Die Okzipitalneuralgie ist ein chronisches Schmerzgeschehen im Bereich des Hinterkopfes, das von den Okzipitalnerven ausgeht. Bei der Okzipitalis-Neuralgie sind die beiden Hinterhauptnerven beteiligt. Es handelt sich dabei um einen Nervenschmerz, der sich durch stechende bis ziehende Schmerzen in den betroffenen Hautarealen auszeichnet, die sich vom oberen Nacken über den Hinterkopf bis zum Scheitel erstrecken können. Manchmal strahlt der Schmerz auch in Richtung Auge aus. Starke, anfallsartige Kopfschmerzen, die ähnlich einer Migräne sein können, gehören ebenfalls zu den Symptomen. Darüber hinaus können auch Störungen und Schmerzen im weiteren Verlauf des Nervens auftreten.
Symptome der Okzipitalneuralgie
Bei einer Okzipitalneuralgie stehen stechende, teils erhebliche Schmerzen im Vordergrund, die hauptsächlich im Bereich des Hinterkopfes lokalisiert sind. Sie können sich aber auch auf den oberen Nacken und den oberen Kopfbereich ausdehnen. Eine Ausbreitung der Schmerzen entlang des Verlaufs der Nerven bis hin zur Stirn und Schläfe ist auch möglich. Da für die Entstehung einer Okzipitalneuralgie mehrere Hinterhauptsnerven verantwortlich sein können, hängt der Bereich der Schmerzen stark von dem jeweiligen Nerven ab. Diese Nerven stammen aus dem Rückenmark der Halswirbelsäule, deshalb kann es an den Austrittpunkten am Übergang von Nacken zum Hinterkopf zu einer Druckempfindlichkeit kommen. Die Schmerzen können teilweise anfallsartig auftreten und über mehrere Minuten anhalten. Deshalb kommt es nicht selten vor, dass eine Okzipitalneuralgie u. a. mit Migräne verwechselt werden kann. Typisch ist eine einseitige Ausprägung der Schmerzen, selten auch beidseitig. Bei einer Reizung des kleinen Hinterhauptsnervens kann es sogar zu Schmerzen bis hin zu den Augen kommen. Daneben kommt es auch zu Missempfindungen in der Kopfhaut. Zu den auftretenden Sensibilitätsstörungen zählen Kribbeln, Jucken, Überempfindlichkeit, aber auch Taubheit der betroffenen Hautareale.
Es ist wichtig, die Okzipitalneuralgie von anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen zu unterscheiden, darunter:
- Migräne, Cluster- oder Spannungskopfschmerzen bei starken, anfallsartigen Schmerzen
- andere sekundäre Kopfschmerzen, die von Störungen, Verletzungen etc. ausgelöst werden
- postherpetische Neuralgie bei Schmerzen an der Kopfhaut
- bei starken Schmerzen im Nackenbereich auch Bandscheibenvorfälle oder andere Störungen in der oberen Halswirbelsäule
Anatomie der Hinterhauptsnerven
Um die Okzipitalneuralgie besser zu verstehen, ist es hilfreich, die Anatomie der beteiligten Nerven zu kennen. Der große Hinterhauptsnerv (Nervus occipitalis major) ist ein peripherer Nerv, der aus der Halswirbelsäule stammt. Dieser Nerv dient der motorischen Steuerung der Nackenmuskulatur sowie der sensiblen Versorgung der Haut am Hinterkopf. Der kleine Hinterhauptsnerv (Nervus occipitalis minor) hingegen ist für die nervale Versorgung der Haut in der unteren und seitlichen Hinterkopfregion zuständig. Zusätzlich zu diesen beiden Nerven gibt es noch den Nervus occipitalis tertius. Alle Nerven stehen in enger Verbindung mit verschiedenen Halsmuskeln und können bei verspannter Muskulatur gereizt werden.
