Nicht mehr laufen können: Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten

Das Gehen ist eine grundlegende menschliche Fähigkeit, die uns oft selbstverständlich erscheint. Junge Menschen gehen mit einer Geschwindigkeit von etwa 2,5 Metern pro Sekunde, während ältere Menschen etwa 1,5 Meter pro Sekunde erreichen. Wenn jedoch die Ganggeschwindigkeit oder das Gangmuster von der Norm abweicht, spricht man von einer Gangstörung. Diese Störungen können sich in Trippelschritten, einem schlurfenden Gang oder Schwankschwindel äußern und auf eine Gangunsicherheit hindeuten.

Eine Veränderung des Gangmusters kann vielfältige Ursachen haben, von neurologischen Erkrankungen über muskuloskelettale Probleme bis hin zu psychologischen Faktoren. In diesem Artikel werden wir die verschiedenen Ursachen von Gangstörungen untersuchen, Diagnosemethoden erläutern und Behandlungsoptionen sowie Hilfsmittel zur Verbesserung der Mobilität aufzeigen.

Was ist eine Gangstörung?

Bei einer Gangstörung ist der automatisierte, reibungslose und harmonische Ablauf von Gehbewegungen beeinträchtigt. Dabei kann entweder das Gangmuster oder die Ganggeschwindigkeit oder beides gleichzeitig betroffen sein. Die Ausprägungen reichen von leicht bis stark eingeschränkter Bewegungsfähigkeit; aber auch völlige Immobilität ist möglich. Eine Beeinträchtigung von Gehbewegungen kann sich auf vielerlei Arten äußern. Durch die Einschränkungen können sich zusätzlich Schonhaltungen entwickeln, wie das Hochziehen und Anspannen der Schultern, das Verdrehen oder Beugen des Oberkörpers.

Ursachen von Gangstörungen

Gangstörungen und Gangunsicherheit haben vielfältige Ursachen. In der Regel liegen mehrere Ursachen gemeinsam vor. Nur äußerst selten lässt sich ein einziger Grund für die Gangstörung verantwortlich machen.

Neurologische Erkrankungen

Eine der häufigsten Ursachen für Gangstörungen sind neurologische Erkrankungen, die das Nervensystem beeinträchtigen. Dazu gehören:

Lesen Sie auch: Ursachen und Risikofaktoren für Schlaganfälle bei Katzen

  • Polyneuropathie: Diese Erkrankung des peripheren Nervensystems betrifft viele Nerven und kann mit Symptomen wie Taubheitsgefühlen in den Füßen, Kribbeln oder Muskelschwäche einhergehen. Eine Gangstörung durch Polyneuropathie ist somit ebenfalls möglich. Missempfindungen in Armen und Beinen verhindern ein normales Gangbild.
  • Funktionelle Bewegungsstörungen: Zittern, Gangprobleme oder Muskelzuckungen treten plötzlich auf - ohne körperlich nachweisbare Ursache. Die Symptome treten oft in Zusammenhang mit anderen körperlichen oder psychischen Belastungen auf. Ein wechselhafter Verlauf mit guten und schlechten Tagen ist typisch. Die genaue Ursache einer funktionellen Bewegungsstörung ist sehr individuell. Bewegungen, die üblicherweise ganz unbewusst und automatisch ablaufen (z. B. Gehen, Sprechen), sind gestört. Auch können Bewegungsmuster aus einer vorausgegangenen Problematik (z. B. Schmerzen oder Verletzungen) übernommen werden. Menschen, die bereits eine andere neurologische Bewegungsstörung haben, können zusätzlich funktionelle Ausfälle entwickeln. Wichtige psychische Risikofaktoren sind traumatische Erfahrungen (z. B. Missbrauch). Die Störungen beginnen oft plötzlich, entwickeln sich aber über längere Zeit. Der Verlauf kann chronisch über mehrere Jahre sein, wobei Phasen der Besserung und Verschlechterung typisch sind. Auch ist ein Wechsel der Symptome mit der Zeit nicht untypisch.
  • Erkrankungen des Kopfes: Mikroangiopathie, Normaldruckhydrocephalus, Basalganglienerkrankungen wie z.B. M. Parkinson, Kleinhirnerkrankungen.
  • Schlaganfall: Unser zentrales Nervensystem steuert die Bewegungen unserer Muskulatur. Lassen sich bestimmte Körperteile nicht mehr oder nur eingeschränkt bewegen, sind Funktionsstörungen unserer Nerven und Muskeln dafür verantwortlich.

