Occipitalisneuralgie: Ursachen, Symptome, Diagnose und Erfahrungen

Die Occipitalisneuralgie, auch Okzipitalisneuralgie oder Hinterhauptneuralgie genannt, ist eine relativ häufige, aber oft fehldiagnostizierte Erkrankung, die durch Schmerzen im Hinterkopfbereich gekennzeichnet ist. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Diagnosemethoden der Occipitalisneuralgie und gibt Einblicke in verschiedene Therapieansätze und Erfahrungen von Betroffenen.

Was ist Occipitalisneuralgie?

Bei der Arnold-Neuralgie handelt es sich um einen neuralgischen Kopfschmerz im Bereich des Hinterhaupts. Häufig wird die Arnold-Neuralgie auch Occipitalisneuralgie genannt. Im Bereich des Hinterhauptes verlaufen in der Regel jeweils drei Nerven (Occipitalis major, Occipitalis minor und Occipitalis tertius), die aufgrund verschiedener Ursachen gereizt sein können und damit die Okzipitalisneuralgie auslösen können. Die Occipitalis-Neuralgie betrifft die beiden Hinterhauptnerven. Bei der Occipitalis-Neuralgie kommt es durch Irritationen oder Reizung eines der beiden Hinterhauptnerven (Occipitalnerven, Nervus occipitalis major und Nervus occiptalis minor) zu scharfen, einschießenden und stechenden Schmerzen im Bereich von Hinterhaupt (Os occipitale) und Nacken.

Ursachen der Occipitalisneuralgie

Die Ursachen einer Occipitalis-Neuralgie sind vielfältig. Am häufigsten wird diese Neuralgie durch eine Einengung (Entrapment) aufgrund einer erhöhten Muskelverspannung im Hinterhauptbereich verursacht, da diese Occipital-Nerven durch tiefe Muskelschichten hindurch müssen. Der Druck auf diesen Nerv erfolgt bei der Arnold-Neuralgie durch verspannte Muskulatur im Bereich des Nackendreiecks bzw. Hinterhaupts. Hier zeigt sich, aufgrund einer Atlasfehlstellung, oft ein muskulärer Hartspann.

Weitere Ursachen sind:

  • Nervenwurzelreizung: Die Nervenwurzeln, aus denen die Hinterhauptnerven hervorgehen, können durch arthrotische Veränderungen an der Halswirbelsäule (Spondylarthrose) eingeengt werden.
  • Verletzungen: Auch nach Operationen an der Halswirbelsäule oder nach Schädeloperationen sowie nach Frakturen des Schädels oder der Schädelbasis können die Hinterhauptsnerven durch Narben eingeklemmt werden und den Hinterhauptkopfschmerz auslösen. Verletzungen der Nerven können ebenfalls eine Ursache sein.
  • Komprimierung durch Arterien: Manchmal wird der Nerv in seinem Verlauf auch durch benachbarte Arterien komprimiert und geschädigt. In seltenen Fällen kann eine Überkreuzung der linken Occipitalarterie mit dem Nerv und dadurch ein Gefäß - Nervenkonflikt gefunden werden. In unserem Fall wurde ein Gefäß-Nervenkontakt im distalen Verlauf des N. major als mögliche Ursache der Neuralgie nachgewiesen.
  • Tumoren und Infektionen: Weitere Ursachen sind Verletzungen der Nerven, Tumoren im Bereich des Nervens oder Infektionen. Raumfordernde Prozesse im Austrittsbereich der Nerven in der oberen Halswirbelsäule können die Nerven einklemmen und reizen.
  • Degenerative Veränderungen: Degenerative Veränderungen im Bereich der Halswirbelsäule können im Alter eine Okzipitalneuralgie auslösen. Durch Arthrose in den oberen Wirbeln der Halswirbelsäule kann ein direkter Druck auf den Hinterhauptsnerven entstehen. Aber auch eine allgemeine Versteifung des Nackenbereichs in Folge der Arthrose kann eine Einklemmung der Nerven bewirken.
  • Stoffwechselerkrankungen: Sogar Stoffwechselerkrankungen wie Gicht oder Diabetes können einen negativen Effekt auf die Gelenke der Halswirbelsäule haben und dadurch die Halsnerven in Mitleidenschaft ziehen. Zusätzlich haben Patienten mit Diabetes ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Neuralgien im Allgemeinen, da durch die erhöhten Blutzuckerwerte die Nerven im ganzen Körper geschädigt werden können.
  • Unklare Ursache: Häufig kann jedoch keine eindeutige Ursache ausgemacht werden. Dies ist aber auch in den meisten Fällen und sofern schwerwiegendere Erkrankungen ausgeschlossen werden können, auch nicht für eine erfolgreiche Therapie erforderlich.

