Ist Demenz eine tödliche Krankheit? Ein umfassender Überblick

Demenz ist ein Begriff, der oft mit altersbedingtem Gedächtnisverlust in Verbindung gebracht wird, aber was bedeutet er wirklich? Ist es einfach ein natürlicher Teil des Alterns oder eine ernste Bedrohung für das Leben? Dieser Artikel untersucht die verschiedenen Facetten der Demenz, ihre Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung, um die Frage zu beantworten, ob Demenz eine tödliche Krankheit ist.

Was ist Demenz?

Demenz ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Syndrom, das durch den Abbau kognitiver Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Diese Beeinträchtigungen können Gedächtnis, Denken, Orientierung, Sprache und Urteilsvermögen betreffen. Obwohl Demenz häufiger bei älteren Menschen auftritt, ist sie keine normale Alterserscheinung. Es gibt verschiedene Formen von Demenz, die durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden.

Formen und Ursachen von Demenz

Mediziner unterscheiden verschiedene Demenzformen, die sich in ihren Ursachen und Symptomen unterscheiden. Zu den Hauptformen gehören:

  • Alzheimer-Krankheit: Die häufigste Form der Demenz, die durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn verursacht wird. Typisch sind Eiweißablagerungen wie Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen.
  • Vaskuläre Demenz: Entsteht durch Durchblutungsstörungen im Gehirn, die zu Schädigungen des Hirngewebes führen. Ursachen können Schlaganfälle, Hirnblutungen oder chronische Durchblutungsstörungen sein.
  • Frontotemporale Demenz (FTD): Eine eher seltene Form, bei der Nervenzellen speziell im Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns absterben. Dies führt häufig zu Veränderungen im Sozialverhalten, der Persönlichkeit und der Sprache.
  • Lewy-Körperchen-Demenz: Gekennzeichnet durch das Vorhandensein von Lewy-Körperchen in den Nervenzellen des Gehirns. Typische Symptome sind Halluzinationen, motorische Störungen und Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit.
  • Parkinson-Demenz: Tritt im Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit auf und führt zu Gedächtnis- und Denkstörungen im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung.
  • Sekundäre Demenzen: Werden durch äußere Einflussfaktoren wie Medikamente, Alkoholmissbrauch (Korsakow-Demenz) oder schädliche Umwelteinflüsse ausgelöst.

Vaskuläre Demenz im Detail

Die vaskuläre Demenz, die etwa 15 Prozent aller Demenzerkrankungen ausmacht, entsteht durch Durchblutungsstörungen im Gehirn. Diese Störungen können durch Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen verursacht werden und führen dazu, dass bestimmte Hirnbereiche nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Dies kann zu Schädigungen oder zum Absterben von Hirnzellen führen.

Formen der vaskulären Demenz:

  • Multi-Infarkt-Demenz: Wiederholte kleine Schlaganfälle schädigen das Hirngewebe.
  • Subkortikale vaskuläre Demenz (Morbus Binswanger): Chronische Durchblutungsstörungen schädigen tiefer liegende Hirnbereiche.
  • Strategische Infarkt-Demenz: Durchblutungsstörungen in wichtigen Hirnbereichen wie Thalamus und Basalganglien führen zu Gedächtnisstörungen und Verhaltensauffälligkeiten.
  • Amyloidangiopathie: Nebeneinander von Hirnblutungen und Hirninfarkten.

Das Risiko für vaskuläre Demenz steigt durch Faktoren, die das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigen, wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzkrankheiten, Rauchen und höheres Alter. Genetische Faktoren können ebenfalls eine Rolle spielen, insbesondere bei familiärer Vorbelastung für vaskuläre Erkrankungen.