Muskuloskelettale Probleme

Probleme mit Muskeln, Knochen, Gelenken oder Sehnen können ebenfalls zu Gangstörungen führen. Dazu gehören:

  • Spinalkanalstenose: Die Spinalkanalstenose ist eine Erkrankung der Wirbelsäule. Es gibt unterschiedliche Arten des Krankheitsbildes - meist sind die Segmente der Halswirbelsäule (HWS) oder der Lendenwirbelsäule (LWS) betroffen. In sehr schweren Fällen ist eine Gangstörung durch HWS möglich. Aber wo hat man Schmerzen bei einer Spinalkanalstenose (LWS)? In der Folge dieser Erkrankung leiden die Betroffenen oft an starken Schmerzen im Gesäß und im Bein, die bis zu den Unterschenkeln und Füßen hin ausstrahlen können. Dadurch kann es zu einer Gangstörung bei LWS kommen. Die Spinalkanalstenose (LWS) erschwert das Treppensteigen bei Patienten erheblich.
  • Arthrose: Sie verursacht durch jahrelange Überlastung von Knochen und Knorpeln eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung und bei starker Ausprägung auch eine Deformierung der Gelenke (z. B. Hüft- oder Kniearthrose), sie kann aber auch durch Infektionen ausgelöst werden.
  • Sarkopenie: Sarkopenie beschreibt den Verlust an Muskelmasse und Kraft im höheren Lebensalter. Es kommt zu einer deutlichen Verlangsamung des Gangbildes, breitbeinigem und kleinschrittigen Gangbild und erhöhter Sturzneigung.
  • Erkrankungen der Wirbelsäule und des Rückenmarks: Spinalkanalstenose, Myelitis.

Altersbedingte Veränderungen

Mit zunehmendem Alter nimmt die Muskelmasse ab, die Gelenke verschleißen und das Gleichgewicht verschlechtert sich, dies hat Auswirkungen auf die Ganggeschwindigkeit. Die altersbedingte Gangstörung kann durch gezielte Übungen gemildert werden. Je nach Krankheitsbild helfen Übungen für das Gleichgewicht.

Psychologische Faktoren

Eine Gangstörung kann durch die Psyche bedingt sein. Nicht körperliche Störungen, sondern psychische Beeinträchtigungen sind die Auslöser.

Andere Ursachen

  • Funktionelle Störungen: Gangstörungen, Zittern, Lähmungsgefühle oder plötzliche Bewegungsblockaden sind typische Anzeichen.
  • Weitere Ursachen: Erkrankungen der peripheren Nerven.

Diagnose von Gangstörungen

Eine gründliche Diagnose ist entscheidend, um die Ursache einer Gangstörung zu ermitteln und einen individuellen Behandlungsansatz zu entwickeln. Die Diagnose umfasst in der Regel die folgenden Schritte:

  1. Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten, einschließlich der Art und Dauer der Gangstörung, Begleitsymptome und Vorerkrankungen.

    Lesen Sie auch: Umgang mit Demenz im Arzttermin

  2. Körperliche Untersuchung: Der Arzt beurteilt das Gangbild des Patienten, seine Muskelkraft, Reflexe, Sensibilität und sein Gleichgewicht.

  3. Neurologische Untersuchung: Unser ärztliches und therapeutisches Personal ist in der Beurteilung von Gangstörungen geschult. Neben Ihrer Krankengeschichte ist für uns vor allem die Analyse Ihrer Steh- und Gehfähigkeit wichtig. Die Analyse beginnt mit dem Betrachten des Gehens unter verschiedenen Bedingungen und kann mit apparativen Verfahren verfeinert werden. In den Schön Kliniken, in denen wir ein Ganglabor haben, können wir die Defizite quantitativ erfassen und einer Diagnose zuordnen. Die modernen Methoden erlauben später die Kontrolle des Behandlungserfolges.

