Neuropathie, eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, kann eine Vielzahl von unangenehmen Symptomen verursachen, darunter Schmerzen, Taubheit und Kribbeln in den Gliedmaßen. Konventionelle Behandlungen konzentrieren sich oft auf die Linderung von Symptomen oder die Behandlung der zugrunde liegenden Ursache, aber viele Menschen suchen auch nach alternativen Behandlungsmethoden, um ihre Beschwerden zu lindern. Dieser Artikel bietet einen Überblick über einige der gängigsten alternativen Behandlungen für Neuropathie, die im KfN (Klinikzentrum für Naturheilverfahren) und anderswo eingesetzt werden.
Komplementärmedizinische Verfahren
Im KfN werden verschiedene komplementärmedizinische Verfahren gezielt zur Behandlung von Neuralgien eingesetzt. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jede Behandlung für jeden gleich gut geeignet ist. Patienten werden ermutigt, die einzelnen Verfahren zu bewerten und diejenigen auszuwählen, die für eine langfristige Anwendung im häuslichen Umfeld am besten geeignet sind.
Allgemeine Maßnahmen
Ergänzend zu spezifischen Therapien sollten allgemeine Maßnahmen wie eine vollwertige Ernährung sowie Bewegungs- und Entspannungstherapien berücksichtigt werden.
Physiotherapie
Die klassische Physiotherapie spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Neuralgien. Durch Mobilisierung und Muskelaufbau können muskuläre Schwächen und Instabilitäten kompensiert werden. Sensomotorisch-funktionelle Einzelbehandlungen können die Oberflächen- und Tiefensensibilität günstig beeinflussen und somit auch die Schmerzverarbeitung und Schmerztrigger positiv modulieren.
Hydrothermotherapie
Kalte oder wechselwarme Güsse können zur Linderung der Symptomatik verordnet werden und lassen sich leicht im häuslichen Umfeld fortführen. Bei gestörter Thermosensibilität ist Vorsicht geboten. Wenn es nach der Anwendung nicht innerhalb von 30-45 Minuten zu einer vollständigen Wiedererwärmung kommt, ist der Reiz individuell zu stark gewählt.
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CO2-Bäder werden von den Patienten in der Regel als sehr wohltuend empfunden und sind im häuslichen Umfeld leicht umzusetzen. Der CO2-Kontakt führt zu einer peripheren Stimulation des Gewebes mit Gefäßerweiterung und verbesserter Hautdurchblutung, was eine milde Kreislaufanregung bewirkt.
Elektrotherapie
Die Elektrotherapie umfasst ein breites therapeutisches Spektrum. Bei Neuralgien kommen neben 2- und 4-Zellenbädern auch die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) in Betracht. Die individuelle Wirksamkeit und Verträglichkeit der TENS-Behandlung kann im Rahmen eines stationären Aufenthalts getestet und bei Erfolg für den häuslichen Gebrauch rezeptiert werden. Die Applikation des Stromreizes mittels Stimulationshandschuhen und/oder -socken hat sich besonders bei Polyneuropathie der Hände und Füße bewährt.
Ätherische Öle
Ätherische Öle können zur äußeren Anwendung kommen und sind auch zur Langzeittherapie geeignet. Verschiedene Öle wie Fichtennadel-, Kiefernadel-, Minz-, Pfefferminz- oder Rosmarinöl können verwendet werden. Ätherische Öle wirken über eine Anregung der Kälterezeptoren der Haut kühlend, wodurch die Schmerzweiterleitung vermindert wird, was wiederum zu einem lokal anästhesierenden Effekt führt. In höheren Konzentrationen wirken sie jedoch eher reizend und hyperämisierend. Ätherische Öle stehen in alkoholischen oder wässrig-alkoholischen Lösungen für Umschläge, Einreibungen oder als Salbenzubereitungen zur Verfügung. Bei Polyneuropathie der Füße können abendliche warme Lavendel-Fußbäder (beruhigend, entspannend) oder morgendliche Rosmarin-Fußbäder (anregend, vitalisierend) versucht werden. Ebenso kommen Lehmpackungen und Heilerde-Auflagen in Frage.
