktionen. Dazu zählen beispielsweise das gemeinsame Sehen beider Augen (Binokularität), die feinen Augenbewegungen (wichtig für ein effizientes Lesen) und die Anpassung an verschiedene Lichtverhältnisse.

  • Visuelle Wahrnehmungsstörungen: Die visuelle Wahrnehmung beinhaltet das Verstehen des Gesehenen, das Identifizieren und Beurteilen seiner Bedeutung sowie das Verknüpfen mit zuvor gespeicherten Informationen im Gehirn.

Symptome visueller Wahrnehmungsstörungen

  • Kopfschmerzen
  • Übermäßiges Blinzeln oder Reiben der Augen
  • Schielen oder Augenbewegungen, die nicht synchron stattfinden
  • Verschwommenes Sehen oder Doppeltsehen
  • Kurze Aufmerksamkeitsspanne bei Sehaufgaben
  • Langsame Lesegeschwindigkeit, schlechtes Leseverständnis und Abneigung gegenüber dem Lesen
  • Schließen oder Abdecken eines Auges oder Drehen des Kopfes, um nur ein Auge zu benutzen
  • Platzieren des Kopfes sehr nah am Buch oder Schreibtisch beim Lesen und Schreiben
  • Schwierigkeit, sich daran zu erinnern, was gelesen wurde
  • Auslassen oder Wiederholen von Wörtern, Verwechslung ähnlicher Wörter
  • Schwierigkeiten beim Erinnern, Identifizieren oder Wiedergeben von Formen
  • Schlechte Auge-Hand-Koordination

Behandlung

Nach der Diagnose eines visuell bedingten Lernproblems bei deinem Kind, beginnt die Behandlung abhängig von der vorliegenden Sehstörung. Bei einer Kurz- oder Weitsichtigkeit oder einem Astigmatismus erfolgt die Korrektur der Fehlsichtigkeit durch eine Kinderbrille. Auch Sonderbrillen für bestimmte Aufgaben wie das Lesen können verschrieben werden. Andere Augenerkrankungen können medikamentös oder operativ behandelt werden. Hat das Kind neben der visuellen Wahrnehmungsstörung noch weitere Lernschwierigkeiten, ist eine Kombination aus Seh- und heilpädagogischer Therapie möglich.

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