Ursachen der Okzipitalneuralgie
Die Ursachen einer Okzipitalis-Neuralgie sind vielfältig. Eine Okzipitalneuralgie beruht auf einer Reizung des Okzipitalnervs, welche überwiegend durch mechanische Ursachen wie Muskelverspannungen ausgelöst wird. So können die Nervenwurzeln, aus denen die Hinterhauptnerven hervorgehen, durch arthrotische Veränderungen an der Halswirbelsäule (Spondylarthrose) eingeengt werden.
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Weitere mögliche Ursachen sind:
- Muskelverspannungen: In den meisten Fällen ist die Ursache einer Occipitalisneuralgie eine Einklemmung des Nervens durch Muskelverspannungen der darüber liegenden Nackenmuskeln. Diese tritt v. a. bei Personen auf, die viel Zeit im Sitzen verbringen. Durch eine stundenlange Sitzhaltung kann eine dauerhafte Steifheit der Nacken- und Hinterkopfmuskulatur entstehen. Die Hinterhauptsnerven können so dauerhaft gereizt und sogar eingeklemmt werden. Auch bei Personen mit schwerer körperlicher Arbeit kann es durch häufige Wiederholung belastender Bewegungen zu einer Nervenreizung kommen.
- Trauma: Daneben kann durch ein Trauma in diesem Bereich, etwa durch eine Verletzung oder ein Sturz, mechanisch Druck auf die Nerven ausgeübt werden und so zu dieser Symptomatik führen. Das auslösende Trauma kann dabei auch mit etwas Abstand zur Verletzung zu Problemen führen. Auch nach Operationen an der Halswirbelsäule oder nach Schädeloperationen sowie nach Frakturen des Schädels oder der Schädelbasis können die Hinterhauptsnerven durch Narben eingeklemmt werden und den Hinterhauptkopfschmerz auslösen.
- Degenerative Veränderungen: Auch degenerative Veränderungen im Bereich der Halswirbelsäule können im Alter eine Okzipitalneuralgie auslösen. Durch Arthrose in den oberen Wirbeln der Halswirbelsäule kann ein direkter Druck auf den Hinterhauptsnerven entstehen. Aber auch eine allgemeine Versteifung des Nackenbereichs in Folge der Arthrose kann eine Einklemmung der Nerven bewirken.
- Stoffwechselerkrankungen: Sogar Stoffwechselerkrankungen wie Gicht oder Diabetes können einen negativen Effekt auf die Gelenke der Halswirbelsäule haben und dadurch die Halsnerven in Mitleidenschaft ziehen. Zusätzlich haben Patienten mit Diabetes ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Neuralgien im Allgemeinen, da durch die erhöhten Blutzuckerwerte die Nerven im ganzen Körper geschädigt werden können.
- Raumfordernde Prozesse: In seltenen Fällen können durch raumfordernde Prozesse im Austrittsbereich der Nerven in der oberen Halswirbelsäule die Nerven eingeklemmt und gereizt werden. Hierzu gehören neben Infektionen auch Tumore oder Metastasen.
- Gefäß-Nerv-Kontakt: Manchmal wird der Nerv in seinem Verlauf auch durch benachbarte Arterien komprimiert und geschädigt. In diesem Fall spricht man von einem Gefäß-Nerven-Konflikt. Eine Überkreuzung der Arterie mit dem Nerv kann die Ursache der Schmerzen sein.
- Unbekannte Ursache: Häufig kann jedoch keine eindeutige Ursache ausgemacht werden. Dies ist aber auch in den meisten Fällen und sofern schwerwiegendere Erkrankungen ausgeschlossen werden können, auch nicht für eine erfolgreiche Therapie erforderlich.
Diagnose der Okzipitalneuralgie
Generell handelt es bei einer Okzipitalneuralgie um eine eher seltene Diagnose, die nicht immer zweifelsfrei gestellt werden kann. Der Fokus des behandelnden Arztes liegt deshalb hauptsächlich auf dem Ausschluss anderer Erkrankungen und der erfolgreichen Linderungen der Schmerzen durch eine geeignete Therapie.