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Symptome von Demenz

Die Symptome von Demenz können je nach Form und betroffenem Hirnareal stark variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Gedächtnisstörungen: Schwierigkeiten, sich an neue Informationen zu erinnern oder sich an Ereignisse aus der Vergangenheit zu erinnern.
  • Orientierungsprobleme: Schwierigkeiten, sich in vertrauten Umgebungen zurechtzufinden oder die aktuelle Zeit oder den Ort zu bestimmen.
  • Sprachstörungen: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden oder Sätze zu verstehen.
  • Störungen des Denk- und Urteilsvermögens: Schwierigkeiten, Probleme zu lösen, Entscheidungen zu treffen oder logisch zu denken.
  • Verhaltensauffälligkeiten: Veränderungen in der Persönlichkeit, Stimmungsschwankungen, Aggressionen, Unruhe oder sozial unangemessenes Verhalten.
  • Schwierigkeiten im Denken und beim Lösen komplexer Aufgaben
  • Allgemeine Verlangsamung des Antriebs
  • Konzentrationsprobleme
  • Schwierigkeiten beim Planen und Organisieren
  • Lähmungserscheinungen und Taubheitsgefühle (insbesondere bei Multi-Infarkt-Demenz)

Bei der vaskulären Demenz können die Symptome plötzlich oder schleichend auftreten und je nach betroffenem Hirnareal variieren. Während für die Alzheimer-Krankheit Gedächtnisprobleme charakteristisch sind, kommt es bei vaskulärer Demenz anfangs vor allem zu Schwierigkeiten im Denken und beim Lösen komplexer Aufgaben, einer allgemeinen Verlangsamung des Antriebs und Stimmungsschwankungen. Später kommen Gedächtnisstörungen, Konzentrationsprobleme und Schwierigkeiten beim Planen und Organisieren hinzu.

Diagnose von Demenz

Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend für den Verlauf der Erkrankung. Die Diagnose von Demenz erfordert eine umfassende Untersuchung, die verschiedene Elemente kombiniert:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Symptome.
  • Körperliche Untersuchung: Überprüfung des allgemeinen Gesundheitszustands und des neurologischen Status.
  • Neuropsychologische Tests: Durchführung von Tests zur Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten, wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und Problemlösungsfähigkeiten. Beispiele hierfür sind Rechen- oder Schreibaufgaben.
  • Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems: Überprüfung auf Risikofaktoren wie Bluthochdruck.
  • Neurologische Untersuchungen: Beurteilung von Koordination, Gleichgewichtssinn und Reflexen.
  • Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) zur Darstellung von Veränderungen im Gehirn, wie Durchblutungsstörungen oder Gewebeschäden. Mitunter wird auch eine Ultraschalluntersuchung jener Blutgefäße durchgeführt, die für die Versorgung des Gehirns verantwortlich sind.
  • Blutuntersuchungen: Zum Ausschluss anderer Grunderkrankungen oder Mangelerscheinungen, die die Demenz verursachen könnten.
  • Genetische Tests: Bei Verdacht auf genetisch bedingte Gefäßerkrankungen.
  • Positronen-Emissions-Tomografie (PET): Darstellung von Funktionsprozessen im Gehirn mithilfe radioaktiv markierter Substanzen, um Auffälligkeiten im Hirnstoffwechsel zu erkennen.
  • Kognitive Tests: MOCA-Test (Montreal Cognitive Assessment) zur frühzeitigen Diagnose von vaskulärer Demenz.

Behandlung von Demenz

Obwohl die meisten Demenzformen, einschließlich Alzheimer-Demenz, Frontotemporale Demenz, Lewy-Körper-Demenz, Parkinson-Demenz und vaskuläre Demenz, bis heute nicht heilbar sind, gibt es verschiedene Behandlungsansätze, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Medikamentöse Behandlung:

  • Antidementiva: Medikamente, die bei bestimmten Demenzformen die geistige Leistungsfähigkeit stabilisieren und die Alltagsbewältigung verbessern können.
  • Blutverdünner: Bei vaskulärer Demenz zur Vorbeugung weiterer Schlaganfälle.
  • Antidepressiva und Neuroleptika: Zur Behandlung von Verhaltensstörungen und psychischen Symptomen wie Depressionen oder Angstzuständen.
  • Antikörper: Seit 2023 stehen zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung, die aktiv Amyloid-Plaques abbauen.