Johanniskrautöl
Johanniskrautöl (Rotöl, Hypericum) hat im KfN eine besondere Stellung. Warme Johanniskrautölauflagen werden einmal täglich für ca. 20 Minuten appliziert und können auch gut im Gesichtsbereich aufgelegt werden, z.B. bei Trigeminusneuralgie oder atypischem Gesichtsschmerz.
Capsaicin
Der Wirkstoff Capsaicin aus Cayennepfefferfrüchten ist längst in der Behandlung von Neuralgien etabliert. Es handelt sich um einen antiphlogistisch wirkenden Hautreizstoff, der von der EU-Arzneimittelkommission zur Behandlung von peripheren neuropathischen Schmerzen als Monopräparat oder in Kombination mit anderen Arzneistoffen zugelassen ist. Capsaicin wirkt lokal hyperämisierend, analgetisch, antiphlogistisch, cortisonähnlich und juckreizlindernd. Es besteht ein Counter-irritant-Effekt, d.h. es kommt durch die Reizung zu einer fast vollständigen Ausschüttung von Substanz P, dann zu einer Hemmung des Transports und der Neusynthese von Substanz P, sodass die Schmerzleitung der Nerven quasi unterbrochen wird i.S. einer Desensibilisierung der Nozizeptoren. Eine langfristige niedrigdosierte oder auch eine kurzfristig hochdosierte Behandlung mit Capsaicin führt zu einem histologisch nachweisbaren „Rückzug“ (neurotoxische Wirkung) der für die Schmerzwahrnehmung verantwortlichen Nozizeptoren. Der Wirkstoff kann in Form von Salben oder Wärmepflastern aufgetragen werden. Vorsicht ist geboten bei Allergien gegen Paprika oder Cayennepfeffer. Bei Dosierungen über 0,075 % Capsaicin sowie bei Pflastern und Okklusivverbänden sollte eine Anwendungsdauer von zwei Tagen nicht überschritten werden, da es sonst theoretisch sogar zu irreversiblen Schädigungen sensibler Nerven kommen könnte. Bei Salben oder Cremes mit einem Capsaicingehalt von nicht über 0,075 %, die max. zwei- bis dreimal tägl. auf die Haut aufgetragen werden, ist diese Nebenwirkung nicht zu erwarten. Es liegen u.a. positive Studienergebnisse für Post-Zoster-Neuralgie und sogar auch für diabetische Polyneuropathie vor. Wichtig ist, die Patienten auf ein mögliches, deutliches anfängliches Hautbrennen und Dysästhesien als Nebenwirkung aufmerksam zu machen.
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Weiße Senfsamen
Ähnlich wie Capsaicin wirken auch weiße Senfsamen. Diese können als Breiumschlag appliziert werden, d.h. drei bis vier Esslöffel Senfmehl mit warmem Wasser zu einer breiartigen Konsistenz verrühren und dann als Umschläge 10-15 Min. auf der Haut belassen mit einer max. Anwendungshäufigkeit von zwei bis viermal täglich. Die Anwendungsdauer sollte aber nicht länger als zwei Wochen betragen, da Benzylsenföle zu Reizungen des Nierenepithels führen und Haut- und Nervenreizungen hervorrufen können. Bei Nierenerkrankungen ist die Anwendung sogar kontraindiziert.
Orthomolekulare Medizin
Die Neuropathie ist eine Domäne der orthomolekularen Medizin. Im KfN werden bei dieser Indikation in der Regel hochdosierte neurotrope B-Vitamine (B1, B2, B6, B12 und Nicotinamid) über einen Zeitraum von ca. drei Monaten verordnet. Hierbei geht es nicht darum, etwaige Mangelzustände auszugleichen, sondern durch die passagere Einnahme von hohen Dosierungen therapeutische Effekte zu erzielen.
