Nicht für schwache Nerven: Was bedeutet das und wie stärkt man seine Nerven?

In unserer schnelllebigen und oft stressigen Welt, hören wir oft den Ausdruck "nicht für schwache Nerven". Aber was bedeutet das eigentlich, und was können wir tun, um unsere Nerven zu stärken? Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung dieses Ausdrucks und gibt praktische Tipps, wie man mit Herausforderungen gelassener umgehen und seine Nerven langfristig stärken kann.

Was bedeutet "nicht für schwache Nerven"?

Der Ausdruck "nicht für schwache Nerven" wird verwendet, um Situationen, Ereignisse oder Erfahrungen zu beschreiben, die besonders aufregend, riskant, belastend oder beängstigend sind. Es impliziert, dass man eine gewisse psychische Stärke und Widerstandsfähigkeit benötigt, um mit diesen Herausforderungen umgehen zu können, ohne überfordert zu sein. Es beschreibt eher, wie gut oder schlecht jemand mit anstrengenden, fordernden Ereignissen oder Lebensphasen umgehen kann. Dies kann nur zeitweiliger Natur sein. Wenn die Anspannung nicht nachlässt, kann es aber auch zum dauerhaften Problem werden.

Ursachen für "schwache Nerven"

"Schwache Nerven" sind keine medizinische Diagnose, sondern ein Ausdruck für eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Stress und Belastungen. Es gibt verschiedene Faktoren, die dazu beitragen können:

  • Innere Unruhe: Wenn die Gedanken ständig von Ängsten und Sorgen bestimmt sind, befindet sich der Organismus dauerhaft "im Alarmzustand". Betroffene fühlen sich dann innerlich unruhig und nervös.
  • Belastende Erfahrungen: Schwere Belastungen über einen längeren Zeitraum, wie eine schwere Erkrankung, Missbrauch, emotionale Erpressung in der Partnerschaft, eine Naturkatastrophe oder ein Schicksalsschlag, können dazu führen, dass die Nerven "blank liegen".
  • Mangelnde Bewältigungsstrategien: Betroffenen fehlen Bewältigungsstrategien oder sie beherrschen nur ungeeignete Strategien.
  • Kindheitserfahrungen: Eine schwierige Kindheit mit Vernachlässigung oder fehlendem Vertrauen kann dazu führen, dass Betroffene stets in einer Hab-Acht-Stellung sind und Schwierigkeiten haben, mit Problemen und Konflikten umzugehen.
  • Negative Lebenserfahrungen: Wer in seiner Kindheit viele negative Erfahrungen gemacht hat, ist oft eher auf Vorsicht bedacht, ängstlich oder wenig zuversichtlich. Viele Situationen werden dann vom Gehirn als bedrohlicher eingestuft, als sie sind. Das löst eine Stresssituation im Körper aus, die wiederum Kraft und Nerven kostet.
  • Soziale Isolation: Betroffene haben ein starkes Bedürfnis, Unterstützung und Ermutigung durch andere zu erhalten, haben aber gleichzeitig wenige oder keine Freunde, die sie unterstützen können.
  • Persönlichkeit: Menschen mit einer positiven Grundeinstellung sind eher nervenstark. Wer ständig mit etwas Negativem rechnet, neigt meist dazu, schneller die Fassung zu verlieren.
  • Hohe Ansprüche: Viele Menschen fühlen sich gestresst, ohne genau zu wissen warum. Dann hilft es, Tagebuch zu führen, um den Auslösern auf den Grund zu gehen. Kennt man die Gründe für seine Sorgen, kann man gezielt Gegenstrategien entwickeln.
  • Reizüberflutung: Die Ursachen für kreisende Gedanken sind vielfältig: Reizüberflutung, ständige Erreichbarkeit, Versagensängste und hohe Ansprüche an sich selbst können zu nervösen Zuständen führen.

Symptome von "schwachen Nerven"

Die Symptome von "schwachen Nerven" können vielfältig sein und sich sowohl psychisch als auch körperlich äußern:

  • Psychische Symptome: Innere Unruhe, Nervosität, Reizbarkeit, Angstzustände, Gefühl der Überforderung, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Grübeln, Minderwertigkeitsgefühle.
  • Körperliche Symptome: Herzklopfen, Spannungskopfschmerzen, Magenbeschwerden, Verspannungen, erhöhter Blutdruck, geschwächtes Immunsystem, Nacken-, Kopf- und Kieferschmerzen.

