Opipramol ist ein trizyklisches Antidepressivum, das hauptsächlich zur Behandlung von Angststörungen und somatoformen Störungen eingesetzt wird. Es wirkt angstlösend, beruhigend und leicht stimmungsaufhellend. Obwohl es zur Gruppe der trizyklischen Antidepressiva gehört, unterscheidet sich sein Wirkmechanismus von klassischen Antidepressiva.
Anwendungsgebiete von Opipramol
Opipramol ist in Deutschland und Österreich zur Behandlung der generalisierten Angststörung und somatoformen Störungen zugelassen. In der Schweiz wird es bei Verstimmungszuständen mit Angst, Depressivität und Unruhe sowie bei psychosomatischen Erkrankungen eingesetzt.
- Generalisierte Angststörung: Menschen mit generalisierter Angststörung leiden unter ständigen Sorgen, Anspannung und diffusen Ängsten.
- Somatoforme Störungen: Bei somatoformen Störungen leiden Betroffene unter körperlichen Beschwerden, für die keine organische Ursache gefunden werden kann. Dazu gehören beispielsweise Brustschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden oder Atemnot.
Dosierung und Einnahme von Opipramol
Die Dosierung von Opipramol wird individuell vom Arzt festgelegt. Erwachsene nehmen in der Regel morgens und mittags je 50 mg und abends 100 mg Opipramol (als Dihydrochlorid) zu oder nach den Mahlzeiten ein. Die Tagesdosis kann variieren von einmal täglich 50 bis 100 mg (vorzugsweise abends) bis zu dreimal täglich 100 mg.
- Kinder: Für Kinder ab sechs Jahren wird eine Tagesdosis von etwa 3 mg pro kg Körpergewicht angegeben, obwohl die Daten aus der Pädiatrie begrenzt sind. Die 150mg-Filmtablette ist aufgrund des hohen Wirkstoffgehalts nicht für die Anwendung bei Kindern geeignet.
- Einnahme: Opipramol sollte zu oder nach den Mahlzeiten eingenommen werden. Die Tabletten/Dragees werden unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen, während Tropfen in etwas Flüssigkeit (Wasser, Fruchtsaft) eingenommen werden.
Die Wirkung von Opipramol tritt nicht schlagartig ein, sondern allmählich. Daher sollte die Medikation mindestens zwei Wochen lang regelmäßig eingenommen werden, um festzustellen, ob sich die Symptome bessern. Im Allgemeinen beträgt die durchschnittliche Behandlungsdauer ein bis zwei Monate.
Wichtige Hinweise zur Einnahme von Opipramol
- Absetzen: Opipramol sollte nicht abrupt abgesetzt werden, sondern ausschleichend, um Entzugserscheinungen zu vermeiden.
- Überdosierung: Eine Überdosis Opipramol kann zu schweren Komplikationen wie Schläfrigkeit, Unruhe, Koma, Verwirrtheit, Schock und Atemdepression führen. Auch kardiale Nebenwirkungen bis hin zum Herzversagen sind möglich. Da es kein spezifisches Antidot gibt, sollte die Noxe durch Erbrechen oder Magenspülung entfernt werden und die Vitalfunktionen sollten gesichert werden. Der Patient muss für mindestens zwei bis drei Tage in der Klinik bleiben.
- Wechselwirkungen: Opipramol kann mit anderen Medikamenten interagieren. Bei gleichzeitiger Einnahme von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) können sich die Effekte auf das serotonerge System addieren. Auch unter Fluoxetin und Fluvoxamin können vermehrt Nebenwirkungen auftreten. Eventuell ist die Dosis von Opipramol zu reduzieren. Es gibt auch pharmakokinetische Interaktionen, zum Beispiel mit Betablockern, Antiarrhythmika der Klasse IC, trizyklischen Antidepressiva und Arzneimitteln, die das mikrosomale Enzymsystem der Leber (Monooxygenasen) beeinflussen. Hier kann sich die Plasmakonzentration aller Wirkstoffe verändern. Unter Barbituraten und Antikonvulsiva kann die Plasmakonzentration von Opipramol sinken, unter Phenothiazinen steigen.
- Alkohol: Alkohol verstärkt die Wirkung von Opipramol und kann zu Benommenheit führen. Daher sollte während der Einnahme von Opipramol auf Alkoholkonsum verzichtet werden.
- Verkehrstüchtigkeit: Wie alle psychoaktiven Substanzen kann auch Opipramol das Reaktionsvermögen und damit die Fähigkeit, ein Fahrzeug zu führen oder gefährliche Maschinen zu bedienen, beeinträchtigen. Dies gilt vor allem im Zusammenspiel mit Alkohol.
