Demenz ist ein Begriff, der viele Menschen mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung bringen, aber in Wirklichkeit gibt es über 50 verschiedene Demenzerkrankungen. Demenz ist ein Syndrom, das durch den allmählichen Verlust der kognitiven Fähigkeiten gekennzeichnet ist und Millionen von Menschen weltweit betrifft. Es stellt eine große Herausforderung für die Betroffenen, ihre Familien, die Medizin und die Gesellschaft dar. Die Symptome und Ursachen des geistigen Verfalls sind vielfältig, und es ist wichtig zu verstehen, dass Demenz nicht gleich Demenz ist.
Primäre und sekundäre Demenzformen
In der Medizin wird zwischen primären und sekundären Demenzformen unterschieden.
Primäre Demenzen, die etwa 90 % der Fälle ausmachen, haben hirnorganische Ursachen und sind in der Regel irreversibel, d. h. nicht umkehrbar. Bei primärer Demenz liegt die Ursache der Erkrankung direkt im Gehirn, ohne dass andere Einflussfaktoren, Erkrankungen oder Medikamente die Symptome verursachen. Zu den primären Demenzformen gehören neurodegenerative Demenzen (wie die Alzheimer-Krankheit), vaskuläre Demenzen und Mischformen.
Sekundäre Demenzen machen etwa 10 % aller Demenzfälle aus. Ihre Ursache liegt nicht im Gehirn selbst, sondern in anderen Faktoren wie Stoffwechselerkrankungen, Vitaminmangelzuständen oder chronischen Vergiftungen.
Primäre Demenzformen im Detail
1. Neurodegenerative Demenzen
Neurodegenerative Demenzen sind durch den fortschreitenden Abbau von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet. Sie sind in der Regel nicht heilbar. Zu den wichtigsten neurodegenerativen Demenzformen gehören:
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a) Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer)
Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz und macht etwa 60 bis 70 % aller Fälle aus. Sie ist eine hirnorganische Erkrankung, bei der es zum Abbau von Nervenzellen im Gehirn und infolgedessen zu kognitiven Einschränkungen kommt.
Symptome: Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, Sprachstörungen, Störungen des Urteilsvermögens, Veränderungen der Persönlichkeit. Ein typisches Frühsymptom sind Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis.
Ursachen: Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass Eiweißablagerungen im Gehirn (Amyloid-beta-Plaques und Tau-Fibrillen) eine wichtige Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen. Diese Ablagerungen stören die Gehirnfunktion und führen zum Absterben von Nervenzellen. Auch Fehlfunktionen bestimmter Zellen, insbesondere der Gliazellen, werden als mögliche Auslöser diskutiert.
Diagnostische Besonderheiten: Viele Symptome werden erst rückblickend als solche erkannt.
Behandlung: Obwohl es noch keine Heilung gibt, können Medikamente wie Antidementiva die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen verbessern und die Symptome mildern. Nicht-medikamentöse Ansätze wie Psychotherapien, Selbsthilfegruppen, Gedächtnistrainings, Ergo- oder Physiotherapie können ebenfalls helfen, die Selbstständigkeit im Alltag so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Seit 2023 gibt es zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz, die aktiv Amyloid-Plaques abbauen.
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b) Lewy-Körperchen-Demenz
Die Lewy-Körperchen-Demenz ist eine Demenzform, die durch Ablagerung sogenannter Lewy-Körperchen in den Nervenzellen des Gehirns gekennzeichnet ist.
Häufigkeit: Etwa 5 % aller Demenzkranken haben eine Lewy-Körperchen-Demenz. Ein Viertel der Betroffenen ist jünger als 65 Jahre.
Symptome: Gedächtnisstörungen, Verwirrtheit, Halluzinationen, Bewegungsstörungen; die Leistungsfähigkeit kann im Tagesverlauf stark schwanken. Starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit und der Aufmerksamkeit, optische Halluzinationen und leichte Parkinsonsymptome sind kennzeichnend.
Ursachen: Proteinreste aus Alpha-Synclein werden in den Nervenzellen eingeschlossen, vorrangig im Bereich des Großhirns. In der Folge kommt es zum Absterben der Nervenzellen.
Diagnostische Besonderheiten: Die Symptome ähneln denen anderer Demenzformen, die Bewegungsstörungen können etwa auf die Parkinson-Krankheit hindeuten.
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c) Frontotemporale Demenz (Morbus Pick)
Die Frontotemporale Demenz (FTD), auch Morbus Pick genannt, ist eine eher seltene Form der Demenz.
Ursachen: Eine übermäßige Anhäufung normaler Eiweißstoffe zerstört Nervenzellen im Stirn- und Schläfenlappen.
Symptome: Menschen mit einer Frontotemporalen Demenz fallen zunächst mit aggressivem und unberechenbarem Verhalten auf. Erst im weiteren Verlauf kommt es verstärkt zu typischen Demenz-Symptomen. Die Persönlichkeit und das soziale Verhalten der betroffenen Person verändern sich, während das Erinnerungsvermögen weniger beeinträchtigt wird.