Nicht-medikamentöse Behandlung:

  • Kognitive Stimulation: Übungen und Aktivitäten, die die geistigen Fähigkeiten fördern und das Gedächtnis trainieren.
  • Ergotherapie: Unterstützung bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben und Förderung der Selbstständigkeit.
  • Physiotherapie: Verbesserung der körperlichen Beweglichkeit und Koordination.
  • Logopädie: Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
  • Musik- und Kunsttherapie: Förderung des emotionalen Ausdrucks und der Entspannung.
  • Erinnerungsarbeit: Aktivierung von Erinnerungen und Förderung der Kommunikation.
  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität zur Verbesserung der Herz-Kreislauf-Funktion und der allgemeinen Gesundheit.
  • Ernährungsumstellung: Gesunde und ausgewogene Ernährung zur Unterstützung der Gehirnfunktion.
  • Soziale Kontakte: Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen und Teilnahme an gemeinschaftlichen Aktivitäten.

Bei vaskulärer Demenz zielt die Behandlung darauf ab, die Durchblutungsstörungen im Gehirn zu verbessern und Risikofaktoren zu minimieren. Dazu gehören die Einstellung des Blutdrucks, Gewichtsreduzierung, Verbesserung der Blutfettwerte, Rauchstopp und eine optimale Einstellung des Blutzuckers bei Diabetes.

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Prävention von Demenz

Obwohl nicht alle Demenzformen verhindert werden können, gibt es einige Maßnahmen, die das Risiko einer Erkrankung verringern können:

  • Gesunder Lebensstil: Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und der Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum.
  • Kontrolle von Risikofaktoren: Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes, Herzkrankheiten und anderen Risikofaktoren für vaskuläre Erkrankungen.
  • Geistige Aktivität: Regelmäßiges Training des Gehirns durch Lesen, Kreuzworträtsel, das Erlernen neuer Fähigkeiten oder die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen.
  • Soziale Kontakte: Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen und Teilnahme an gemeinschaftlichen Aktivitäten.

Demenz als Todesursache

Demenz selbst führt nicht direkt zum Tod, aber Menschen mit Demenz haben eine verkürzte Lebenserwartung. Dies liegt zum einen daran, dass es den Betroffenen im späteren Verlauf der Krankheit immer schwerer fällt, auf ihre eigene Gesundheit zu achten, Frühwarnzeichen für Erkrankungen wahrzunehmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Zum anderen schwächt eine fortgeschrittene Demenz das Immunsystem, was die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten erhöht.

Die häufigste Todesursache bei Menschen mit Demenz ist die Lungenentzündung (Pneumonie). Dies liegt daran, dass Menschen mit Demenz anfälliger für Infektionen sind und häufig Schluckstörungen entwickeln, die dazu führen können, dass Nahrung oder Speichel in die Lunge gelangen und dort eine Entzündung verursachen (Aspirationspneumonie).

Weitere häufige Todesursachen bei Menschen mit Demenz sind:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Herzinfarkt, Schlaganfall
  • Nierenerkrankungen: Nierenversagen
  • Krebserkrankungen
  • Komplikationen nach Stürzen: Knochenbrüche

Die letzte Lebensphase und Sterbephase bei Demenz

In den letzten Lebensmonaten kommt es bei Menschen mit Demenz meist zu einer starken Verschlechterung des Zustandes und zunehmenden Einschränkungen. Sie haben oft häufige Infekte, die sie weiter schwächen, und sind zunehmend abhängig von der Unterstützung anderer. Die Schwierigkeiten beim Schlucken können zunehmen, und das Interesse an Essen und Trinken nimmt häufig ab, was zu Gewichtsverlust und Mangelernährung führen kann.

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In der Sterbephase, die sich durch typische Anzeichen wie verändertes Bewusstsein, verlangsamte oder unregelmäßige Atmung, Rasselatmung und blasse Hautfarbe kennzeichnet, ist eine palliative Versorgung wichtig, um die Beschwerden zu lindern und den Sterbenden ein würdevolles Lebensende zu ermöglichen.

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