Vitamin E spielt als neurotropes Antioxidans eine wichtige Rolle in der Behandlung von Neuropathien. 100-300 mg/Tag können bedenkenlos auch längerfristig, d.h. über Monate, nebenwirkungsfrei substituiert werden. Bei Vitamin C wiederum ist eine Überdosierung kaum möglich. Therapeutisch wird die Einnahme von ein bis zwei Gramm pro Tag empfohlen. Vitamin C ist nur für den Menschen und andere Primaten, Meerschweinchen sowie einige Vogel- und Fischarten ein essenzieller Nährstoff. Alle anderen Lebewesen können Vitamin C selbst synthetisieren und steigern die körpereigene Vitamin C Produktion bei Stress oder Krankheit um ein Mehrfaches, sodass eine hochdosierte Vitamin C Substitution beim Menschen in Krankheits- oder Stresssituationen durchaus als sinnvoll erscheint. Ein weiteres bewährtes Antioxidans bei Neuropathien stellt die Alpha-Liponsäure dar, die man durchaus zunächst ein bis zwei Wochen intravenös 600mg pro Tag geben kann, dann dauerhaft täglich 600 mg oral. Die Wirksamkeit der Alpha-Liponsäure bei diabetischer Polyneuropathie ist bereits durch Studien belegt. Wegen ihrer neuroregenerativen Wirkung ist auch auf eine erhöhte Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren zu achten. Die Zieldosis liegt dabei bei etwa zwei bis drei Gramm pro Tag. Dies kann aber leicht mit dem Verzehr von etwa zwei Esslöffel Leinöl pro Tag erreicht werden, z.B. eingearbeitet in das Frühstücksmüsli. Ferner sollte der Selenspiegel in den hochnormalen Bereich angehoben werden. Selen hat allerdings eine relativ geringe therapeutische Breite, ab einer Zufuhr von mehr als 1000 µg täglich über mehrere Monate kommt es zu Überdosierungen mit Kopfschmerzen, Haarausfall, Magen-Darm-Problemen und knoblauchartiger Atemluft. Therapeutisch sollten 50-300 µg täglich substituiert werden, idealerweise jeweils orientiert am individuellen Selenspiegel.
Moderate Ganzkörperhyperthermie (mGKHT)
Probatorisch kann bei Neuropathien auch die moderate Ganzkörperhyperthermie (mGKHT) zum Einsatz kommen. Hierbei handelt es sich um einen der stärksten naturheilkundlichen Reize überhaupt. Über die passagere Erhöhung der Körperkerntemperatur in den Fieberbereich bis max. 40,5 °C kommt es zu einer starken Stoffwechselsteigerung, sodass regenerative und regulative Prozesse angestoßen werden. Die mGKHT wirkt erwiesenermaßen u.a. schmerzlindernd, tiefgreifend entspannend auf die Muskulatur, vegetativ ausgleichend und mild antidepressiv.
Schröpfen und Blutegeltherapie
Bei Polyneuropathien der unteren Extremitäten kann durchaus eine segmentale Therapie mit Schröpfen oder Blutegeln im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule erwogen werden. Bei Post-Zoster-Neuralgie im thorakalen Bereich hat sich die frühe Blutegeltherapie als gut wirksam erwiesen.
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Neuraltherapie
Neuraltherapeutisch kann an einen Einsatz der Neuraltherapie als Segmenttherapie gedacht werden.
Weitere alternative Behandlungsansätze
Neben den im KfN angewandten Verfahren gibt es weitere alternative Behandlungsansätze für Neuropathie, die in Betracht gezogen werden können:
- Akupunktur: Akupunktur wird vielseitig eingesetzt und kann Sensibilitätsstörungen und Nervenschmerzen mildern.
- Traditionelle Chinesische Medizin (TCM): Kräuter- und Ernährungstherapie der chinesischen Medizin wird nur in besonderen Fällen und im Rahmen wissenschaftlicher Fragestellungen eingesetzt.
- Infusionstherapie mit Alpha-Liponsäure: Die Infusionstherapie mit Alpha-Liponsäure kann bei Neuropathie unterstützend wirken.
- Lymphdrainage und Bindegewebsmassage: Lymphdrainage und Bindegewebsmassage sowie andere manuelle Verfahren können zur Linderung von Beschwerden beitragen.
- Laserakupunktur: Laserakupunktur stellt eine schmerzfreie Alternative zur traditionellen Akupunktur dar.
- Aconitöl und andere ätherische Öle: Einreibungen mit Aconitöl und weiteren ätherischen Ölen wie Nelkenöl, Rosmarinöl oder Minzöl können zur Schmerzlinderung beitragen.
- Heilpflanzen: Forscher der Universitätsklinik Düsseldorf haben die heilende Wirkung von Mutterkraut untersucht. Der Wirkstoff Parthenolide, der in Mutterkraut steckt, beschleunigt die Regeneration geschädigter Nervenfasern.
