Nie wieder Angst vor Schlaganfall: Ein umfassender Ratgeber zur Vorbeugung und Bewältigung

Alle sechs Sekunden stirbt weltweit ein Mensch an einem Schlaganfall. Die Angst vor einem Schlaganfall ist weit verbreitet, insbesondere bei Betroffenen und deren Angehörigen. Dieser Artikel soll Ihnen helfen, die Risikofaktoren zu verstehen, wirksame Vorbeugungsmaßnahmen zu ergreifen und mit der Angst nach einem Schlaganfall umzugehen. Der Artikel basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Empfehlungen von Experten.

Schlaganfall: Ursachen und Risikofaktoren verstehen

Ein Schlaganfall ist eine Durchblutungsstörung des Gehirns, bei der bestimmte Gehirnareale nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Dies kann zu dauerhaften Schäden und Funktionsstörungen führen. Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen können.

Beeinflussbare Risikofaktoren

Bestimmte Faktoren können die Entstehung eines Schlaganfalls begünstigen. Nicht alle lassen sich beeinflussen, etwa die Gene oder das Alter. Eine genaue Familienanamnese ist im Augenblick immer noch der beste „Gen-Test“. Doch auch verschiedene andere Faktoren begünstigen die Entstehung eines Schlaganfalls.

  • Bluthochdruck: Er ist der Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall. Wenn im Blutgefäßsystem dauerhaft ein zu hoher Druck herrscht, belastet dies die Gefäßwände. So kann es zu mikroskopisch kleinen Verletzungen kommen, an denen sich beispielsweise Cholesterin ablagern kann. Die normalerweise elastische Gefäßwand verhärtet zunehmend, was weitere Ablagerungen begünstigen kann, wodurch in Folge der Blutdruck steigt. „Bei einem Bluthochdruck kann die Senkung des oberen Wertes um nur 10 mmHg das Schlaganfall-Risiko bereits um die enorme Zahl von fast 40 Prozent verringern“, erklärt Prof. Dr. med. Joachim Röther. Regelmäßige Blutdruckmessungen sind deshalb so wichtig, da erhöhte Blutdruckwerte oft keine besonders auffälligen Beschwerden hervorrufen und daher häufig unentdeckt bleiben.

    • Empfohlene Messintervalle:

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      • Tägliche Messung: Sinnvoll für Bluthochdruckpatienten, wenn Änderungen der Blutdruckmedikamente erfolgen oder wenn Beschwerden auftreten, die mit Bluthochdruck in Zusammenhang stehen können, etwa Schwindel, Kopfschmerzen, innere Unruhe und Nasenbluten.
      • Monatliche Messung: Ratsam für Menschen mit Herzerkrankungen, um sicherzugehen, dass das Herz keinem zu hohen Druck ausgesetzt ist.
      • Halbjährliche Messung: Viele Mediziner empfehlen, ab dem 40. Lebensjahr mindestens in halbjährlichen Abständen den Blutdruck zu messen. Das gilt besonders, wenn Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhanden sind. Dazu gehören Übergewicht, Rauchen, hohe Blutfettwerte (Cholesterin), Bewegungsmangel und Stress. Kommt in der Familie Bluthochdruck gehäuft vor, sollten die Messungen bereits ab dem 35. Lebensjahr erfolgen.
  • Rauchen: Nikotin verengt die Blutgefäße und erhöht den Blutdruck. Wer mit dem Rauchen aufhört, verringert sein Schlaganfallrisiko. Schon fünf Jahre nach dem Rauch-Stopp sinkt das Risiko auf das Level eines Nichtrauchers.

  • Übergewicht: Es ist ein Risikofaktor für viele Erkrankungen. Es führt zu Bluthochdruck, belastet die Knochen und Gelenke und erhöht die Gefahr an Diabetes zu erkranken. Bewegung ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um Übergewicht abzubauen. Grundsätzlich sind Ausdauersportarten sinnvoll.

  • Ernährung: Gut für die Gefäße ist eine Ernährungsweise, die gemeinhin als „Mittelmeerkost“ bekannt ist. Raffiniertes Olivenöl ist chemisch verarbeitet und besitzt kaum noch gesunde Inhaltsstoffe. Es ist auch bei hohen Temperaturen ungefährlich, da es keine Stoffe mehr enthält, die beim Verbrennen gefährlich werden können. Auf dem Etikett fehlt der Zusatz "extra" oder "nativ". Bei kalt gepresstem Olivenöl handelt es sich um die gesündere Variante. Dieses sollte allerdings nicht über 180 Grad erhitzt werden.

