Verwirrtheit und Demenz sind zwei unterschiedliche Zustände, die jedoch ähnliche Symptome aufweisen können. Es ist wichtig, die Unterschiede zu verstehen, um eine genaue Diagnose und Behandlung zu gewährleisten.
Delir (akute Verwirrtheit)
Definition und Ursachen
Das Delir, auch bekannt als akutes organisches Psychosyndrom, akute Verwirrtheit oder Durchgangssyndrom, ist ein Syndrom mit vielen klinischen Facetten, dem ganz unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen können. Es handelt sich um eine akute Funktionsstörung des Gehirns, die sich innerhalb weniger Stunden entwickeln kann. Vielfach sind ältere, demente Patienten betroffen.
Die Ursachen für ein Delir sind vielfältig. Infektionen können es ebenso auslösen wie Schmerzen, psychische und körperliche Belastungen, zum Beispiel bei Operationen. Besonders häufig sind Nebenwirkungen von Medikamenten die Ursache, insbesondere die Polypharmazie stellt in diesem Zusammenhang wegen kaum überschaubarer Interaktionen ein Risiko dar. Auch Dehydrierung, Schlaganfall, Herzinfarkt oder emotionale Stressfaktoren können Auslöser sein.
Symptome
Das besondere an einem Delir, im Gegensatz zu einer schleichend beginnenden Demenz, ist das plötzliche Auftreten einer sehr unterschiedlich zusammengesetzten Symptomatik mit Störungen des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung, des Denkens, des Gedächtnisses, der Psychomotorik, der Emotionalität. Auch ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus sowie körperliche Symptome wie Schwitzen, Bluthochdruck und schneller Puls können vorliegen und machen aus dem Delir eine potentiell lebensbedrohliche Situation.
Weitere Symptome können sein:
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- Akute Verwirrung und Orientierungslosigkeit
- Gedächtnisstörung
- Ängstliche Unruhe oder Erregung
- Halluzinationen (z. B. Sehen kleiner Tiere) oder Wahnvorstellungen
- Bewusstseinsstörung
- Schwitzen, Zittern
- Plötzliche Verwirrtheit, oft mit neurologischen Beschwerden; evtl. Seh- oder Sprachstörungen; evtl. halbseitige Lähmungen
- Plötzliche Verwirrtheit und fehlende Reaktion auf Ansprechen für 1-2 Minuten
- Wechselnde Verwirrtheitszustände mit Zittern der Hände, Schwitzen und Gewichtsverlust; Durchfall
Klinisch unterscheidet man zwischen einem eher überaktiven, nämlich agitierten und einem gehemmten Erscheinungsbild. Die gehemmte Manifestation eines Delirs wird häufiger übersehen und ist daher mit einer erhöhten Mortalität verbunden.
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose von Delirien gestaltet sich als schwierig, da die Symptome allzu leicht mit denen einer Demenz verwechselt werden. Umso schwieriger sei es, ein Delir bei einem demenzkranken Patienten zu diagnostizieren.
Die Therapie des Delirs verläuft mehrgleisig. Allem voran sollten die auslösenden Ursachen - häufig eine neurologische oder internistische Grunderkrankung - beseitigt oder minimiert werden. Dazu gehört auch, die verordneten Medikamente auf deren Verträglichkeit zu überprüfen, die Dosis anzupassen oder mit der Einnahme zu pausieren. Unterstützend können eine symptomatische Arzneimitteltherapie erfolgen (zum Beispiel mit niedrigdosierten Neuroleptika) sowie nicht medikamentöse Interventionen eingeleitet werden.
Letztere zielen darauf ab, dem Patienten die Orientierung im Alltag zu erleichtern. Dazu gehören an erster Stelle die persönliche Zuwendung sowie Orientierungs- und Selbsthilfetraining. Der Tagesablauf der Betroffenen sollte nach Möglichkeit gut strukturiert werden, um Kontinuität zu erreichen, das Einführen von Ritualen kann hilfreich sein. Kommunikationsbarrieren sollten verringert werden - Helligkeit und Lautstärke den Einschränkungen des Patienten anpassen.
