Niedriger Blutdruck und neurologische Erkrankungen: Ursachen, Symptome und Behandlung

Niedriger Blutdruck, medizinisch als Hypotonie bezeichnet, liegt vor, wenn der systolische Blutdruck unter 100 mmHg sinkt. Während niedriger Blutdruck im Allgemeinen als weniger bedrohlich angesehen wird als hoher Blutdruck, kann er dennoch Beschwerden verursachen und in manchen Fällen auf zugrunde liegende Gesundheitsprobleme hinweisen.

Was ist niedriger Blutdruck (Hypotonie)?

Von niedrigem Blutdruck oder Hypotonie spricht man bei Werten von unter 100/60 mmHg bei Frauen sowie unter 110/70 mmHg bei Männern. Betroffen sind meist jüngere, schlanke Frauen, die erblich bedingt an primärer Hypotonie leiden.

Ursachen von niedrigem Blutdruck

Niedriger Blutdruck kann verschiedene Ursachen haben, die in primäre und sekundäre Hypotonie unterteilt werden können.

Primäre Hypotonie

In den meisten Fällen handelt es sich um eine primäre Hypotonie, bei der keine eindeutige Ursache identifiziert werden kann. Diese Form tritt häufiger bei jungen, schlanken Frauen auf und scheint erblich bedingt zu sein.

Sekundäre Hypotonie

Im Gegensatz zur primären Hypotonie wird die sekundäre Hypotonie durch andere Erkrankungen oder Medikamente verursacht. Zu diesen Ursachen gehören:

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  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen und Herzklappenfehler können zu niedrigem Blutdruck führen. Auch ein Herzklappenfehler kann die Ursache für eine arterielle Hypotonie sein. Ist der diastolische Blutdruck zu niedrig, kann eine Aortenklappeninsuffizienz vorliegen.
  • Neurologische Erkrankungen: Das Nervensystem spielt eine wichtige Rolle bei der Blutdruckregulation. Neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder autonome Neuropathie können niedrigen Blutdruck verursachen, da der Körper sich nicht mehr richtig anpassen kann, etwa beim Aufstehen oder bei körperlicher Belastung. Verschiedene Erkrankungen des Nervensystems wie Parkinson-Syndrom, bestimmte Formen von Demenz oder eine Multisystematrophie können zu einem positionsabhängigen Blutdruckabfall führen.
  • Hormonelle Störungen: Eine Unterfunktion der Nebenniere (Morbus Addison), der Schilddrüse oder der Hirnanhangdrüse kann ebenfalls zu niedrigem Blutdruck führen. Hormonstörungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Erkrankung der Nebennieren können ebenfalls auf den Blutdruck Einfluss nehmen.
  • Medikamente: Psychopharmaka, entwässernde Medikamente (Diuretika) und Mittel gegen Bluthochdruck können, falsch dosiert, Hypotonie verursachen. Das können Diuretika sein, die die Wasserausscheidung verstärken, Blutdrucksenker wie Alphablocker, Psychopharmaka, Schlafmittel oder Medikamente gegen Parkinson.
  • Weitere Ursachen: Akute Schockzustände, starker Blutverlust, schwere allergische Reaktionen oder Blutvergiftung (Sepsis) können ebenfalls zu einem gefährlichen Abfall des Blutdrucks führen. Auch Infektionen können niedrigen Blutdruck verursachen.

Orthostatische Hypotonie

Eine spezielle Form des niedrigen Blutdrucks ist die orthostatische Hypotonie, bei der der Blutdruck beim Aufstehen aus dem Liegen oder Sitzen stark abfällt. Normalerweise ziehen sich die Blutgefäße beim Aufstehen schnell zusammen, um zu verhindern, dass das Blut in den Beinen versackt. Bei einer orthostatischen Hypotonie geschieht dies zu langsam, was zu Schwindel und Benommenheit führen kann. Die orthostatische Dysregulation oder orthostatische Hypotonie tritt häufig bei jungen Frauen, älteren Menschen, Diabetikern und Menschen mit ausgeprägten Krampfadern auf. Sie kann permanent, aber auch tage- oder phasenweise während einer Schwangerschaft, bei Hitze, Herzproblemen oder neurologischen Störungen auftreten.