Die Diagnose der Okzipitalneuralgie umfasst in der Regel folgende Schritte:
- Anamnese: Als Erstes werden Lokalisation und Ausprägung der Schmerzen erfragt. Wenn der Arzt bei der anschließenden körperlichen Untersuchung des Hinterkopfes einen Druckschmerz feststellen kann, ist dies ein Hinweis auf eine Okzipitalneuralgie. In der weiteren Anamnese, der Befragung des Patienten zum Krankheitsgeschehen, werden weitere Symptome wie Missempfindungen oder Überempfindlichkeiten erfasst. Um mögliche Ursachen abzuklären, erkundigt sich der Arzt nach früheren Verletzungen oder weiteren Erkrankungen, die ursächlich für die Symptomatik sein können.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird den Hinterkopfbereich abtasten, um Druckschmerzpunkte zu identifizieren. Meistens sind die sogenannten Nervenaustrittspunkte am Hinterkopf sehr druckempfindlich und verstärken die Schmerzen am Hinterhaupt. Gelegentlich führt der Druck auf diese Stellen aber auch zu einer Verminderung der Kopfschmerzen. Auch eine neurologische Untersuchung kann durchgeführt werden, um andere Ursachen für die Schmerzen auszuschließen.
- Diagnostische Blockade: Eine Option zur Diagnose kann eine anästhetische Blockade des Okzipitalnervens sein. Dabei wird der Nerv durch lokale Betäubungsmittel betäubt. Wenn dadurch eine deutliche Schmerzlinderung erzielt werden kann, liegt mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eine Okzipitalneuralgie vor. In der gleichen oder einer der folgenden Sitzungen kann zusätzlich ein Kortisonpräparat hinzugegeben werden. Wenn durch diese Blockade die Schmerzen am Hinterkopf um mehr als 80% zu reduzieren sind, spricht das für die Diagnose eines durch die Reizung der Hinterkopfnerven (Nervi okzipitales) ausgelösten Kopfschmerz.
- Bildgebende Verfahren: Zum Ausschluss von Tumoren in der Halswirbelsäule oder Ursachen, die im Kopf lokalisiert sind, kann als weitere Untersuchung ein MRT oder CT sinnvoll sein. Bei Verdacht auf ein Nervenkompressionssyndrom sollte immer eine Bildgebung mit der Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt werden. Neben hochauflösenden 3D-T2-gewichteten Sequenzen, wie zum Beispiel der CISS-Sequenz („constructive interference in steady-state“) sollte auch eine 3D-TOF(„time of flight“)-Angiografie durchgeführt werden, um sicher zwischen arterieller und venöser Kompression unterscheiden zu können. Außerdem dient die MRT auch dazu, andere Prozesse auszuschließen, die ursächlich für die Symptomatik sein könnten, wie zum Beispiel Tumore oder Aneurysmen.
Behandlung der Okzipitalneuralgie
Die Behandlung der Okzipitalneuralgie zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Leider spricht die Okzipitalis-Neuralgie auf eine medikamentöse Behandlung oft nicht an.
Folgende Behandlungsansätze können in Betracht gezogen werden:
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- Medikamentöse Therapie: Zur Schmerzlinderung können Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol eingesetzt werden. Bei starken Schmerzen können auch Opioide verschrieben werden. Allerdings ist zu beachten, dass diese Medikamente nur symptomatisch wirken und nicht die Ursache der Okzipitalneuralgie behandeln.
- Physiotherapie: Eine gezielte Physiotherapie kann helfen, Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich zu lösen und die Körperhaltung zu verbessern. Sowohl Akupunktur als auch Triggerpunktbehandlung können gezielt die Muskelanspannung bei Schmerzen am Hinterkopf reduzieren. Chirotherapie setzen wir an der HWS ausschliesslich mit sanften Techniken ein.
- Nervenblockaden: Therapeutisch wird dann eine lokale Nervenblockade empfohlen. Bei positivem Ergebnis der Okzipitalnerven Blockaden - die Hinterkopfschmerzen verschwinden innerhalb weniger Minuten- lassen sich wiederholte Nervenblockaden mit Zusatz eines Corticoidpräparates durchführen.