Gegenanzeigen und Warnhinweise
Opipramol darf nicht gegeben werden bei:
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- Akuten Alkohol-, Schlafmittel-, Analgetika- und Psychopharmaka-Intoxikationen
- Akuten Delirien
- Unbehandeltem Engwinkelglaukom
- Akutem Harnverhalt
- Prostatahypertrophie mit Restharnbildung
- Höhergradigem AV-Block und kardialen Reizleitungsstörungen
Warnhinweise gibt es auch bei zahlreichen organischen Erkrankungen. So soll das Anxiolytikum nicht angewendet werden bei Leber- und Nierenerkrankungen, erhöhter Krampfbereitschaft, zerebrovaskulärer Insuffizienz sowie kardialen Vorschäden. Hier ist eventuell eine engmaschige EKG-Kontrolle nötig.
Da sehr selten Blutbildveränderungen wie Neutropenie oder Agranulozytose vorkommen, sollte der Arzt das Blutbild, insbesondere bei Fieber, grippalen Infekten und Angina, kontrollieren. Unter Opipramol kam es zu Suizidversuchen.
Nebenwirkungen von Opipramol
Wie alle Arzneimittel kann Opipramol Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:
- Müdigkeit
- Mundtrockenheit
- Verstopfte Nase
- Niedriger Blutdruck
- Blutdruckabfall bei Körperlageveränderung
- Schwindel
- Benommenheit
- Ejakulationsstörungen
- Erektionsstörungen
- Probleme beim Wasserlassen
- Störungen des Scharfsehens
- Zittern
- Gewichtszunahme
- Durstgefühl
- Herzrasen
- Herzklopfen
- Verstopfung
- Vorübergehender Anstieg der Leber-Enzyme im Blut
- Allergische Hautreaktionen (Ausschlag, Nesselsucht)
Seltenere Nebenwirkungen können sein:
- Blutbildveränderungen (besonders Mangel an weißen Blutkörperchen)
- Krankhafte Milchabsonderung aus den Brustdrüsen
- Erregungszustände
- Kopfschmerzen
- Nervliche Missempfindungen
- Unruhe
- Schweißausbrüche
- Schlafstörungen
- Kreislaufzusammenbruch
- Erregungsleitungsstörungen am Herzen
- Verstärkung einer bestehenden Herzmuskelschwäche
- Magenbeschwerden
- Geschmacksstörungen
- Darmlähmung (insbesondere bei plötzlichem Ende einer längerfristigen, hochdosierten Therapie)
- Übelkeit und Erbrechen
- Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme)
- Harnverhalt
- Verwirrtheitszustände und Delirium (besonders bei älteren Patienten und bei plötzlichem Ende einer längerfristigen, hochdosierten Therapie)
Sehr seltene Nebenwirkungen sind:
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- Fehlen von Granulozyten im Blutbild
- Epileptische Anfälle
- Bewegungsstörungen (Sitzunruhe, ungewollte Bewegungen, Gangunsicherheit)
- Nervenbeschwerden
- Anfallsweise Erhöhung des Augeninnendrucks (Glaukom-Anfälle)
- Angstzustände
- Haarausfall
- Schwere Leberfunktionsstörungen
- Gelbsucht und chronische Leberschäden (nach langfristiger Behandlung)
Opipramol in Schwangerschaft und Stillzeit
Bei einer medikamentösen Neueinstellung vor/in einer Schwangerschaft seien besser erprobte Medikamente vorzuziehen, schreibt Embryotox, das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Berliner Charité. Bei dringender Indikation im ersten Trimenon müsse aber keine Umstellung erfolgen. Die Embryotox-Experten halten Stillen unter Monotherapie und guter Beobachtung des Kindes für akzeptabel.
Alternativen zu Opipramol
Obwohl Opipramol zur Gruppe der trizyklischen Antidepressiva gehört, werden anderen Substanzen zur Behandlung von Depressionen oft der Vorzug gegeben, da die antidepressive Wirkung von Opipramol relativ schwach ist. Medikamente mit guter antidepressiver Wirkung sind zum Beispiel Citalopram, Escitalopram, Mirtazapin, Sertralin sowie andere trizyklische Antidepressiva wie Clomipramin oder Doxepin.
Auch in der Therapie von Angststörungen kommen diese Antidepressiva häufig zum Einsatz. Darüber hinaus werden Benzodiazepine, wie zum Beispiel Diazepam oder Lorazepam, zur kurzfristigen Behandlung von Ängsten verschrieben. Der Vorteil von Opipramol gegenüber Benzodiazepinen ist, dass bei Opipramol nicht die Gefahr einer Abhängigkeit besteht.
Psychotherapie als Teil der Behandlung
Bei der Behandlung von Angststörungen sollte auch immer eine begleitende Psychotherapie in Betracht gezogen werden, um eine langfristige Besserung der Angstsymptomatik zu erzielen.
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