Symptome von niedrigem Blutdruck

Nicht jeder Mensch mit niedrigem Blutdruck hat Symptome. Wenn Symptome auftreten, können sie vielfältig sein und die Lebensqualität beeinträchtigen. Typische Symptome sind:

  • Schwindelzustände
  • Konzentrationsstörungen
  • Müdigkeit und Antriebsmangel
  • Kalte Hände und Füße
  • Blässe
  • Flimmern vor den Augen
  • Benommenheit
  • Ohrensausen
  • Herzklopfen und innere Unruhe
  • Atembeschwerden
  • Übelkeit

Diagnose von niedrigem Blutdruck

Die Diagnose von niedrigem Blutdruck erfolgt in der Regel durch Messung des Blutdrucks mit einem Blutdruckmessgerät. Für eine sichere Diagnose sollte der Blutdruck an mehreren Tagen zu unterschiedlichen Tageszeiten gemessen werden. Eine 24-Stunden-Blutdruckmessung kann ebenfalls hilfreich sein.

Bei Verdacht auf eine sekundäre Hypotonie werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um die zugrunde liegende Ursache zu finden. Dazu können EKG, Blutuntersuchungen und andere diagnostische Verfahren gehören. Um eine orthostatische Hypotonie festzustellen, stehen verschiedene körperliche Tests zur Verfügung. Einer dieser Tests besteht darin, dass der Patient für einen kurzen Zeitraum liegen, schnell aufstehen und stehen bleiben muss. Ihr Blutdruck und Puls während Sie sitzen und nach dem Aufstehen werden gemessen und jeweils miteinander verglichen. Wenn der Druck beim Stehen deutlich geringer ist, deutet dies auf positionsabhängigen niedrigen Blutdruck hin.

Behandlung von niedrigem Blutdruck

Die Behandlung von niedrigem Blutdruck hängt von der Ursache und dem Schweregrad der Symptome ab.

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Behandlung der Grunderkrankung

Bei sekundärer Hypotonie steht die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung im Vordergrund. Wenn Medikamente die Ursache sind, sollte die Dosis angepasst oder das Medikament gewechselt werden.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen

In vielen Fällen kann niedriger Blutdruck durch einfache Maßnahmen im Alltag verbessert werden:

  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie täglich 2-3 Liter Flüssigkeit, um das Blutvolumen zu erhöhen. Ein großes Glas Wasser vor dem Aufstehen kann den Blutdruck erhöhen.
  • Erhöhte Salzzufuhr: Eine erhöhte Kochsalzzufuhr kann helfen, den Blutdruck zu stabilisieren. Allerdings sollte die tägliche Salzmenge nicht mehr als fünf Gramm betragen.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßiges körperliches Training kann den Kreislauf stärken und den Blutdruck verbessern.
  • Langsame Lagewechsel: Vermeiden Sie plötzliches Aufstehen aus dem Liegen oder Sitzen, um einen Blutdruckabfall zu verhindern. Der Lagewechsel sollte schrittweise und langsam erfolgen.
  • Stützstrümpfe: Bei Krampfadern oder Neigung zu Wasseransammlungen in den Beinen können Stützstrümpfe helfen, die Blutzirkulation zu verbessern.
  • Wechselduschen: Wechselwarme Duschen können den Kreislauf anregen und den Blutdruck stabilisieren.
  • Kopfende des Bettes erhöhen: Beim Schlafen in der Nacht kann das Kopfende des Bettes um 15 cm hochgestellt werden, um den Körper an die aufrechte Körperhaltung zu gewöhnen.
  • Vermeiden von auslösenden Faktoren: Vermeiden Sie langes Stehen, heiße Bäder, reichhaltige Mahlzeiten und Alkoholkonsum, da diese den Blutdruck zusätzlich senken können.

Medikamentöse Behandlung

In seltenen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein, insbesondere bei schwerer orthostatischer Hypotonie. Es gibt verschiedene Medikamente, die den Blutdruck erhöhen können. Die Entscheidung für eine medikamentöse Therapie sollte jedoch immer in Absprache mit einem Arzt getroffen werden.

Leben mit niedrigem Blutdruck

Viele Menschen mit niedrigem Blutdruck können ein normales und aktives Leben führen, indem sie die oben genannten Maßnahmen befolgen. Es ist wichtig, auf die Signale des Körpers zu achten und bei Bedarf Pausen einzulegen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt sind ratsam, um den Blutdruck im Auge zu behalten und mögliche Ursachen abzuklären.

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