10 Tipps für starke Nerven

Starke Nerven sind nicht angeboren, sondern entwickeln sich und können unterstützt oder gefördert werden. Hier sind 10 Tipps, die helfen können, die Nerven zu stärken und gelassener mit Stress umzugehen:

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  1. Den Körper spüren: Bewegung bringt Segen - das gilt auch bei nervösen Unruhezuständen. Untersuchen zeigen beispielsweise, dass beim Sport ein Hormon (ANP) gebildet wird, das Panik lindert. Ein flotter Spaziergang in der Mittagspause oder eine lockere Runde Laufen nach Feierabend helfen dabei Ängste zu „verstoffwechseln“. Zudem verschafft die körperliche Aktivität den Gedanken eine Verschnaufpause, die Sorgen rücken in den Hintergrund. Wichtig dabei ist, dass die Bewegung Freude bereitet und ohne Zwang erfolgt. Besonders gut tut Bewegung an der frischen Luft.
  2. Die Nerven mit Nahrung versorgen: Lebensmittel sind Nahrung für Körper und Geist. Was Menschen essen, bestimmt, wie sie sich fühlen. Der Blutzuckerwert hat beispielsweise Einfluss auf Gefühle wie Anspannung und Ärger. Einige Nahrungsmittel enthalten stimmungsaufhellende Inhaltsstoffe. So liefern Bananen auch einen hohen Anteil des B-Vitamins Pyridoxin (B6). Dieses ist an vielen Prozessen im Nervensystem beteiligt. Außerdem enthalten sie Kalium und Tryptophan. Aus Tryptophan wird der Botenstoff Serotonin gebildet, der eine Vielzahl emotionaler Prozesse ( z.B. Angst) beeinflusst. Auch Omega3-reiche Lebensmittel wie Fisch haben Einfluss auf eine gesunde Nervenfunktion. Für einen ruhigen Geist sollte die Ernährung also vollwertig und möglichst vielseitig sein. Dabei sollten hauptsächlich Obst und Gemüse, Salate, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte auf den Tisch kommen, Fleisch hingegen nur in Maßen und Fett, Zucker und Alkohol so wenig wie möglich. Besonders eignen sich Lebensmittel mit Omega3-Fettsäuren - dazu gehören beispielsweise Fisch, Rapsöl und Nüsse. Versorge deinen Körper statt mit Süßigkeiten lieber mit Vitaminen und Mineralstoffen. Besonders die B-Vitamine werden auch als "Nervenvitamine" bezeichnet, denn Sie hemmen Stresshormone und liefern Energie. Binde deshalb unbedingt Vollkornprodukte oder Hülsenfrüchte in deinen Speiseplan ein. Vitamin C wird für ein gesundes Immunsystem benötigt. Du findest es in allen Obst- und Gemüsesorten. Proteine unterstützen den erhöhten Energiebedarf des Körpers. Neben Fleisch ist dieses auch in Fisch, Eiern oder Milchprodukten enthalten.
  3. Zur Ruhe kommen: Ein ausgeglichener Geist und ein leistungsfähiger Körper brauchen ausreichend Ruhepausen. Dazu gehört ausreichend Schlaf. Möglichst 7,5 Stunden pro Nacht empfiehlt die moderne Schlafforschung. Um diesem Teufelskreis vorzubeugen, sind auch tagsüber ausreichend Ruhepausen notwendig. Die psychologische Forschung zeigt, dass sich viele kurze Entspannungsphasen beispielsweise günstiger auf die Erholung von körperlicher Arbeit auswirken als wenige lange Pausen. Menschen, die viel arbeiten, sollten jede Stunde für einige Minuten innehalten. Bewusstes Durchatmen oder aufstehen und die Glieder bewegen, hilft kurz abzuschalten.
  4. Auslöser kennen: Kennt man die Gründe für seine Sorgen, kann man gezielt Gegenstrategien entwickeln. Kommt der Geist z.B. aufgrund einer Überzahl an Reizen nicht zur Ruhe, kann man entscheiden welchen und wie vielen man sich täglich aussetzen möchte. Dann kann man z.B. bewusst darauf verzichten, nebenher vor dem Fernseher zu essen oder beim Kochen auch noch das Radio laufen zu lassen.
