Normale Vergesslichkeit oder Demenz – Den Unterschied erkennen

Viele Menschen sorgen sich, wenn sie oder ein Familienmitglied Gedächtnisprobleme haben. Es ist wichtig, diese ärztlich abklären zu lassen, da Vergesslichkeit oder Orientierungsprobleme verschiedene Ursachen haben können, wie z.B. Altershirndruck, Tumore oder Depressionen. Nicht jede Vergesslichkeit deutet auf eine Demenz hin. Im Alter erleben viele Menschen normale Gedächtnisveränderungen, die durch kleine Alltagshilfen spürbar entlastet werden können.

Altersvergesslichkeit und ihre Ursachen

Altersvergesslichkeit beschreibt die gewöhnliche Abnutzung der Hirnzellen. Dies geschieht, weil die Bildung neuer Gehirnzellen abnimmt und Nervenfasern im Gehirn, die verschiedene Bereiche miteinander verknüpfen, weniger werden. Die Leistungsfähigkeit des Gehirns verringert sich dadurch.

Typische Symptome für Vergesslichkeit im fortgeschrittenen Alter können sein:

  • Vergessen von Arztterminen, Verabredungen oder Geburtstagen.
  • Vergessen von Namen von Bekannten, Familienmitgliedern oder Schauspielern.
  • Vergessen, wo man gerade war oder was man gerade gesagt hat.
  • Vergessen, was man gerade tun wollte.
  • Vergessen, wo man Brille, Handy oder Schlüssel hingelegt hat.
  • Nachlassen der Multi-Tasking-Fähigkeit.
  • Schwierigkeiten bei Planung und Organisation.
  • Erschwertes Behalten oder Lernen neuer Informationen.
  • Schwächere Erinnerung an Ereignisse.
  • Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen.
  • Schlechtere Orientierung in neuen Umgebungen.
  • Schnelles Vergessen von Gesprächsinhalten oder Absprachen.
  • Verlangsamte Reaktionszeit.
  • Schwierigkeiten, sich Telefonnummern, Einkaufslisten oder Gesichter zu merken.
  • Wortfindungsschwierigkeiten.

Die Gedächtnisleistung kann im Alter nachlassen, beeinflusst durch biologische und psychologische Ursachen. Biologische Ursachen sind u.a. das Absterben von Gehirnzellen, schwächere Verbindungen zwischen den Gehirnzellen, Ablagerungen von Amyloid-Plaques und Tau-Proteinen sowie Durchblutungsstörungen im Gehirn. Psychologische Ursachen können Angst, Stress, Depressionen, geringes Selbstvertrauen in die eigenen geistigen Fähigkeiten und negative Altersstereotype sein. Stress hat erhebliche Auswirkungen auf die Konzentration, Vergesslichkeit und das Gedächtnis.

Demenz: Mehr als nur Vergesslichkeit

Demenz ist hingegen eine Krankheit, die deutlich mehr kognitive Fähigkeiten unwiederbringlich beeinträchtigt. Die häufigste Form ist Alzheimer. Im Gegensatz zur altersbedingten Vergesslichkeit, bei der Nervenzellen nicht mehr in so großer Stückzahl nachkommen, sterben die Zellen bei der Demenz im Gehirn ab.

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Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft gibt an, dass derzeit fast 1,6 Millionen Menschen in Deutschland an Demenz erkrankt sind. Die Diagnose von Demenzerkrankungen lässt sich bei den meisten Betroffenen mit einfachen Mitteln stellen. Auch die Alzheimer-Krankheit kann mit geringem diagnostischen Aufwand gut erkannt werden. Bei Patientinnen und Patienten mit Störungen des Gedächtnisses, der Orientierung, der Sprache oder des Denk- und Urteilsvermögens muss eine sorgfältige Untersuchung durchgeführt werden, um behebbare Ursachen dieser Leistungsstörungen auszuschließen, einen individuell abgestimmten Behandlungsplan zu entwerfen und die Betroffenen und ihre Familien aufzuklären und zu beraten.

Symptome einer Demenz

Die ersten Anzeichen einer Demenz zeigen sich im höheren Alter, oft nach dem 60. Lebensjahr. Bei einer Demenz steht die Vergesslichkeit zwar im Zentrum der Krankheit, ist aber sehr viel tiefer zu begreifen als bei einer einfachen Altersvergesslichkeit. Demenzpatienten können Zeit und Ort nicht mehr korrekt bewerten und interpretieren. Alzheimerpatienten haben oft ein großes Problem mit der Orientierung. Sie haben keinerlei Erinnerung mehr daran, was sie vor wenigen Minuten oder auch nur Sekunden getan haben.

Neben der Vergesslichkeit treten bei einer beginnenden Demenz diese weiteren Begleiterscheinungen auf, die nur der Demenz, nicht aber einer Altersvergesslichkeit zugeschrieben werden können. Wer regelmäßig Termine vergisst oder wem neue Umgebungen Schwierigkeiten bereiten, der sollte verdachtshalber den Hausarzt aufsuchen. Heute werden erste demenzielle Veränderungen schon früh erkannt. Es gibt mittlerweile Alzheimer-Tests, die sehr schnell Klarheit bringen.

