Epileptische Anfälle, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, erfordern eine schnelle und effiziente Behandlung, um schwerwiegende Folgen wie den Status epilepticus zu verhindern. Buccolam, eine Midazolam-Lösung zur Anwendung in der Mundhöhle, hat sich als Notfallmedikament etabliert. Dieser Artikel bietet detaillierte Informationen zur Dosierung, Anwendung, Wirkungsweise, Gegenanzeigen und wichtigen Hinweisen zu Buccolam bei der Behandlung von epileptischen Anfällen.
Was ist Buccolam und wie wirkt es?
Buccolam enthält den Wirkstoff Midazolam, ein kurzwirksames Benzodiazepin. Midazolam wirkt vor allem schlaffördernd und beruhigend, indem es im Gehirn an speziellen Bindungsstellen angreift und dort seine Wirkung entfaltet. Es besitzt anxiolytische, sedierende, muskelrelaxierende, beruhigende, krampflösende sowie schlaffördernde und hypnotische Eigenschaften.
Anwendungsgebiete von Midazolam
Midazolam wird in verschiedenen Bereichen eingesetzt:
- Anästhesie und Intensivmedizin: Zur Beruhigung vor Operationen oder für die Sedierung vor und während operativer Eingriffe.
- Epilepsie: Als Notfallmedikament zur Unterbrechung von akuten, länger anhaltenden Krampfanfällen bei Kindern und Jugendlichen.
Buccolam Dosierungsempfehlungen
Die Dosierung von Buccolam ist altersabhängig und sollte genau beachtet werden:
- Kinder von 3 bis 6 Monaten: Anwendung nur in einer Klinik unter ärztlicher Aufsicht, da eine entsprechende Ausrüstung zur Überwachung und Wiederbelebung vorhanden sein muss.
- Kinder über 6 Monate bis 1 Jahr: Gelbe Spritze mit 2,5 mg Midazolam.
- Kinder von 1 bis unter 5 Jahren: Blaue Spritze mit 5 mg Midazolam.
- Kinder von 5 bis unter 10 Jahren: Violette Spritze mit 7,5 mg Midazolam.
- Kinder von 10 bis unter 18 Jahren: Orange Spritze mit 10 mg Midazolam.
- Erwachsene: In der Regel 10 mg Midazolam.
Wichtige Hinweise zur Dosierung
- Die Betreuungspersonen dürfen nur eine einzige Midazolam-Dosis verabreichen.
- Wenn sich der Krampfanfall nicht innerhalb von zehn Minuten nach der Anwendung legt, muss der Notarzt gerufen werden.
- Eine zweite oder Wiederholungsdosis darf nicht ohne vorherigen ärztlichen Rat gegeben werden.
- Bei älteren und geschwächten Patienten sowie bei Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen kann eine Dosisreduktion erforderlich sein.
Anwendung von Buccolam
Die Anwendung von Buccolam ist einfach und kann von Eltern oder Betreuungspersonen durchgeführt werden, wenn der sichere Umgang mit dem Arzneimittel gewährleistet ist.
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Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Entfernen Sie die Kappe von der Applikationsspritze. Achten Sie darauf, dass sowohl der rote als auch der weiß-durchscheinende Teil der Verschlusskappe abgenommen wird.
- Tropfen Sie die gesamte Menge der Lösung langsam in den Zwischenraum zwischen Zahnfleisch und Wange.
- Falls erforderlich (bei größeren Mengen und/oder kleineren Patienten), sollte etwa die Hälfte der Dosis langsam in die eine Seite der Mundhöhle und die andere Hälfte anschließend in die andere Seite eingebracht werden.
- Vermeiden Sie unbedingt ein Verschlucken der Lösung.
Zusätzliche Hinweise
- Auf die Applikationsspritze darf keine Nadel aufgesetzt werden.
- Die Spritze darf nicht mit Infusionsleitungen oder sonstigen Vorrichtungen für eine Anwendung über die Vene verbunden werden.
- Das Medikament ist keinesfalls einzuspritzen.
Gegenanzeigen von Buccolam
Buccolam darf in bestimmten Fällen nicht angewendet werden. Zu den Gegenanzeigen gehören:
- Überempfindlichkeit gegen Midazolam, andere Benzodiazepine oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
- Myasthenia gravis (Erkrankung des Nervensystems mit Muskelerschlaffung).