  5. Achtsamkeit lernen: Wer sich dieser Verbindung von Körper und Geist bewusst ist, fühlt sich weniger ausgeliefert und lernt zielgerichteter mit Grübelei und Sorgen umzugehen. Regelmäßige Atemübungen und Meditation helfen dabei, achtsamer zu leben.
    • Übung: Atem beobachten Schließen Sie die Augen. Atmen Sie durch die Nase ein. Konzentrieren Sie sich darauf, wie der Atem durch ihre Nase in die Lungen strömt. Halten Sie kurz inne. Atmen Sie danach durch den Mund aus. Konzentrieren Sie sich auf den natürlichen Rhythmus des Atems, ohne ihn verändern zu wollen. Bleiben Sie mit den Gedanken beim Atem: Denken Sie an die Worte „Einat-men/Ausatmen“. Es ist völlig normal, wenn Sie abschweifen, das ist Teil der Übung. Beobachten sie wertfrei, dass es passiert. Kehren Sie dann einfach sanft zur Atmung zurück.
  6. Gedankenkontrolle üben: Menschen sind ihren Gedanken aber nicht hilflos ausgeliefert. Sie können lernen, diese bewusst auszuwählen und manipulative, ängstigende Gedanken loszulassen. Wenn Ängste und Unruhe das Gedankenkarussell nicht mehr still stehen lassen, gibt es eine Reihe von Übungen, die den Geist beruhigen.
    • Übung: Gedankenstopp Wenn Sie sich beim sorgenvollen Grübeln ertappen, beobachten Sie, welcher Gedanke Sie konkret belastet. Stellen Sie sich dann ein rotes Stoppschild vor und sagen Sie sich laut oder in Gedanken „Stopp“. Wenden Sie sich dann sofort etwas anderem (z.B. dem Atem, einem beruhigenden Gedanken) zu. Je öfter Sie üben, desto leichter fällt es Ihnen bald.
  7. Gefühle annehmen lernen: Wie im Umgang mit den Gedanken lohnt es sich Gefühle, bewusst wahrzunehmen und nicht wegzuschieben. Durch die aktive Auseinandersetzung können Empfindungen auf positiv beeinflusst werden.
    • Übung: Gefühle fokussieren Konzentrieren Sie sich auf ein momentan vorherrschendes Gefühl (z.B. Angst). Fühlen Sie, wie es sich im Körper anfühlt, wo es zu spüren ist. Nehmen Sie das Gefühl wahr, ohne es zu beurteilen. Richten Sie Ihren Fokus aber auf die Beobachtung (da ist Angst), um sich nicht im Gefühl zu verlieren. Durch das Bewusstmachen des Gefühls, verhindern sie, dass sie zu stark blockiert werden. Wenn Sie abschweifen, kehren Sie gedanklich zu dem Gefühl zurück. Droht das Gefühl Sie zu überwältigen, kann der Gedanke „Auch dies geht vorbei.“ Linderung verschaffen.
  8. Die eigenen Ressourcen kennen: Um dennoch leistungsfähig zu bleiben, sollten die Batterien regelmäßig aufgeladen werden. Dafür sollte man die eigenen Kraftquellen kennen. Die folgenden Fragen helfen dabei, den eigenen Ressourcen auf den Grund zu gehen: Was stärkt mich? Was tut mir gut? Was mache ich gerne? Wann fühle ich mich lebendig? Was entspannt mich? Wo fühle ich mich wohl?
  9. Mit einem Arzt oder Therapeuten sprechen: Betroffene sollten mit einem Arzt sprechen, wenn sie sich dauerhaft unruhig und gereizt fühlen. Denn hinter diesen Symptomen verbergen sich manchmal auch behandlungsbedürftige, körperliche Ursachen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion, starker Bluthochdruck, Unterzuckerung bei Typ-1-Diabetes). Aber auch bestimmte psychische Erkrankungen wie z.B. Angststörungen oder Depressionen gehen mit Nervosität und innerer Unruhe einher. In diesen Fällen sollten psychotherapeutische Maßnahmen - beispielsweise eine Verhaltenstherapie - ergriffen werden.
  10. Begleitende Maßnahmen nutzen: Gewohnheiten zu ändern und Erkrankungen abzuklären, sind wichtige Schritte auf dem Weg der Besserung. Auch ein Coaching (z.B. im Stressmanagement) kann den Umgang mit den Herausforderungen des Lebens verbessern.