Symptome der Occipitalisneuralgie

Eine Reizung der Nervenstrukturen am Hinterkopf führt zu Schmerzen im Ausbreitungsgebiet dieser Nerven, die jeweils vom Hinterkopf in Richtung Stirn, Schädelseite oder Schläfenbereich führen, je nachdem welcher der drei Hinterkopfnerven (Okzipitalnerven) betroffen ist. Bei einer Okzipitalneuralgie stehen stechende, teils erhebliche Schmerzen im Vordergrund, die hauptsächlich im Bereich des Hinterkopfes lokalisiert sind. Sie können sich aber auch auf den oberen Nacken und den oberen Kopfbereich ausdehnen. Eine Ausbreitung der Schmerzen entlang des Verlaufs der Nerven bis hin zur Stirn und Schläfe ist auch möglich. Manchmal strahlt der Schmerz auch in Richtung Auge aus.

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Meistens sind die sogenannten Nervenaustrittspunkte am Hinterkopf sehr druckempfindlich und verstärken die Schmerzen am Hinterhaupt. Gelegentlich führt der Druck auf diese Stellen aber auch zu einer Verminderung der Kopfschmerzen. Typisch ist eine einseitige Ausprägung der Schmerzen, selten auch beidseitig. Bei einer Reizung des kleinen Hinterhauptsnervens kann es sogar zu Schmerzen bis hin zu den Augen kommen. Daneben kommt es auch zu Missempfindungen in der Kopfhaut. Zu den auftretenden Sensibilitätsstörungen zählen Kribbeln, Jucken, Überempfindlichkeit, aber auch Taubheit der betroffenen Hautareale.

Klassisch betrachtet, lässt sich der Schmerz einer Arnold-Neuralgie auf die Größe einer Handfläche eingrenzen, die entweder quer über den Hinterkopf, oder bei einseitigen Schmerzen, einer längs positionierten Hand am Hinterkopf entspricht.

Es ist wichtig, die Occipitalisneuralgie von anderen Kopfschmerzarten zu unterscheiden:

  • Migräne, Cluster- oder Spannungskopfschmerzen bei starken, anfallsartigen Schmerzen
  • Andere sekundäre Kopfschmerzen, die von Störungen, Verletzungen etc. ausgelöst werden
  • Postherpetische Neuralgie bei Schmerzen an der Kopfhaut
  • Bei starken Schmerzen im Nackenbereich auch Bandscheibenvorfälle oder andere Störungen in der oberen Halswirbelsäule

Diagnose der Occipitalisneuralgie

Wenn wir den Verdacht auf eine entsprechende Ursache der Hinterkopfschmerzen haben, fordern wir die Patienten auf, sich während einer Kopfschmerzattacke am Hinterkopf notfallmäßig in unserer Praxis vorzustellen, damit wir durch eine Nervenblockade der Okzipitalnerven mit einem örtlichen Betäubungsmittel die Schmerzen ausschalten können.

Wenn durch diese Blockade die Schmerzen am Hinterkopf um mehr als 80% zu reduzieren sind, spricht das für die Diagnose eines durch die Reizung der Hinterkopfnerven (Nervi okzipitales) ausgelösten Kopfschmerz. Eine Option zur Diagnose kann eine anästhetische Blockade des Okzipitalnervens sein. Dabei wird der Nerv durch lokale Betäubungsmittel betäubt. Wenn dadurch eine deutliche Schmerzlinderung erzielt werden kann, liegt mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eine Okzipitalneuralgie vor.

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Weitere diagnostische Schritte:

  • Anamnese: Als Erstes werden Lokalisation und Ausprägung der Schmerzen erfragt. In der weiteren Anamnese, der Befragung des Patienten zum Krankheitsgeschehen, werden weitere Symptome wie Missempfindungen oder Überempfindlichkeiten erfasst. Um mögliche Ursachen abzuklären, erkundigt sich der Arzt nach früheren Verletzungen oder weiteren Erkrankungen, die ursächlich für die Symptomatik sein können.
  • Körperliche Untersuchung: Wenn der Arzt bei der anschließenden körperlichen Untersuchung des Hinterkopfes einen Druckschmerz feststellen kann, ist dies ein Hinweis auf eine Okzipitalneuralgie.
  • Bildgebung: Zum Ausschluss von Tumoren in der Halswirbelsäule oder Ursachen, die im Kopf lokalisiert sind, kann als weitere Untersuchung ein MRT oder CT sinnvoll sein.

Behandlung der Occipitalisneuralgie

Bei positivem Ergebnis der Okzipitalnerven Blockaden - die Hinterkopfschmerzen verschwinden innerhalb weniger Minuten- lassen sich wiederholte Nervenblockaden mit Zusatz eines Corticoidpräparates durchführen. In der geleichen oder einer der folgenden Sitzungen kann zusätzlich ein Kortisonpräparat hinzugegeben werden.