Naturheilkundliche Therapieoptionen
Die Naturheilkunde bietet eine Reihe von nebenwirkungsarmen bzw. -freien Therapiemöglichkeiten zur ganzheitlichen Behandlung von Polyneuropathie. Dazu gehören insbesondere die Zufuhr von Alpha-Liponsäure, neurotrope Nährstoffe, B-Vitamine und Folsäure.
Neurotrope Nährstoffe
- Benfotiamin: Benfotiamin ist ein Prodrug des Thiamins (Vitamin B1). Thiaminmangel führt zu Schädigungen der peripheren Nerven mit Hyperästhesien, Anästhesien, Abschwächung des Muskeltonus und möglicher Lähmung der Extremitäten.
- Uridinmonophosphat (UMP): UMP fördert die Proteinbiosynthese und trägt damit zu einer ausreichenden Enzymausstattung geschädigter Neuronen bei. Außerdem begünstigt es den schnellen Wiederaufbau wichtiger Membranbestandteile.
- Calcium-EAP: Calcium-EAP ist das Calciumsalz der Substanz Ethyl-Amino-Phosphat (EAP), auch bekannt als Colamin-Phosphat oder „Membranschutzfaktor“.
B-Vitamine und Folsäure
Vitamin B12 ist an der Bildung der Myelinschicht beteiligt, die die Nervenzellen als Schutzhülle umgibt. Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu Schädigungen der Nerven führen. Folsäure ist eng mit dem B12-Stoffwechsel verbunden. Ein Folsäuremangel kann ebenfalls neurologische Symptome verursachen.
Biochemie
Schüssler-Salze wie Kalium phosphoricum D6 (Nr. 5) und Magnesium phosphoricum D6 (Nr. 7) sowie die Kombination aus Calcium fluoratum D12 (Nr. 1), Silicea D12 (Nr. 11) und Zinkum chloratum D12 (Nr. 21) können unterstützend eingesetzt werden. Die Kombination aus Nr. 3 (D12), Nr. 7 (D6) und Nr. 8 (D6) hat sich bei chronischen Schmerzen bewährt.
Weitere Therapieansätze
- Physikalische Therapien
- Physiotherapie
- Entgiftungs- und Ausleitungstherapien
- Säure-Basen-Haushalt
Ursachen und Diagnose von Neuropathie
Neuropathie kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter:
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Hepatitis
- Nervenschäden durch Chemotherapie, Alkohol oder andere toxische Stoffe
- Nervenverletzungen, z. B. nach Unfällen oder Operationen
- Druckschädigungen an Gelenken und Wirbelsäule
- Spezielle Neuralgien wie z. B. Post-Zoster-Neuralgie
- Multiple Sklerose
Die Diagnose von Neuropathie umfasst in der Regel eine Anamnese, eine körperliche Untersuchung (inklusive Reflexe, Vibrationsempfindung) und Laboranalysen (Blutzucker, Leberwerte, Nierenfunktion usw.). Je nach vermuteter Ursache können weitere Zusatzuntersuchungen erforderlich sein, wie z. B. eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung oder eine Nerv-Muskel-Biopsie.
Konventionelle Behandlungsmethoden
Konventionelle Behandlungsmethoden für Neuropathie umfassen:
- Medikamentöse Therapie: Zur Behandlung von neuropathischem Schmerz werden häufig Antiepileptika, Antidepressiva und Opiate eingesetzt. Für die sensible Neuropathie gibt es keine speziellen Medikamente.
- Physiotherapie/Krankengymnastik: In der Physiotherapie und Krankengymnastik lernen Patienten verschiedene Techniken und Übungen kennen, mit denen sie ihre Gefühlsstörung, Gleichgewichts- oder Bewegungsfunktionen wieder verbessern können.
- Ergotherapie: In der Ergotherapie werden gestalterische und handwerkliche Techniken angewandt, um die Feinmotorik und das Tastvermögen wieder zu stärken.
- Psychologische Therapie: Psychologische Unterstützung in Einzel- oder Gruppentherapie kann helfen, mit den psychischen Belastungen der Erkrankung umzugehen.
- Patientenschulung und Selbsthilfe: In regelmäßigen Schulungen und Seminaren lernen Patienten einen bewussten Umgang mit ihrer Erkrankung und einen gesunden Lebensstil anzunehmen.
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