Niesen: Folgen für das Gehirn und den Körper

Niesen ist ein natürlicher Reflex des Körpers, um die Atemwege von Fremdkörpern und Reizstoffen zu befreien. Obwohl es meist harmlos ist, kann das Unterdrücken des Niesens oder ein besonders heftiger Niesvorgang unerwartete Folgen für den Körper und sogar das Gehirn haben. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte des Niesens, von den Ursachen und dem Ablauf bis hin zu potenziellen Risiken und Verhaltensweisen, um die Gesundheit zu schützen.

Der Niesreflex: Eine natürliche Reinigungsfunktion

Das Niesen ist ein Schutzmechanismus des Körpers, der dazu dient, schädliche Stoffe wie Staub, Bakterien oder Viren aus den Atemwegen zu entfernen. Es wird durch Reizungen der Nasenschleimhaut ausgelöst, die über den Trigeminusnerv an das Nieszentrum im Gehirn weitergeleitet werden. Dieses Zentrum sendet dann Signale an die Muskeln, die am Niesvorgang beteiligt sind, darunter das Zwerchfell, die Bauch-, Brust- und Rachenmuskulatur.

Thomas Deitmer, Hals-, Nasen-, Ohren-Arzt und Direktor der Dortmunder HNO-Klinik, beschreibt das Niesen als "ein bisschen wie das Husten für die Nase". Es ist ein Reflex, der die Atemwege reinigt.

Der Ablauf des Niesens: Ein komplexer Vorgang

Das Niesen ist ein komplexer Vorgang, der in mehreren Phasen abläuft:

  1. Reizung der Nasenschleimhaut: Fremdkörper, Allergene oder andere Reizstoffe stimulieren die Nervenzellen in der Nasenschleimhaut.
  2. Signalübertragung zum Gehirn: Die Nervenzellen leiten die Reizinformation an das Nieszentrum im Gehirn weiter.
  3. Einatmen: Das Nieszentrum sendet ein Signal zum tiefen Einatmen, wodurch sich Druck aufbaut.
  4. Muskelkontraktion: Die Ausatemmuskeln kontrahieren sich, wodurch der Druck in der Lunge weiter erhöht wird.
  5. Explosionsartiger Ausstoß: Die Luft wird explosionsartig durch die Nase ausgestoßen, wodurch Fremdkörper und Schleim entfernt werden.
  6. Augenschließen: Unwillkürlich schließen sich die Augen beim Niesen.

Die Geschwindigkeit des Niesens: Eine beachtliche Kraft

Beim Niesen werden Luft und Tröpfchen mit hoher Geschwindigkeit aus der Nase geschleudert. Messungen haben ergeben, dass die Geschwindigkeit bis zu 150 Stundenkilometer erreichen kann, wodurch die Tröpfchen über eine Distanz von bis zu acht Metern verteilt werden können. Etwa 40.000 Partikel fliegen beim Niesen aus der Nase.

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Ursachen für Niesen: Vielfältige Auslöser

Es gibt verschiedene Ursachen für Niesen, darunter:

  • Erkältungen und Allergien: Bei Erkältungen und Allergien ist die Nasenschleimhaut gereizt und reagiert empfindlicher auf Reize.
  • Fremdkörper: Staub, Pollen, Tierhaare oder andere Fremdkörper in der Nase können einen Niesreiz auslösen.
  • Photischer Niesreflex: Bei etwa jedem vierten Menschen löst helles Licht, wie das der Sonne, einen Niesreiz aus. Dieses Phänomen wird als photischer Niesreflex bezeichnet.
  • Reizung des Trigeminusnervs: Das Zupfen der Augenbrauen oder anderer Gesichtshärchen kann den Trigeminusnerv reizen und einen Niesreflex auslösen.
  • Dehnung der Magenwand: In seltenen Fällen kann die Dehnung der Magenwand einen Niesreiz auslösen.