Wichtiger Hinweis
Ein Delirium kann einen lebensbedrohlichen, akuten medizinischen Notfall zur Folge haben. Mögliche Ursachen sollten erkannt und behandelt werden. Bei Verdacht sollte immer sofort der notärztliche Dienst gerufen werden.
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Demenz
Definition und Ursachen
Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen des Gehirns, die mit einem fortschreitenden Verlust von kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis, Denken, Sprache und Orientierung einhergehen. Es gibt über 50 verschiedene Ursachen einer kognitiven Störung oder Demenz. Alzheimer ist eine davon. In Deutschland leben 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz-Erkrankung - zwei Drittel leiden an Alzheimer.
Bei der Krankheit kommt es zu einem Absterben von Nervenzellen und der Zerstörung ihrer Verbindungen untereinander. Bei Alzheimer-Erkrankten beobachtet man zwischen den Nervenzellen vermehrt harte, unauflösliche Ablagerungen (Plaques). Im Inneren der Zellen wiederum kommt es zu einer chemischen Veränderung der sogenannten Tau-Fibrillen. Sie sind eigentlich wichtig für die Zellstruktur und den Nährstofftransport. Darüber hinaus ist weniger Acetylcholin im Gehirn von Alzheimer-Betroffenen vorhanden.
Für Alzheimer gibt es verschiedene Risikofaktoren. Je mehr sie bei einer Person vorliegen, desto wahrscheinlicher tritt die Krankheit bei ihr auf. Durch einen anderen Lebensstil kann man ebenfalls viele beeinflussbare Risikofaktoren für das Auftreten von Alzheimer minimieren.
Eine weitere Form von Demenz ist die vaskuläre Demenz. Vaskuläre Demenz entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen auch in kleinerem Umfang sein. Diese können dazu führen, dass Bereiche des Gehirns mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden. Hierdurch können Hirnzellen in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns geschädigt werden oder absterben. Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislaufsystem beeinträchtigt ist.
Symptome
Die Symptome entwickeln sich in der Regel langsam und verschlechtern sich zunehmend über mehrere Jahre. Zu Beginn kann der Verlauf ganz schleichend, nahezu unmerklich sein. Die Alzheimer-Krankheit kann bei jedem etwas unterschiedlich verlaufen. Man geht bei Alzheimer von einer durchschnittlichen Erkrankungsdauer von 12 bis 24 Jahren aus.
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Zu den Symptomen gehören:
- Probleme mit dem Gedächtnis, dem Denken und dem Verhalten
- Gedächtnisstörungen
- Verhaltensänderungen
- Unruhe
- Probleme mit Aufmerksamkeit
- Verlangsamtes Denken
- Persönlichkeitsveränderungen
- Gangstörungen
- Kontrollverluste der Blase
- Probleme mit der Sprache
Diagnose und Behandlung
Bei zunehmenden Gedächtnisstörungen sollte man sich am besten zunächst an die Hausarztpraxis wenden. In der Regel wird dann zunächst die bisherige Erkrankungsvorgeschichte erheben. Dann findet eine körperliche Untersuchung und eine neuropsychologische Testung statt. Bildgebende Verfahren wie das MRT können Veränderungen sichtbar machen.
In Deutschland sind derzeit verschiedene Wirkstoffe zugelassen, um die Alzheimer-Krankheit abhängig vom Schweregrad zu behandeln. Die Schweregrade reichen von einer leichten kognitiven Störung bis hin zu einer schweren Demenz.
Bei der leichten bis mittelschweren Alzheimer-Demenz stehen in Deutschland die Acetylcholinesterasehemmer Donepezil, Galantamin und Rivastigmin zur Verfügung. Zur Therapie der mittelschweren bis schweren Alzheimer-Demenz ist in Deutschland der N-Methyl-d-Aspartat (NMDA)-Rezeptor-Antagonist Memantin zugelassen.