  4. Apparative Diagnostik: Je nachdem ob der Arzt vorwiegend geriatrische, neurologische oder orthopädische Ursachen vermutet, wird er den Patienten zum jeweiligen Facharzt überweisen. Manchmal sind für eine sichere Diagnose noch weitere Untersuchungen nötig. Zu den weiteren Untersuchungen zur Abklärung einer Gangstörung gehören:

    • Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT)
    • Messung der Nervenleitungsgeschwindigkeit mit der Elektroneurographie (ENG)
    • Untersuchung von Blut und/oder Nervenwasser (Liquor)
    • Messung der Hirnströme (Elektroenzephalografie, EEG)
    • Messung der Nerven-Muskelleitung (Elektromyografie, EMG)
    • Sehtest, Hörtest

Behandlung von Gangstörungen

In erster Linie wird die Therapie auf die zugrunde liegende Krankheit ausgerichtet, da ein von der Norm abweichendes Gangmuster nur ein Symptom ist. Daher kann die Behandlung erst stattfinden, wenn die Ursachen geklärt sind. Sind die Auslöser reversibel, wie zum Beispiel bei der Avitaminose, besteht die Therapie in der Gabe von Vitaminen. Bei orthopädischen oder neurologischen Ursachen können je nach vorliegender Krankheit ein operativer Eingriff, Medikamente, sowie Physio- oder Ergotherapie helfen, ein Fortschreiten der Störung aufzuhalten. Die Dosierung von Medikamenten wird bestmöglich eingestellt und ihre Wirkung durch Tests überprüft. Ergotherapie und Physiotherapie unterstützen den Patienten, seinen Alltag zu meistern und trotz bestehender Einschränkungen sich so viel wie möglich an Selbstständigkeit zu erhalten. Der Patient wird über die Hintergründe seiner Erkrankung und deren Symptome informiert. Er lernt, mit der Krankheit umzugehen, und erfährt, wie er selbst seine Gesundheit stärken kann. Die Reha orientiert sich ebenfalls an der auslösenden Erkrankung.

Die Behandlung richtet sich ganz individuell nach den Bedürfnissen der Betroffenen. Zum Einsatz kommen dabei unterschiedliche Therapieformen - häufig Physiotherapie, Ergotherapie und psychotherapeutische Begleitung.

Lesen Sie auch: Gehirn-Zusammenarbeit

Hilfsmittel

Auch einige Hilfsmittel unterstützen Patienten im Alltag und erhalten die Selbstständigkeit. Die wohl bekanntesten sind Gehstöcke, Rollatoren und Rollstühle. Welche Mobilitätshilfe sich für Dich oder Deinen Angehörigen am besten eignet, hängt von der individuellen Erkrankung ab. Faltbare Elektrorollstühle ermöglichen weiterhin Selbstständigkeit und Flexibilität -im Alltag und auf Reisen. Es gibt Experten im Bereich faltbarer elektrischer Rollstühle, die sich aufgrund ihrer speziellen Bauart ganz einfach verstauen und transportieren lassen. Gemeinsam finden wir heraus, welches Modell das richtige für Dich ist. Auch ermöglichen wir auf Wunsch eine kostenfreie Probefahrt mit den Produkten aus unserem Sortiment - entweder in der eigenen Umgebung oder bei einem unserer über 600 Sanitätshauspartner deutschlandweit.

Prognose

Die Prognose ist von der Ursache der Gangstörung abhängig. Ist die Ursache gut behandelbar, wie beim Vitaminmangel, normalisiert sich auch das Gangbild recht schnell. Bei Erkrankungen, die nicht heilbar sind, wie Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose, kann sich die medikamentöse Linderung der Symptome auch positiv auf das Gangbild ausüben.

tags: #nicht #mehr #laufen #können #Ursachen