Besonderheiten: Tritt oft bei jüngeren Menschen zwischen 45 und 60 Jahren auf, in Einzelfällen sogar schon ab dem 20. Lebensjahr.
d) Parkinson-Demenz
Die Parkinson-Demenz entwickelt sich in der Regel zehn bis 15 Jahre nach der Diagnose Morbus Parkinson.
Häufigkeit: Betrifft 30 bis 40 % aller Parkinson-Patienten.
Symptome: Verlangsamtes Denken und Sprechen, Wortfindungsstörungen, verminderte Aufmerksamkeit, Orientierungsprobleme, nachlassendes Gedächtnis, Persönlichkeitsveränderungen.
Ursachen: Bei Morbus Parkinson kommt es zum Abbau von Nervenzellen in der „schwarzen Substanz“ des Gehirns (Substantia nigra). Im weiteren Verlauf können auch Nervenzellen absterben, die das Acetylcholin regulieren. Lewy-Körperchen sorgen für den fortschreitenden Verlust geistiger Funktionen.
2. Vaskuläre Demenzen
Vaskuläre Demenzen entstehen durch Durchblutungsstörungen im Gehirn, die zu Schädigungen und Absterben von Nervenzellen führen. Sie machen etwa 15 % aller Demenzfälle aus und sind damit die zweithäufigste Form nach der Alzheimer-Krankheit.
Ursachen: Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen, auch in kleinerem Umfang, können die Sauerstoffversorgung des Gehirns beeinträchtigen. Risikofaktoren sind Bluthochdruck, zu hohe Blutfettwerte, Rauchen, Diabetes, starkes Übergewicht, Bewegungsmangel und bestimmte Herzkrankheiten.
Symptome: Probleme mit Aufmerksamkeit, verlangsamtes Denken, Persönlichkeitsveränderungen, Gangstörungen, Kontrollverluste der Blase und Sprachprobleme. Gedächtnisstörungen können ebenfalls auftreten, stehen aber zu Beginn nicht immer im Vordergrund.
Besonderheiten: Der Beginn kann schleichend sein, das Fortschreiten allmählich. Es gibt auch die Multi-Infarkt-Demenz, bei der viele kleine Schlaganfälle das Gehirn schädigen.
Behandlung: Durchblutungsstörungen im Gehirn können mit Medikamenten behandelt werden, ebenso einige Risikofaktoren wie Bluthochdruck. Gedächtnis- und Orientierungsübungen können das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Eine rechtzeitige Behandlung der Risikofaktoren ist eine wichtige Vorbeugungsmaßnahme.
3. Mischformen
Mit zunehmendem Alter treten häufig Mischformen der degenerativen und vaskulären Demenzen auf. Etwa 15 % der Patienten leiden unter einer Kombination aus Alzheimer-Krankheit und vaskulärer Demenz.
Sekundäre Demenzformen im Detail
Sekundäre Demenzen sind Folge anderer Krankheitsbilder, Vergiftungen oder Mangelzustände. Die Ursache liegt hier nicht direkt im Gehirn. Im Unterschied zu primären Demenzen gelten sekundäre Demenzformen als potenziell heilbar, wenn die Grunderkrankung behandelt werden kann.
Ursachen:
- Stoffwechselerkrankungen (z. B. Schilddrüsenerkrankungen)
- Vitaminmangelzustände
- Chronische Vergiftungserscheinungen (z. B. Alkoholmissbrauch)
- Unfälle, Kopfverletzungen, Schädel-Hirn-Traumata
- Depressionen
- Medikamentenmissbrauch
- Tumore
- Herzinsuffizienz
Beispiele für sekundäre Demenzformen:
- Korsakow-Syndrom: Verursacht durch starken Alkoholkonsum, führt zu Gedächtnisstörungen und Konfabulationen.
- Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE): Eine fortschreitende degenerative Erkrankung des Gehirns, die durch wiederholte leichte Schädeltraumen verursacht wird, insbesondere bei Sportlern.
Diagnose und Behandlung von Demenz
Eine frühzeitige Diagnose von Demenz ist entscheidend, um den Umgang mit der Krankheit zu erleichtern und das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten oder zu verlangsamen. Die Diagnostik umfasst das Patientengespräch (Anamnese), die körperliche Untersuchung und die Durchführung von Demenz-Tests.
Die Behandlung von Demenz zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Je nach Demenzform, Stadium und individuellem Gesundheitszustand kommen unterschiedliche Medikamente und nicht-medikamentöse Therapien in Frage.
Prävention von Demenz
Obwohl nicht alle Demenzformen verhindert werden können, gibt es einige Risikofaktoren, die beeinflusst werden können, um das persönliche Risiko zu senken. Dazu gehören:
- Körperliche Aktivität
- Ausgewogene Ernährung
- Geistige Aktivität
- Soziale Teilhabe
- Vermeidung von Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, übermäßigem Alkoholkonsum und Diabetes
Leben mit Demenz
Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Es ist wichtig, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sich auf das vorzubereiten, was noch kommt. Es gibt viele Möglichkeiten der Unterstützung, von Tipps zum Umgang mit Demenz bis zur Entlastung für Angehörige.
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