Für Menschen mit einer Frühform der Alzheimer-Krankheit (leichte kognitive Störung oder leichte Demenz) gibt es in Deutschland dem September 2025 eine Amyloid-Antikörper-Therapie mit Lecanemab. Die Antikörper binden an die Beta-Amyloid-Ablagerungen, die man zwischen den Nervenzellen im Gehirn Alzheimer-Erkrankter vermehrt feststellt.
Um die geistigen Leistungen und Alltagsfähigkeiten zu stärken, gibt es viele therapeutische Behandlungswege. Damit lassen sich auch Verhaltensstörungen abschwächen und das Wohlbefindens verbessern.
Durchblutungsstörungen im Gehirn, die Ursache für vaskuläre Demenz sein können, können mit Medikamenten behandelt werden, ebenso einige Risikofaktoren, wie zum Beispiel Bluthochdruck.
Leben mit Demenz
Die Diagnose einer Alzheimer-Krankheit ist für die meisten Betroffenen und ihre Familien zunächst ein tiefer Einschnitt. Wie geht es jetzt weiter? Das ist eine der ersten, oft unausgesprochenen Fragen. Alzheimer verändert das Leben. Aber es nimmt nicht sofort alles, was den Menschen ausmacht. Erinnerungen mögen verblassen, der Alltag sich verändern - doch der Mensch bleibt. Trotz der Diagnose ist ein Leben mit Sinn, Freude und Verbindung möglich.
Gerade deshalb ist es wichtig, sich frühzeitig mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Kleine Veränderungen im Alltag, Routinen, liebevolle Unterstützung und Geduld helfen dabei, Orientierung zu geben. Wer versteht, was gerade geschieht, kann bewusster handeln. Ein guter Weg ist es, die eigenen Stärken bewusst auszubauen - und mit den Schwächen möglichst gelassen und kreativ umzugehen. Was gut gelingt oder Freude macht, darf und soll intensiviert werden. Gleichzeitig ist es wichtig, mit den Einschränkungen liebevoll umzugehen - nicht als persönliches Scheitern, sondern als Teil der Krankheit.
Auch wenn Alzheimer vieles verändert, gibt es vieles, was man selbst in der Hand behalten kann. Struktur gibt Halt. Feste Tagesabläufe, wiederkehrende Rituale und vertraute Umgebungen helfen, sich zu orientieren. Bleiben Sie aktiv - auf Ihre Weise. Bewegung, frische Luft, Musik, gemeinsames Kochen oder einfache Handarbeiten können viel Lebensfreude schenken. Es geht nicht um Leistung, sondern um Teilhabe und Freude an vertrauten Tätigkeiten. Sprechen Sie über Ihre Gefühle. Der Austausch mit vertrauten Menschen, mit Angehörigen oder in Selbsthilfegruppen kann entlasten. Akzeptieren Sie Unterstützung. Hilfe anzunehmen, bedeutet nicht Schwäche - es bedeutet Stärke. Lassen Sie sich nicht entmutigen. Jeder Tag ist neu. Nicht jeder wird einfach sein - aber in vielen steckt ein kostbarer Moment: ein Lächeln, ein vertrauter Blick, ein Augenblick der Nähe. Diese Momente zählen.
Orientierungshilfen im Alltag
Ist die Verwirrtheit kein vorübergehender Zustand, sondern wie bei der Demenz bleibend, profitieren viele Betroffene von Orientierungshilfen im Alltag. Vertrauen schafft zum Beispiel ein regelmäßiger Tagesablauf. Auch Kleinigkeiten, wie vertraute Gegenstände und Bilder in der Umgebung können Sicherheit vermitteln. Zumindest in der Umwelt kann für Betroffene für Klarheit gesorgt werden. Ruhige, helle Räumlichkeiten helfen bei der Orientierung, genauso wie gut angepasste Seh- und Hörhilfen.