- Kryoneurolyse: Sollte hier kein langanhaltendes Ergebnis in der Reduktion der Hinterkopfschmerzen erreicht werden, bietet sich idealerweise eine Kryoneurolyse der Hinterkopf - Nerven an, die in der Regel zu einer mehrmonatigen bis mehrjährigen Schmerzfreiheit führen. In der Durchführung diese Verfahrens in der Behandlung der Okzipitalisneuralgie verfügen wir über eine mehr als 20 jährige Erfahrung.
- Mikrochirurgische Operation: Bei starken Beschwerden und einem nachgewiesenen Gefäß-Nerv-Kontakt kann eine mikrochirurgische Operation zur Entlastung des Nerven (Neurolyse) helfen. Wenn konservative Maßnahmen versagen, kann eine mikrochirurgische Neurolyse bzw.
- Alternative Therapien: Wenn der erhöhte Muskeltonus auf Grund von Fehlhaltung oder als Stressreaktion erhöht ist, kann mit Hilfe einer Biofeedback Behandlung ein gutes Therapieergebnis in der Behandlung von Hinterkopfschmerzen erzielt werden. Des Weiteren werden wir eventuell noch versuchen mit Kinesiologie-Bändern im Rücken zu Arbeiten um zu Entlasten und die Muskulatur gleichzeitig geführt zu stärken.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Behandlung der Okzipitalneuralgie individuell auf den Patienten abgestimmt werden muss. Ein erfahrener Arzt kann die richtige Diagnose stellen und eine geeignete Therapie empfehlen.
Was tun bei Kopfschmerzen am Hinterkopf?
Kopfschmerzen und Nackenschmerzen treten häufig gemeinsam auf. Nackenschmerzen mit Kopfschmerzen werden medizinisch als oberes Zervikalsyndrom bezeichnet. Es betrifft vor allem Menschen, die viel Zeit am Computer verbringen. Umgekehrt können Nackenschmerzen als Folge von Kopfschmerzen auftreten.
Hier sind einige Tipps, was Sie selbst bei Kopfschmerzen am Hinterkopf tun können:
- Entspannung: Versuchen Sie, Stress abzubauen und sich zu entspannen. Entspannungsübungen wie Yoga, Meditation oder autogenes Training können helfen.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, Muskelverspannungen zu lösen und die Durchblutung zu fördern.
- Ergonomie: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung, insbesondere wenn Sie viel Zeit am Computer verbringen. Stellen Sie Ihren Arbeitsplatz ergonomisch ein.
- Wärme: Wärme kann helfen, Muskelverspannungen zu lösen. Ein warmes Bad, eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen können die Beschwerden lindern.
- Kälte: Bei akuten Entzündungen kann Kälte helfen, die Schmerzen zu lindern. Ein Coolpack kann auf den Hinterkopf aufgelegt werden.
- Schlafposition: Achten Sie auf eine gute Schlafposition. Ein orthopädisches Kissen kann Nacken und Hinterkopf in neutraler Position stützen. Vermeiden Sie es, auf dem Bauch zu schlafen.
- Ernährung: Achten Sie auf eine gesunde Ernährung. Vermeiden Sie übermäßigen Alkohol- und Nikotingenuss.
Zusammenhang zwischen Hashimoto, Nackenverspannung und Okzipitalneuralgie
Es gibt Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Hashimoto, Nackenverspannung und Okzipitalneuralgie. Häufig berichten unter Hashimoto (Autoimmunerkrankung der Schildrüse) leidende Patienten über starke Verspannungen im Nacken. In einigen Fällen wurden diese Verspannungen im weiteren Verlauf zum Auslöser für Okzipitalneuralgie. Da Erkrankungen der Schildrüse häufig Auslöser für innere Unruhe bis hin zur Depression sind, halte ich es für Sinnvoll dort weiter zu bohren. Es ist ratsam, den TSH-Wert überprüfen zu lassen.
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