Weitere Tipps für starke Nerven

  • Prioritäten setzen: Was ist dir wichtig? Was ist dringend? Das ist manchmal nicht leicht herauszufinden, hilft aber viel. Wenn du das Wichtigste zuerst und dann eins nach dem anderen machst. Multitasking führt dazu, dass du den Überblick verlierst. Helfen kann dir dabei der gute alte Orga-Klassiker: die To-do-Liste!
  • Freizeit gestalten: Freizeit ist vor allem für eins da: Spaß. Damit du deine Batterien mal wieder richtig aufladen kannst. Ob Sport, Musikunterricht oder einfach Abhängen mit Freunden: nichts davon sollte in Stress ausarten.
  • Koffein reduzieren: Auch wenn es verlockend klingen mag: Energy-Drinks schaden dir mehr als sie dir nützen. Nach einem anfänglichen Energieschub bist du oft müder als vorher und musst nachlegen. Das ist ungesund, denn die Drinks enthalten viel Zucker und fördern nachweislich Stress und Schlafprobleme. Besser ist: frisches Obst und Gemüse und viel Wasser trinken.
  • Lachen: Lachen macht glücklich und entspannt. Dabei spielt es keine Rolle, ob du tatsächlich lachen musst, oder ob du nur so tust. Dein Gehirn denkt: Ich lache, also geht es mir gut. Das hilft wirklich und die Welt sieht gleich viel besser aus. Also zeig dem Stress die Zähne!
  • Soziales Umfeld pflegen: Wer ein sicheres soziales Netz hat, das ihn auch in schwierigen Lebensphasen auffängt, der kann mit diesen besser umgehen. Dazu gehören die Familie aber natürlich auch Freunde und Bekannte. Unabhängig davon, ob du über deine Probleme sprichst, von engen Vertrauenspersonen Hilfe erhältst oder einfach auf die Sicherheit eines Gemeinschaftsgefühls bauen kannst - Hauptsache, du bist nicht allein.
  • Selbstfürsorge praktizieren: Der Schlüssel zur Nervenberuhigung lautet wohl „Kümmere dich gut um dich selbst“. Gelassenheit und Ruhe können nur aus deinem Inneren kommen. Gönne dir daher genug Zeit zum Auftanken - denn nur, wenn Anspannung und Entspannung in einem gesunden Gleichgewicht sind, fühlen wir uns wohl.
  • Sich selbst schätzen und vertrauen: Kennen Sie Ihre Grenzen, nehmen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse ernst und stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl. Sagen Sie, wenn Ihnen eine Aufgabe über den Kopf wächst. So schützen Sie sich vor Überforderung. Entdecken Sie Ihre Stärken. Sie helfen Ihnen Krisen leichter zu bewältigen. Setzen Sie sich konkrete und realistische Ziele, dann erreichen Sie diese auch leichter.
  • Entspannungstechniken nutzen: Entspannung tut den Nerven gut. Entspannungstechniken wie Yoga tragen zu einer deutlichen Verbesserung des persönlichen Stressempfindens bei. Gleiches gilt auch für das Meditieren und Progressive Muskelentspannung.
  • Atemtechniken anwenden: Nutzen Sie spezielle Atemtechniken. Diese fördern insbesondere mentale Stabilität. Bereits mehrmaliges tiefes Durchatmen kann in akuten Stresssituationen Abhilfe schaffen.
  • Power Nap: Machen Sie einen Power Nap. Ein kurzer „Minutenschlaf“ schafft Erholung und neue Kraft.
  • Zeit für sich selbst nehmen: Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst und machen Sie etwas, dass Ihnen Freude bereitet.

Wann zum Arzt?

Empfinden Sie immer häufiger eine Überbeanspruchung Ihrer Nerven? Scheuen Sie sich nicht, sich Ihrem Arzt anzuvertrauen. Von ihm erhalten Sie hilfreiche Tipps und Behandlungsempfehlungen. Sollten die Auswirkungen deines schwachen Nervenkostüms Ausmaße annehmen, in welchen du gesundheitliche Probleme verspürst oder die deinen Alltag belasten, wende dich vertrauensvoll an deinen Hausarzt. Da viele dieser Beschwerden auch andere Ursachen haben können, muss er eine Erkrankung ausschließen.

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