Zehn Anzeichen, die auf eine Demenzerkrankung hindeuten können:

  1. Vergesslichkeit: Häufigeres Vergessen, ohne spätere Erinnerung.
  2. Planen und Handeln sind beeinträchtigt: Probleme, sich zu konzentrieren und komplexe Handlungen durchzuführen.
  3. Schwierigkeiten bei Alltagstätigkeiten: Unfähigkeit, alltägliche Handlungen wie Anziehen oder Duschen in der richtigen Reihenfolge auszuführen.
  4. Die Orientierung geht verloren: Verirren in vertrauter Umgebung.
  5. Die Fähigkeit zu abstraktem Denken leidet: Verlust des Verständnisses für Geld oder die Bedeutung von Telefonnummern.
  6. Sprachverarmung: Wortfindungsstörungen und Schwierigkeiten, sich verständlich auszudrücken.
  7. Verlegen von Gegenständen: Gegenstände werden an ungewöhnlichen Orten abgelegt und nicht wiedergefunden.
  8. Situationen werden nicht mehr richtig beurteilt: Unangemessene Kleidung oder Vernachlässigung von Aufsichtspflichten.
  9. Sozialer Rückzug: Vermeidung von gesellschaftlichen Aktivitäten.
  10. Veränderung von Stimmung und Persönlichkeit: Plötzliche Reizbarkeit, Ängstlichkeit oder Misstrauen.

Unterschied zwischen Altersvergesslichkeit und Demenz

MerkmalAltersvergesslichkeitDemenz
UnterschiedNormaler Bestandteil des Alterns. Das Gehirn nutzt sich mit der Zeit ab, und die Gedächtnisleistung kann abnehmen.Krankhafte Veränderung des Gehirns, die zu einem Verlust von Gedächtnisleistung und anderen kognitiven Fähigkeiten führt.
HäufigkeitTritt sehr häufig auf (fast bei allen Menschen im fortgeschrittenen Alter).Häufig, aber nicht so häufig wie Altersvergesslichkeit.
Art der VergesslichkeitGelegentlich, meistens harmlos (z.B. Verlegen von Gegenständen, Vergessen von Namen).Häufiger. Mit einschneidenden Auswirkungen (z.B. Vergessen von wichtigen Ereignissen, Verlernen von Fähigkeiten).
FortschreitenBleibt meist gleich, kann sich auch wieder bessern, z.B. mit entsprechenden Konzentrationsübungen, Gehirnjogging, Bewegung usw.Schreitet fort und wird mit der Zeit schlimmer. Unter Umständen können Aktivierungsspiele usw. helfen.
Auswirkungen auf AlltagIn der Regel keine oder geringe Auswirkungen.Kann zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag führen (z.B. Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Finanzen, der Körperpflege oder der Orientierung).
Weitere SymptomeKeine oder nur geringe weitere Symptome.Zusätzliche Symptome.

Was tun bei Vergesslichkeit?

Alltagshilfen

Kleine Alltagshilfen können bei normaler Altersvergesslichkeit sowie in frühen Phasen einer Demenz den Alltag erleichtern:

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  • Einkaufs- und To-do-Listen nutzen: Das Aufschreiben unterstützt das Gedächtnis und gibt im Tagesablauf Orientierung und Sicherheit.
  • Handyalarme oder Wecker stellen: Erinnerungen für Termine oder die Medikamenteneinnahme sind eine einfache und zuverlässige Stütze.
  • Feste Plätze für wichtige Dinge etablieren: Wenn Schlüssel, Brille oder Geldbeutel immer am gleichen Ort liegen, erspart dies lästiges Suchen und verringert Stress.
  • Routinen entwickeln: Wiederkehrende Abläufe entlasten das Gedächtnis und erleichtern die Orientierung.

Lebensstil und Gedächtnistraining

Da die Vergesslichkeit im Alter durch einen Abbau der Gehirnzellen passiert, sollten diese Zellen mit einem gesundheitsfördernden Lebensstil geschützt werden. Wichtig ist eine richtige Versorgung der Gehirnzellen durch gesunde Ernährung. Nährstoffe, wie Omega-3-Fettsäuren oder Vitamin B12 tragen zur normalen Gedächtnisleistung bei. Diese sind vor allem in Gemüse- und Obstsorten, Fisch und Hülsenfrüchten enthalten. Bewegung fördert ebenfalls die Durchblutung und damit die Versorgung der Gehirnzellen mit Sauerstoff. Um die Sauerstoffsättigung im Blut zu erhöhen, sollten Senioren sich auf Ausdauersport konzentrieren. Stress schwächt ebenfalls die kognitive Leistungsfähigkeit. Darum sollten Menschen mit Gedächtnisproblemen unbedingt Stress vermeiden. Die Zeit sollte stattdessen sinnvoll genutzt werden, um das Erinnerungsvermögen zu fördern. Durch Gedächtnisspiele, wie Memory oder Brettspiele kann das Gehirn spielerisch trainiert werden. Gesellschaftliche Aktivitäten tragen zur Erhaltung der mentalen Gesundheit bei.