  • Alkohol: Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Völlig verzichten müssen Sie aber nicht.

  • Bewegungsmangel: Wer sich nur wenig oder gar nicht bewegt, hat ein deutlich erhöhtes Risiko, an Bluthochdruck und Arteriosklerose zu erkranken. Bewegung ist mitunter das Beste, was Sie für Ihren Körper tun können. Ideal ist eine Ausdauerbelastung, bei der man leicht ins Schwitzen gerät; etwa Walken, Schwimmen oder schnelles Spazierengehen.

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  • Herzerkrankungen: Eine Reihe von Herzerkrankungen begünstigen die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden. Insbesondere eine bestimmte Art von Herzrhythmusstörung, das Vorhofflimmern, bedeutet ein deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko. Zur Vorbeugung eines Schlaganfalles bei Menschen mit Vorhofflimmern werden Medikamente eingesetzt, die das Blut verdünnen, um die Bildung von Blutklümpchen zu verhindern.

  • Diabetes: Menschen mit der Zuckerkrankheit erleiden mehr als doppelt so häufig einen Schlaganfall als der Rest der Bevölkerung. Dabei werden die Wände der Blutgefäße angegriffen. Viele Menschen mit Diabetes merken zunächst nicht, dass sie diese Erkrankung haben. Der Altersdiabetes ist die häufigste Form. Auch hier gilt, dass nur eine Erkrankung behandelt werden kann, die bekannt ist. Regelmäßige Untersuchungen auf das Vorhandensein von Diabetes sind deshalb sinnvoll.

  • Stress: Gelegentlicher Stress ist nichts Schlimmes. Dauerstress dagegen kann den Blutdruck erhöhen und anfälliger für Krankheiten machen. Ein Rezept gegen chronische Belastungen gibt es nicht. Finden Sie heraus, was Ihrer Psyche am besten hilft: Sport oder ein interessantes Hobby?

  • Migräne: Die Zahl der Schlaganfälle bei Personen unter 45 Jahren hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Eine Analyse ergab das Migräne bei Personen unter 35 Jahren ein großer Risikofaktor für einen Schlaganfall darstellt. Patientinnen und Patienten mit Migräne sollten daher andere Risikofaktoren für Schlaganfälle vermeiden. Dazu zählen beispielsweise das Rauchen oder - bei Frauen - das Einnehmen der Antibabypille.

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

  • Alter: Das Risiko für einen Schlaganfall steigt mit zunehmendem Alter. Eine Person über 70 Jahre hat ein höheres Schlaganfall-Risiko als eine Person mit 60 Jahren. Mit 80 Jahren ist das Risiko wiederum größer als mit 70 und so weiter.
  • Genetische Veranlagung: Eine familiäre Vorbelastung erhöht das Risiko ebenfalls.

Vorbeugung ist der beste Schutz

Die Vermeidung von Risikofaktoren ist der beste Weg, einem Schlaganfall vorzubeugen.

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  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, wenig Fleisch und wenig Alkohol ist empfehlenswert.
  • Regelmäßige Bewegung: 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt, ist ideal.
  • Vermeidung von Übergewicht: Bewegung und eine ausgewogene Ernährung helfen, Übergewicht abzubauen.
  • Behandlung von Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen sollten behandelt werden.
  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Ein Schlaganfall-Risikotest kann helfen, das persönliche Risiko einzuschätzen. Bei Auffälligkeiten sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Was tun im Notfall? Schlaganfall-Symptome erkennen und richtig handeln

Einem Schlaganfall gehen oft Vorboten voraus. Diese können Stunden, Tage oder Wochen vor dem Hirninfarkt auftreten. Meist handelt es sich um fast die gleichen Symptome wie bei einem Schlaganfall. Anders als bei einem „echten“ Schlaganfall verschwinden die Beschwerden nach kurzer Zeit jedoch wieder. Mediziner nennen diese Schlaganfall-Vorboten „Transitorische Ischämische Attacke“, kurz TIA.

Wichtig ist, Schlaganfall-Warnzeichen richtig zu deuten. „Tritt auch nur eines der oben genannten Schlaganfall-Warnzeichen auf, rufen Sie sofort den Notruf unter 112 und äußern Sie den Verdacht auf einen Schlaganfall. Bei einem Hirninfarkt zählt jede Minute. Es gilt: ‚Time is Brain‘, also ‚Zeit ist Gehirn‘“, warnt Prof. Dr. med. Joachim Röther.