Weitere Behandlungsoptionen:

  • Konservative Therapie: Häufig ist zusätzlich eine Behandlung des muskulären Strukturen und der in der Regel bestehenden Blockierungen im atlanto-occipitalen Übergangsbereich und im Bereich der Halswirbelsäule notwendig, um den Druck von den Okzipitlalnerven zu nehmen. Sowohl Akupunktur als auch Triggerpunktbehandlung können gezielt die Muskelanspannung bei Schmerzen am Hinterkopf reduzieren. Chirotherapie setzen wir an der HWS ausschliesslich mit sanften Techniken ein. Wenn der erhöhte Muskeltonus auf Grund von Fehlhaltung oder als Stressreaktion erhöht ist, kann mit Hilfe einer Biofeedback Behandlung ein gutes Therapieergebnis in der Behandlung von Hinterkopfschmerzen erzielt werden. Zunächst versuche ich den gesamten Kopf- /Halsbereich manualtherapeutisch zu behandeln und eine gute Funktion aller Bestandteile der Halswirbelsäule einschliesslich des Atlas herzustellen. Dazu kommt eine Überprüfung der Kiefergelenke und der oberen Rippen, sowie der Übergang zur Brustwirbelsäule. Begleitend kann mit Neuraltherapie oder kleinen Injektionen eine bestehende Reizung adressiert werden. Daneben können Eigenübungen oder anpassungen im Alltag maßgebliche sein.
  • Kryoneurolyse: Sollte hier kein langanhaltendes Ergebnis in der Reduktion der Hinterkopfschmerzen erreicht werden, bietet sich idealerweise eine Kryoneurolyse der Hinterkopf - Nerven an, die in der Regel zu einer mehrmonatigen bis mehrjährigen Schmerzfreiheit führen. In der Durchführung diese Verfahrens in der Behandlung der Okzipitalisneuralgie verfügen wir über eine mehr als 20 jährige Erfahrung.
  • Mikrochirurgische Operation: Bei starken Beschwerden und einem nachgewiesenen Gefäß-Nerv-Kontakt kann eine mikrochirurgische Operation zur Entlastung des Nerven (Neurolyse) helfen. In unserem Fall wurde ein Gefäß-Nervenkontakt im distalen Verlauf des N. major als mögliche Ursache der Neuralgie nachgewiesen. Therapie durchgeführte operative Dekompression führte zu Schmerzfreiheit.

Erfahrungen und Ratschläge von Betroffenen

  • Ursachenforschung: Sucht nach physischen und psychischen Ursachen. Achtet auf eure Körperhaltung, treibt sport, macht yoga, sorgt dafür das eure Nackenmuskulatur korrekt ausgeprägt und nicht fehlbelastet ist. Solltet ihr zudem unerklärlichen Stimmungsschwankungen unterliegen lasst euren TSH wert überprüfen (Schildrüse) eventuell leidet ihr unter einer depressiven Verstimmung, welcher sich dadurch entgegenwirken lässt. Allgemein! Kieferorthopäde aufsuchen und Zahnartzt, HNO, schließt aus und gebt nicht auf, bis ihr der Sache näher kommt. Gesunde Ernährung. Sorgt dafür das ihr euren Körper entlastet. Das WICHTIGSTE! STELLT VIELE FRAGEN bei den Ärzten die euch behandeln, häufig werden so andere Ideen und Ursachen auf den Schirm geholt und das Möglichkeitenspektrum erweitert und nicht bloß Schema FF angewandt… Hört auf euer Bauchgefühl und versucht zu erkennen was es sein kann das euch fehlt….(Meiner Beurteilung nach) unterliegt physischen Problemen meist auch ein psychisches.
  • Sport und Übungen: Jedoch ist auch hier die Sorge groß, besser nicht zu viel machen geschweige denn sich dann zu trauen überhaupt etwas zu machen, wenn die Schmerzphase gerade vorüber ist. Es würde mich interessieren ob du sport treibst, spezielle Übungen machst oder lediglich diese Vitamine nimmst und auch wie du sie zu dir nimmst, manches kann ja wohl auch gespritzt werden.
  • Angst vor dauerhaften Schmerzen: Meine Freundin, leidet auch so unter der Angst davor, dass Sie diese schmerzen nun ihr Lebenlang begleiten werden. Ich hoffe es findet sich jemand, der mir dazu erzählen kann, was ich erhoffe zu hören. Das auch gereizte Nerven vom Körper geheilt werden können. Ich würde es mir zumindest sehr hoffen, irgendwo auf positive Bestätigung zu stoßen.

Spezialisten für Occipitalisneuralgie

Wenn Sie einen Spezialisten für die Okzipitalisneuralgie / Hinterkopfschmerzen suchen, sollte er / sie über die Zusatzqualifikation in der speziellen Schmerztherapie verfügen. Auch Neurochirurgen ist die Austestung der Hinterkopfnerven meist geläufig. Hier finden Sie Informationen und Kontakt zu Dr. Jonas Putzhammer. Wir sind als regionales Schmerzzentrum in Kooperation mit der Universitätsklinik Freiburg (als überregionales Schmerzzentrum ) Ihr Ansprechpartner im südbadischen Raum zwischen Freiburg, Basel und Zürich. Für die Landkreise Lörrach und Waldshut fühlen wir uns direkt zuständig.

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