Positive Auswirkungen auf das Gedächtnis haben:

  • Körperliche Aktivitäten: Joggen, Walken, Wandern, Radfahren oder Schwimmen verbessern die Durchblutung des Gehirns und fördern die Sauerstoffversorgung. Tanzen aktiviert Körper und Gehirn, während Yoga die Durchblutung verbessert, Entspannung fördert und Stress reduziert.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Fisch, Nüssen, Samen und Vollkornprodukten kann helfen, die Konzentrationsschwächen im Alter zu bekämpfen. Ausreichend Wasser trinken hilft, Dehydration zu vermeiden.
  • Geistige und kreative Aktivitäten: Lesen, Rätseln und andere geistige Aktivitäten halten das Gehirn fit. Das Erlernen neuer Sprachen fördert die Gedächtnisleistung und schafft neue Vernetzungen im Gehirn.
  • Soziale Aktivitäten: Durch den Austausch mit anderen Menschen, das Sammeln neuer Erfahrungen und die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben können Sie Ihr Gehirn anregen, die kognitive Funktion erhalten und Ihre Lebensqualität verbessern.

Gedächtnisstützen

Wer unter Gedächtnisproblemen leidet, sollte sich das Leben nicht unnötig schwer machen und auf Gedächtnisstützen zurückgreifen:

  • Notieren Sie wichtige Informationen auf Zetteln, in einem Kalender oder in einer Notiz-App.
  • Kleben Sie Merkzettel mit wichtigen Informationen an Orte, an denen Sie sie häufig sehen.
  • Stellen Sie sich Erinnerungs-Alarme auf Ihrem Handy oder Computer ein oder verwenden Sie Sprachassistenten.
  • Bauen Sie Eselsbrücken, die Informationen mit einem Reim, Bild oder einer anderen einprägsamen Methode verknüpfen.
  • Wiederholen Sie Informationen mehrmals, um sie besser zu behalten.
  • Stellen Sie sich Informationen bildlich vor, um sich besser zu erinnern.
  • Verwenden Sie Gehirnjogging-Apps, die Ihnen helfen können, Ihr Gedächtnis zu trainieren.

Unterstützung für pflegende Angehörige

Pflegende Angehörige können ältere Menschen mit Vergesslichkeit auf verschiedene Weisen unterstützen:

  • Helfen Sie ihnen dabei, ihre täglichen Aktivitäten zu strukturieren und zu organisieren.
  • Sorgen Sie für eine gesunde Umgebung mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger körperlicher Aktivität und ausreichend Schlaf.
  • Bieten Sie geistig stimulierende Aktivitäten an.

Was tun bei Verdacht auf Demenz?

Haben Angehörige das Gefühl, dass mehr als nur das Alter hinter der Vergesslichkeit steckt, sollte ein Besuch beim Hausarzt den Anfang machen. Der Hausarzt kann mithilfe eines Demenz-Tests erste Hinweise eine beginnende Demenz ausmachen und weitere Symptome abklären. Für eine gesicherte Diagnose werden Patienten an einen Neurologen, Psychotherapeuten oder sogenannte Gedächtnis-Ambulanzen verwiesen.

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Behandlungsmöglichkeiten

In der Behandlung von Menschen mit einer Demenzerkrankung spielen auch Medikamente eine wichtige Rolle. Sie werden in erster Linie zur Stabilisierung der geistigen Leistungsfähigkeit und der Alltagsbewältigung sowie zur Milderung von psychischen und verhaltensbezogenen Symptomen eingesetzt. Neben der medikamentösen ist die nicht-medikamentöse Behandlung von Menschen mit Demenz von großer Bedeutung. Sie kann die geistige Leistungsfähigkeit und Alltagsfähigkeiten fördern, Verhaltensstörungen abschwächen und das Wohlbefinden verbessern.

Hilfe für Betroffene und Angehörige

Wenn die Diagnose Demenz feststeht, ist das für Betroffene wie auch ihre Angehörigen eine große Herausforderung. Im tagtäglichen Umgang verspüren viele Menschen mit dieser Krankheit eine große Unsicherheit. Wichtig ist, sich beraten zu lassen und Unterstützung anzunehmen. Die Betroffenen können und sollten so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben dürfen und dort gepflegt werden. Denn das eigene Zuhause ist ein Ort voller Erinnerungen und bietet die so wichtige Orientierung im immer kleiner werdenden Bewegungsradius. Oft finden Betreuungskräfte leichter Zugang zum Angehörigen. Häusliche Rundum-Betreuung kann pflegenden Angehörigen zur eigenen Entlastung und der Unterstützung der Senioren bei alltäglichen Aufgaben dienen.

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