Ist Niesen gefährlich? Mögliche Risiken und Komplikationen

Normalerweise ist das Niesen harmlos und ein wichtiger Schutzmechanismus des Körpers. In seltenen Fällen kann es jedoch zu Komplikationen kommen, insbesondere wenn das Niesen unterdrückt wird oder besonders heftig ist.

Mögliche Komplikationen durch heftiges Niesen:

  • Hernien: Ein sehr kräftiges Niesen kann in Einzelfällen dazu führen, dass Lungengewebe durch die Interkostalmuskeln zwischen den Rippen herniert.
  • Risse der Hirnhäute: Es kann zu Rissen der Hirnhäute kommen, was zu Subarachnoidalblutungen führen kann.
  • Schäden im Gehirn: Einige Menschen berichten, nach dem Niesen unter einer Schwäche auf einer Körperseite oder unter Sehstörungen zu leiden.
  • Aortendissektionen: Da beim Niesen der Blutdruck stark ansteigt, können auch die Gefäße Schaden nehmen. Es wurde z. B. über Aortendissektionen nach dem Niesen berichtet.
  • Frakturen: Kräftiges Niesen kann auch Knochen brechen lassen, insbesondere im Bereich der Gehörknöchelchen und der Augenhöhle.
  • Unwillkürlicher Harnabgang: Durch den erhöhten abdominalen Druck beim Niesen kann es zu einem unwillkürlichen Harnabgang kommen.

Mögliche Komplikationen durch Unterdrückung des Niesens:

  • Riss der Luftröhre: Ein Mann aus Schottland unterdrückte z. B. das Niesen durch Zuhalten von Mund und Nase, was bei ihm zu einem Riss der Luftröhre führte.
  • Kehlkopfverletzungen: Auch Kehlkopfverletzungen nach unterdrücktem Niesen können auftreten.
  • Schädigung des Trommelfells: Der Druck kann ins Ohr entweichen und dort zu einer Schädigung des Trommelfells führen.
  • Blutungen: Durch das Unterdrücken des Niesens können die feinen Blutgefäße in der Nasenschleimhaut geschädigt werden und bluten.

Richtig Niesen: So schützen Sie sich und andere

Um die Verbreitung von Krankheitserregern zu verhindern und das Risiko von Komplikationen zu minimieren, sollten Sie beim Niesen einige Regeln beachten:

  • Halten Sie Abstand: Halten Sie beim Niesen mindestens einen Meter Abstand zu anderen Personen und drehen Sie sich von ihnen weg.
  • Niesen Sie in ein Taschentuch: Niesen Sie möglichst in ein Papiertaschentuch, das Sie anschließend direkt entsorgen.
  • Niesen Sie in die Armbeuge: Falls Sie gerade kein Taschentuch zur Hand haben, niesen Sie in die Armbeuge.
  • Waschen Sie Ihre Hände: Waschen Sie sich nach dem Niesen gründlich die Hände.
  • Unterdrücken Sie das Niesen nicht: Versuchen Sie nicht, das Niesen zu unterdrücken, da dies zu Komplikationen führen kann.

Niesen in besonderen Situationen

Niesen in der Schwangerschaft

Viele Schwangere müssen häufig niesen, weil ihr Immunsystem in dieser Zeit anfälliger für Infektionen ist. Außerdem sind die Nasenschleimhäute stärker durchblutet und geschwollen. Durch das wachsende Baby und den vermehrten Druck auf den Unterleib werden die Mutterbänder, die die Gebärmutter in Position halten, gespannt und gedehnt. Der Druck erhöht sich kurzzeitig durch das Niesen, wodurch Schmerzen im Unterleib und/oder Rückenschmerzen auftreten können.

Niesen bei bestimmten Erkrankungen

Bei Erkrankungen im unteren Rücken, etwa bei einem Bandscheibenvorfall, kann das Niesen Rückenschmerzen mit sich bringen. Menschen mit Inkontinenz müssen wiederum damit rechnen, dass beim Niesen ungewollt Urin abgeht.

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