Typische Schlaganfall-Symptome sind:

  • Plötzliche Schwäche oder Lähmung: Einseitige Lähmung des Gesichts wie ein hängender Mundwinkel oder einseitige Lähmung von Arm oder Bein.
  • Sprachstörungen: Schwierigkeiten, sich auszudrücken oder Gesprochenes zu verstehen.
  • Sehstörungen: Plötzliche Sehverschlechterung oder Doppeltsehen.
  • Schwindel und Gleichgewichtsstörungen: Plötzlicher Schwindel oder Unsicherheit beim Gehen.
  • Starke Kopfschmerzen: Plötzliche, heftige Kopfschmerzen ohne erkennbare Ursache.

Erste Hilfe bei Verdacht auf Schlaganfall:

  1. Sofort den Notruf 112 wählen.
  2. Ruhe bewahren und den Betroffenen beruhigen.
  3. Darauf achten, dass der Betroffene nicht stürzt.

Therapie und Rehabilitation nach einem Schlaganfall

Die Erstversorgung sollte in einer spezialisierten „Stroke Unit“ erfolgen. Dort kann die Art und das Ausmaß des Schlaganfalls abgeklärt und eine geeignete Therapie eingeleitet werden.

Akuttherapie:

  • Lyse-Therapie: Auflösung des Blutgerinnsels.
  • Thrombektomie: Katheterbasierte Entfernung des Blutgerinnsels.

Nachsorge:

  • Herz-Kreislauf-Monitoring: Überwachung von Herzfrequenz, Atemfrequenz und Blutdruck.
  • Ursachenforschung: Abklärung der Ursachen des Schlaganfalls, um eine Sekundärprävention aufzubauen.
  • Rehabilitation: Maßnahmen zur Wiederherstellung von Funktionen und Fähigkeiten.

Sekundärprävention: Das Risiko eines erneuten Schlaganfalls senken

Nach einem ersten Schlaganfall besteht ein erhöhtes Risiko für einen zweiten Schlaganfall. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dieses Risiko zu senken:

  • Medikamentöse Therapie:
    • Plättchenhemmer: Verhindern, dass sich Blutplättchen an den Gefäßwänden anlagern und Blutgerinnsel bilden. (ASS, Clopidogrel)
    • Blutdrucksenkende Medikamente: Senken den Blutdruck und verringern so die Belastung der Gefäßwände.
    • Cholesterinsenkende Medikamente (Statine): Schützen und stabilisieren die Gefäßwände und können der Bildung von Blutgerinnseln vorbeugen.
    • Antikoagulanzien: Werden bei Vorhofflimmern eingesetzt, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. (direkte orale Antikoagulanzien (DOAKs), Vitamin-K-Antagonisten)
  • Operative Eingriffe:
    • Entfernung von Ablagerungen in der Halsschlagader: Kann das Risiko für einen erneuten Schlaganfall deutlich senken.
    • Einsetzen eines Stents: Kann ein verengtes Blutgefäß dauerhaft offen halten.
  • Lebensstiländerungen:
    • Rauchstopp: Schädigt die Gefäßwände und begünstigt die Entstehung von Blutgerinnseln.
    • Ausgewogene Ernährung: Orientierung an der „mediterranen Kost“ mit viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen, Olivenöl, Vollkornprodukten, Fisch und Geflügel.
    • Regelmäßige körperliche Aktivität: Stärkt das Herz und die Gefäße, senkt den Blutdruck und verbessert die Cholesterinwerte.
    • Gewichtsabnahme bei Übergewicht: Reduziert das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
    • Beschränkung des Alkoholkonsums: Regelmäßiger und ausgiebiger Alkoholkonsum kann den Blutdruck erhöhen.

Umgang mit Angst nach einem Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall entwickeln viele Betroffene Angststörungen, insbesondere die Angst vor einem erneuten Schlaganfall. Es ist wichtig, diese Ängste ernst zu nehmen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Symptome einer Angststörung:

  • Übermäßige Sorgen um die eigene Gesundheit.
  • Angst vor bestimmten Dingen, die an die Zeit des Schlaganfalls erinnern.
  • Panikattacken mit rasendem Puls, starkem Herzklopfen und Schweißausbrüchen.
  • Vermeidung öffentlicher Orte.

Behandlungsmöglichkeiten:

  • Neuropsychologische Betreuung: Hilfe durch Neuropsychologen, die gleichzeitig auch psychotherapeutisch arbeiten.
  • Psychotherapie: Erlernen von Strategien zur Bewältigung der Angst.
  • Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen können Medikamente helfen, die Angstsymptome zu lindern.

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