- Störungen der Atemfunktion, wie Atemschwäche oder Schlafapnoe-Syndrom.
- Stark eingeschränkte Leberfunktion.
- Säuglinge in den ersten 3 Lebensmonaten.
Besondere Vorsichtshinweise
In bestimmten Situationen ist besondere Vorsicht bei der Anwendung von Buccolam geboten:
- Herzschwäche
- Eingeschränkte Nierenfunktion
- Alkohol-, Arzneimittel- oder Drogenmissbrauch in der Vorgeschichte
- Ältere Patienten ab 60 Jahren
In diesen Fällen sollte vor der Anwendung von Buccolam Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker gehalten werden.
Mögliche Nebenwirkungen von Buccolam
Wie alle Arzneimittel kann auch Buccolam Nebenwirkungen verursachen, die jedoch nicht bei jedem auftreten müssen. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören:
- Häufig: Schläfrigkeit, Sedierung.
- Gelegentlich: Übelkeit, Erbrechen.
- Selten: Störung der Atemfunktion, Atemschwäche.
- Häufigkeit unbekannt: Überempfindlichkeitsreaktionen, Verwirrtheitszustände, Halluzinationen, Muskelzittern, Gedächtnisverlust, Herzstillstand, niedriger Blutdruck, Atemstillstand, Hautausschlag, Juckreiz.
Wichtige Hinweise zu Nebenwirkungen
- Bei Auftreten von Befindlichkeitsstörungen oder Veränderungen während der Behandlung sollte ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.
- Das Reaktionsvermögen kann beeinträchtigt sein, insbesondere in höheren Dosierungen oder in Kombination mit Alkohol.
- Buccolam kann zu einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit führen.
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln
Buccolam kann Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln eingehen. Daher ist es wichtig, den Arzt oder Apotheker über alle eingenommenen Medikamente zu informieren.
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Substanzen, die die Wirkung von Midazolam verstärken können
- Pilzmittel (z.B. Fluconazol, Itraconazol, Ketoconazol)
- Makrolid-Antibiotika (z.B. Erythromycin, Clarithromycin)
- AIDS-Mittel (z.B. Saquinavir)
- Kalziumkanalblocker (z.B. Verapamil, Diltiazem)
- Atorvastatin
- Nefazodon
- Aprepitant
Substanzen, die die Wirkung von Midazolam abschwächen können
- Rifampicin
- Carbamazepin
- Phenytoin
- Efavirenz
- Johanniskraut
Weitere Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Anwendung von Midazolam mit anderen Beruhigungs- oder Schlafmitteln einschließlich Alkohol führt zu einer verstärkten Ruhigstellung und Unterdrückung der Atemfunktion.
Wichtige Hinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Das Reaktionsvermögen kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch, vor allem in höheren Dosierungen oder in Kombination mit Alkohol, beeinträchtigt sein. Achten Sie vor allem darauf, wenn Sie am Straßenverkehr teilnehmen oder Maschinen bedienen.
- Das Arzneimittel kann zu einer körperlichen Abhängigkeit führen und bei Absetzen können Entzugserscheinungen auftreten.
- Bei regelmäßiger Einnahme kann es zu einer psychischen Abhängigkeit kommen.
- Vermeiden Sie den Konsum von Alkohol und Grapefruit während der Behandlung mit Buccolam.
Lagerung von Buccolam
Buccolam muss bei Raumtemperatur und vor Frost geschützt aufbewahrt werden. Das Arzneimittel ist nach Anbruch nur zur einmaligen Anwendung vorgesehen. Reste müssen verworfen werden.
Buccolam im Vergleich zu Diazepam
Buccolam wird häufig mit Diazepam-Rektallösung verglichen, einem weiteren Medikament zur Behandlung von epileptischen Anfällen. Studien deuten darauf hin, dass Buccolam und Diazepam vergleichbar effektiv bei der Unterbrechung von Krampfanfällen sind. Ein Vorteil von Buccolam ist die einfachere Anwendung, da es bukkal verabreicht wird.
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