Hilfe holen
Begegnungen mit verwirrten Menschen können Angst machen und überfordern. Gerade im öffentlichen Raum ist die Versuchung groß, wegzuschauen und einfach weiterzugehen. Bedenken Sie aber, dass Betroffene sich oft massiv selbst gefährden. Viele Angehörige nehmen den Zustand von Betroffenen erst spät wahr oder ignorieren ihn aus Hilflosigkeit. Hinter "Opa wird halt alt" können aber behandlungsbedürftige Erkrankungen stecken.
Reversible Ursachen von Demenzsymptomen
Viele typische Symptome einer Demenz können Ursachen haben, die behandelbar und oft sogar vollständig heilbar („reversibel“) sind.
- Altershirndruck (Normaldruckhydrozephalus): Typisch für Menschen mit Altershirndruck sind Gedächtnisprobleme, weshalb bei Erkrankten häufig eine beginnende Demenz vermutet wird. Hinzu kommen Blasenschwäche sowie Unsicherheit beim Gehen. Der Altershirndruck kann mit Hilfe einer Magnetresonanztomographie (MRT) und einer Liquoruntersuchung festgestellt werden. Ist der Befund positiv, kann der Altershirndruck durch eine kleine Operation behoben werden - und somit auch die Gedächtnisstörungen.
- Delir: Auslöser für ein Delir können sein: körperliche Stressfaktoren, wie ein schwerer operativer Eingriff, falsche Medikamente, Dehydrierung, Infektionen, Schlaganfall, Herzinfarkt oder emotionale Stressfaktoren, wie Schmerzen oder ein Schockerlebnis.
- Hirntumor: Hirntumore können das Hirngewebe, die Hirnhäute und die Hirnnerven befallen und je nach Lage unterschiedlichste Symptome hervorrufen. Symptome, die sowohl bei Hirntumoren, als auch bei Demenzerkrankungen auftreten können, sind Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen sowie Persönlichkeitsveränderungen. Auch Apathie und Depressionen können Folgen eines Hirntumors sein. Ähnlich wie der Altershirndruck können Hirntumore mittels MRT diagnostiziert werden. Hirntumore sind behandelbar.
- Vitaminmangel: Auch Vitaminmangelkrankheiten, insbesondere ein Mangel an Vitamin B-12, können Symptome hervorrufen, die denen einer Demenzerkrankung sehr ähnlich sind - wie Gedächtnisstörungen, Verhaltensänderungen oder Unruhe. Vitaminmangel lässt sich durch eine Laboruntersuchung (Bluttest) leicht feststellen und durch eine Anpassung der Ernährung, Tabletten oder Infusionen sehr gut behandeln.
- Depressionen: Depressionen können Demenzsymptome auslösen.
- Weitere Ursachen: Die möglichen Ursachen für Demenzsymptome sind vielfältig. So können zum Beispiel auch Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten Verwirrtheit auslösen, ebenso Dehydrierung, also ein Flüssigkeitsmangel im Körper durch zu wenig Trinken. Auch Erkrankungen der Schilddrüse, Nieren oder Leber sowie Hirnschädigungen durch Vergiftungen können demenzähnliche Symptome hervorrufen.
Abgrenzung Delir/Demenz
| Merkmal | Delir | Demenz |
|---|---|---|
| Beginn | Plötzlich, innerhalb von Stunden oder Tagen | Langsam, über Monate oder Jahre |
| Verlauf | Fluktuierend, mit Schwankungen im Tagesverlauf | Progressiv, kontinuierliche Verschlechterung |
| Bewusstsein | Häufig beeinträchtigt, mit Aufmerksamkeitsstörungen | In der Regel klar, bis zum fortgeschrittenen Stadium |
| Orientierung | Häufig gestört | Häufig gestört, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium |
| Gedächtnis | Akute Gedächtnisstörungen | Langsame Verschlechterung des Gedächtnisses |
| Ursachen | Akute Erkrankungen, Medikamente, Entzug, Stoffwechselstörungen | Neurodegenerative Erkrankungen (z. B. Alzheimer), vaskuläre Schäden |
| Reversibilität | Oft reversibel, wenn die Ursache behandelt wird | In der Regel irreversibel, aber Symptome können behandelt werden |
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